Zwei
Hermine wachte in langsamen Schritten auf und bewegte sich kaum unter ihrer Decke, während sie ihre Umgebung identifizierte. Sie war wieder im Krankenflügel - in demselben Bett, in dem sie in den Wochen nach der Katastrophe mit dem Vielsafttrank gelegen hatte, als sie das Gesicht einer Katze bekommen hatte.
Sie fühlte sich wirr im Kopf, völlig ausgetrocknet und als wäre sie mit Knüppeln geschlagen würden. Genau das was einem passierte, wenn man das Unglück hatte, Zeit mit Snape zu verbringen.
Snape...
Ihre Augen leuchteten in der Dunkelheit, als Hermine die brutale Effizienz aufnahm, mit der er sie gebrochen hatte, bevor stille Tränen über ihr Gesicht liefen, als die Größe ihres Verlusts wieder auf sie einstürmte. Sie weinte um das was ihren Eltern angetan worden war, weil sie nicht da gewesen war um sie zu retten und aufgrund eines alles umfassenden Schuldgefühls. Der einzige Grund aus dem sie gestorben waren war, dass sie mit Harry befreundet war. Sie nahm traurig an, dass er-der-nicht - Voldemort denken würde, dass sie Harry die Schuld geben würde.
Aber am Meisten, und zu ihrer tiefsten Schande, weinte sie für sich und ihren Verlust. Aber gerade als die Einsamkeit unerträglich zu werden schien, war in der Dunkelheit jemand für sie da.
„Da, Kind“, sagte Professor Sprouts honigsüße Stimme neben ihr, gerade bevor sie in eine Umarmung gezogen wurde, die tröstend gewesen wäre, wen sie sie nicht zu sehr an die Mutter erinnert hätte, die sie verloren hatte.
***
Als Hermine wieder aufwache war das Zimmer vom Sonnenlicht erhellt, und Professor McGonagall saß an ihrem Bett. Sie war auf schroffe Art freundlich, und ihr Verhalten war genau das, was Hermine im Augenblick brauchte, und seltsam beruhigend für sie. Nachdem sie gebadet, ein frisches Nachthemd angezogen und gegessen hatte, kroch sie trotz der drückenden Hitze dankbar zurück in den Schlaf.
***
An diesem Abend saß Professor Dumbledore an ihrem Bett, und in den nächsten 36 Stunden folgten ihm Madam Pomfrey, Professor Flitwick, und am nächsten Morgen wieder McGonagall. Während jeder die Freundlichkeit in Person waren, war es jedes Mal eine Erleichterung, sich in tiefen, traumlosen Schlaf zurückzuziehen.
***
Sie erwachte in einer samtigen Dunkelheit, die man fast mit dem Messer schneiden konnte, und setzte sich auf, um durstig aus dem Glas Kürbissaft neben ihrem Bett zu trinken, dankbar dafür, dass heute Nacht keiner Wache saß, für den sie sich anstrengen musste. Sie entspannte sich, streckt sich lange, und war überrascht davon, wie gut sie sich fühlte. Sie wurde von der Helligkeit abgelenkt, die in das Zimmer strömte als der zu einem Viertel volle Mond in Sicht kam, genau umgeben von dem offenen Fenster. Er hing im Himmel, scheinbar nahe genug um ihn zu berührte, aber sie fühlte sich dabei, als wäre sie der einzige Mensch am Leben.
Und so war es, in der Familie Granger
Sie hielt ihr Kinn ruhig, trank noch ein Glas Kürbissaft, das sich einfach bei Bedarf neu füllte, und aß von den belegten Broten mit Bananen und braunem Zucker die auftauchten. Woher wussten die Hauselfen nur, was sie am liebsten aß um sich zu trösten..?
Es war seltsam, in Hogwarts sah der Mond zweimal so groß aus wie in der Muggelwelt - Zuhause. Nur dass es nicht mehr ihr Zuhause gewesen war. Nicht wirklich, tief in ihr, dort wo es zählte. Den Brief von Dumbledore zu bekommen war gewesen wie ein Heimkehr, die Ferien etwas das sie nur genoß, weil sie bei ihren Eltern gewesen war. Und selbst da...
Snape. Der Bastard, hatte recht gehabt. Sie hatte sich von ihnen entfernt. Jedes Mal waren die Ferien etwas anstrengender geworden, wenn sie darum kämpfte, die Sorgen ihrer verschiedenen Welten zu vereinbaren; im Lauf der Zeit hätten sie nichts mehr gemeinsam gehabt, abgesehen von Liebe - die nicht einmal Voldemort vernichten konnte. Wenn er das könnte, wäre Harry tot und... sie hielt inne um sich das Leben unter Voldemort vorzustellen. Schrecklich und langweilig, weil man zu sehr damit beschäftigt wäre, am Leben zu bleiben, um Zeit zum Lernen zu haben, und...
Harry und Ron hatten Recht, sie musste mehr hinaus gehen. Nur noch nicht jetzt. Es waren zu viele Dinge, die sie organisieren musste um sicherzustellen, dass sie in Hogwarts bleiben konnte, ohne dass die Muggelautoritäten sie in ihrer Welt suchten: Es gab Anwälte, Bankiers, sie musste das Haus verkaufen, die Sachen durchsortieren... Sie hatte keine anderen lebenden Verwandten, also würde sie für die nächsten paar Monate einen gesetzlichen Vertreter brauchen, möglichst einen, den sie bei den Muggelautoritäten vorzeigen konnte und der in der Muggelwelt durchkommen würde, wenn nötig. Es wäre nur bis September, wenn sie 18 wurde.
Der alte Idiot Fudge hatte etwas gemurmelt, als er ihr vom Mord an ihren Eltern erzählt hatte - aber nachdem was Dumbledore ihm gesagt hatte, als er entdeckt hatte dass Fugde die Angelegenheit selbst in die Hände genommen hatte, war es unwahrscheinlich, dass sie sich wieder mit ihm abgeben musste. Außerdem würde sie Fugde nicht einmal zutrauen sie über die Straße zu bringen, und schon gar nicht als Vormund. Vor allem nachdem er ihr nie zuvor ein Zeichen davon gegeben hatte, dass er von ihrer Existenz wusste. Nur dass sie jetzt diese nervige Hexe war - eine Freundin von Harry Potter und daher zum Tode bestimmt. Oder schlimmeres.
Panik flackerte in ihren Gedanken auf, aber sie besiegte sie entschlossen, sie konnte ihre übrige Zeit in Hogwarts damit verschwenden, sich in Ecken zu verstecken, oder sie konnte so viel wie möglich von so vielen wie möglich über ihn-der - Voldemort in Erfahrung bringen.
Voldemort.
Da. Sie hatte es gedacht.
Voldemort
Voldemort.
Der Direktor hatte recht. Der Name verlor Macht, wenn man ihn benutzte.
Sie würde mit Professor Dumbledore darüber sprechen, ihre Muggelexistenz in Ordnung zu bringen, sie konnte nicht erwarten, dass die Lehrer von Hogwarts weiter die Verantwortung für sie trugen.
Erst als sie sich ihre Umgebung wieder ansah und in das Zimmer blickte, statt hinaus, entdeckte sie, dass sie nicht alleine war, wie sie angenommen hatte. Snape saß verkehrt herum auf einem Stuhl mit gerader Lehne in den Schatten am Fußende ihres Bettes. Hermine passte auf um nicht zu verraten, dass sie wach war, und merkte, dass er schlief und daher nicht aufpasste. Sie hatte Snape noch nie zuvor so entspannt gesehen. Es war nicht angenehm, in seiner Nähe zu sein; er schien von seinen Nerven zu leben, und darüber stellte er sicher, dass alle anderen dasselbe zu tun hatten. Sie nahm sich Zeit, um diesen vertrauten Fremden zu studieren.
Er sah aus als versuchte er, die Lehne des Stuhles, auf dem er saß, zum Trost zu umarmen. Seine langen Beine hielt er so, dass sich die Sohlen seiner Stiefel trafen und den Kreis schlossen. Sein Kopf lag auf seinen Unterarmen, die auf der Stuhllehne ruhten, und die Verletzlichkeit dieser Position wurde von seinem nackten Hals erhöht, der zu sehen war, weil seine langen Haare nach vorne über seinen Kragen gefallen waren.
Als sie die reglose Gestalt beobachtete fiel Hermine auf, dass es, möglicherweise mit der Ausnahme eines Mannes, dem die Hosen an den Fußgelenken hingen, keinen verletzlicheren Anblick gab, als den Nacken eines starken Mannes.
Die Luft war schwül und so still, dass es sich anfühlte, als sollte sie seinen Atem hören können, aber er schlief geräuschlos. Als hätte er kein Gewissen.
Hermine kroch aus ihrem Bett, sammelte die weiten Falten ihres weißen Nachthemdes ein und ging hinüber zu Snape, der im Schlaf wie Krummbein aussah, als hätte er keine Knochen. Die Hitze musste ihn dazu gebracht haben, seinen üblichen Umhang oder Mantel abzulegen, denn er trug nur ein feines Hemd und schwarze Hosen und Stiefel. Es war das erste Mal, dass sie die Form des Mannes bemerkte, der die schwarzen Roben bewohnte, die ihr vorkamen wie ein Teil von ihm. Wenn man es so sah, war es das erste Mal, dass sie ihn als Mann ansah anstatt als Quelle von dunklem Sarkasmus und beiläufigen Grausamkeiten im Klassenzimmer.
Der Stoff seines weißen Hemdes war dünn genug um die Konturen der Muskeln in seinem gekrümmten Rücken zu zeigen, und die scharf hervorstehende Linie seiner Wirbelsäule. Er war zu dünn für einen so großen Mann, eine Tatsache die üblicherweise von seiner mehrlagigen Kleidung verborgen wurde. Er musste sehr müde sein, um sie nicht zu hören. Ihr Gesicht wurde hart.
„Professor.“
Sie bekam keine Antwort, und so berührte sie seine Schulter, und wich einen Schritt zurück, als sein Kopf unter verworrenen schwarzen Haaren nach oben schoß. Sein müder, unkonzentrierter Blick und seine zerknitterte Nahbarkeit standen in krassem Gegensatz zu seiner sonstigen ernsten Förmlichkeit.
„Miss Granger.“ Verräterische Erleichterung erhellte sein müdes Gesicht, als er sich daran machte, von seinem Stuhl aufzustehen.
Bevor er das tun konnte, schlug Hermine zu; sie drehte ihren ganzen Körper in den Schlag, um seine Gewalt zu steigern, und traf die Mitte des bleichen Gesichtes. Er war schon aus dem Gleichgewicht, und so schickte ihn ihr Schlag zu Boden, und der Stuhl fiel um.
Sie schrie vor Schmerz auf und steckte unwillkürlich ihre schmerzende Hand unter den anderen Arm bevor sie ihren gefallenen Gegner anstarrte. Ihre Knöchel fühlten sich, an als wären sie gebrochen.
“Sie Bastard!“, rief sie, und warf ihren Zauberstab von dem Tisch neben ihrem Bett, bevor sie dem Drang nachgeben konnte, noch mehr Schaden anzurichten, zum ersten Mal verstand sie die furchtbaren Versuchungen, die mit ihrer Macht einhergingen, und das Wissen zeichnete sie.
Snape Augen tränten als er da saß und sich die Nase hielt. Blut verschmierte seine Finger, als er mit einem Gesichtsausdruck, den sie nicht genau interpretieren konnte, zu ihr aufsah.
Sie fing an zu zittern. Merlin rette sie, sie hatte Snape geschlagen, sie hatte einen Lehrer angegriffen und würde hinausgeworfen werden...
Dann war Madam Pomfrey da.
„Hermine? Was ist denn passiert, Kind?“
Hermine wandte sich ihr mit einer hilflosen Bewegung zu und war beschämt, als sie bemerkte, dass sie wieder angefangen hatte, zu weinen. Wenn sie so weiter machte würde sie bald nur noch bei der Maulenden Myrte sein. Dann hörte sie auf zu denken und rettete sich in die tröstenden Arme, die sie umgaben.
„Wirklich, Severus“, schimpfte Madam Pomfrey über Hermines Kopf hinweg.
Seine Augen wurden groß um sie für die Ungerechtigkeit zu tadeln, aber Snape blieb am Boden, nur für den Fall, dass Miss Granger beschloß, noch einmal ihre Fähigkeiten zu demonstrieren, und wartete darauf, dass Poppy bemerkte, dass seine Nase gebrochen war - schon wieder.
Wenn er vorher nicht verblutete.
Als Madam Pomfrey Hermine geschickt hatte um „schön lang im Bad einzuweichen“, hatte Snapes Nase aufgehört zu bluten, obwohl der Bluterguß um seine Augen herum schon zu sehen war. Madam Pomfrey heilte den Bruch und ließ die Schwellung in sekundenschnelle zurückgehen.
“Hermine hat es fast so gut gemacht wie James Potter”, sagte sie, versunken in die Erinnerung.
„Aber mit mehr Grund.“ Snape berührte vorsichtig seine schon mitgenommene Nase.
Madam Pomfrey schlug seine Hand zur Seite. „Es heilt nicht schneller wenn du daran herumfingerst. Muß ich dich daran erinnern, dass ich weiß was ich tue? Oder soll ich dich an deinen einzigen katastrophalen Versuch erinnern, dich selbst zu heilen? Hier“ Sie ruinierte die Wirkung ihrer Standpauke, indem sie ihm einen Schokofrosch gab.
Er betrachtete ihn erstaunt während seine Finger ihn auswickelten. „Für wie alt hältst du mich eigentlich? Mmm. Ich hatte vergessen wie gut sie sind“, gab er zu, während er ihn mit offensichtlicher Freude aufaß.
“Du hast wieder vergessen zu essen, oder?” sagte resigniert.
„Ich habe in der Bibliothek etwas nachgeschlagen und die Zeit vergessen. Es ist nicht oft so ruhig.
„Ja, Schüler können in einer Schule so ein Ärgernis sein“, stimmte sie trocken zu.
Er schenkte ihr einen dreckigen Blick. „Ich genieße meine Arbeit zufällig - anders als die meisten Schüler und Lehrer.“
„Kann ich dabei sein, wenn du das Minerva oder March sagst? Ich für meinen Teil habe nichts dagegen, dass man mich beleidigt, und...“
Snape hob abwehrend die Hände. „Ich gehe, ich gehe.“
„Ganz blutig? Es erstaunt mich immer, wie weit ein bißchen geht. Einer der Hauselfen bringt dir was zu essen, du ißt es hier, weil ich so sicherstellen kann, dass du es wirklich ißt.” Mit Hilfe ihres Zauberstabes räumte Madam Pomfrey das Zimmer auf und reinigte sogar sein blutiges Hemd und seine Hände.
„Was willst du jetzt machen?“, fragte sie mit weit ausladenden Handbewegungen.
Snape schluckte seinen Schokofrosch hinunter. „Womit?“
„Miss Granger hat dich geschlagen - Einen Professor in Hogwarts.“
“Wir haben Ferien, sie hat ‚den Bastard Snape’ geschlafen, keinen Professor, und wenn du denkst, dass ich gerne die Tatsache verbreiten möchte, dass ich von einem kleinen Mädchen niedergeschlagen worden bin, kennst du mich nicht besonders gut, die Gryffindors würden sie alle rund herum aufstellen. Wenn ich so darüber nachdenke, kannst du den Rest der Schule gleich dazu stellen. Wenn also die Nachricht von Miss Grangers rechtem Haken bekannt wird, weiß ich wer es war.“
„Als würde ich das tun!“, Madam Pomfrey sah ehrlich verärgert aus. „Oh, du hast nur Spaß gemacht. Nun, es ist nicht komisch. Und laß dir eines sagen, Severus Snape. Ich nehme meine Verantwortung ebenso ernst wie du die deine, und wenn du daran erinnert werden musst, kann ich dich-“
Er sah amüsiert aus. „Poppy, ich bin keine 11 mehr. Du kannst mir keine Strafarbeit geben, nicht dass du das je getan hast, wenn ich mich recht erinnere“, fügte er mit einem abwesenden Gesichtsausdruck hinzu. „Habe ich dir je für alles gedankt, das du für mich getan hast?“
Sie schnaubte eingehend und zerzauste seine Haare, ganz zu schweigen von seiner Würde. „Dank von einem Slytherin? So optimistisch bin nicht einmal ich“, zog sie ihn auf.
Einen Augenblick lang verwandelte sich der Erwachsene in einen dünnen 11jährigen, als er versuchte, seine Haare wieder zu ordnen ohne es zu auffällig zu tun. Madam Pomfrey verbarg ein Lächeln. Severus war immer eitel gewesen. Er musste es anfangs gehasst haben, den Aussehensveränderungszauber zu benutzen. Mittlerweile war er so daran gewöhnt, dass er vergaß ihn abzunehmen, selbst in den Ferien, nicht dass ihn je jemand gutaussehend nennen würde... obwohl sie ihn für seine Wimpern am liebsten umgebracht hätte. Verschwendet an einen Mann. Oder vielleicht nicht, überlegte sie, als sie ihn betrachtete. Oh, wenn sie nur 40 Jahre jünger wäre. Nun, vielleicht 30, wenn es sein musste.
Sie blinzelte und sah wieder nur den Mann, der schwer an Wissen und Erfahrung trug, die sie nur erraten konnte. Dasselbe konnte man von Vielen in Hogwarts sagen - sie lebten in schweren und gefährlichen Zeiten - aber sie hatten ihn gekannt seit er 11 Jahre alt war, und während es nicht so hätte sein sollen, machte es einen Unterschied. Sie hatte Severus in diesen frühen Jahren oft zu sehen bekommen, bevor er gelernt hatte, sich zu verteidigen.
“Poppy?“
„Was, mein Lieber?“, sagte sie unbestimmt, während sie sich wieder auf ihn konzentrierte.
„Nichts, du hast nur ausgesehen als ob...“ Snape zuckte mit den Schultern, dann verzog er das Gesicht, und ein ersticktes Geräusch entkam ihm bevor er sich vorne über beugte und mir Schmerz aufstöhnte. Seinen Unterarm presste er in einem sinnlosen Versuch, den Schmerz zu lindern, an seinen Körper, und die Finger seiner freien Hand griffen unbewusst danach.
“Ich muß gehen“, knirschte er. Er biß die Zähne zusammen, bis er in sich zusammensackte als der starke Schmerz auf ein erträglicheres Maß sank.
“Oh, noch nicht”, widersprach sie unwillkürlich. „Du hast dich kaum vom letzten-“
„Wir haben keine Zeit dafür, Poppy.“ Das Alter senkte sich auf die Jugend, sein Gesicht war bestimmt, als hätte er nie Wärme oder Gelächter gekannt. „Hast du einen Umhang, den ich mir leihen kann?“ Sein langes Haar klebte verschwitzt an seinen Schläfen.
„Ja. Hier. Es ist einer von Remus’ übrigen.”
Er zog ihn an, während er zur Tür ging. „Sag dem Direktor bescheid“, sagte er als er sich umdrehte. Während sein Gesicht beherrscht war, verrieten seine Augen seine Furcht vor dem, was kommen würde.
Es tat am meisten weh weil sie sich nie daran hatte denken lassen wie viel Angst er haben musste wenn er Voldemorts Ruf folgte, ohne zu wissen ob es der war, der ihn in dieselbe Station schicken würde, wie Longbottoms Eltern - oder den er gar nicht überleben würde. Sie wusste mehr als ihre Kollegen, was ihn die letzten beiden Jahre gekostet hatten, nicht zuletzt weil er nur im Notfall zu ihr kam.
„Natürlich, Kind. Paß auf dich auf“, fügte sie hinzu, weil niemand so aussehen sollte.
Es tat noch mehr weh, dass ihn ihre Sorge so zu überraschen schien.
***
Am nächsten Tag war die Hitze so stark, dass sie fast eine lebende Gewalt war. Selbst die Geister von Hogwarts schienen träge zu sein und bleiben in den Kerkern, wo es am kühlsten war. Die Leute hatten Probleme zu schlafen, und ihre Geduld war gering, und es half nicht, dass viele Treppen verschwunden zu sein schienen.
Black konnte nicht schlafen und wusste es besser, als jede Nacht einen Trank für traumlosen Schlaf zu nehmen, und so ging er durch die Gänge und suchte kühle Luft. Ein scharfes Geräusch ließ seinen Kopf in die Höhe fahren. Er konnte die Quelle nicht finden, und so verwandelte er sich in seine Tierform und landete bald vor dem abgedunkelten Lehrerzimmer. Er verwandelte sich zurück und hatte kaum zwei Schritte gemacht, als er sich entspannte, als ihm klar wurde, dass außer dem fast kopflosen Nick, der in der Ecke an der Decke zu dösen schien, das einzige Lebewesen im Zimmer Snape zu sein schien, der auf einem der abgewetzten aber bequemen Sofas lag.
„Ich hätte wissen sollen, dass du mit der Dunkelheit reden würdest“, sagte Black, als er über der ausgestreckten Gestalt stand. „Ich bin froh, dass ich dich gefunden habe, ich will mit dir reden.“
„Dann hast du heute Nacht G-Glück.“
„Was zum Teufel hast du gestern mit Hermine Granger gemacht? Sie ist ein tapferes Mädchen, und du-“ Black hielt inne und schnupperte in die Luft. „Ich kann Blut riechen.“ Er machte es zu einem Vorwurf.
„Nein, ich habe heute Nacht nicht im Blut kleiner Kinder geb-badet.“
„Laß den Sarkasmus bleiben“, winkte Black schnell ab. „Wie schlimm bist du verletzt?“
„T-tut mir leid dich zu e-enttäuschen.“
„Ich meine es Ernst“
„I-ich auch. V-verpiß dich.“
Snapes Fähigkeit, mit der Zunge zu verletzten bedeutete, dass er sich nur selten auf obszönes verlegen musste, und er tat es nur, wenn er besonders unter Streß stand. Black kniete sich neben das Sofa und zog seinen Zauberstab heraus.
„Lumos!“
Er starrte Snape an und wollte instinktiv eine tröstende Hand ausstrecken, überlegte es sich aber anders, falls er mehr Schaden anrichten würde. „Nicht bewegen“, hauchte er bevor er los rannte um Madam Pomfrey zu holen.
Mit geschlossenen Augen murmelte Snape etwas Dämliches über die Dummheit derer, die das Offensichtliche bemerkten. Dann wogte der Schmerz wieder auf und machte Gedanken unmöglich.
Auf gewisse Weise war es eine Erleichterung.
Hermine wachte erschrocken auf als sie hörte wie viel Lärm aus dem Zimmer auf der anderen Seite des Ganges kam. Sie kroch aus dem Bett, steckte ihren Zauberstab in einen Ärmel ihres Nachthemdes und ging nachsehen.
Das Geräusch eines Tieres unter Schmerzen ließ sie zusammenzucken. Vor Angst, weil es aus dem Inneren des Schlosses gekommen war und sie ihre Begegnung mit dem Bergtroll nie hatte vergessen können, packte sie ihren Zauberstab fest und schlich über den Gang und durch die andere Tür. Zuerst konnte sie nur die Rücken von Madam Pomfrey, den Professoren Lupin, Flitwick und Sprout, und Sirius Black sehen.
„…von allen verdammten dämlichen Orten, an die er gehen konnte, musste das Lehrerzimmer der schlimmste sein“, sagte Black. Er klang erschüttert.
„Ruhig“, murmelte Lupin, der seine Schulter berührte.
“Es ist ein Wunder, dass er überhaupt zurückgekommen ist”, gab Madam Pomfrey grimmig zurück. “Ich werde wieder mit Albus reden. Er muß das beenden!“
Sie bewegte sich leicht, und in der Lücke, die sie hinterließ, konnte Hermine den stark bemuskelten Unterarm eines Mannes sehen, dessen blutige Hand wie eine Kralle in die Luft griff. Sie sah zu wie sich die Hand verkrampfte, und dann folgte wieder eines dieser furchtbaren Geräusche.
„Nicht schon wieder“, sagte Black zitternd. Er klang als würde er sich gleich übergeben. „Kannst du ihm nichts geben?“
„Hemine, meine Liebe“, sagte Dumbledore hinter ihr.
Hermine blinzelte und bemerkte, dass sie im Gang vor ihrem Zimmer stand, dem Direktor gegenüber, ohne genau zu wissen, wie sie dort hingekommen war.
„...froh dass wir dieses kleine Gespräch geführt haben. Geh jetzt ins Bett und schlaf schön lange, gute Nacht, meine Liebe. Träum schön.“ Als er sie mit einem Arm umarmte, roch sie Zitronen und Sonnenschein.
Auf einmal fiel ihr ein, wie Snape sie umarmt und mit Sicherheit umgeben hatte. Er hatte nach Zypresse, Rosmarin und - was beunruhigend war - nach einem sauberen, gesunden Mann gerochen. Ironisch, dass jemand der so viel von seinem Leben im Dunklen verbrachte, nach grünen, wachsenden Dingen roch.
„Gute Nacht, Direktor“, sagte sie müde.
Sie stolperte wieder zu ihrem Bett und schlief in Sekundenschnelle ein. Sie schlief tief, obwohl sie sich seltsamerweise nicht an die Träume erinnern konnte, die in den hinteren Winkeln ihres Gehirns kitzelten, abgesehen von einem Gefühl der Dringlichkeit. Aber es war schwer, am nächsten Morgen aufzuwachen, und sie fühlte sich schwer und faul, und als hätte sie etwas Wichtiges vergessen.
Sie beschloß an diesem Tag nicht zu lernen und sich stattdessen einen kühlen, einsamen Ort zu suchen; sie wollte heute keine Gesellschaft. Die Sonne schoß wie ein Amboß herunter, so dass es eine Strafe gewesen wäre, hinaus zu gehen, also ging sie auf den Astronomieturm, um zu sehen, ob so weit oben der Wind wehte. Während es nur wenig kühler war, war es der schwindelerregende Ausblick über die umgebende Nachbarschaft wert. Sie machte was sie in ihrem Leben so selten getan hatte und setzte sich nur hin um die Welt zu beobachten und ihre Gedanken schweifen zu lassen wohin sie wollten.
Im September würde sie 18 werden, eine Frau. Natürlich, wenn man den Verlust der Jungfräulichkeit mit einbezog, war sie eine ganze zeitlang eine Frau gewesen, das erste Mal war ein Desaster gewesen, und es war dadurch nicht besser geworden, dass Viktor so nervös gewesen war, dass er zu viel getrunken hatte, während sie Schluckauf gehabt hatte. Zum Glück war es danach besser geworden...
Sie grinste bei der Erinnerung. Sie waren eigentlich sehr viel besser geworden, auch wenn Viktors Alter und Karriere bedeuteten, dass sie keine Chance hatten, viel Zeit zusammen zu verbringen. Sie würde ihm eine Eule schicken, aber noch nicht jetzt. Sie war noch nicht bereit für Worte mit einer Silbe, die sie ständig deuten musste. Es war typisch, dass Sebastian Knott aus Ravenclaw sie keines Blickes gewürdigt hatte. Man stelle sich vor wie neu es wäre, einen Freund zu haben, der einen nicht für ungewöhnlich hielt, weil man freiwillig ein Buch las - oder einen, der etwas anderes als Quidditch und Sex besprechen wollte, also ging er natürlich mit der kichernden Idiotin aus Hufflepuff aus, die einen großen Busen hatte und ihm nie widersprach, wenn er etwas sagte. Obwohl Cathy wirklich bei den 5 Jahresbesten war. Merlin, wenn selbst Sebastian tun wollte als hätte seine Freundin nichts im Hirn, was hatte sie dann für Hoffnungen?
Wird nie passieren, dachte sie traurig, während sie alle Männer durchging die sie kannte.
Geistesabwesend aß sie die Mahlzeit, die ihr die Hauselfen brachten, während sie dasaß und darüber nachdachte, wo Voldemort als nächstes zuschlagen würde. Es war schwer, durch den Schatten zu blicken, den er über ihr Leben warf, aber wenn man es nicht tat, hatte er sowieso gewonnen. Ihre Zeit in Hogwarts hatte ihr so viele Möglichkeiten aufgezeigt, dass sie kaum wusste wo sie anfangen sollte. Sie nahm auf unbestimmte Weise an, dass sie sich eines Tages mit der Zaubererwelt arrangieren musste. Es brachte nichts, Ron zu fragen. Seine Mum und sein Dad schienen nicht als typisch betrachtet zu werden wenn es so etwas gab, nicht einmal in der Zaubererwelt. Aber in Wahrheit wusste sich nicht viel - gar nichts - darüber. Sie schienen ziemlich einzelgängerisch zu sein, wenn man bedachte, dass Hogsmeade ihre einzige Gemeinde war - abgesehen von Winkel- und Nockturngassen - und es gab sicher viel Rivalität und kleinlichen Neid. ‚Vielleicht unterscheiden sich Muggel und Zauberer doch nicht so sehr’, dachte sie.
Es war beruhigend, dass die Zukunft nicht mehr so beängstigend zu sein schien wie vor ein paar Tagen, sie war immer allein gewesen - anfangs nicht aus eigener Entscheidung, aber nun war sie zufrieden, wenn sie alleine war, und hatte weniger das Gefühl, dass sie sich beweisen musste indem sie sich mit Leuten umgab, die sie nicht einmal sehr mochte. Sie würde fast alles dafür geben, ihre Mum und ihren Dad zurück zu bekommen, aber ... dies war jetzt ihre Welt, und es war sinnlos, sich schuldig zu fühlen weil sie mehr als zuvor ein Teil davon sein wollte.
Was sie tun würde, wenn sie Hogwarts verließ... es gab keine besondere Eile. Es war noch ein Jahr bis dahin. Sie würde nicht verhungern. Sie war intelligent, sparsam und sie hatte sogar etwas Geld von dem sie eine Weile leben konnte. Sie hatte auch Menschen, an die sie sich wenden konnte wenn sie sie brauchte. Menschen denen sie trauen konnte.
So sehr sie die Gelegenheit genossen hatte, ohne die ständige Notwendigkeit, sich zu entschuldigen oder zu erklären, lernen zu können, fing sie an, Harry und Ron zu vermissen, sie verbrachte zwar ziemlich viel Zeit mit Professor Sprout und Madam Pomfrey, hatte aber absolut nicht den Wunsch, sich ihnen anzuvertrauen wie sie es zu erwarten schienen, aber andererseits hatte sie männliche Gesellschaft immer vorgezogen. Sie kam jetzt mit den meisten Mädchen in ihrem Jahrgang ganz gut aus - mit Viktor zu gehen schien ihr einen Stand zu geben, den ihr jedes Jahr Klassenbeste zu sein nicht zu geben können schien - aber sie hatten nicht viel gemeinsam. Nicht dass sie und Ron das hatten - abgesehen von Harry. Sie war nur dankbar, dass Ron über seine Verliebtheit zu ihr hinweggekommen war; sie war nur aus der Angst gekommen, dass er nie eine eigene Freundin finden würde. Er hatte die verlorene Zeit seitdem sicher gutgemacht.
Sie fragte sich leise wie Harrys aufblühende Romanze mit dem Mädchen aus Ravenclaw lief, während sie sich auf Eulenpost beschränken mussten, was die Glut allgemein dämpfte. Aber Harry war geschickt wenn es darum ging, etwa zu bekommen das er wirklich wollte.
Sie war überrascht als sie bemerkte, dass es schon dunkel war, als sie sich in die Kissen zurücklehnte, die sie mitgebracht hatte, und den Nachthimmel beobachtete, bis sie einschlief.
Sie wachte auf als der Tag anbrach, und sie bemerkte, dass sie nicht mehr alleine war. Sirius Black hielt offensichtlich Wache während er den entfernten Horizont beobachtete, während Lupin tief schlafend neben ihm lag. Als sie zusah zuckte Lupin und murmelte leise etwas im Schlaf. Black strich ihm vorsichtig über den Rücken, und das Gemurmel hörte auf. Der Teil von Lupins Gesicht, den sie sehen konnte, nahm einen friedlichen Ausdruck an.
Sie versuchte sich vorzustellen wie es war, mit dem Wissen zu leben, dass man sich jeden Monat mit dem Mond in einen Werwolf verwandelte.
„Guten morgen, Hermine - Miss Granger“, korrigierte sich Black leise.
Sie sah ihn an und schaffte es, etwas zu finden das einem Lächeln ähnlich sah. Sie wollte dem neuen Tag noch nicht entgegentreten. Sie hatte in der letzten Nacht wieder geträumt - nicht von ihren Eltern, oder dem Troll, oder einen der komplizierteren Angstträume; es war viel, viel schlimmer gewesen, sie hatte den Verstand verloren, wörtlich die Fähigkeit zu denken, zu argumentieren, sich zu erinnern, und der Schrecken steckte noch in ihr.
Sie ging ihr bekanntes Ritual gegen Panik durch, indem sie die 12 Nutzen von Drachenblut aufzählte.
Ja, das war besser.
Weil die Lehrer sie in den Ferien anders behandelt hatten, hatte sie die formelle Anrede der Männer zuerst erheitert. Jetzt schätzte sie das, was dahinter steckte - eine ständige Versicherung, eine Erinnerung, dass jede Beziehung, die sie haben konnten, in den vorgeschriebenen Grenzen blieb. Zum Beispiel wäre es nicht sehr lustig, wenn sie einen lüsternen Zauberer abwehren müsste, der alt genug war, um ihr Vater zu sein, oder vielleicht sogar einen der eitel genug war um zu denken, dass sie in ihn verliebt war. Mit der Erinnerung an Gilderoy Lockhart, die sie immer verfolgte, war sie froh um diese Erinnerung. Nicht, dass es in Hogwarts jemanden gab, in den sie sich verlieben konnte, erinnert sie sich, selbst die Jüngsten waren alt genug um ihr Vater zu sein...
Auf einmal durchstieß sie ein Verlangen danach, ihren eignen Vater zu sehen, nur noch ein Mal. Sie hatte nicht einmal die Gelegenheit gehabt ihm zu sagen, dass sie ihn liebte, und -
„Miss Granger?“, sagte Black. Er klang besorgt. Er sah entschieden unruhig aus, als sie still zu weinen begann.
“Nun, ich weiß, dass Sirius’ gesellschaftliche Fähigkeiten noch viel zu wünschen übrig lassen, aber nicht einmal er hat normalerweise diese Wirkung”, sagte Lupin, als er sich in eine sitzende Position schob.
Hermine sah auf. Ihr Kinn zitterte, Tränen flossen ihr über die Wangen. Die Worte „will“ und „Vater“ waren gerade verständlich.
Lupins Gesicht wurde freundlich. „Natürlich willst du ihn. Wein nur, Liebes. Wein für sie beide solange du willst. Solltest du über sie sprechen wollen, wäre es uns eine Ehre, zuzuhören. Hier, nimm das.“ Er stand auf und kam zu ihr herüber, um ihr ein sauberes Taschentuch zu geben, bevor er zur Tür ging, die zu den Treppen führte, und Black mitnahm.
Später schnäuzte sich Hermine ein letztes Mal und dankte ihm still. Seltsamerweise ging es ihr jetzt viel besser. Ein Klopfen an der offenen Turmtür ließ sie aufsehen. Professor Lupin und Sirius Black waren mit einem wunderbaren Frühstück aus geröstetem Brot, Honig und frischen Erdbeeren und Stachelbeeren zurückgekommen.
„Die Hauselfen bringen den nächsten Gang wenn wir mit dem hier fertig sind“, erklärte Black.
„Wenn du nichts dagegen hast, dass wir mitessen“, fügte Professor Lupin mit einem scharfen Blick auf seinen Begleiter hinzu.
Black verzog das Gesicht. “Tut mir leid, Hermine. Miss Granger, meine ich. Ich vergesse es immer.”
Hermine grinste sie beide an. “Ich würde Ihre Gesellschaft genießen. Ich habe nie gerne alleine gegessen.”
Sie waren alle hungrig, und das Gespräch beschränkte sich auf ein Minimum, bis sie den schlimmsten Hunger gestillt hatten. Die Hauselfen hatten sich mit der Auswahl und Qualität der Menüs an diesem Morgen selbst übertroffen, und die drei aßen beschämende Mengen.
„Es war wunderbar. Danke“, sagte Hermine mit echtem Dank. Sie wünschte, sie hätte einen Gürtel getragen, den sie weiter machen konnte.
„Dank Remus“, sagte Black reumütig. „Ich habe nie gewusst, was man mit weinenden Frauen anstellt, äh, ich meine-“
„Professor Lupin hat Recht, Ihre gesellschaftlichen Fähigkeiten lassen zu wünschen übrig“, sagte Hermine bevor ihr Gesicht weich wurde. „Kaum überraschend. Aber wenn er-Voldemort tot ist, werden Sie Ihren Namen reinigen und Ihr Leben wieder anfangen können. Ich weiß dass sich Harrys so sehr darauf freut. Inzwischen sollten Sie vielleicht diese rostigen Fähigkeiten an Professor Lupin und mir schärfen.“
„Sie sollten wissen, dass Takt nie Sirius’ stärkste Eigenschaft gewesen ist“, sagte Lupin, dessen Lächeln seine Augen locker erreichte.
„Das bin ich von Harry und Ron gewohnt“, erklärte sie fröhlich, bevor sie Black wieder ansah. „Ich kann mir nur vorstellen, wie 12 Jahre unter Dementoren sein müssen, aber Sie werden alles zurückbekommen, das sie Ihnen gestohlen haben. Geben Sie sich nur Zeit. Sie sind erst seit vier Jahren frei, und ein Teil dieser Zeit wurde auf der Flucht verbracht. Sehen Sie wie viel besser es Ihnen geht, seit Sie in Hogwarts sind.“
„Sie sind sehr aufmerksam.“
„Nicht wirklich. Es ist nur Menschenverstand. Zum Glück habe ich davon genug, ebenso wie von Intelligenz.“
“Während Sirius nie mit einem der beiden übermäßig belastet wurde”, lächelte Lupin, der im Schatten lümmelte. Seine stuppigen Haare fielen ihm in die Augen aber als er den Mann anlächelte, den er gerade beleidigt hatte, sah er fast glücklich aus, nicht gestresst und müde.
„Der Trank von Snape muß Ihnen gut tun“, sagte Hermine. „Sie sehen viel besser aus.“
„Professor Snape“, korrigierte Lupin ruhig. „Ja, das muß der Grund sein.“
Black verschluckte sich an einer Stachelbeere.
„Können wir Sie dazu bringen, mit uns schwimmen zu gehen?“ fügte Lupin hinzu „Das Wasser ist wunderbar warm, und der große Krake mag Gesellschaft.“
Hermine schüttelte den Kopf. „Ich würde lieber ein paar Stunden in die Bibliothek gehen“, sagte sie. Sie hatte nicht mehr das Gefühl, dass sie sich dafür entschuldigen musste.
Black sah sie mit einem Blick an, in dem Unverständnis und Respekt gemischt waren. „Wen ich Sie nicht besser kennen würde, würde ich sagen, dass Sie zu viel Zeit mit Snape verbringen.“
„Zeit zu gehen“, sagte Lupin hastig.
Nach dem Ausdruck auf seinem Gesicht nahm Hermine an, dass Black eine weitere Lektion über Takt bekommen würde.
Hermine wollte nur schnell in der Bibliothek vorbeischauen, verbrachte dann aber fast den ganzen Vormittag dort, als es kein Zeichen von Snape gab. Als der Tag aber voranschritt war sie besorgt, als sie seine große Gestalt nicht im Schloß, auf dem Gelände oder beim Essen sah. Er war auch nicht in den Kerkern, offensichtlich besorgt verbrachte sie den Abend im Lehrerzimmer und spielte explodierendes Schnippschnapp mit Flitwick, aber es gab noch immer kein Zeichen von Snape.
Als sie die Tatsache beiläufig erwähnte, sah Flitwick überrascht auf.
„Severus? Er ist in Urlaub gefahren, wie Sie wissen haben wir alle Arbeit in Hogwarts, Vorbereitungen für das akademische Jahr und müssen uns um den Schutz des Schlosses kümmern. Wir nehmen uns abwechselnd ein paar Tage frei.“
„Snape macht Urlaub?“, fragte sie ungläubig.“
“Professor Snape”, korrigierte Flitwick sie mit freundlicher aber bestimmter Stimme. “Wir haben ein Leben außerhalb von Hogwarts, wissen Sie. Selbst wenn es uns manchmal selbst schwer fällt, uns daran zu erinnern.“ Er ging zu den Professoren Sprout und McGonagall, die Blacks mäßigen Erfolg beobachteten, 4 Äpfeln zu jonglieren.
„Warum nimmst du nicht einfach den Zauberstab?“ fragte Professor Sprout verwirrt.
Seufzend erklärte Black wieder, dass es nicht der Sinn der Sache war, und eine lebhafte Debatte darüber folgte, so dass Hermine am Rand sitzen blieb und darüber nachdachte.
„Hallo. Meine Liebe”, sagte Madam Pomfrey zu Hermine als sie ins Zimmer kam. „Du siehst heute besser auf. Ich glaube auf dem Astronomieturm war etwas Luft.“
„En bißchen. Ich war die Nacht da oben”, sagte Hermine.
„Das habe ich gehört. Um unserer Nerven willen, sag das nächste Mal jemandem wohin du gehst.”
Hermine sah verwirrt aus.
“Die Hälfte der Lehrer hat letzte Nacht das Schloß und das Gelände nach dir abgesucht”, sagte Madam Pomfrey.
„Oh. Tut mir leid. Niemand hat was gesagt.“
„Nein, sie überlassen die Drecksarbeit lieber Anderen“, sagte sie mit einem bedeutungsvollen Blick auf die lärmende Gruppe der Professoren. Kleine Magiefunken schossen in bunten Strömen durch das Zimmer. „Sehr hübsch, Ceres“, rief Madam Pomfrey, bevor sie ihre Aufmerksamkeit wieder Hermine zuwandte. „Natürlich hätte es geholfen, wenn jemandem eingefallen wäre, die Hauselfen zu fragen. Ah, Ingwertee! genau das richtige. Trinkst du eine Tasse?“
„Nein danke“, sagte Hermine höflich. Sie mochte ihre Geschmacksknospen.
„Dann nimm ein Stück Brot, und erzähl mir das, von dem du dich gerade fragst, ob du es mir sagen sollst.“
„Wie--? Sie sollten Wahrsagen unterrichten. Eigentlich nehme ich an, dass all die Unglücklichen, die die Stunde noch belegen, sich wünschen, Sie würden es tun“, fügte Hermine offen hinzu.
“Ich weiß, dass du es für Arithmantik aufgegeben hast, die anderen nicht?” Madam Pomfrey sah überrascht aus.
“Harry durfte nicht. Weil Professor Trelawney hin und wieder etwas richtig vorhersagt. Über ihn, meine ich, die anderen sehen Wahrsagen einfach als leichtes Fach an. Es hat mich in den Wahnsinn getrieben. Ist Professor Trelawney die ganzen Sommerferien über weg?“
„Oh ja. Wir habend darauf bestanden,” sagte Madam Pomfrey.
"Wir?"
„Alle Lehrer. Severus war am nachdrücklichsten bei dieser Sache.
Hermine konnte sich diese Szene vorstellen und verschluckte sich fast an einem Biskuitkrümel. „Ja, das kann ich mir denken“, gab sie zu.
„Natürlich war es nicht wahrscheinlich, dass jemand mit einem so logischen Geist wie du wahrsagen lernen möchte. Ich selbst habe es verabscheut. Und wir hatten nicht das Glück, Sybil Trelawney zu haben. Nun, was wolltest du mich fragen?“
„Nun, ich weiß, dass Ferien sind, aber Sie scheinen viel Zeit im Krankenflügel zu verbringen...“
Madam Pomfrey warf ihr einen schnellen Blick zu, und entspannte sich als ihr klar wurde, dass Hermine nichts gemeint hatte, das sie nicht gesagt hatte.
„Ich habe mich gefragt ob ich bei Ihnen lernen dürfte - wenn Sie Zeit haben“, fügte Hermine hinzu.
„Also denkst du daran, eine Medihexe zu werden“, sagte Madam Pomfrey beiläufig.
„Ich denke daran, ja. Das Problem ist, dass ich mehr von Muggelmedizin weiß, was gar nichts bringt. Der Gedanke daran, durch Magie zu heilen fasziniert mich - aber das tun auch viele andere Fächer, vor allem seit ich angefangen habe zu sehen, wie sehr sie miteinander verbunden sind. Ich mag wirklich das Meiste. Abgesehen von Wahrsagen, Pflege magischer Geschöpfe - entweder beißen sie, stinken oder sie lassen ständig etwas fallen - und Verteidigung gegen die dunklen Künste.“
„Du hast kein Interesse daran, die dunklen Künste zu meistern?“
„Ich habe das Gefühl, dass sie uns meistern, wenn wir ihnen die Gelegenheit geben“, sagte Hermine trocken.
Madam Pomfrey klopfte ihr auf den Arm. „Ganz genau, wenn nur mehr Menschen in deinem Alter das verstehen würden...“
Hermine wurde bleich. „Meinen Sie Todesser?“
Madam Pomfrey nickte.
„Stimmt es dass er-Voldemort die Neuen ruft, nachdem sie ihren 18. Geburtstag hatten?“
„So heißt es“, sagte Madam Pomfrey, deren Aufmerksamkeit abgeschweift war.
„Ich beneide die Slytherins in diesem Jahr nicht“, sagte Hermine. Ihr Mund zuckte.
“Darf ich zu euch kommen?“, sagte Professor McGonagall, und setzte sich als sie nickten. „Ich musste mit anhören was sie gesagt haben.“ Sie nahm ich ein Stück Kuchen. „Was lässt Sie glauben, dass die Todesser nur aus den Rängen der Slytherins kommen, Miss Granger?"
Sie blinkte. „Jeder weiß, dass alle mächtigen dunklen Zauberer aus Slytherin gekommen waren.“
„Während du dabei die aus Gryffindor und Ravenclaw vergißt, aus Hufflepuff kommen natürlich weniger“, sagt Madam Pomfrey nachdenklich, „aber wenn wir schlecht werden, paß auf. Wir können die meisten Slytherins, die du benennen kannst, davonjagen.“
„Hufflepuff?", rief Hermine, während sie versuchte, nicht über den Gedanken zu lächeln.
„Wenn du eine halbwegs anständige Medihexe werden willst, muß du anfangen mehr als das offensichtliche zu sehen. Obwohl sie es gerne glauben, sind viele Gryffindors und Slyhterins nicht gerade für ihre vorsichtige Annäherung bekannt. Sieh dich um. Frag dich selbst, wann hast du das letzte Mal gesehen, dass sich jemand in einer von Ceres Sprouts Stunden schlecht benommen hat? Es stimmt, dass niemand Minerva hier und Severus in Sachen Aufmerksamkeit in ihren Stunden schlagen kann, aber Ceres belegt einen guten dritten Platz.“
„Aber sie ist so... nett“, stammelte Hermine.
„Es ist nicht notwendig, das Wort abwertend klingen zu lassen“, lächelte Professor McGonagall. „Gryffindor und Slytherin sind die Häuser für die Meisten derer, die Rum und Ansehen suchen, aber die Ravenclaw und Hufflepuff zu vergessen ist gefährlich. Ein Fehler, den Voldemort sicher machen wird.“
Hermine warf ihr einen fragenden Blick zu.
„Nein Miss Granger. Ich weiß nichts. Ich wünschte ich würde es. Das war nur die Hoffnung, die da gesprochen hat. Es wird wahrscheinlich ein angespanntes Jagen werden. Also“, fügte Professor McGonagall in einem offensichtlichen Versuch, das Thema zu etwas fröhlicherem zu wechseln, hinzu: „Du wirst den Rest des Sommers bei Poppy in die Lehre gehen?“
„Wenn sie mich lässt“, sagte Hermine, die mit dem Gedanken kämpfte, dass Lee oder Seamus Todesser werden könnten. Daß Crabbe und Goyle es höchstwahrscheinlich würden. Merlin. Sie wäre mit Todessern in einer Klasse.
“Wie sollen wir Harry beschützen wenn Todesser in Hogwarts sind?” platzte sie heraus.
Alle Geräusche im Zimmer verstummten.
„So wie immer, Kind“, sagte Professor Sprout vom anderen Sofa. „Mit Sorge und Wachsamkeit.“
„Welches Fähigkeiten sind, die unter denen, die Medihexen werden sollen, sehr gefragt sind“, unterbrach Madam Pomfrey fast schroff.
„Ich könnte es nicht besser sagen“, sagte Professor McGonagall. "Wenn ihr mich nun entschuldigt, ich werde mich zurückziehen,”
Madam Pomfrey und Hermine murmelten ihre Gutenachtwünsche als sie das Zimmer verließ und sich verwandelte, als sie durch die Tür ging.
„Ich werde dir gerne einen Unterrichtsplan aufstellen. Nach allem was ich höre, hast du einen wachen Verstand und genießt es, ihn zu beuteln, natürlich wird es alles Theorie sein, ohne Patienten. Zumindest hoffe ich, dass ich keine Patienten mehr bekommen muß“, sagte Madam Pomfrey, wobei sie strenger aussah, als Hermine sie je zuvor gesehen hatte.
Sie wurde rot. “Ich schätze Snape-“
"Professor Snape."
" - hat Ihnen gesagt was ich getan habe”, fuhr Hermine fort, wobei sie ihm stur die Höflichkeit des Titels verweigerte.
„Das musste er nicht, ich konnte es kaum übersehen, nachdem er meinen ganzen sauberen Boden vollgeblutet hat.“
„Nein, ich schätze nicht“, schloß Hermine leise. “Geht es ihm gut?”
“Es ist dir noch nicht eingefallen, zu fragen?”
“Nein. Ich - äöh - habs vergessen.”
“Wie günstig. Er überlebt. Ich habe über 50 Jahre lang gebrochene Knochen geheilt. Die Meisten wurden einem Slytherin von einem Gryffindor beigebracht, oder umgekehrt.“
„Ich habe sie gebrochen. Himmel. Ich werde sicher rausgeworden“, flüsterte Hermine, die sich gestattet hatte, die erhitzte Szene im Krankenflügel zu vergessen.
„Was das betrifft, so denke ich es nicht. Greife nur nicht noch einmal einen deiner Professoren an.“
„Oh, das werde ich nicht“, versicherte ihr Hermine nachdrücklich. „Nicht einmal... ich wolle es nicht, ich habe ihn nur da schlafen sehen, und - etwas ist durchgebrannt.“
„Wirklich? Ich gebe zu, dass ich besseres von dir erwartet hätte. Interessehalber, warum hast du nicht nach deinem Zauberstab gegriffen?“
Hermine sah zu Boden. Es war ein Thema, über das sie nicht gerne nachdenken wollte.
„Es ist eine Frage die man stellen muß“, erklärte Madam Pomfrey in freundlicherem Tonfall.
„Ja, ich weiß“, gab Hermine unglücklich zu. „Ich habe ihn geschlagen weil ich die Genugtuung des Kontakts haben wollte. Ich wollte fühlen wie er zurückzuckt, ich war so wütend, ich habe meinen Zauberstab erst anschließend da liegen sehen und an all die anderen Dinge gedacht, die ich ihm antun konnte. Er hat noch halb geschlafen und war ein leichtes Ziel und ich hatte immer eine gute Kontrolle über meinen Zauberstab. Ich habe nie erkannt wie verführerisch es sein konnte“, flüsterte sie, wobei ihre Fingernägel sich in ihre schwitzenden Handflächen gruben.
Sie war so beschämt, dass sie eine Zeitlang nicht aufblickte, und war so überrascht über das Verständnis, das sie auf Madam Pomfreys Gesicht sah.
„Du brauchst nicht so tragisch auszusehen, Kind. Denkst du, dass wir nicht alle dasselbe Wissen an dem einem oder andern Punkt erreicht haben? Im Grunde ist es die Wahl, die verführerisch leichte Lösung nicht zu nehmen, die uns von denen trennt, die die Dunkelheit wählen. Überschätze nicht wie, verführerisch ihre Köder sein können. Aber niemand wird tun als wäre es leicht, die Wahl zu treffen, oder als gäbe es nicht Gelegenheiten, in denen wir versagen. Das Geheimnis ist, nie mit dem Versuch aufzuhören, sich zu kontrollieren.“
Hermines Finger verkrampften sich. “Sollte ich zum Direktor gehen? Und es ihm sagen, meine ich?“
„Wenn Albus mit dir reden will, wirst du es als Erste wissen.“
“Aber-“
„Sag nicht ‚aber’ zu mir. Es gibt schon genug Leute mit Märtyrerkomplexen in Hogwarts. Noch eine gefährliche Falle für uns. Nun, ein angenehmeres Thema. Wenn du wirklich bei mir lernen willst, mußt du dir etwas Hintergrundwissen anlesen bevor du etwas machen kannst. Komm mit in meine Räume, und ich suche dir ein paar Bücher, mit denen du anfangen kannst.“
AUTHOR'S NOTE
Das Bild von Snape auf dem Stuhl wurde von einem Bild von Rickman angeregt
Der Begriff “Dunkler Sarkasmus” wurde von Pink Floyd's We Don't Need No Education von The Wall angeregt..
Zurück