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Kapitel 28



„Severus?“

Sabina kam aus dem Bad. Sie hatte ein langes heißes Bad gebraucht, um sich wieder abzuregen. Nein, sie würde nicht versuchen, einen Zeugen für Severus‘ Lehrtätigkeit aufzutreiben. Das Beispiel, das sie erhalten hatte, genügte ihr völlig.

Dagegen war er auf dem Amt ein Heiliger gewesen.

Gott, diese jungen Leute waren wieder zu kleinen verängstigten Kindern geworden, in seiner Gegenwart. Die sich gegen den großen bösen Professor auflehnen mussten, um sich zu behaupten.

Sie selbst hatte an sich halten müssen, um ihn nicht vor den anderen mit Schimpfworten und schlimmerem zu bewerfen.

Diese seidige Stimme, die so ohne jedes Gefühl zu sein schien, berichten zu hören, wie er ihr das Gedächtnis genommen hatte.

Den unterdrückten Humor hören zu müssen, als er ihre Reaktion auf das Veritasserum schilderte. Nun, nicht alles.

Wirklich nicht alles.

Auch ihre übersteigerte Reaktion auf Zauberstäbe fiel seiner Zensur zum Opfer.

Nicht, dass sie darüber traurig war.

Gerade in dem Moment, als er erzählte, konnte sie sich diese Reaktion überhaupt nicht erklären. Viel weniger wollte sie, dass die anderen wussten - na ja, was auch immer.

Nicht, dass sie im Zweifel waren.

Ihre Gedanken waren ihnen klar von den Stirnen abzulesen.

Dazu brauchte es keine besonderen Gaben.

Sie hielten sie alle für irre.

Na ja, Dumbledore nicht.

Und Remus nicht.

Aber ansonsten - doch. Alle.

Nun, sie hatte sich auch nicht besonders gesund gefühlt, während dieses Gesprächs.

Vor allem nicht, als ihr Ausbildungsplan besprochen wurde, als Teil der Vorbereitungen auf den großen Tag, und Severus‘ Gesicht sich noch mehr verdunkelt hatte. Und er noch einmal, vor allen anderen, klargemacht hatte, dass er damit nichts zu tun haben wollte. Es für falsch hielt.

Er hätte nur noch sagen müssen, dass er es ihr nicht zutraute. Dann hätte sie wirklich das Nudelholz geworfen, das sie bis dahin zurückgehalten hatte.

Doch das hatte er nicht gesagt.

Sein Glück.

Schäumend beziehungsweise eiskalt vor Wut waren sie nach Beendung des Gesprächs auf ihr gemeinsames Zimmer zurückgekehrt. Sabina war ohne ein Wort im Bad verschwunden.

Und wo war der Mistkerl jetzt?

Nirgends.

Vielleicht schmiss er sich ja von irgendeinem Turm, um mit dem Elend nichts mehr zu tun zu haben.

Gut.

Auch recht.

Sie würde ihm keine Träne nachweinen.

Keine. Einzige.

Nicht dass sie ihn lange überleben würde.

Trotz der Pläne für ihre Ausbildung in den nächsten zwei Wochen, die sie jetzt schon ermüdeten.

Vielleicht hatte Severus doch recht gehabt. Es war zu viel für sie.

Nein, Sabina, sagte sie streng zu sich. Das kann gar nicht zu viel werden, weil du keine andere Wahl hast. Du hast jetzt die letzte Möglichkeit, diese Fähigkeiten zu entwickeln und dann damit unterzugehen. Oder ohne sie unterzugehen.

Nein, das war keine Wahl.

„Severus?“

Wo war der Kerl?

Sie ging zur Bücherwand und suchte das Buch, hinter dem der Whiskey versteckt war. Und fand es. Ah. Sie goss sich einen Schluck ein und kam sich herrlich verworfen vor. Wenn er sie sehen würde, wie sie an seine geheiligten Vorräte ging, er würde Krämpfe kriegen.

Gut. Schön.

Irgendwas in seiner Art holte wirklich das Schlechteste aus ihr heraus. Sogar wenn er nicht da war. Sie fühlte sich wie ein trotziges dreijähriges Kind. Und bestand darauf, dass das die richtige Reaktion war.

Prima.

Das konnte ja was werden, dieser Kampf gegen das Böse.

Die Guten hielten in Filmen immer zusammen.

In diesem Film nicht.

Allein die Vorstellung, dass Black und Snape zusammen irgendwas machen sollten, war beinahe unvorstellbar. Die Feindseligkeit zwischen den beiden. Oh Gott.

Und diese Kinder mochten gut auf ihrem Gebiet sein, aber sie wurden neben Snape zu Kleinkindern.

So wie sie.

Albus war uralt.

Remus war hin- und hergerissen zwischen seinen Sorgen für sich selbst - Vollmond war nicht die Zeit, in der er geistig am Fittesten war, soviel hatte Sabina schon mitbekommen - und der Angst, was passieren würde, wenn er nicht als Puffer zwischen Sirius und Severus fungieren konnte.

Dazu noch Geister, leicht verrückte Seherinnen und Fluglehrerinnen und die stellvertretende Rektorin, die sich in eine Katze verwandeln konnte und ansonsten sorgenvoll Albus ansah, als ob sie mit seinem baldigen Ableben rechnete.

Und sie. Eine Frau, deren einzige Sorge bis vor kurzem war, sich im Job zu Tode zu langweilen.

Wunderbar.

Sie beschloss, ins Bett zu gehen. Mit dem Glas als Trost und Wärmespender. Sollte der alte Professor doch sehen, wo er blieb.

Sie machte sich keine Sorgen um ihn. Nein.

Sie schlug die Bettdecke zurück und erstarrte.

„Ihhh.“

Sie hatte ihn gefunden.

Sozusagen.


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