Kapitel 10
In ihrem Zimmer angekommen, ging Jeniffer erst mal unter die Dusche. Das warme Wasser war sehr angenehm und machte sie schnell müde.
Als sie wenig später im Bett lag, musste sie an Severus denken. - Es war wirklich ein sehr netter Abend... -, ging es ihr durch den Kopf. Erschrocken musste Jenny feststellen, dass sie bei dem Gedanken an ihn ein warmes Gefühl in der Magengegend verspürte...
"Jetzt reiß dich zusammen, Jeniffer!! Das Letzte, was du jetzt brauchst, ist irgendeine dusselige Schwärmerei...", sagte sie laut zu sich selbst.
Doch in ihrem Inneren herrschte Unruhe. Seit langer Zeit hatte auch sie keinen so netten Abend mehr erlebt. Seit der Trennung von Sirius versuchte sie tunlichst, jede zu intensiv werdende Bekanntschaft zu vermeiden. Sie wusste einfach, dass es keinen Sinn machen würde...
Trotz der angenehmen Dusche dauerte es dann noch sehr lange, bis Jeniffer in dieser Nacht einschlief.
In ihrem Traum befand sie sich wieder am See und sie war nicht allein. Doch es war nicht Severus, der bei ihr war. Auch war es kein schöner Sommerabend, sondern dicke Nebelschwaden zogen über den Boden und die Umgebung war düster und unheimlich.
Sie konnte die dunkle Gestalt nicht erkennen, die ein paar Meter von ihr entfernt stand, doch sie spürte die Gefahr, die von ihr ausging.
Angst stieg in Jeniffer auf und sie versuchte wegzurennen....
Doch es gelang ihr nicht. Sie konnte sich nicht bewegen, so sehr sie es auch versuchte.
Die dunkle Gestalt trat einen Schritt auf sie zu, doch noch immer konnte sie nicht ihr Gesicht erkennen. Plötzlich vernahm Jeniffer ein grauenvolles Zischen, das von dem dunklen Schatten ausging...
"Du täuscht dich, wenn du denkst, dass ich dich nicht finde...! Egal was du auch tust, egal wo du dich versteckst, irgendwann werde ich dich aufspüren und dann werde ich dich ...töten....ja...töten...!!!"
Ein grausiges Lachen erklang.
Langsam streckte die Gestalt eine klauenartige Hand nach ihr aus...
Jeniffer schrie so laut sie konnte...
Jemand schüttelte sie heftig an ihren Schultern. Langsam kam sie zu sich, wobei sie wild um sich schlug. Sie erblickte Remus, der direkt neben ihr stand und sie wachrüttelte. Neben ihm stand ein besorgt aussehender Sirius.
"Jenny, wach auf...!! WACH AUF...!! Du hast geträumt...!!", schrie Remus sie an und hielt sie dabei immer noch an ihren Schultern fest. Ihr Nachthemd und ihre Haare waren völlig durchgeschwitzt und klebten an ihrem Körper.
"Was...?! Hilfe Remus...! Er wird kommen, um mich zu töten!!! Er wird mich finden..."
"Wer wird dich finden...?" Lupin blickte sie fragend an.
Jeniffer verstummte, als sie begriff, was soeben passiert war. Sie hatte nur geträumt...Nur geträumt...!!!
"Ich...ich weiß es nicht mehr...! Ich hatte ...einen schlechten Traum..." Tränen rannen ihr, ohne dass sie es wollte, über die Wangen.
"Soll ich dir ein Glas Wasser bringen?", fragte Sirius sanft.
"Oh..., ich... ja, bitte!", sagte sie mit verwirrt klingender und zittriger Stimme.
"Was ist hier los...?" Albus Dumbledore und Severus Snape standen in der Tür zu Jeniffers Zimmer. Besorgt blickte Severus hinüber zu Jeniffer. Langsam traten er und Dumbledore näher...
"Ich habe ein lautes Schreien aus Jeniffers Zimmer gehört und bin sofort rübergelaufen. Sie hat in ihrem Bett gelegen, geschrieen und um sich geschlagen...", berichtete Lupin.
Sirius reichte Jeniffer das Glas Wasser, das er ihr aus dem Badezimmer geholt hatte.
"Ich habe auch ihre Schreie gehört und bin kurz nach Remus eingetroffen...", erzählte er Dumbledore, der Jeniffer eindringlich anschaute.
"Geht es dir gut, Jenny?" Der alte Mann nahm ihre Hand und drückte sie.
Immer noch liefen Tränen über ihre Wangen. "Ich...ich hatte einfach einen sehr schlimmen Traum...sonst nichts, Albus."
"Soll ich Ihnen einen Schlaftrank bringen, Jeniffer? Sie werden den Rest der Nacht ruhig und traumlos schlafen können...", sagte Severus plötzlich.
Der Blick, den Sirius ihm zuwarf, war unschwer zu deuten. Es schien ihm gar nicht zu passen, dass Snape hier war.
Auch Snape warf ihm einen missbilligenden Blick zu...
"Ja bitte, Severus..." Sie blickte ihn dankbar an und wischte sich die Tränen mit der Hand weg. Severus nickte ihr kurz zu, drehte sich um und verschwand aus ihrem Zimmer.
"Geht es dir wieder besser, Mäuschen?", fragte Remus sie sanft und strich ihr eine Haarsträhne aus der Stirn.
Besser ging es Jeniffer ganz und gar nicht. Sie hatte immer noch riesige Angst vor dem, was sie gerade in ihrem Traum erlebt hatte. Doch das durfte und wollte sie weder Remus noch Sirius zeigen. Sie schluckte...
"Ja, danke Remus! Es ist sehr lieb von euch beiden, dass ihr sofort gekommen seid..." Sie versuchte den beiden Männern ein Lächeln zu schenken, doch es gelang ihr nur kläglich.
"Ich denke, es ist besser, wenn ihr Jeniffer jetzt alleine lasst", sagte Dumbledore zu Black und Lupin, die sich daraufhin von der jungen Frau verabschiedeten und das Zimmer verließen. Sirius schien nur widerwillig zu gehen...
"Was hat dich so beunruhigt, mein Engel?" Dumbledore setzte sich auf den Rand von ihrem Bett und blickte sie fragend an.
"Ich habe von IHM geträumt, Albus! Er hat gesagt, dass er mich finden wird und es egal ist, wo ich mich verstecke. Und dann...dann will er mich... töten...!" Erneut rannen ihr Tränen über die Wangen.
"Es war doch nur ein Traum, Liebes...! Nur ein Traum..." Liebevoll wischte er ihre eine Träne weg und lächelte sie dabei beruhigend an.
"Aber es kam mir so wirklich vor..." Hilfesuchend blickte sie den alten Mann an.
In diesem Augenblick trat Snape wieder in das Zimmer ein. In der Hand trug er eine kleine Flasche, die mit einer hellblauen, durchsichtigen Flüssigkeit gefüllt war.
"Du wirst sehen, morgen wird es dir schon nicht mehr so schlimm vorkommen...!" Dumbledore erhob sich und ging langsam zur Tür. "Ich hoffe, du wirst gleich ruhig schlafen, Jennylein...Gute Nacht!"
"Gute Nacht, Albus!", rief sie ihm zu und sah ihn verschwinden.
Severus stand immer noch wortlos am Ende ihres großen Betts und schaute sie besorgt an. "Geht es Ihnen besser, Jeniffer?", fragte er sie behutsam.
"Es geht schon Severus, danke." Sie war sehr glücklich, dass gerade ER hier war.
"Ich habe Ihnen einen Schlaftrank besorgt, der sehr schnell wirkt und auf jeden Fall verhindern wird, dass Sie träumen." Er deutete auf die Flasche in seiner Hand, die ein magisches Licht ausstrahlte und stellte sie auf ihren Nachttisch.
"Das ist sehr freundlich von Ihnen...! Darf ich Sie um noch etwas bitten, Severus?"
"Was kann ich für sie tun?", fragte er sie.
"Bleiben Sie bitte noch ein bisschen hier, ja? Ich möchte im Moment nicht alleine sein..." Fast flehend blickte Jeniffer ihn an.
Severus nickte und lächelte ihr dabei zu. Suchend schaute er sich um und sein Blick fiel auf einen Stuhl, der nahe dem Fenster stand. Einen Moment später hatte er ihn neben dem Kopfende von Jeniffers Bett aufgestellt und ließ sich auf ihm nieder. Eine Weile sagte keiner etwas. Dann brach Severus das Schweigen: "Ich hätte nicht gedacht, dass ich Sie so schnell wiedersehen würde!?"
Jeniffer musste lachen, denn genau der gleiche Gedanke war ihr soeben in den Kopf gekommen.
"Das hätte ich auch nicht, Severus." Ein wenig Fröhlichkeit tat ihr sehr gut, das merkte sie.
"Warten Sie einen Augenblick, ja..." Mit wackeligen Beinen stand sie auf, ging hinüber zu ihrem Schrank und holte ein schwarzes, langes Shirt heraus. "Ich will nur kurz ein frisches Nachthemd anziehen", sagte sie und ging in das Badezimmer.
- Und wieder einmal zieht sie sich in meiner Gegenwart um...-, kam es Severus in den Kopf und er musste grinsen.
Nach einigen Minuten kehrte Jeniffer zurück und ihm fiel auf, dass sie deutlich besser aussah, nachdem sie sich frisch gemacht hatte. Schnell kletterte sie wieder zurück in ihr Bett. "Waren Sie noch lange am See?", fragte sie schließlich.
"Eine halbe Stunde vielleicht. Ich habe noch ein wenig die frische Luft genossen." Er zögerte einen Augenblick. "Ich...ich fand den Abend sehr nett mit Ihnen."
Jenny blickte ihn überrascht an. Ihr Herz machte einen kleinen Hüpfer... - Jetzt reiß dich zusammen, Jenn -, ging es ihr unweigerlich durch den Kopf.
Severus wurde ein bisschen mulmig, als er keine Reaktion von ihr bekam. Doch dann kam sie endlich: "Es hat mir auch sehr viel Spaß gemacht... Wie schnell wirkt der Trank, Severus?" Sie hatte die Flasche in die Hand genommen und betrachtete sie genau.
"Sehr schnell. Es dauert vielleicht 1-2 Minuten..."
"Bleiben Sie hier, bis ich eingeschlafen bin?" Ein wenig erwartungsvoll blickte Jenny ihn an.
Ein kleines Lächeln huschte Snape über das Gesicht, als er "Sicher..." sagte.
Es dauerte einen kleinen Moment, bis sie den Korken gelöst hatte. Langsam führte sie die kleine Flasche zum Mund und trank die schimmernde Flüssigkeit.
"Uhhh...das schmeckt ja unheimlich süß...!!!" Sie verzog das Gesicht und Snape musste lachen.
"Ein süßer Trank für süße Träume...", sagte er und musste immer noch über Jeniffers verzerrtes Gesicht schmunzeln.
Langsam ließ sich Jenny in die Kissen sinken und drehte ihren Kopf dabei in Severus Richtung. Er nahm ihr das Fläschchen aus der Hand und stellte es neben sich auf den Nachttisch.
"Severus?" Ihre Stimme klang schon ein wenig benommen.
"Ja?"
"Danke, dass Sie mich nichts über meinen Traum gefragt haben...!" Die Augenlieder fühlten sich schon ein wenig schwerer an, musste Jeniffer feststellen.
"Ich habe Ihnen versprochen, Sie nicht weiter auszufragen...", erwiderte er und sah, wie sie immer mehr in den Schlaf hinüberzugleiten schien.
Plötzlich streckte sie ihren rechten Arm aus und griff nach seiner Hand.
Einen Augenblick lang schreckte Severus zurück, da er damit auf gar keinen Fall gerechnet hatte, doch dann ließ er es geschehen. Er fühlte, wie ihre sanften Finger sich in seiner Handfläche legten...
"Und vielen Dank, dass Sie bei mir geblieben sind...", brachte sie gerade noch hervor, bevor sie einschlief.
Severus saß da und betrachtete ihre Hand, die in der seinen lag. Er hatte schon lange keine zärtlichen Berührungen mehr verspürt. Er zögerte... Dann streichelte er mit seiner anderen Hand über ihre Wange und fühlte ihre wunderbar weiche Haut.
"Ich bin gern bei dir geblieben, Jenn...!", sagte er plötzlich ganz leise zu ihr. "Aber was verbirgst du, dass es dich bis in den Schlaf verfolgt...?"
Ein paar Minuten lang streichelte er noch liebevoll über ihre Hand, dann erklang plötzlich eine Stimme hinter ihm. "Was machst du hier noch, Snape! LASS SIE SOFORT LOS UND VERSCHWINDE...!!!"
Severus wirbelte herum, sah Sirius Black direkt in der Tür stehen und konnte nur unschwer erkennen, dass er ziemlich aufgebracht zu sein schien. Vorsichtig ließ er Jeniffers Hand los, legte sie auf ihr Bett und stand auf.
"Was willst du, Black! Hat hier irgendwer um deine Anwesenheit gebeten?", fauchte er ihn zornig an.
"Ich will, dass du hier sofort verschwindest, Snape...! Sonst...!!!" Sirius trat drohend einen Schritt auf ihn zu.
Severus blickte ihn herablassend an. "Sonst ...was, Black...!", entgegnete er und zog arrogant eine Augenbraue hoch.
"Sonst wird sie morgen erfahren, was ich eben gesehen habe...! Und vielleicht erzähle ich es sogar ... Dumbledore!" Sirius erschrak selbst ein bisschen über den gemeinen Erpressungsversuch, den er gerade ausgesprochen hatte.
Innerlich schnürte sich Snapes Kehle zu. Was, wenn Jeniffer nichts mehr davon wusste, dass sie seine Hand genommen hatte?! Äußerlich blieb er allerdings absolut ruhig. Er grinste Black selbstsicher an und sagte: "Mir scheint es eher so, als ob du eifersüchtig bist, Sirius...! Empfindest wohl doch noch mehr für deine Exfreundin, als ALLE glauben...! Vielleicht weiß es nicht mal sie...?!"
Ein widerliches Grinsen huschte über Snapes Gesicht...! Doch auch er empfand sein Verhalten als unangenehm. Nicht, weil er Sirius verletzt hatte! Nein, auf keinen Fall!
Viel mehr störte ihn sein Gewissen gegenüber Jeniffer...
Black kochte vor Wut. Das Einzige, was er noch über die Lippen brachte war: "Verschwinde, bevor ich mich vergesse..."
Immer noch teuflisch grinsend ging Snape an ihm vorbei und verließ das Zimmer. Er ging die Stufen zum Kerker hinunter und wartete einen Augenblick. Nach einer Weile sah er, wie Sirius aus Jeniffers Zimmer ging, die Tür schloss und in sein eigenes zurückkehrte.
Er fühlte sich erleichtert. Dann ging er langsam zurück in seine Wohnräume und ließ sich, nachdem er sich ausgezogen hatte, wieder in sein Bett fallen. Doch einschlafen sollte er noch lange nicht...! Dafür sollten schon die vielen Gedanken und Fragen sorgen, die in seinem Kopf umher schwirrten...
Zurück