Jenseits von Haß - Kapitel 6

 

 

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Kapitel 6


~*~*~ 

Madame Pomfreys Schritte näherten sich dem Bett, auf dessen Kante sich Severus gesetzt hatte und nun schnell mehrere Zentimeter von Ginny wegrutschte. Er wollte unbedingt ihre Hand halten, um sie irgendwie zu beruhigen, aber er fürchtete was Madame Pomfrey wohl denken könnte. Falls sie es Dumbledore berichten würde, würde es ihn den Job kosten und Ginny’s Verweiß aus Hogwarts bedeuten.

Nun war Madame Pomfrey an Ginnys rechten Seite, ein Anti-Brenn-Mittel in Wasser (zumindest sah es so aus wie Wasser) auflösend, während sie etwas zu sich selbst murmelte. „Zaubertrankunfall......hmmph!“ Sie blickte prüfend in das Gebräu. „Nur noch ein kleines bisschen mehr... hier!“ Sie nahm Ginny’s rechte Hand.

„Nun, Miss Weasley“, sagte Madame Pomfrey freundlich mit einem flüchtigen Blick auf Severus, „das könnte ein bisschen brennen, halten sie einfach still.“ Ginny schaute sie mit geweiteten Augen an. Als Madame Pomfrey begann den Anti-Brenn-Trank über ihre Haut zu gießen, fühlte sie, dass ein ’bisschen brennen’ eine ziemlich große Untertreibung war. Sie schrie vor Schmerzen auf, ihre Hand von der Krankenschwester zurückreißend.

Severus konnte nur schwer fassen, was passiert war. Ginny lag da, versuchte verzweifelt die Tränen zurück zu halten, die die in ihren Augen aufstiegen. Er selbst hatte die heilende Kraft des Anti-Brenn-Tranks am eigenen Leib erfahren und deshalb war er sich des Schmerzfaktors bewusst, den dieser Trank mit sich brachte. Er wollte die roten Haare aus ihren Augen streichen, in ihr Ohr flüstern, dass sie bald wieder gesund sein würde. Er wollte sie halten; trösten- aber er konnte sich dazu nicht überwinden. Er wollte nicht dass sie wegen ihm in Schwierigkeiten geriet.

„Liebes“, sagte die ältere Hexe mit einem ernsten Ton in ihrer Stimme, „du musst still halten, wenn ich deine Haut heilen soll, ohne dass Narben zurück bleiben."

Ginny nickte müde. Madam Pomfrey schüttete die Flüssigkeit über die verbrannte Haut. Ginny biss sich auf die Lippen, als der Schmerz von ihren Fingern in ihren Arm überging. Sie schloss fest ihre Augen und griff nach dem Bettlaken, aber anstelle des weichen Stoffes, bekam sie kalten, dünnen Finger von Severus Snape zu fassen. Sie fühlte wie er wegen der Berührung ein bisschen zusammenzuckte; er gab einen seltsamen Laut von sich, aber zog seine Hand nicht weg. Ginny spürte ein seltsames Gefühl durch ihre Wirbelsäule gleiten; in ihrem Magen endend. Sie schloss die Finger um die seinen; ihr Körper strahlte langsam aber sicher Wärme in seine kalte Haut. Ihr Puls wurde schneller- der Schmerz war vergessen. Vorsichtig drehte sie den Kopf zu ihm und öffnete ein wenig die Augen.

Severus’ Herz raste, seine Augen leuchteten von dem Feuer, dass durch seine Venen schoss. Ginnys schmale Finger schlossen sich in seine. Es war eine einfache Geste, aber sie war so intensiv in ihrer Unschuld. Es war das aller erste Mal für die Beiden. Seine dunklen Augen verschleierten sich, Ozeane der Finsternis umrahmt von seinem blassen Gesicht.

Er blickte in ihre in verwunderten Augen mit einer Leidenschaft, anders als Ginny sie jemals gesehen hatte. Sein Ausdruck zeigte all die Gefühle, die er all die Jahre verschlossen hatte. Gegegenseitig schienen sie im anderen zu ertrinken. Keine Worte kamen über ihren Lippen, alles wurde durch die Berührung und den Blick gesagt.

Der Moment wurde allzu bald unterbrochen, als Madame Pomfrey verkündete, dass sie fertig war. Beide, Ginny und Severus, nickten lediglich zu dieser Anmerkung, immer noch in einander versunken.

„Miss Weasley“, versuchte sie es erneut, „Sie haben die Erlaubnis zu gehen.“ Die Realität holte Severus ein wie ein harscher Windstoss. Widerwillig ließ er Ginny’s Hand los und stand auf. Madame Pomfrey beäugte ihn verdächtigend; schüttelte ihren Kopf und ging zurück zu ihrem Büro. Severus nutzte die Gelegenheit der plötzlichen Privatsphäre und half Ginny auf die Beine.

„Geht’s Ihnen besser?“ fragte er mit einem Lächeln. Sie schaute bewundert zu ihm auf und zeigte ihm ihre rechte Hand.

„Ja danke, Professor Snape.“

„Gern geschehen, Miss Weasley.“ Die folgende Stille war ein bisschen aufreibend. Severus trat nervös von einem Fuss auf den anderen. Was sollte er nun sagen? „Kann ich, ähm, Sie zu ihrer nächsten Unterrichtsstunde begleiten? Oder vielleicht zu Ihrem Gemeinschaftsraum.“ Ginny war ein bisschen überrascht von diesen Vorschlag, aber ihr Gesicht leuchtete auf, als sie zustimmte. Er ging zur Tür. „Sollen wir?“ witzelte er. Ginny lachte, machte eine leichte Knicks vor ihm und flitzte hinaus in den Korridor. Severus lächelte ihr kopfschüttelnd nach. Würde das jemals gut gehen, fragte er sich. Aber der Gedanke war schnell verflogen und er fand sich Ginny nachjagend im Korridor wieder.

Letztendlich holte er sie ein; Ginny und Severus gingen Seite an Seite den Korridor entlang; die Arme von ihren Roben berührten sich flüchtig. Keiner sprach. Sie wechselten kurze Blicke. Es stellte sich heraus, dass Ginny viel mutiger war als Severus, wenn sie ihm ins Gesicht sah, hielt sie den Blick, bis er errötet wegschaute.
Er ist nervöser als ich, sagte Ginny zu sich selbst mit wachsender Sicherheit.

Die Bilder an der Wand begannen zu flüstern, als sie vorbei gingen; mehrere der Figuren rannten von Rahmen zu Rahmen, um das Gerücht zu verbreiten.

Ginny gab ihm einen spielerischen Schubs, den er freudig zurück gab; die Spannung unterbrechend.

„Professor Snape?“ fragte Ginny eher zufällig.

„Ja?“ antwortete er, seine Stimme ein bisschen höher als normal.

„Wegen dem, was heute während der Stunde passiert ist...“ sie kam dem Thema vorsichtig näher, um ihn nicht zu verärgern. Severus seufzte nur.

„Lassen Sie uns das einfach vergessen. Es war ein Unfall, okay?“ fügte er hoffnungsvoll hinzu.

„Ich kann nicht glauben, dass ich Sie das gerade habe sagen hören!“ sagte sie in Erstaunen. Ginny hielt inne und blickte ihn an. „Professor Severus Snape, gibt zu, dass Dinge unbeabsichtigt passieren können!“ Sie lächelte ihn an.
Sie sagte meinen Namen, dachte er.
„Na ja, das zeigt nur, dass Sie mich nicht sehr gut kennen, oder?“ konterte er mit einem Lächeln. Ginny dachte einen Moment lang darüber nach bevor sie ihn beinahe mit ihrer Antwort zu Tode erschreckte.

„Ich würde Sie wirklich gern besser kennen lernen, Professor“, sagte sie ganz ernst; ihr Gesicht zeigte kein Anzeichen von Scham.
Sie meint es wirklich so, dachte Severus. Sein Herz machte einen Sprung in seiner Brust. Sie möchte... mich kennen lernen.

„Warum?“ fragte er sie ein bisschen verwirrt. Sie blickte ihn ein bisschen verletzt an bei dieser Antwort. Severus schaute auf den Boden, atmete tief durch und nahm ihre Hände in die seinen. „Tut mir Leid, ich meinte es nicht so. Es ist bloß Miss Weasley-“

„Ginny“

„Ginny“, wiederholte Severus in ihre Augen schauend. Ihr Name kam über seine Lippen und hörte sich zum ersten Mal wunderschön an. „Ginny, Ich..... wir können nicht, ich meine... es ist nicht so, dass ich Sie nicht kennen lernen möchte, es ist bloß, da gibt es so viele Komplikationen. Sie sind eine Schülerin und ich bin ihr Lehrer. Ich bin alt genug um ihr Vater zu sein!“ Er strich eine lose Strähne ihrer roten Haare hinter ihr Ohr, durch diese Berührung liefen Beiden Schauer über den Rücken.

„Ich weiß", flüsterte sie. Severus strich über ihre Wangen. Sie legte ihre Hand auf seine. „Aber dies scheint so...“ Sie schwieg einen Moment. „Das ist ein Klischee, ich weiß, aber es scheint so richtig.“
Ginny hörte Severus scharf einatmen.

„Bitte machen Sie es nicht schwieriger, als es ohnehin schon für mich ist,“ bat er sie. Ihr Finger streichelten seinen Handrücken. Sein Puls wurde schneller. Seine Atemzüge wurden schwerer. Er trat langsam von ihr zurück.

„Ich möchte bloß mit Ihnen reden, das ist alles“, bettelte sie. Jede Faser von ihr bangte um seine nächsten Worte, in Erwartung, es tut ihm Leid, er kann doch nicht,..... Es sollte Harry sein....

„Ginny, ich weiß bloß nicht, wie....“ Da muss es doch einen Weg geben, dachte Severus. Warum würde ich diese Chance bekommen, wenn ich mit ihr nicht leben könnte? Plötzlich leuchteten Ginny’s Augen auf.

„Strafarbeit“ sagte sie strahlend.

„Wie bitte?“ antwortete er ein bisschen durcheinander.

„Sie können mir eine Strafarbeit für das was in Zaubertränke passiert ist geben!“ erklärte sie, ein Lächeln breitete sich auf ihrem Gesicht aus. „Nach all dem, was geschehen ist, erwarten die Leute das sowieso von Ihnen. Sie würden eher vermuten Sie wären nicht Sie selbst, wenn sie mir keine Strafe aufbrummen, denken Sie nicht?“

Severus nickte langsam. „Ich habe Sie all die Jahre unterschätzt, Miss Weas-- Ginny.“

„Ebenfalls, Professor Snape,“ ergänzte sie mit einem Grinsen. Die Beiden gingen weiter; die Gemälde tuschelten hinter ihren Rücken. „Also, wann soll ich meine Bestrafung erhalten?“ fragte Ginny ein bisschen wagemutig.

„Wie wär’s mit heute Abend ?“ sagte er eher schnell.

„Von mir aus. Welche Zeit?“ fragte sie.

„Gleich nach dem Abendessen?“

„Hmmm... ich glaub, ich kann das in meinen Stundenplan miteinbeziehen!“
Sie lachten Beide. Es schien, als ob sie sich seit Jahren kannten, was auch wirklich so war!!! Sechs Jahre ist eine lange Zeit. Aber Severus war immer so grausam und kalt und Ginny so scheu... und er war immer ihr Lehrer und sie seine Schülerin. Wegen einem einzigen Tanz schmolz dies dahin.

Ginny blieb vor einem Portrait mit einer fetten Dame in einem pinken Kleid stehen. Die Frau lauschte aufmerksam, was die anderen Bilder den Flur entlang für Gerüchte verbreiteten.

„Da ist es“, sagte sie zu Severus. Sie blieben außerhalb des Gryffindor Gemeinschaftsraumes stehen. „Nun“, flüsterte Ginny (die fette Frau starrte sie aufmerksam an), „Ich werde Sie dann heute Abend sehen?“

„Kommen Sie einfach nach dem Abendessen in mein Büro. Ich werde Sie mal alte Flaschen abstauben lassen, falls es den Abend mehr..... authentischer machen soll!“ Ginny lächelte ihn an.

„Das klingt entzückend!“ lachte sie. „Ich seh’ Sie dann, Professor.“ Severus verbeugte sich halb vor ihr und ging dann den Korridor hinunter.

Ginny drehte sich um und blickte die fette Dame an, die mit einem wissenden Blick zurück guckte.

„Ich werde nicht nachfragen, Liebes“, versicherte ihr die Frau mit einem Zwinkern. „Keine Sorge!“ 


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