|
|
Kapitel 5: Malfoys Zorn
In der letzten Stunde am Freitag stand Professor Snape vor seinen Fünftklässlern im Zaubertränke-Kerker und schrieb die Zutaten für ein Wachstums-Elixier an die Tafel.
Hermione schrieb eifrig mit, während Harry und Ron die Slytherins beobachteten, die ihnen in letzter Zeit besonders zuwider waren. Seitdem Snape Malfoy von seiner Strafarbeit befreit hatte, war Malfoy mit einem überlegenen Grinsen durch die Schule gestapft und hatte ein großes Vergnügen daran gefunden, über Professor Knight-Haversham herzuziehen, wo er nur konnte. “Kaum zu glauben, wen Dumbledore hier alles unterrichten läßt.. Wenn mein Vater noch im Elternbeirat wäre, hätte sie keine Chance gehabt! Guckt sie euch doch bloß mal an! Sie ist so fett, daß es mich wundert, daß der Besen sie überhaupt trägt..”
Die Slytherins lachten.
“Sie ist überhaupt nicht fett, du Idiot! Jägerinnen müssen kräftig sein!”, schrie ihn Seamus Finnegan an. Bevor Crabbe und Goyle sich auf Seamus stürzen konnten, ging Harry dazwischen und sagte leise: “Ihr werdet sowieso alle in Askaban landen, genau wie Malfoys Vater und die anderen Todesser. Ich an eurer Stelle würde die Klappe nicht so aufreißen!”
Malfoy lachte kalt. “Ich hab ja immer gewußt, daß du ein Riesenidiot bist, Potter. Aber daß du auch noch lebensmüde bist.. irgendwann wird dich dein Glück verlassen..”
Malfoy flüsterte gerade mit Pansy Parkinson, als Snape sich zu ihnen umdrehte und seine kalten Augen auf ihn richtete. Harry hatte Snape seinen Lieblingsschüler Malfoy noch nie mit diesem Blick taxieren sehen, der den meisten Schülern den Angstschweiß ausbrechen ließ.
Pansy und Draco verstummten augenblicklich, und Snape begann zu sprechen. Später glaubten Harry, Hermione und Ron, sie hätten dies alles nur geträumt; denn es war mehr als unwirklich, was Snape zu Malfoy sagte: “Nun, Malfoy, ich hatte vor zwei Tagen ein Gespräch mit Professor Knight-Haversham. Sie hat mir noch einmal genau geschildert, was in ihrer Vertretungsstunde vorgefallen ist.. und ich muß sagen, daß ich mich wohl etwas.. nun.. vorschnell entschieden habe, als ich Sie von Ihrer Strafarbeit entbunden habe. Ich habe ein solches Verhalten nicht von Ihnen erwartet, Malfoy, und kann es nicht billigen, daß ein Schüler aus meinem Haus sich so einer Lehrkraft gegenüber beträgt, wie Sie es getan haben.”
Malfoys Gesicht färbte sich langsam rosa, und seine Augen schienen aus ihren Höhlen zu quellen. “Aber Professor, ich...”
“Schweigen Sie, Malfoy. Sie haben mich sehr enttäuscht. Heute Abend werden Sie Ihre Strafarbeit erledigen, und dazu werden Sie noch die Harpyen füttern, die heute neu eingetroffen sind. Habe ich mich klar ausgedrückt?”, schnappte Snape und funkelte Malfoy an.
Dean und Seamus mußten sich krampfhaft die Hände vor den Mund pressen, um nicht laut loszulachen. Hermione starrte Snape mit offenem Mund an, und Ron flüsterte: “Oh Harry, daß ich das noch erleben darf! Das ist fast noch besser als damals, als Moody Malfoy in ein Frettchen verwandelt hat..”
Die Slytherins tuschelten aufgeregt miteinander, und der Ausdruck auf Malfoys Gesicht wurde mörderisch. Dennoch nickte er, und Snape wandte sich wieder dem Unterricht zu.
“Das lasse ich mir nicht gefallen! Das wird er mir büssen....”
Draco ballte die Fäuste unter dem Tisch und biß die Zähne aufeinander, um sich seine Wut nicht noch mehr anmerken zu lassen.
Er wußte eine Menge über Snape, schließlich waren Dracos Vater und er jahrelang befreundet gewesen, bis sie sich gemeinsam dem Dunklen Lord anschlossen.
Nach Voldemorts Sturz hatte Lucius Malfoy so getan, als hätte er nie zu den Todessern gehört, doch Snape kannte die Wahrheit.
Die Freundschaft zwischen den beiden hatte sich in ein gegenseitiges Mißtrauen verwandelt. Snape und sein Vater erinnerten Draco an zwei Raubtiere, die einander vorsichtig umkreisten, von denen es jedoch keiner wagte, zuerst zum Angriff überzugehen.
Sie waren höflich zueinander, und Lucius vermutete, daß Snape seinen Sohn nur bevorzugte, weil er glaubte, ihm etwas schuldig zu sein, und natürlich auch seiner großzügigen Spenden an das Haus Slytherin wegen..
Draco jedoch hatte Snape bisher immer bewundert und respektiert.. und nun tat er ihm das an!!
Das würde er noch bereuen, sagte sich Draco, und warf Crabbe und Goyle vielsagende Blicke zu.