Kapitel 30
So. Wieder eine dieser Begegnungen, die nichts an der Sache änderten. Durchaus spaßig. Und zeitvertreibend. Sogar befriedigend. Außerordentlich befriedigend, wenn er ehrlich sein wollte.
Aber hatte sich dadurch jetzt etwas geändert?
Sollte es das?
Hm.
Vermutlich nicht. Das wäre zu viel verlangt. Das musste selbst er einsehen. Er sah auf die Frau, die neben ihm lag. Zusammengerollt. Schlafend. Anscheinend traumlos glücklich.
Und wieso auch nicht, dachte er und erlaubte sich ein trockenes Lachen. Manche Leute konnten das. Glücklich sein. Traumlos. Oder schöne Träume haben.
In der letzten Zeit hatte es Momente gegeben, da hatte sogar er sich annähernd - eins mit der Welt - gefunden. Nicht wie sonst immer, als kompletter Fremdkörper.
Meistens hatten diese Momente mit dieser Frau zu tun gehabt. Auch wenn er ihr das nie gesagt hatte. Und nie sagen würde. Sie - amüsierte ihn. Und das war etwas völlig Fremdes, erstaunlich Neues für ihn.
Ihre Bereitschaft, sich mit seinen Launen abzufinden, verblüffte ihn immer wieder aufs Neue. Sich damit abzufinden, oder ihn sogar herauszufordern. Über ihn zu lachen. Nicht, um ihn zu verletzen oder klein zu machen, wie es so viele Andere Zeit seines Lebens getan hatten. Nein, einfach diese Launen, diese Maske die er in langen Jahren aufgebaut hatte, um die Welt fern zu halten, nicht ernst zu nehmen und den Mann dahinter zu sehen. Den er schon gar nicht mehr wahrgenommen hatte.
Sie hatte ihn erkannt.
Beängstigend.
Beunruhigend.
Und doch ...
Ihr Wille, sich in diese völlig fremde neue Welt zu stürzen. Obwohl sie sehr wohl ahnte, dass es nicht mehr lange dauern mochte. Eigentlich keinen Sinn mehr machte
Sie war verdammt mutig. Auch wenn er das noch weniger zugeben würde - er bewunderte sie.
Sie verdiente die beste Ausbildung, die sie kriegen konnte. Er durfte sich nicht dagegen sperren. Er musste sie ausbilden.
Und das würde er auch tun. Severus Snape hatte sich noch nie Pflichten entzogen. Auch wenn das bedeutete, mit Feinden zusammen zu arbeiten. Oder sein eigenes Urteil zu revidieren.
Doch, er war lernfähig.
Wenn er auch das nicht zugeben würde.
Was er auch nie zugeben würde, waren die Gefühle, die ihn durchströmten, auf ganz ungewohnten, eingerosteten Bahnen seines Körpers. Einfach nur dadurch, dass er die schlafende Frau ansah. Die in ihrem Schlaf lächelte. Am liebsten hätte er sie geweckt, erkannte er schockartig. Geweckt und weitergemacht. Ihr gezeigt, dass er sie so wollte, wie sie ihn.
Severus, du bist pervers.
Wenn er es auch immer noch nicht verstehen konnte. Wie das passiert war. Und er nicht vertrauen konnte, dass das anhielt. Nein. So weit ging es nun nicht.
Er begnügte sich damit, ihre Wange zu streicheln. Hauchzart nur. Schlimm genug. Wenn sie wachgeworden wäre, wäre er vor Peinlichkeit gestorben. Oder hätte sie umbringen müssen.
Sie wachte nicht auf. Sie kuschelte sich in die streichelnde Hand. Und an ihn.
Severus schlief ein. Nachdem er ein ganz klein wenig an sie herangerückt war.
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