Lumos

Kapitel 13: Im Schlangennest

Am nächsten Tag herrschte zwischen den drei Jungen eine unterschiedliche Spannung. Lumos schien auf Kohlen zu sitzen - was man ihm nicht verdenken konnte, alle gingen gerne nach Hause, Harry war gespannt, wie Snape wohl wohnte und Ron war... irgendwie auch gespannt. Snape selbst war schon kurz nach dem Frühstück gegangen, hatte sich bei Dumbledore verabschiedet und war zum Rande des Verbotenen Waldes gelaufen. Harry, Ron und Lumos hatten ihn aus dem Fenster beobachtet. Harry fand es immer wieder äußerst interessant, dass man einfach so apparieren konnte. Gespannt beobachtete er die schwarze Gestalt, die einfach ganz locker dastand und dann mit einem 'plopp' verschwand. Harry erinnerte sich noch, dass Mr. Weasly ihm einmal genau erklärt hatte, wie das funktionierte... das war während ihres vierten Schuljahres gewesen, kurz vor der Quidditch Weltmeisterschaft. Wie schnell doch die Zeit verging...

Den Tag über liefen sie durch das Schloss, und entdeckten - trotz ihrer sechs Jahre Schulzeit - immer wieder neue Gänge. Die Zeit ging relativ schnell vorbei und schon wurde es Abend. Nach dem Abendessen standen sie mit ihren Koffern und Taschen beladen in der Großen Halle, vor dem angezündeten Kamin. Dumbledore war mit ihnen gekommen und ließ sie alle aus einem kleinen Säckchen etwas Flohpulver greifen. Harry war jetzt schon schlecht und auch Lumos schaut nicht gerade begeistert. "Wie gut, dass ich in zwei Jahren endlich apparieren darf...", seufzte er, nahm das Flohpulver und stieg in die Flammen. "Snape Manor!", rief er deutlich und war - 'zisch' - verschwunden. Ron tat es ihm nach, griff etwas Flohpulver und stieg in die Flammen. "Wo ich wohl hinkommen würde, wenn ich Schlangennest sagen würde?" Dumbledore grinste. "Snape Manor!", rief Ron und war verschwunden. Dann nahm Harry das Pulver, lächelte Dumbledore an und stieg in die Flammen. "Snape Manor", versuchte er so deutlich wie möglich zu sagen. Dann raste er durch das Flohnetzwerk.

Als er endlich in Snape Manor aus dem Kamin fiel, war ihm so übel, dass er kaum auf seine Umgebung achtete. Er stolperte nach vorne, taumelte und fiel in etwas Weiches, an dem er sich festklammerte. Während seiner Reise hatte er die Augen fest geschlossen gehalten und auch jetzt hatte er sie noch - sicherheitshalber - zu. Als er sie vorsichtig öffnete, sah er - gar nichts. Vor seinen Augen war alles schwarz, nachtschwarz. Bevor er aufschreien konnte, wurde er nach hinten gezogen und es wurde hell. Zu seinem Entsetzen bemerkte er, dass er in Snape gefallen, und in einen schwarzen Umhang verwickelt war. "Oups... ähm... entschuldigen Sie vielmals... ähm... sorry."

Ungerührt streckte Snape seine Hand aus. "Ich werde es überleben, Mr. Potter. Wenn Sie so freundlich wären, mir meinen Umhang wieder zugeben?"

Harry wurde knallrot, wickelte sich aus dem Umhang aus und reichte ihn Snape.

"Vielen Dank, Mr. Potter." Snape's Stimme triefte vor Sarkasmus, während er sich den Umhang wieder überwarf. Hinter ihm stand Ron, kichernd. Lumos lehnte am Geländer der großen, geschwungenen Treppe neben ihm. Erst jetzt riskierte Harry, sich umzusehen und war überrascht.

Snape Manor war ein altes, überraschend gemütliches Herrenhaus. Sie befanden sich in einer Art Eingangshalle, die trotzdem schon gemütlich war. Die große, geschwungene Treppe lief an der hinteren Wand entlang, vor dem Kamin lag ein großer, dicker Teppich. Außerdem standen einige Büchervitrinen in dem Raum. In dem Kamin, aus dem Harry eben gefallen war, loderte ein großes, warmes Feuer. Die Böden waren aus dunklem Parkett, vor den riesigen Fenstern hingen schwere, dunkle Brokatvorhänge. Insgesamt wirkte das Haus eher gemütlich und bequem als bedrohlich. Überraschenderweise. Harry hätte eher mit einer Art... Gefängnis oder einer kalten Ritterburg gerechnet. Aber das hier wirkte eher wie... eine Höhle. Unwillkürlich verglich er Snape Manor mit einem 'Fuchsbau'. Das hier erinnerte ihn nicht an ein, wie Ron sich ausgedrückt hatte, 'Schlangennest'.

"Kommst du oder willst du noch lange auf den Kamin starren?"

Harry zuckte zusammen. Er hatte nicht bemerkt, dass Lumos und Ron ihre Koffer zusammengesucht hatten und die Treppe hochstiegen. "Na klar... ich komme." Harry griff nach seinen Sachen und stürmte hinter ihnen die Treppe hoch.

"Die Koffer stellt ihr einfach oben hin, ich sage den Hauselfen Bescheid", rief Snape hinter ihnen hinterher, bevor er sich in entgegengesetzter Richtung aus der Halle entfernte.

Am Ende der Treppe erwartete sie eine Art "Wohnzimmer", ohne Wand an das Esszimmer angeschlossen. Vom Wohnzimmer aus ging eine Türbogen ohne Tür, dafür mit einem Rundbogen und einem leichten Seidenvorhang verhängt, in einen langen Flur.

"Auf diesem Flur liegt euer Zimmer, meins ist auch dort und Sevs Schlaf- und sein Arbeitszimmer." Lumos ging voran und öffnete eine Tür. "Das ist mein Zimmer."

Sie schauten in einen mittelgroßen Raum, mit einem schönen, großen Bett voller roter Kissen, einem unglaublich unordentlichen Schreibtisch und einer Sitzecke voller Kissen mit einem niedrigen Tisch. Das Zimmer war mit Postern dekoriert, auf denen Naturbilder - vornehmlich Berge und Meer - zu sehen waren, aber auch einige Muggelposter. Lumos warf seinen Rucksack in das Zimmer und lief dann weiter, die Tür einfach offen stehen lassend. Eine Tür weiter blieb er stehen. "Hier ist unser Badezimmer. Passenderweise genau zwischen den Zimmer von euch und meinem." Er öffnete die Tür und sie schauten in einen Raum mit weiß-, dunkelgrünen Fliesen, einer gigantischen Badewanne, einer Dusche und mehreren Waschbecken in unterschiedlicher Höhe, allesamt mit silbernen Armaturen ausgestattet. Das Grün war erstaunlich dezent, in der Ecke einige Pflanzen, ein Korbsessel. "Stellt eure Waschsachen einfach auf die Fensterbank". Dann schloss er die Tür wieder und ging weiter. "Hier ist euer Zimmer." Harry ging vor und öffnete die Tür. Sie kamen in einen Raum, der etwas größer war als der von Lumos. Lumos kicherte. "Leider steht nur ein Doppelbett drin.."

Harry, dessen Gesichtsfarbe gerade wieder normal geworden war, wurde wieder dezent rot - Ron ebenfalls.

Ron winkte ab. "Wir werden es überleben, oder Harry?"

Harry nickte. Lumos hatte Recht - statt zwei Betten stand ein gigantisches Bett mit roten Bettvorhängen im Zimmer. Außerdem ein hübscher, ordentlicher Schreibtisch und zwei Schränke.

"Machts euch bequem... Wollt ihr erst auspacken oder soll ich euch erst das Haus zeigen?"

Harry warf seinen Koffer auf das Bett. "Ähm.. mir eigentlich egal. Ron?"

Ron zuckte die Schulter. "Erst das Haus."

Lumos nickte.

Schnell deponierten sie ihre Umhänge auf dem Schreibtisch und folgte Lumos. Gegenüber Lumos' Zimmer und ihrem waren zwei weitere Türen. "Das ist Sev's Schlafzimmer und dort sein Arbeitszimmer. Dahinten ist noch ein Zimmer, dort hat er sein Labor.. naja, ein paar Kessel und Tausende von Zutaten. Manchmal arbeitet er darin, manchmal nicht."

Ron zog eine Augenbraue nach oben. "Sehr kompliziert."

Lumos grinste. "Kommt mit." Sie folgten ihm den Gang wieder zurück ins Wohnzimmer. Dort standen einige Sofas und Sessel um eine runde Feuerstelle. An der Wand standen Bücherregale mit Tausenden von Büchern und ein Flügel. "Wohnzimmer..." Lumos machte eine erklärende Handbewegung. Dann ging er weiter, öffnete eine Tür. "Bibliothek..."

Sie betraten einen hohen Raum, mit bodenlangen Fenstern und Bücherregalen vom Boden bis zur Decke. Die einzige freie Stelle wurde von einem gigantischen, dunklen schweren Schreibtisch belegt, auf dem einige Bücher, ein Dutzend Pergamente und einige Schreibfedern lagen.

"Hermines Paradies.." Rons Kommentar traf die Sache auf den Punkt.

"Oder ihr Tod... sie würde über dem Lesen das Essen vergessen.." Lumos kicherte. "Hätten wir keine Hauselfen, Sev wäre schon längst verhungert."

Ron grinste. "Dann passen die zwei ja.."

Weiter kam er nicht, den Harry hieb ihm den Ellebogen in die Rippen. "RON! Wie kannst du.."

Ron lachte. "Ach komm schon, Harry.. so rot wie Hermine immer wird.."

Lumos schaut ungläubig. "Ist mir ja noch gar nicht aufgefallen.. da muss ich mal drauf achten."

Harry schüttelte den Kopf. "Vergiss ihn, er ist paranoid."

"Bin ich nicht." Ron war beleidigt.

Lumos schüttelte ebenfalls den Kopf und sie verließen die Bibliothek.

"So... sonst eigentlich... unten ist die Eingangshalle, die Küche, ein Arbeitsraum und die Quartiere der Hauselfen. Das restliche Gelände können wir uns morgen anschauen. Könnt ihr reiten?"

Harry war überrascht. "Auf was?" Lumos zog die Augenbrauen hoch. "Auf Pferden."

Beide schüttelten den Kopf. Lumos seufzte.

"Schade... dann nehmen wir die Besen. Ist sicherer.."

Ron war immer noch - gedanklich - beim Reiten. "Hier gibt's Pferde?"

Lumos nickte. "Sev reitet gerne... die Familie hat schon lange Pferde. Haben Stallarbeiter für die Grobarbeit. Ich reite auch gerne... aber nicht sehr oft."

Ron schüttelte den Kopf. "Komische Familie..."

Lumos lächelte. "Sehr, sogar."

"Was ist sogar sehr?" Hinter ihnen war, ohne dass sie es merkten, Snape aufgetaucht. Er stand am Ende der Treppe, die zum Wohnzimmer führte und strebte gerade eines der Sofas an.

"Du bist sehr sogar." Lumos ging ebenfalls zu einem der Sofas und ließ sich darauf fallen.

Snape nahm in einem der Sessel platz und entzündete mit einem Wink des Zauberstabs das Feuer in der Feuerstelle. "Und was bin ich sehr sogar?" Mit hochgezogener Augenbaue musterte er Lumos.

Dieser grinste zurück.

Zögernd gingen Harry und Ron zu einem Sofa, nicht recht wissend, was sie tun sollten. Schließlich ließen sie sich vorsichtig nieder.

"Die Sofas beißen nicht", bemerkte Lumos mit einem Seitenblick.

"Die Sofas nicht... aber bei Snape wäre ich mir da nicht so sicher", flüsterte Ron Harry zu.

Anscheinend flüsterte Ron nicht leise genug, den Snapes Blick sprang sofort von Lumos zu Ron. "Ich könnte mich nicht daran erinnern, jemals einen meiner Schüler verspeist zu haben. Keine Sorge, Mr. Weasly, Mr. Potter."

Ron's Augen weiteten sich in Überraschung. "Sir... Pardon... aber - das haben Sie gehört?"

Snape musterte Ron kurz und nickte dann. "Mr. Weasly, ich bin Lehrer. Wir hören immer mehr, als wir sollen." Dann wanderte sein Blick wieder zu Lumos. "Nun... LaCroix? Was wollten Sie eben sagen? Ich warte..."

Auf einmal fühlte Harry sich wieder wie im Klassenzimmer. Snape hatte seine Lehrerstimme inklusive Lehrergesicht zum Vorschein gebracht.

Lumos schein das allerdings nicht zu beeindruckten. Er stand auf, salutierte und stand stramm. "Sir, LaCroix zu Stelle, Sir! Sir, leider weiß ich nicht mehr, was ich sagen wollte, Sir. Sir, Bitten um Verzeihung, Sir!", brüllte er in Soldatenmanier.

Snape stand auf, musterte Lumos kurz von oben bis unten. Dann grinste er. "Lass den Quatsch."

Lumos starrte weiterhin auf die Wand und stand stramm.

Snape winkte ab und wirkte auf einmal sehr müde. "Oh Gott... wer hat dich erzogen? War ich das etwa?"

Lumos brüllte "Sir, Ja, Sir."

Snape nickte müde. "Das sollte ich einmal mit meinen Klassen versuchen.. schade eigentlich. Gute Nacht." Dann drehte er sich um.

"Sir, Gute Nacht, Sir!", brüllte Lumos. Dann stand er noch eine Sekunde still, um Snape dann hinterher zu rennen. "Sev!"

Snape bliebt im Flur stehen, drehte sich um.

Lumos rannte auf ihn zu und fiel ihm um den Hals, klammerte sich an ihm fest. Snape hielt Lumos kurz fest und löste ihn dann liebvoll von sich. Er beugte sich hinunter und flüsterte ihm kurz etwas ins Ohr. Schließlich strich er dem Jungen noch einmal über den Kopf und verschwand dann hinter einer Tür.

Lumos kehrte zu den zwei immer noch wartenden Jungen zurück. "Soo... was machen wir jetzt?"

Ron schüttelte den Kopf, Harry gähnte demonstrativ. "Ich bin für Bett... bin müde."

Lumos nickte, gähnte ebenfalls. "Ich auch."

Sie standen auf und verschwanden in ihren jeweiligen Zimmer, um sich alle fünfzehn Minuten später zufällig im Badezimmer beim Zähneputzen wieder zu begegnen. Nach einer Wasch-Zahnputz-Orgie, die das halbe Bad unter Wasser setzte, fielen sie todmüde in ihre Betten.

Harry kuschelte sich unter die schwere, dunkelrote Decke. Neben ihm schnarchte Ron selig vor sich hin. Müde warf Harry einen Blick auf die Uhr. Seine Gedanken wanderten schließlich zu Snape Manor und wie anders die Realität doch war, als die Vorstellung. Mitten in einem Gedankengang, der sich mit Snapes Bibliothek und Hermines Wunschträumen befasste, schlief er allerdings ein.

Author's Note: soo..das 13. Kapitel von 'Lumos'. Ist 13. nicht eine Unglückszahl? Sehen wir das einmal nicht so eng, oder? Ich mag dieses Kapitel irgendwie..es gefällt mir. Aus irgendeinem unerklärlichen Grund. Noch eine Danksagung: Danke an Angel (1291, was auch immer das bedeutet.. ? ), der ihr das 12. Kapitel zu verdanken habt..hätte sie sich nicht immer nach Lumos erkundigt, hätte ich nicht so schnell weitergeschrieben. Und an Mary- J: Zufrieden? Ich hoffe es.. Danke an alle Reviewer, schreibt schön weiter! 4.10.2002 S/Fayet ( dafayet@hotmail.com )

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