Jenseits von Hogwarts

 

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Kapitel 2


Der Kriegsrat


Remus Lupin rutschte ungeduldig auf seinem Stuhl hin und her. "Wo Tonks bloß bleibt?"
Er, Professor McGonagall, Mad Eye Moody, Kingsley Shacklebolt, Dädalus Diggle, Hestia Jones und Arthur, Bill und Charlie Weasley saßen um den großen Küchentisch des Hauses Am Grimmauldplatz 12 versammelt.
Professor McGonagall seufzte tief. "Remus, auch wenn du noch zehnmal fragst, bringt sie das nicht schneller her zu uns."
Der Werwolf verzog sein Gesicht zu einem schuldbewussten Grinsen. "Entschuldige bitte, Minerva. Aber seit wir zwei verlobt sind, mach ich mir irgendwie mehr Sorgen um sie. Sie hätte schon vor einer Stunde zurück sein sollen."
Mad Eye Moody lachte grunzend. "Also, weißt du, bei Tonks würde ich mir erst dann Gedanken machen, wenn sie sich um einen Tag verspätet. Vielleicht nicht einmal dann. Wahrscheinlich hat sie einfach nur vergessen, dass wir für heute Abend ein Ordenstreffen verabredet hatten."
Sekunden später schrillte die Türklingel und ein ohrenbetäubendes Gezeter hob in der Eingangshalle an.
"Oh, nein..." Remus verdrehte die Augen. "Wir sollten uns wirklich dringend um die Entfernung dieses Portraits kümmern..."
"Das hat Zeit. Im Moment gibt es erheblich wichtigere Dinge, mit denen wir uns auseinanderzusetzen haben", verkündete McGonagall streng. Aber man sah deutlich, dass auch ihr das permanente Gekreische von Sirius' Mutter auf die Nerven ging.
Die Tür zur Küche schwang auf und herein trat Molly Weasley mit der zerzaust und zerknirscht aussehenden Nymphadora Tonks. Heute war ihr Haar zitronengelb, sie trug eine giftgrüne Regenjacke und dazu pinkfarbene Jeans. "Tut mir echt leid, Leute, aber ich hab das Treffen doch glatt vergessen."
McGonagall stöhnte leise und es war nicht ganz klar, ob sich ihr Stöhnen auf Tonks Vergesslichkeit oder auf ihr äußeres Erscheinungsbild bezog. Die junge Hexe gab Remus einen flüchtigen Kuss und ließ sich neben ihm auf einen Stuhl fallen.
"So. Da wir nun endlich alle versammelt sind" - hier warf McGonagall Tonks einen vernichtenden Blick zu, den diese mit einem freudigen Lächeln quittierte - "erkläre ich hiermit das Ordenstreffen für eröffnet. Viele von uns konnten heute leider nicht kommen, weil ihre Aufträge sie von London fernhalten. Dies hier" - sie ließ ihren Blick bedeutungsvoll über die Runde schweifen - "ist ein sehr wichtiges Treffen. Wir werden einige schwierige Entscheidungen zu fällen haben. Der Orden des Phönix muss neu organisiert werden, jetzt, wo..." McGonagall zögerte einen Moment. "Jetzt, wo Albus Dumbledore tot ist."
Die Anwesenden wechselten betretene Blicke. Der Tod Dumbledores lag erst wenige Tage zurück. Minerva McGonagall war ihm nicht nur als Direktorin von Hogwarts, sondern auch als Oberhaupt des Phönixordens nachgefolgt.
"Wir werden einige neue Mitglieder in den Orden aufnehmen. Wir brauchen dringend Verstärkung und Albus hatte bereits vor einigen Wochen vorgeschlagen, wen er für geeignet erachtete. Ich habe hier eine Liste..." Sie zog eine Rolle Pergament aus ihrem Umhang und öffnete sie. "Ich habe mir die Freiheit genommen, mit den hier genannten Zauberern in Kontakt zu treten und angefragt, ob sie dem Orden beitreten wollen. Alle haben zugesagt. Es handelt sich um folgende Personen: Jessica Bolder, Fleur Delacour, Eugenie Manley, Danny Pryde, Horace Slughorn und Fred, George und Ron Weasley. Des Weiteren hat Albus vorgeschlagen, in Anbetracht der schwierigen Situation und entgegen unseren Ordensstatuten die noch minderjährigen Zauberer Hermine Granger und Harry Potter ebenfalls aufzunehmen, sofern diese es wünschen."
Bei Erwähnung ihres Sohnes Ron hatte Mrs Weasley scharf die Luft eingesogen. Jetzt blickte sie Professor McGonagall vorwurfsvoll an.
"Aber, Minerva! Du kannst doch Ron nicht in den Orden aufnehmen! Er ist noch ein Kind !"
"Ähm... Er ist siebzehn, Molly, und in Anbetracht der Umstände -"
"Arthur, wie kannst du nur!", fuhr Mrs Weasley ihren Mann an. "Bill und Charlie sind schon im Orden. Jetzt auch noch Fred und George. Da müssen wir doch wenigstens unsere beiden Jüngsten beschützen!"
"Ich glaube nicht, dass Ron zurückbleiben will, wenn Harry und Hermine eintreten, was sie sicherlich tun werden. Du wirst dem Jungen keinen Gefallen tun, wenn du es ihm verbietest. Was du im Übrigen auch gar nicht kannst, denn, wie Arthur eben richtig bemerkte, ist Ron volljährig. Außerdem hat er mehr als einmal bewiesen, dass er Mut und Talent genug hat, sich dem Bösen in den Weg zu stellen", entgegnete Professor McGonagall bestimmt. Dann nahm ihre Stimme einen weicheren Klang an: "Ich verstehe ja, dass du dir Sorgen um die Kinder machst, Molly. Aber, sieh mal, so stark, wie Voldemort geworden ist, wirst du sie nirgendwo vor ihm beschützen können. Im Orden lernen sie wenigstens, sich gegen ihn zu verteidigen. Natürlich werden wir besonders auf Ron acht geben und ihn nach Möglichkeit von gefährlicheren Aufträgen fern halten." ‚So weit das in diesen Zeiten möglich ist', setzte sie ein wenig schuldbewußt in Gedanken hinzu.
Molly sagte nichts mehr, sah aber nach wie vor verärgert und besorgt aus. Mit einem letzten Blick in ihre Richtung fuhr McGonagall fort: "Die genannten Zauberer befinden sich bereits hier im Hauptquartier. Sie sind drüben im Wohnzimmer und ich würde daher vorschlagen, dass wir ebenfalls hinüber gehen. Die Küche ist wohl zu klein für uns alle. Da wir uns in einer schwierigen Lage befinden und nur wenig Zeit haben, plädiere ich dafür, die Initiationszeremonie abzukürzen, die neuen Mitglieder relativ formlos in den Orden aufzunehmen und alles Weitere gemeinsam mit ihnen zu besprechen."
"Hast du ihre Zuverlässigkeit auch genau geprüft? Wir sollten besonders wachsam sein in diesen Zeiten, weißt du", brummte Moody.
"Nun", entgegnete Professor McGonagall leicht gereizt, "ich denke, es sollte uns genügen, dass Albus sie für vertrauenswürdig hielt."
"Und was ist mit Snape?", hakte Moody nach. "Dem hat Albus auch vertraut, und als er nicht wachsam genug war, hat der fettige Mistkerl ihn umgebracht!"
"Alastor!", rief McGonagall empört.
"Was denn? Hat er doch, oder etwa nicht?" Moodys magisches Auge hörte auf zu rotieren und heftete seinen Blick auf Minerva McGonagall, als ob es ihre Gedanken lesen wollte.
"Severus hat Albus getötet, ja. Er hat sich offenbar endgültig Voldemort angeschlossen, ja. Aber ich möchte trotzdem nicht, dass du ihn als ‚fettigen Mistkerl' bezeichnest!"
Der Ex-Auror sah aus, als ob er noch etwas erwidern wollte, doch ein vernichtender Blick McGonagalls belehrte ihn eines Besseren.
"Also?" Sie sah fragend in die Runde. "Seid ihr einverstanden mit meinem Vorschlag?"
Die anderen nickten zur Bestätigung. Nur Moody wiegte zweifelnd den Kopf, aber Professor McGonagall beachtete ihn nicht und erhob sich von ihrem Platz.
"Dann folgt mir."

***


Harry, Ron, Hermine und die Weasley-Zwillinge hatten sich gemeinsam auf das staubige alte Sofa im Wohnzimmer des Black-Hauses gequetscht und diskutierten heftig über die katastrophalen Ereignisse der letzten Tage.
"Ich frage mich, was wohl aus dem miesen Schleimer Malfoy geworden ist", bemerkte Ron gehässig. "Ich hoffe, Du-weißt-schon-wer wird ihn am Cruciatus-Fluch krepieren lassen!"
"Vergiss Snape nicht!", fiel Fred ein.
"Ja, genau! Der Cruciatus-Fluch ist noch viel zu harmlos für Professor Ich-hab'-mein-Haar-in-der-Friteuse-gewaschen-Snape!", unterstütze George seinen Zwillingsbruder.
Hermine sah sie unbehaglich an. Sie hatte bis zuletzt nicht glauben wollen, dass Snape für Voldemort arbeitete. Nach einigem Zögern sagte sie leise: "Ich kann immer noch nicht glauben, dass Dumbledore sich in Snape getäuscht hat. Ich meine... Er kannte ihn seit der ersten Klasse, Snape hat fast fünfzehn Jahre in Hogwarts unterrichtet und Dumbledore hätte ihm sein Leben anvertraut..."
"Ja, genau! Er hat Snape sein Leben anvertraut, und jetzt ist er tot . Hermine, ich war dabei! Ich habe gesehen, wie Snape Dumbledore mit dem Avada-Kedavra-Fluch getötet hat! Was, bitte, willst du noch für Beweise?!"
Hermine sah Harry betreten an.
"Ich weiß, es spricht alles gegen ihn, eindeutig. Aber ich werde das Gefühl nicht los, dass etwas nicht zusammen passt in dieser Geschichte."
"Ach, Hermine, nun hör schon auf. Snape hat Harrys Eltern verraten, er hat Professor Dumbledore getötet. Er war die ganze Zeit ein Doppelagent, Voldemorts Spion." Ron war vor Zorn ganz rot im Gesicht.
"Nun ja, wahrscheinlich hast du recht...", lenkte Hermine ein. "Vielleicht will ich es einfach nicht wahr haben. Es ist einfach zu schrecklich."
Düster schweigend sahen sich die Fünf an.
Nach einer Weile warf Harry einen Blick zu den anderen angehenden Ordensmitgliedern hinüber. Fleur Delacour redete lebhaft gestikulierend auf den irgendwie betäubt wirkenden Danny Pryde ein. Danny sah noch ziemlich jung aus, Anfang zwanzig vielleicht, war groß und schlaksig, hatte kurzes, krauses braunes Haar und ungewöhnlich grüne Augen. Fred und George hatten erzählt, dass er ein ehemaliger Hogwartsschüler und damals in Slytherin gewesen war, was ihn Harry irgendwie unsympathisch machte - obwohl Danny eigentlich ganz nett wirkte.
Harry konnte es sich nicht verkneifen, immer wieder zu Fleur und Danny hinüber zu schielen und so ging es auch allen anderen männlichen Personen im Raum. Fleur hatte ein Viertel Veelablut in den Adern und wirkte ausgesprochen anziehend auf das andere Geschlecht.
Die ältere Hexe Eugenie Manley saß mit Horace Slughorn und Jessica Bolder zusammen. Miss Manley war mittelgroß und für eine Frau ziemlich athletisch gebaut. Das Auffälligste an ihr war das annährend hüftlange, von silbernen Strähnen durchzogene dichte schwarze Haar, das ihr fast wie ein Umhang offen über die Schultern wallte. Ihr Alter war schwer zu schätzen, Harry tippte auf irgendwo zwischen vierzig und sechzig. Die schalkhaft funkelnden Augen waren ebenso schwarz wie ihr Haar und ihr Gesicht war von zahlreichen Lachfältchen durchzogen. Alle hatten sie auf Anhieb sympathisch gefunden.
Anders Jessica Bolder: Sie wirkte steif und unfreundlich und auch an ihrem Äußeren war nur wenig zu entdecken, was Harry sympathisch fand. Sie war mittelgroß und ziemlich - nun ja, ein höflicher Mensch hätte sie wahrscheinlich als vollschlank bezeichnet. Jessica musste etwa Mitte zwanzig sein. Ihre Haare waren schulterlang und strähnig und erinnerten ihn irgendwie an Snape, auch wenn sie kastanienbraun waren. In eher schäbige Muggelkleidung gehüllt, hatte sie die Arme abwehrend vor der Brust verschränkt und beteiligte sich nicht an dem lebhaften Gespräch, das der alte Zaubertränke-Professor Slughorn und die vergnügt kichernde Miss Manley führten. Ihr Kichern klang allerdings etwas seltsam, fast wie zersplitterndes Glas.
Die Tür ging auf und Professor McGonagall trat ein, gefolgt von den anderen Ordensmitgliedern.
"Remus! Tonks!", rief Harry erfreut aus. Seit ihrer Ankunft am Grimmauldplatz vor etwa zwei Stunden hatten sie außer Mr und Mrs Weasley sowie Kingsley Shacklebolt noch kein anderes Ordensmitglied zu Gesicht bekommen. Als sie an diesem Abend nach Dumbledores Beerdigung den Bahnhof von London erreicht hatten, waren Ron, Harry und Hermine von Mr und Mrs Weasley in Empfang genommen worden...

"Ron, mein Schatz!" Mrs Weasley schloss ihren widerstrebenden Sohn in die Arme. "Hermine, schön, dich zu sehen!" Sie drückte Hermine einen schmatzenden Kuss auf die Wange und wandte sich dann Harry zu. "Harry, mein Lieber!" Auch er musste lächelnd eine Umarmung über sich ergehen lassen.
Mr Weasley klopfte ihm freundschaftlich auf die Schulter. "Wir haben eine Überraschung für dich, Harry. Und für euch beide natürlich auch", fügte er an Ron und Hermine gewandt hinzu. "Fürs Erste geht es für dich nicht zu den Dursleys. Wir gehen direkt ins Hauptquartier des Ordens, heute abend ist ein wichtiges Treffen angesetzt. Die Dursleys sind schon informiert, dass du diese Ferien wohl nur kurz zu Besuch kommen wirst. Um dir die Wahrheit zu sagen, mein Junge," - Mr Weasley sah Harry betrübt an - "schienen sie mir fast erfreut zu sein."
Harry grinste. Er konnte sich die erleichterten Gesichter von Tante Petunia, Onkel Vernon und seinem Cousin Dudley nur zu gut vorstellen. Sicher dankten sie der gütigen Vorsehung dafür, dass sie von der Plage befreit worden waren, Harry diese Sommerferien bei sich aufzunehmen.
"Deine Eltern haben wir natürlich ebenfalls informiert, Hermine. Na ja, natürlich konnten wir ihnen nicht die Wahrheit sagen, also haben wir sie angerufen und ihnen erzählt, dass wir euch beide für die ersten beiden Ferienwochen zu uns eingeladen haben, um Bills und Fleurs Hochzeit zu feiern. Was wir in einigen Tagen ja auch tun werden. - Dieses Treffen" - Arthur Weasley sah sich rasch nach seiner Frau um, die in einiger Entfernung gerade Ginny umarmte und abküsste, seufzte erleichtert und blinzelte ihnen verschwörerisch zu - "wird ein ganz besonderes für euch werden. Ihr werdet nämlich daran teilnehmen. Als neue Mitglieder."


Zunächst waren die Drei einfach sprachlos gewesen. Und jetzt saßen sie seit zwei Stunden im Wohnzimmer des Black-Hauses und erwarteten nervös ihre Aufnahme in den Phönixorden.
"Hallo, Harry!", rief Lupin mit einem strahlenden Lächeln. "Ron, Hermine..." Er nickte den beiden zu.
"Hi." Tonks grinste sie breit an.
Slughorn und Eugenie Manley schienen auch zahlreiche Ordensmitglieder zu kennen und Harry sprang auf, um Moody, Diggle und die anderen zu begrüßen. So hob erst einmal ein allgemeines Händeschütteln und Schulterklopfen an. Bill und Fleur umarmten und küssten sich, als ob sie tagelang getrennt gewesen wären. Harry blickte flüchtig zu Danny Pryde und Jessica Bolder hinüber, die beide abseits standen. Danny wirkte etwas verunsichert, Jessica dagegen sah herablassend aus. Ihre Augen trafen sich einen Moment lang und sie sah ihn mit einer hochgezogenen Braue spöttisch an. Harry wandte den Blick ab. Wieder fühlte er sich an Snape erinnert. Nein, er mochte sie ganz und gar nicht.
Nach einigen Minuten klatschte McGonagall in die Hände und rief mit erhobener Stimme über das allgemeine Gemurmel hinweg: "So, schön, das reicht. Wenn ihr euch jetzt alle setzen würdet..."
‚Sie klingt, als ob sie eine Klasse übermütiger Schüler zur Ordnung rufen würde', dachte Harry amüsiert.
McGonagall schwenkte ihren Zauberstab. Eine Reihe von Stühlen erschienen, die sich ihren Weg durch die Menge bahnten und sich in einem Kreis anordneten. Dabei gingen sie nicht zimperlich vor, Lupin bekam einen heftigen Schlag gegen sein Schienenbein, als er einem Stuhl nicht schnell genug ausweichen konnte, da er gerade mit Tonks beschäftigt war. Mit schmerzverzerrtem Gesicht blickte er vorwurfsvoll auf Professor McGonagall, die jedoch nur beide Augenbrauen hob und gebieterisch auf den Lupin am nächsten stehenden Stuhl wies. Mit einem Seufzen setzte er sich und nach und nach ließen sich auch alle anderen nieder.
"So. Da wir nun endlich alle sitzen," - diesmal ließ sie einen vorwurfsvollen Blick durch die ganze Runde schweifen - "können wir ja nun mit der Versammlung fortfahren. Ich denke, wir fangen mit einer allgemeinen Vorstellungsrunde an," - Tonks, die direkt neben McGonagall saß, öffnete schon den Mund, um zu einer vergnügten und ausgiebigen Erzählung über ihr Leben, ihre Hobbys und ihre Lieblingsfarben anzusetzen - "die ich der Einfachheit halber für euch übernehmen werde." Tonks klappte enttäuscht ihren Mund wieder zu.
"Da mich ja alle kennen, fange ich mit Nymphadora Tonks hier neben mir an." Tonks stöhnte leise bei der Erwähnung ihres verhassten Vornamens. "Sie arbeitet als Aurorin für das Zaubereiministerium. Sie ist ein Metamorphmagus und mit ihren gestaltwandlerischen Fähigkeiten äußerst nützlich für uns..."
Harry ließ seine Gedanken schweifen und horchte erst wieder auf, als die Namen der neuen Ordensmitglieder fielen.
"Eugenie Manley, Vampirin," - alle Augen richteten sich überrascht auf Eugenie, die ihnen freundlich zunickte, auch Harry starrte sie erstaunt an - "momentan allerdings in ihrer menschlichen Gestalt, und eine Expertin für Schwarze Magie. Danny Pryde, ehemaliger Hogwarts-Schüler und ein sehr talentierter junger Heiler, eines unserer neuen Mitglieder." Danny war ein wenig rot geworden und blickte nervös auf seine Schuhspitzen. "Jessica Bolder, eine ausgewiesene Expertin für Zaubertränke, ebenfalls ein neues Mitglied. Alastor Moody..."
McGonagall seufzte erleichtert, als sie schließlich den Letzten im Kreis, Dädalus Diggle, vorgestellt hatte. "Ich möchte nun alle neuen Mitglieder bitten, aufzustehen und sich in die Mitte des Kreises zu stellen. So. Die anderen bitte ein bisschen außenrum verteilen. Sehr schön. Nox!"
Mit einem Schlag wurde es stockdunkel im Zimmer. Dann begann ein rotgoldener Punkt über ihren Köpfen zu leuchten, der langsam größer wurde und schließlich die Gestalt eines prächtigen Vogels mit rotgoldenem Gefieder annahm.
"Fawkes!", sagte Harry leise.
Ein unendlich schöner und zugleich wehmütiger Gesang erklang, der auf seltsame Weise das Herz berührte und Harry schaudern machte. Doch dann regte sich Unbehagen in ihm. Etwas schien nicht zu stimmen mit dem Vogel, sein Gesang klang seltsam hohl. Aber da erhob sich die klare Stimme Minerva McGonagalls und Harry wandte seine Aufmerksamkeit ihren Worten zu.
"Der Orden des Phönix ist der Orden des Lichts. Hiermit verpflichtet ihr euch, für das Licht und gegen das Dunkel zu kämpfen. Der Orden wird euch schützen und unterstützen und ihr werdet im Gegenzug Lord Voldemort und alle seine Diener bekämpfen. Die Mitgliedschaft besteht auf Lebenszeit und ihr könnt den Phönixorden nicht aus eurem Willen heraus verlassen. Nur der gesamte Orden kann über den Ausschluss eines Mitglieds entscheiden. Jedes Mitglied ist dem Ordensoberhaupt zu absolutem Gehorsam verpflichtet. Seid ihr bereit, für den Orden zu kämpfen und dabei auch euer Leben und das Leben anderer nicht zu schonen, wenn es sich als nötig erweisen sollte?"
"Ich bin es," hörte Harry sich selbst und die anderen neben ihm sagen.
"Dann seid ihr hiermit aufgenommen in den Orden des Phönix!"
Fawkes Gesang wurde leiser und leiser und mit ihm verblasste auch der Vogel selbst, bis er schließlich ganz verstummte und verschwand.
"Lumos!", befahl Professor McGonagall energisch und es wurde wieder hell im Raum.

***


Sie setzten sich erneut in den Kreis, noch etwas benommen vom Gesang des Phönix', und Minerva McGonagall fuhr in ihren Erläuterungen fort.
"Leider war das nicht der echte Fawkes, Harry", seufzte sie leise, "sondern nur ein magisches Abbild von ihm. Der wirkliche Fawkes hat uns mit Dumbledores Tod auf immer verlassen, fürchte ich." Sie lächelte traurig. Dann richtete sie sich noch stärker auf und fuhr mit energischer Stimme fort: "Kommen wir also zu den aktuellen Aufgaben. Für die minderjährigen Zauberer und Hexen unter uns" - sie schenkte Harry und Hermine ein flüchtiges Lächeln - "wird es sicher eine freudige Überraschung sein, dass das Zaubereiministerium die ‚Vorschriften zur vernunftgemäßen Beschränkung der Zauberei Minderjähriger' in Reaktion auf Albus' Tod deutlich gelockert hat. Insbesondere zur Selbstverteidigung ist der Gebrauch von Magie bis auf Widerruf auch ihnen gestattet und selbst für größere Zauber wurde die Altersgrenze um ein Jahr, auf sechzehn, gesenkt. Das heißt, dass Sie künftig auch apparieren dürfen, zum Beispiel. Voraussetzung ist allerdings, dass selbstverständlich nicht in Gegenwart von Muggeln gezaubert werden darf.
Soviel dazu. Jetzt zu wichtigeren Dingen. Derzeit ist nur etwa die Hälfte unserer Mitglieder hier versammelt, die anderen sind in ganz Großbritannien und anderen Teilen Europas mit verschiedenen Aufträgen unterwegs. Aber nicht alle, die wir heute in unserem Kreis vermissen, werden wir wiedersehen. Ihr alle wisst, dass wir einen großen Verlust zu beklagen haben: Albus Dumbledore."
Für einen Moment wurde es ganz still im Wohnzimmer der Blacks, nur das Prasseln des Kaminfeuers war zu hören und ein leises Schniefen, als Hestia Jones sich verstohlen eine Träne aus dem Auge wischte. Harry spürte wieder die würgende Trauer in sich aufsteigen.
"Das ist allerdings nicht unser einziger gravierender Verlust. Der zweite ist Severus Snape." Ein zorniges Murmeln erhob sich. McGonagall wartete, bis es sich etwas gelegt hatte, dann fuhr sie fort: "Severus' Verrat ist in höchstem Grade schmerzlich für uns alle. Viele von uns kannten ihn seit Jahren und auch wenn er ein schwieriger Mensch war, mit dem man nicht leicht Freundschaft schließen konnte, so war er doch ein äußerst wichtiges Mitglied des Ordens und ein geschätzter Kollege und Lehrer in Hogwarts."
Fred und George schnaubten verächtlich. McGonagall warf ihnen einen strafenden Blick zu. "Wir haben alles in unserer Macht stehende getan, um die durch diesen Verrat entstandenen Gefahren zu minimieren, Lecks zu schließen und Brüche zu kitten. Wir wollen versuchen, den Schaden möglichst gering zu halten.
Die Arbeit des Ordens ist selbstverständlich auch und gerade nach Albus' Tod weitergegangen und wir haben in den letzten Tagen einige wichtige Ergebnisse erzielt. So habe ich beschlossen, in Anbetracht der schwierigen und bedrohlichen Lage in Zukunft enger mit dem Zaubereiministerium und, insbesondere, mit den Auroren zusammenzuarbeiten."
Harry tauschte beunruhigte Blicke mit Ron und Hermine. Auf das Ministerium war er derzeit gar nicht gut zu sprechen. ‚Und Dumbledore hätte diese neue Allianz sicher auch nicht gefallen', dachte er mit zunehmendem Ärger. Doch der folgende Satz McGonagalls wischte all seine grimmigen Gedanken beiseite.
"Die bedeutendste Entdeckung seit unserem letzten Treffen ist folgende: Es scheint so, als ob wir Voldemorts Hauptquartier ausfindig gemacht hätten."









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