Kapitel 2: "Wagen sie es ja nicht, Professor Snape..."
Der Zaubertränkemeister eilte hinab in die Kerker zu seinen Wohnräumen. Er riß die Tür zu seinem Wohnzimmer auf und schlug sie hinter sich zu. Genervt, erbost und irritiert ließ er sich in einen der Sessel vor dem Kamin fallen, wobei er mit dem Zauberstab ein Feuer im Kamin entfachte.
Natürlich wußte er, dass Sybill Dumbledore in Zukunft hier in Hogwarts unterrichten sollte, und er hatte sich, bevor er hinauf in die Große Halle ging, vorgenommen ruhig und gelassen zu bleiben, doch er konnte nicht.
"Was bildet die sich eigentlich ein? Nur weil sie die Tochter von Dumbledore ist, muß ich sie doch nicht gleich in meinem Unterricht um mich haben! Da kann ich mir weit aus angenehmeres vorstellen! Pah! Verwöhntes Gör!"
Er machte sich Gedanken, warum sie ihn plötzlich gesiezt hatte. Doch es störte ihn eigentlich herzlich wenig, es kam ihm eigentlich ganz gelegen, dass sie es getan hatte, es brachte irgendwie einen gewissen Abstand zwischen sie beide. Er mußte sich allerdings eingestehen, dass sie noch hübscher als früher war, obwohl er immer gedacht hatte, dass dies unmöglich sei.
Sybill Dumbledore war früher zwar nie so gemein zu ihm, wie ihre Freunde, aber doch tat sie nichts um etwas gegen diese Gemeinheiten zu unternehmen.
Die steckten sowieso alle unter einer Decke, dachte Severus bei sich. Doch trotz allem hatte er, seit er hier Lehrer war, einen Freund in Remus Lupin gefunden.
Sie hatten sich irgendwann mal unterhalten und Remus hatte ihn an diesem Abend zu einem Glas Wein eingeladen.
Es hatte sich mit der Zeit zwischen den beiden eingebürgert, sich öfter in der Woche Abends zu treffen um gemeinsam etwas Wein zu trinken und über alles mögliche zu reden. Später verabredeten sie sich schon gar nicht mehr, sondern gingen ohne Vorankündigung mit einer Flasche Wein den anderen in seinen Räumen besuchen. So freundeten sie sich langsam miteinander an, was Severus sehr froh machte, denn außer mit Albus verstand er sich hier mit niemandem wirklich gut.
Severus schweifte in seinen Gedanken und überlegte sich, ob er Remus später noch besuchen, sollte, nachdem er seinen Papierkram erledigt hatte, der sich langsam angehäuft hatte.
Er entschied sich für ein ja.
Also löschte er das Feuer wieder und ging hinüber in sein Büro, wo ein Stapel noch nicht korrigierter Arbeiten vom letzten Schultag auf ihn wartete. Er setzte sich und begann die Arbeiten durchzusehen.
Nach einer Stunde etwa, hatte er keine Geduld mehr, sich diese lächerlichen Aufsätze durchzulesen, und machte sich schließlich auf den Weg nach oben, mit einer Flasche Wein in der Hand.
* * * * *
Remus schien gerade erst vom Essen zurückgekommen zu sein, denn er trug noch seinen Umhang, als er auf Severus' Klopfen hin die Tür öffnete.
"Oh, hallo Severus." Er sah hinunter auf die Flasche die Snape in der Hand hielt. "Wein? Und auch noch so ein guter Tropfen."
"Ich dachte mir, daß wir ihn gemeinsam leeren könnten. Albus hat ihn mir mal geschenkt, ich wollte ihn eigentlich für besondere Zwecke aufheben, aber mir schien der Wein irgendwie zu schade, um ihn für den Rest meines Lebens im Schrank stehen zu lassen", sagte Severus mit seiner tiefen wohlklingenden Stimme.
Remus grinste. "Na na, nun übertreibe mal nicht gleich."
"Also, was ist? Kann ich rein kommen?"
"Naja, eigentlich... ach was soll's komm rein."
Severus betrat den Raum. "Wenn ich störe, kannst du es mir ruhig sagen, Remus."
Remus überlegte einen Augenblick, da Sybill später noch kommen wollte, doch dann kam ihm der Gedanke, dass Severus vielleicht, wenn er erst mal etwas Wein getrunken hatte, später sicher nichts dagegen haben würde. Und vielleicht sprang er dann ja über seinen Schatten, und würde versuchen, seine schlechte Laune heute beim Essen wieder gut zu machen, und sich normal mit ihr unterhalten.
Remus gefiel der Gedanke, mit seiner besten Freundin und mit Severus gemütlich zusammen zu sitzen und sich zu unterhalten. Also entschied er sich dafür, Severus lieber nichts davon zu sagen, daß Syb später noch kommen würde.
"Nein, nein, nimm nur Platz, du störst nicht." Remus bot ihm einen Platz auf der Couch an. "Mach es dir bequem."
Severus setzte sich, und stellte den Rotwein auf den kleinen Tisch vor der Couch.
Remus kam mit zwei Gläsern, die er ebenfalls auf den Tisch stellte, wobei er sich in einen der zwei Sessel setzte, die gegenüber der Couch standen. Er nahm die Flasche zur Hand und öffnete sie mit seinem Zauberstab. Die Gläser wurden gefüllt und die beiden Freunde stießen gemeinsam an.
"Mhm, dieser Wein schmeckt wirklich gut," bemerkte Remus mit einem Lächeln.
Snape nickte nur zustimmend.
"Und, hast du endlich die Aufsätze durchgesehen, die du schon seit Wochen vor dir her schiebst?", fragte er Severus.
"Noch nicht alle, mir wird jedesmal schlecht, beim Lesen. Ich verstehe einfach nicht wie man einen solchen Blödsinn schreiben kann. Die Zaubertrankbrauerei ist eine Form von Kunst, und diese hirnlosen Schüler versuchen nicht einmal sich Mühe zu geben."
"Es liegt nun mal nicht jedem im Blut, Severus."
Severus zog eine Augenbraue hoch. "Das streite ich auch gar nicht ab. Aber glaub mir, selbst dir würden die Nackenhaare zu Berge stehen, wenn du dir diese Arbeiten durchlesen würdest."
Remus lächelte. "Wenn du dir da so sicher bist, dann laß ich es lieber. Du mußt ja schließlich wissen, was du von deinen Schülern verlangen kannst. Ich habe da ohnehin keine Ahnung von. Solange du es verstehst mir meinen Wehrwolftrank zu brauen, geht mich diese Form von Kunst auch nicht besonders viel an."
Kurzes Schweigen trat ein, und Severus dachte daran, dass er unbedingt noch neuen Wehrwolftrank für Remus brauen mußte, und er beschloß gleich morgen damit anzufangen.
"Severus?", unterbrach Remus die Stille. "Mich würde mal interessieren, warum du heute Abend in der Großen Halle so unausstehlich schlechte Laune hattest."
Snape nahm einen kräftigen Schluck Wein und sah dann seinen Freund an. "Es war halt nicht mein Tag", bemerkte er in einem Ton, der für Remus nicht sehr glaubwürdig klang.
"Glaub ich dir nicht."
Der Zaubertränkemeister rollte mit den Augen. "Nun, es hat mich halt die Anwesenheit einer bestimmten Person gestört. Klingt das glaubwürdiger für dich?"
"Warum plötzlich so angriffslustig? Es war doch nur eine Frage. Was hat Sybill dir denn so schlimmes getan?"
Severus, wußte nicht so recht was er sagen sollte, denn eigentlich hatte sie ihm nie etwas schlimmes angetan. "Sie ist halt eine Gryffindor."
"Na und? Ich bin doch auch einer."
"Mein Gott, Remus! Es gibt nun mal Menschen dir mir sympathisch sind und welche, die es nicht sind."
Remus sah ihn entsetzt an. "Sybill Dumbledore, der liebste Mensch den ich je gekannt habe, ist dir unsympathisch?"
"Was soll das werden? Ein Verhör?" In Severus Stimme war Gereiztheit raus zu hören, was Remus vermittelte schnell das Thema zu wechseln, wenn er wollte, dass Snape noch eine Weile hier sitzen blieb.
"Ist ja schon gut. Es geht mich ja auch nichts an."
"Das denke ich allerdings auch." Severus lehrte sein Glas und nahm die Flasche zur Hand um sich noch Wein nachzufüllen. Da klopfte es plötzlich an der Tür. Severus sah Remus fragend an. "Wer mag das sein?", fragte er den Werwolf.
Remus dachte bei sich, dass Sybill noch viel zu früh war, immerhin hatte Severus noch nicht sehr viel getrunken, und er war sich sicher, dass er keine Minute länger bleiben würde, wenn er sah, wer an der Tür stand.
Remus ging zur Tür hinüber, um sie zu öffnen. Doch es war nicht Sybill die ihn da ansah, sondern Minerva McGonagall.
"Guten Abend Remus. Bitte entschuldigen Sie die späte Störung, aber ich wollte Sie um etwas bitten, in Bezug auf Severus..."
Severus horchte auf, als sein Name fiel. Warum wollte die alte McGonagall Remus um etwas bitten, in Bezug auf ihn?? Er drehte den Kopf in Richtung Tür, und schob seinen Kopf hinter der großen Rückenlehne hervor, um Minerva sehen zu können, wobei ihm sein Haar in Strähnen ins Gesicht fiel.
Auch Minerva sah den Meister der Zaubertränke jetzt, und verstummte.
"Nun Minerva, um was wollen Sie Remus denn bitten? Das würde mich ja nun brennend interessieren. Es scheint ja wichtig zu sein, wenn Sie so spät noch Ihre Kollegen aufsuchen. Es trifft sich doch gut, dass ich gerade hier bin, denn wenn es mich betrifft, würde ich es auch gern erfahren."
Seine Stimme klang eisern und kalt, und Minerva zuckte ein wenig zusammen. Sie hatte keine Angst vor diesem Mann, aber Respekt, besonders, wenn er sie mit so einem starren Blick ansah, wie er es in diesem Augenblick tat. Sie sammelte schnell wieder ihre Sinne zusammen und antwortete, wobei sie, ohne Remus zu fragen, den Raum betrat.
Severus blieb ganz ruhig in seinem Sessel sitzen, als McGonagall sich vor ihn stellte und auf ihn herab sah.
"Sie haben Recht, mein lieber Severus," sagte sie mit gereizter Stimme. "Ich kann es Ihnen auch selber sagen, wenn Sie schon einmal hier sind. Ich finde Ihr Benehmen einfach unerträglich. Sie könnten sich ruhig mal ein wenig zusammenreißen, und versuchen Ihre schlechte Laune im Zaum zu halten, das ist für alle Beteiligten nicht sehr angenehm. Was immer Sie auch bedrückt, wir können nichts dafür."
Severus sprang auf und stand in voller Größe vor der Hauslehrerin der Gryffindors, doch Minerva wich nicht zurück und sah ihn weiter unverwandt an.
Severus rang nach Luft. Er war so erbosst über ihre Worte, dass er mit sich zu kämpfen hatte, nicht vor Wut zu zittern. Was wußte McGonagall schon über seine Launen? Konnte sie sich überhaupt vorstellen, was in ihm vorging? Hatte sie das Recht dazu, ihm zu sagen, wie er sich benehmen sollte?!
"Sie," zischte er. "Sie haben doch gar keine Ahnung was Sie da reden! Wie kommen Sie darauf, dass mich etwas bedrückt? Mache ich etwa den Eindruck, als würde mich etwas bedrücken? Laufe ich etwa jeden Tag heulend durch das Schloß?! Wie? Nein! Geben Sie es doch zu, das einzige was sie stört ist doch, dass sie langsam alt werden und deswegen Ihre schlechte Laune an mir auslassen, nur weil ich einmal mit der Tür knalle. Wissen Sie was Minerva? Sie sollten langsam mal daran denken in den Ruhestand zu gehen!"
"Severus! Nun reicht es mir langsam mit Ihnen! Was denken Sie sich..."
"Natürlich!", unterbrach er sie. "Sie dürfen mir Ihre Meinung sagen, aber wenn ich mal etwas gegen Sie sage, beschweren Sie sich sofort!!" Severus huschte an ihr vorbei in Richtung Tür.
"Severus so warte doch", versuchte Remus ihn zurück zu halten.
Snape drehte sich noch einmal um. "Wir holen das nach Remus, aber jetzt ist mir die Lust an einen gemütlichen Abend mit dir vergangen. Ach, und noch was Minerva, wagen Sie es nie wieder mich mein Lieber zu nennen."
Mit diesen Worten fegte Severus aus dem Raum und knallte die Tür hinter sich zu.
Minerva und Remus bickten sich an.
"Ich kann mir vorstellen was in ihm vorgeht," bemerkte Minerva bedrückt. "Alle Zeichen weisen darauf hin, dass Voldemort sehr bald zurückkehrt, und dann wird auch unser Severus zu ihm zurückkehren müssen. All die Jahre, die ihm Schutz boten, neigen sich dem Ende zu. Oh Remus, wie können wir ihm nur helfen. Er liefert uns Informationen, um uns im Kampf gegen Voldemort zu unterstützen, er riskiert sein Leben für uns. Und was tun wir? Wir sehen tatenlos zu, wie er sein Leben einfach für uns alle opfert."
Remus sah noch immer auf die geschlossene Tür, und spürte wie er bei Minervas Worten traurig wurde. "Wir können leider nichts tun, Minerva", sagte er leise. "Ich bin für ihn da, das weiß er ganz genau, aber er redet nicht mit mir darüber, und ich glaube wenn er sich endlich mal trauen würde mit jemandem über seine Gefühle zu sprechen, würde es ihm schon ein wenig helfen. Doch er läßt niemanden an sich heran, nicht einmal mich." Remus senkte den Kopf und schlich zu der Couch hinüber, wo er sich fallen ließ.
"Darum bin ich eigentlich gekommen, Remus, weil ich Sie bitten wollte, mal zu versuchen mit ihm zu reden. Doch wie mir scheint war meine Bitte vollkommen sinnlos." Sie seufzte schwer. "Gute Nacht Remus." Sie schritt zur Tür hinüber, und als sie sie öffnete, stand Sybill plötzlich vor ihr, die gerade ihre Hand gehoben hatte, um an das Holz zu klopfen.
"Oh, guten Abend Sybill."
"Guten Abend, Professor McGonagall. Sie wollen schon gehen? Bleiben Sie doch noch ein wenig."
"Ich würde gern, aber es ist schon spät und ich habe noch ein wenig zu erledigen. Aber ich wünsche Ihnen beiden noch einen schönen Abend. Gute Nacht."
Minerva ging an Syb vorbei und schlich mit gesenktem Kopf den Korridor entlang.
"Gute Nacht", sagte Albus' Tochter noch, bevor sie Remus Wohnzimmer betrat und die Tür hinter sich schloß.
"Hey Remus. Nanu? Schon angefangen mit Professor McGonagall Wein zu trinken? Was bist du denn so ungeduldig?", bemerkte sie, als sie die beiden Gläser und die angebrochene Flasche auf dem Tisch stehen sah.
Remus lächelte ein wenig und bot ihr mit einer Handbewegung den Sessel an, in dem Severus noch vor wenigen Minuten gesessen hatte. "Ich habe nicht mit Minerva Wein getrunken. Severus war bis vor kurzem noch hier."
"Snape? Der kam mir gerade entgegen, als ich auf dem Weg zu dir war. Er hat mich fast umgerannt. Ich glaube, er hat mich nicht einmal richtig wahrgenommen. Was ist den vorgefallen? Er schien mir ein wenig verstört."
Remus überlegte kurz, und erzählte ihr schließlich, dass Minerva und Severus sich gestritten hatten, doch er verschwieg ihr die Sache mit dem Dunklen Lord. Er wollte es ihr nicht erzählen, es war schließlich ein Sache, die geheim bleiben mußte. Natürlich war es möglich, dass Albus es ihr erzählt hatte, doch er wollte nicht der jenige sein, der es ihr erzählen mußte. Immerhin hatte er Albus versprochen es niemandem zu sagen. Und da er sich nicht sicher war, ob sie mit dieser Geschichte vertraut war, verschwieg er es vor ihr.
* * * * *
Ein etwas verstörter und in Gedanken versunkener Severus eilte schnellen Schrittes durch die Gänge. Während er lief, nahm er für einen Augenblick einen Zusammenstoß war, und hörte eine Stimme, die von weit weg sprach, er solle doch aufpassen. Er ignorierte es, es fühlte sich so unwirklich an. Severus war mit seinen Gedanken weit weg, und verlor die Orientierung, während er durch das Schloß streifte und etliche Treppen hinter sich ließ, wobei er ganz außer Atem kam.
'Minerva hat doch keine Ahnung,' dachte er sich. 'Was weiß sie schon? Was auch immer Sie bedrückt, wir können nichts dafür! So ein Blödsinn! Mich bedrückt gar nichts! Was mischt die sich eigentlich ein?!'
Snape stieg eine Treppe nach der anderen empor, bis er einen schmalen Gang erreichte, an dessen Ende eine Tür war. Er ging darauf zu.
"Alohomora."
Die Tür öffnete sich und Severus fand sich auf der Plattform des Astronomieturms wieder.
Er holte tief Luft und sah zu den Sternen hoch, wobei er sich am Geländer abstützte. Seine Gedanken kreisten um das was Minerva gesagt hatte. Er war unheimlich aufgebracht darüber, dass sie sich einmischen wollte, und doch ganz tief im Inneren wußte er, dass sie es nur gut gemeint hatte. Er wußte was sie mit dem Satz meinte, was immer sie bedrückt. Und Severus wußte auch, dass Minerva sich darüber im Klaren was, was ihm oft so zu schaffen machte.
Doch er wollte und konnte einfach niemanden an sich heran lassen, der ihm ein wenig helfen könnte, mit dieser einen Tatsache klar zu kommen. Es war einzig und allein seine Angelegenheit, und es ging niemanden etwas an.
Sein Blick schweifte hinüber zum Wald. Der Wind strich ihm die langen Strähnen aus dem Gesicht und ließ seinen langen schwarzen Umhang majestätisch im Wind hin und her wehen. Er stand für lange Zeit da und genoß den Wind, der sein Gesicht streifte. Diese sanfte Berührung erinnerte ihn immer wieder an das Gefühl von Freiheit, die er nicht mehr besaß.
Wie sehr wünschte er sich ein normales Leben zu führen, ohne ständig Angst zu haben dass das, wovor er solche Angst hatte, eintreten würde.
Er lehnte sich über die Brüstung und sah in die Tiefe. Für einen kurzen Moment, dachte er daran, zu springen. Doch das wäre feige, und feige war er auf keinen Fall. Er würde schon kämpfen, wenn es sein mußte. Er würde seine Aufgabe meistern und Dumbledore so zufrieden stellen, wie er es schon vor Voldemorts Fall getan hatte. Er verdankte Dumbledore sein Leben, und er würde ihn nicht enttäuschen.
Severus, wich einen Schritt zurück und lehnte sich gegen die Mauern des Schlosses, wobei er an ihr hinunter rutschte und dort auf dem Boden sitzen blieb, die Beine eng an seinen Körper gezogen. Er legte den Kopf auf seine Knie und schloß die Augen.
* * * * *
"Also dann, Gute Nacht Remus," nuschelte Sybill als sie in der Tür stand und gerade aufbrechen wollte.
Remus stand hinter ihr und grinste sie an. "Soll ich dich nicht lieber ins Bett bringen? Wer weiß ob du überhaupt noch über den Gang laufen kannst, oder vielleicht wäre es besser du krabbelst auf allen Vieren, dann ist die Gefahr nicht so hoch, daß du umkippst," scherzte er.
Sybill lachte. "Ich glaube, das krieg ich noch alleine hin, auch wenn ich etwas zu viel getrunken habe."
"Wenn du meinst, dann wünsche ich dir eine gute Nacht." Remus gab ihr einen Kuss auf die Wange.
"Gute Nacht, Remus, bis morgen beim Frühstück."
Sybill ging ein paar Schritte und hörte hinter sich das Remus die Tür geschlossen hatte, sie wollte gerade die Tür zu ihren Räumen öffnen, als ihr plötzlich in den Sinn kam, noch einmal an die frische Luft zu gehen. Genau wie früher, wenn sie nicht schlafen konnte, da hatte sie sich öfter zum Astronomieturm hochgeschlichen, um den Sternen zu zuzwinkern und um einer bestimmten Person ganz nah zu sein, die sie sehr vermißte.
Sie machte also auf dem Absatz kehrt, und schlug den Weg zu den Treppen ein, die sie in die Höhe tragen sollten.
Sybill hatte gar nicht mehr in Erinnerung, dass es so viele Treppen waren, es schien ihr als wären noch eine ganze Menge Stufen dazu gekommen, was natürlich völliger Blödsinn war.
Oben angekommen, war sie vollkommen aus der Puste und mußte erst einen Augenblick verschnaufen. Als sie die Tür zur Plattform öffnete, kam ihr gleich die leichte angenehme Briese des Windes entgegen, und durch die frische Luft merkte sie plötzlich, dass sie wohl doch ein Glas zu viel getrunken hatte. Sie schwankte ein wenig, als sie hinüber zum Geländer ging um sich daran abzustützen.
Die Sterne zwinkerten ihr zu, und Erinnerungen wurden in ihr wach, als sie so da stand.
Es kam ihr vor als wäre es erst gestern gewesen, dass sie so oft als Schülerin hier hoch kam um dem Himmel so nah zu sein.
Immer wenn sie hier oben war und die Sterne beobachtete, mußte sie an ihre verstorbene Mutter denken, die sie für immer verloren hatte, als sie sechs Jahre alt war.
Es war eine schlimme Zeit für Sybill und ihren Vater, besonders für ihren Vater, doch sie halfen sich gegenseitig, so gut ein kleines Mädchen ihrem Vater helfen konnte.
Syb verlor sich in ihren Gedanken, als sie plötzlich im Augenwinkel eine Bewegung wahr nahm. Sie erschrak und blickte zur Seite.
Sie erkannte, dass dort jemand saß, der sich gerade zu erheben schien. Beim genaueren Hinsehen, sah sie dass es Snape war. Sybill merkte plötzlich wie ihr das Blut in den Kopf schoß. Es war ihr ein wenig peinlich ihm so angetrunken gegenüber zu stehen, gerade jetzt, da er sie heute beim Abendessen so schlecht behandelt hatte. Sie versuchte sich mit aller Kraft zusammen zu reißen.
"Oh, hallo Professor."
"Miss Dumbledore," entgegnete Snape kalt, und wollte gerade an ihr vorbei gehen, doch da überkam Syb schon wieder das Gefühl, weiterhin seine tiefe wohlklingende Stimme hören zu wollen.
"Warten Sie! Ich würde mich gern bei Ihnen entschuldigen. Ich wollte Ihnen heute beim Essen nicht zu nahe treten, und..."
Severus ging einen Schritt auf sie zu und stand direkt vor ihr, als er sie unterbrach. "Ihre Entschuldigung können Sie sich sparen, ich lege keinen Wert darauf. Genauso so wenig, wie ich Wert auf Ihre Anwesenheit hier in Hogwarts lege."
Plötzlich zog er eine Grimasse und sah sie angewidert an. "Sie riechen wie eine Schnapsfabrik, wissen Sie das?" Mit diesen Worten drehte er sich schwungvoll um. Diese Bewegung, trieb seinen Geruch in Sybills Nase, und sie atmete tief ein.
Oh Gott!, dachte sie. Wie er riecht, da wird einem ganz anders, so männlich, so intensiv so... Mein Gott Sybill!!!! Es ist Snape!! Severus Snape, die Schlange aus Slytherin! Du hast wohl doch etwas zu viel getrunken!
Sie wurde von dem lauten Knallen der Tür aus ihren Träumen gerissen, und befand sich plötzlich allein auf der Plattform. Wie aus einem Impuls heraus hastete sie ihm hinterher. Er schien sehr schnell zu gehen , denn sie holte ihn erst bei der zweiten Treppe ein.
Severus hörte die Schritte hinter ihm und verdrehte die Augen. Er wußte sehr genau wer das war, was sich im nächsten Augenblick durch ihre Stimme bestätigte.
"Sagen Sie Professor," keuchte sie, als sie schließlich neben ihm lief und ihn von der Seite ansah. "Es scheint eines Ihrer Hobbys zu sein mit den Türen zu knallen."
"Jetzt fangen Sie auch noch damit an," giftete er, ohne ihr eines Blickes zu würdigen. "Erst McGonagall und jetzt Sie! Wahrscheinlich hat sich mittlerweile das ganze Schloß gegen mich verschworen?"
"Nein! Aber Sie müssen doch einsehen, dass es einige stören könnte. Professor McGonagall hat da nicht ganz Unrecht."
"Das ist doch Kinderkram! Warum machen Sie da so einen Wirbel darum, nur weil ich mit den Türen knalle?!"
"Mache ich doch gar nicht!"
"Dann halten Sie doch den Mund!", schrie er sie an, wobei sie zusammen fuhr, sich aber zu ihrer eigenen Verwunderung schnell wieder fing.
"Sie, haben mir gar nichts zu sagen!", gab sie im lauten Ton zurück, was Severus so erstaunte, dass er stehen blieb und sie ansah. Er hätte niemals von dieser zarten Person so etwas erwartet. Er hätte sich nie träumen lassen, daß Sybill Dumbledore in der Lage war, einen anderen Menschen so anzuschreien. Und dann auch noch ihn!
"Was glauben Sie eigentlich wer Sie sind?!", fuhr sie fort. "Wagen Sie es ja nicht mich noch einmal so anzuschreien! Ich habe es verdient mit Respekt behandelt zu werden, genau wie jeder andere Mensch! Und Sie haben schon gar nicht das Recht dazu, so mit mir umzugehen! Gute Nacht!!" Sybill rauschte davon und ließ einen vollkommen überraschten Severus zurück. Er konnte nicht fassen, das es jemand gewagt hatte, ihm auf diese Art und Weise Kontra zu geben. Gut McGonagall konnte das auch sehr gut, aber nicht in dieser Lautstärke und mit so einem drohendem Blick.