Kapitel 1
Ein Rabe namens Snape
von Dizzy Wiz Bang
übersetzt aus dem Englischen von Persephone Lupin
Disclaimer: Natürlich gehört die Harry Potter-Welt J.K. Rowling, nicht mir. Nicht einmal die Geschichte gehört mir, sondern Dizzy Wiz Bang, mit deren Erlaubnis ich sie übersetzt habe, weil ich sie so genial lustig fand. Das englische Original findet ihr unter ihrem Pen Name bei fanfiction.net.
Zusammenfassung: Im Sommer nach Harrys fünftem Schuljahr wird Snape in einen Raben verwandelt und trifft so auf Harry Potter. Dies ist ihr Sommer zusammen.
***************************************
Kapitel 1
Endlich hatten die Sommerferien angefangen. Severus Snape, der hochgeschätzte Zaubertränkemeister der Hogwarts Schule für Zauberei und Hexerei, entspannte sich an diesem Nachmittag bei einem einsamen Spaziergang um den See. Die meisten Leute dachten, er bliebe immer in den Verließen, weil er empfindlich gegenüber Sonnenlicht sei, aber in Wirklichkeit boten nur sie ihm den Frieden und die Ruhe, die er brauchte, um sich von den Tagen zu erholen, an denen er ständig von lauten jugendlichen Dummköpfen umgeben war.
Später saß er in seinem Lieblingssessel im Lehrerzimmer und las genüsslich Zeitung, als die Stille unterbrochen wurde. Professor Dumbledore und Minerva McGonagall kamen herein, vertieft in eine Diskussion über Harry Potter. Urgs, ausgerechnet Harry Potter. Allein die Erwähnung dieses Namens ruinierte Snapes perfekten Tag. Er knallte den Tagespropheten auf den Tisch und stand auf, um die Neuankömmlinge zu begrüßen.
Plötzliche Besorgnis spiegelte sich in deren Mienen wider, als der große, dunkelhaarige Zauberer nur kurz seinen Mund öffnete und sofort wieder schloss. In seinen Augen lag ein Ausdruck von heftigem Schmerz, der nur eins bedeuten konnte: sein Dunkles Mahl brannte. Snape wurde vom Dunklen Lord Voldemort gerufen.
Das Todessertreffen lief nicht gerade gut. Voldemort war in übelster Stimmung. Kein Wunder. In dem Fiasko im Zaubereiministerium hatte er elf seiner treusten Gefolgsleute an das Gefängnis von Askaban verloren, und Spione im Ministerium hatten berichtet, daß ihre Gerichtsverfahren wieder verschleppt wurden. Als das Treffen zu Ende war, waren alle, die teilgenommen hatten, geistig völlig erschöpft.
Als sie sich von der einsamen Scheune, in der die Zusammenkunft stattgefunden hatte, entfernten, fragte einer der jüngeren Todesser: "Wo gehen Sie jetzt hin, Sir?"
"Zurück nach Hogwarts, Mr. Flint."
"Hey, woher wussten Sie, dass ich hinter der Maske stecke?"
"Sie machen wohl Witze. Sie wussten ja auch, wer ich bin, trotz meiner Maske."
"Nun, ein paar von uns treffen sich im Tropfenden Kessel, um einen zu trinken. Sie können sich gerne anschließen. Wo Sie doch immer nur in ihrem Kerker hocken und vor sich hinbrüten, macht das bestimmt bedeutend mehr Spaß."
Überraschenderweise sagte Snape: "Ich denke, ich werde mitkommen." Es war wirklich sehr ungewöhnlich, da Severus Snape, seit er nicht mehr Anfang zwanzig war, nie mit anderen Todessern an einem solchen Besäufnis teilgenommen hatte. Nur wenn Lucius Malfoy ihn entweder anschwärzte oder bestach, ließ er sich überhaupt in der Öffentlichkeit in Gesellschaft dunkler Zauberer blicken.
Gegen vier Uhr morgens bugsierte Tom, der Wirt, schließlich die letzten Gäste aus seiner Bar hinaus, so dass er für die Nacht schließen konnte. Die betrunkene Gesellschaft nahm ihren Weg Richtung Hyde Park, während ein paar Flaschen die Runde machten. Als er durch den Alkohol genug Mut zusammen gesammelt hatte, stellte sich klein Peter Pettigrew auf einen Felsblock und gab lallend eine Erklärung ab: "Sever-rus Snape, hiermit fordere ich dich ... zu einem Duell heraus."
"Ich duel-liere mich nicht, wenn ich mehr als ein h-halbes Dutzend Drinks intus habe", lallte Snape zurück. "Fordere mich heraus, wenn wir beide n- nüchtern sind."
"Ein N-nein apzekiere ich nicht als Antwort, Snillevus", antwortete Pettigrew. "Ich habe es mit Silirus Black aufgenommen, und der war damals auf der H-höhe seines Könnens und viiiiel mächtiger als du." Der untersetzte Zauberer mit den schütteren Haaren zog seinen Zauberstab und nahm eine wackelige Duellierhaltung ein.
"Du b-bist ein Idiot." Snape schwankte, aber zog trotzdem seinen Zauberstab. "Rictusempra!"
Der Lichtstrahl traf seinen Gegner geradewegs in die Magengrube, und er fing an unkontrolliert zu lachen. Dann fiel er zu Boden und hielt seinen Bauch. "Verdammt, ich piss gleich in die Hose!" Alle lachten sich über Peter kaputt, als er aufstand und seine schwarze Robe im schwachen Licht der Straßenlaterne feucht schimmerte.
Snape grinste zuversichtlich, als die kleine Ratte einen Zauberspruch auf ihn abschoss. Snape konterte: "Proteg-" Schit. Zu spät. Er wurde in die Brust getroffen. Etwas bedeckt ihn. Es schien so etwas wie ein Netz zu sein. Mit seiner rechten Kralle griff er fest um seinen Stock und flatterte ärgerlich und frustriert mit seinen Flügeln. Warte mal. Er hatte Krallen? Flügel? Mist, er war in einen Vogel verwandelt worden!
Jemand zog den schwarzen Stoff von ihm herunter, und er flog gradewegs in den Nachthimmel. Er hielt noch immer diesen Stock. Er flog und flog. Wohin wusste er nicht, er wusste nur, dass es seine einzige Rettung war. Zu betrunken und müde um auf seine Umgebung zu achteten, wurde er plötzlich von einem wie aus dem Nichts auftauchenden großen braunen Vogel angegriffen. Snape kämpfte und flog um sein Leben. Im Licht der Morgendämmerung stürzte er sich schließlich auf den nächsten Baum herab, um dem Falken zu entfliehen, der ihn scheinbar als Frühstück eingeplant hatte. Es dauerte eine ganze Weile, bis seine Nerven sich langsam beruhigten. Als er glaubte, er sei sicher in seinem Baum, brachte er seinen Stock sorgfältig im Geäst unter und steckte seinen Schnabel unter den Flügel, um ein wenig zu schlafen. Es war wirklich erstaunlich, wie ein anfangs so perfekter Tag sich so zum Schlechteren wenden konnte, und das derart schnell.
Mit einem Satz wachte Snape auf, als etwas an seinen Schwanzfedern vorbei sauste und klatschend gegen den Baum prallte. Er flatterte mit den Flügeln und schwebte einige Zentimeter über dem Ast, während der fette Junge mit den gelbblonden Haaren seine Paintballgewehr nachlud und auf ihn zielte. Der dürre, rattengesichtige Junge, der daneben stand, lachte und zeigte auf ihn. Snape flog gerade aus dem Baum heraus, um frei manövrieren zu können, als ihn mit einem POP etwas seitlich am Kopf traf. Der harte Boden beendete seinen Absturz mit einem Krachen gerade als seine Benommenheit nachließ. Ein scharfer Schmerz schoss seinen Flügel hinauf und signalisierte ihm deutlich genug, dass er ihn gebrochen hatte. Zudem fühlte er sich, als ob er sich außerdem den Schädel eingeschlagen hätte. Eine zähe Flüssigkeit ergoss sich von seinem Kopf auf seinen Nacken und Rücken hinunter. Das war es nun. So würde Severus Snape sterben, in der Gestalt eines Vogels mit schwarzen Flügeln abgeschossen von einem Muggel-Jungen.
Der fette Junge kiekste ihn unsanft in den Magen. Er lag bewegungslos da und hoffte, der Tod würde ihn bald ereilen. Da lenkte eine schrille Frauenstimme die Aufmerksamkeit der Kinder von ihrem hilflosen Opfer ab, und er wurde achtlos zurückgelassen. Eine Weile lag Snape neben dem Stamm des Baumes, aber als der Tod nicht kommen wollte, versuchte er sich aufzurappeln. Doch gerade als er sich aufgesetzt hatte, fiel fauchend eine Katze über ihn her und packte ihn. Sie schleppte ihn aufs Gebüsch zu. Er schlug mit den Flügeln und versuchte, nach ihren Tatzen zu picken, aber es half nichts. Er war zu schwach und benommen, um gegen das größere Tier anzukämpfen. Er schloss die Augen, als die Katze sich gerade daran machte, ihre Zähne in seinen Hals zu senken.
Unbemerkt von ihm fuhr ein Auto die Auffahrt des Hauses hinauf und die Tür öffnete sich. WUFF! WUFF! WUFF!
"Huhu! Duddy-Schätzchen! Tante Marge ist hier! Herzlichen Glückwunsch zum sechzehnten Geburtstag! Wie bist du nur so groß geworden, ich glaube fast, du hast deinen Papi eingeholt!"
"Hi, Tante, schau was ich zum Geburtstag bekommen habe! Ein Paintballgewehr. Wirklich harmlos, aber ich ziele schon richtig gut. Heute Morgen habe ich einen großen schwarzen Vogel mitten im Flug getroffen!"
"Das ist schön, mein Liebling. Lass uns hineingehen und deine Geschenke öffnen, ja?" Die Stimmen wurden schwächer, als die beiden auf das Haus zuliefen. Schließlich gingen sie hinein.
Zum Glück war die Katze verschwunden sobald der Hund aus dem Auto gesprungen war. Snape hopste im Geäst der Hecke nach oben bis er gerade außer Reichweite des Hundes war. Er hatte schreckliche Schmerzen und steckte seinen Schnabel müde unter seinen heilen Flügel, um sich auszuruhen. Hoffentlich konnte er genügend Energie sammeln, um nach Hause zu fliegen. Das laute Gebell des Hundes ignorierte er.
Snape erwachte am Nachmittag von einem Rascheln im Gesträuch. SCHNIPP. Man, das war knapp. Er flatterte zu Boden und attackierte ärgerlich den kleinen Zeh, der aus dem Loch in den dreckigen, ausgelatschten Turnschuhen hervorlugte.
"Au, heh!", rief der Träger der Turnschuhe. Harry ging in die Hocke, um unter den Strauch zu schauen. "Hallo, du da, Mr. Rabe. Sieht aus, als hätte Dudley dich mit seinem Gewehr erwischt, was? Oh, dein Flügel ist gebrochen." Ärgerlich und frustriert pickte der schwarze Vogel nach den Händen, die versuchten ihn zu greifen. Der verschwitzte Jugendliche zog sein T-Shirt aus und warf es über den Vogel, bevor er das verletzte Tier darin einwickelte. "Wenn ich mit Heckeschneiden fertig bin, nehme ich dich mit ins Haus, verbinde deinen Flügel und wasch dich, OK?"
Das Hemd roch besser als es aussah. Offensichtlich war es frisch gewaschen, und der größte Teil davon war unter Snapes Körper zusammengerafft. Keine schlechte Matratze. Harry legte das Bündel unter den Teil der Hecke, die schon geschnitten war. Snape hatte sehr gemischte Gefühle hierüber. Einerseits war er wenigstens von einem Zauberer gefunden worden. Andererseits, warum, warum nur musste dieser Zauberer ausgerechnet Harry Potter sein? Schließlich schlief er unter der Hecke ein. Mit seinen letzten Gedanken hoffte er, dass der junge Mann in Pflege magischer Geschöpfe besser sein möge als in Zaubertränke.
Snape erwachte unter dem T-Shirt mit dem Gefühl, getragen zu werden. Er wollte schreien, aber sein Schnabel wurde zugedrückt während sie sich bewegten. Im Badezimmer angekommen, wurden seine Augen endlich von dem Hemd befreit. "Schhh, bitte sei leise. Falls wir gehört werden, werde ich in die Besenkammer unter der Treppe gesteckt und kann dir nicht mehr helfen. Okay, ich muss dich jetzt absetzen, damit ich mich vorm Essen waschen kann. Sei lieb."
Von oben auf dem Spülkasten schaute Snape still zu wie sich der Junge mit einem Lappen wusch. Dann wurde er ins Waschbecken gesetzt, während Harry sein Hemd inspizierte, bevor er es wieder anzog. "Glück gehabt. Aber Pech für dich, dass die grüne Farbe in deinen Federn schon eingetrocknet ist, Kumpel."
Harry nahm einen warmen, feuchten Stofffetzen und wischte damit über den Rücken des Vogels. Es war sogar ganz angenehm, und Snape beruhigte sich wieder, als der Junge ruhig auf ihn einredete und ihn sanft um den Hals griff, damit er stillhält.
"Ich heiße Harry. Komisch, dass Hedwig nicht mit dir gesprochen hat. Ich glaube, sie hat alle kleineren Tiere und Vögel in der Nachbarschaft gewarnt, außer Reichweite von Dudley und seinem neuen Paintballgewehr zu bleiben, seit er es als verfrühtes Geburtstagsgeschenk bekommen hat. Ich habe schon ein paar Hunde und Katzen abgeschrubbt. Bin dafür ganz schön zerkratzt worden. Aber wir konnten sie schlecht mit grell blauen Flecken herumlaufen lassen, oder? Ich habe auch in ein paar Tagen Geburtstag. Ich werde sechzehn."
Snape fand es etwas merkwürdig, dass Harry sich nach beiden Seiten umschaute, als er mit dem Raben im Arm aus dem Badezimmer trat. Harry lief auf Zehenspitzen durch den Flur zu seinem Zimmer, in dem nur wenige Möbel standen. Es gab da ein Bett und ein Regal, in dem kaputtes Spielzeug und andere Muggelmerkwürdigkeiten lagen. Harrys großer Schulkoffer stand bei seinem Bett. Er war mit Ketten umwickelt und mit dreifachen Sicherheitsschlössern verriegelt. Harry benutzte ihn als Tisch, da er in diesem Zustand für nichts anderes zu gebrauchen war.
Der Junge fand einen großen Schuhkarton und legte ein besonders abgetragenes seiner von Dudley geerbten, übergroßen T-Shirts hinein. Es war mit rosa, gelben und lila Farbflecken übersäht, da Harry natürlich als Dudleys erste Zielscheibe gedient hatte. Er setzte Snape auf den Koffer und kniete sich davor, um sich den gebrochenen Flügel anzusehen. Unter dem Bett kramte Harry eine Rolle Gipsverband und ein paar Stöcke hervor. Dann richtete und verband er den Flügel recht geschickt und ordentlich, musste Snape zugeben.
"Dudley verletzt ständig Vögel und andere kleine Tiere", sagte Harry sanft. "Ich bin, glaube ich, inzwischen ganz gut im Verarzten geworden, wenn ich so sagen darf. OK, ich habe jetzt den größten Teil der grünen Farbe von deinem Hals und Rücken abbekommen. Aber du hast jedes Mal fast meine Finger abgebissen, wenn ich nur in die Nähe deines Kopfs gekommen bin. Ich weiß, dass meine Eule Hedwig es gar nicht mag, wenn ich zu nah an ihre Augen komme. Wird schon irgendwann von alleine abgehen." Harry verließ den Raum, war aber schnell mit einem Schälchen Wasser zurück. Gerade als er es neben den Raben gestellt hatte, wurde er von seiner Tante Petunia gerufen. "Unter meinem Bett ist es dunkel und gemütlich. Ich sehe zu, dass ich etwas zu Essen für dich besorgen kann." Snape wurde im Schuhkarton untergebracht und unter das Bett geschoben. Er sah zu, wie das Paar Turnschuhe zur Tür hinaus verschwand.
Später ging Harry lächelnd zurück in sein Zimmer. Er zog den Karton mit dem Vogel unter seinem Bett hervor und setzte ihn auf seinen Koffer. "Hallo, du da. Schau, wir haben Glück gehabt. Ich habe ein Stück Toast zum Mittagessen bekommen und dir ein bisschen Rinde aufgehoben. Ich schätze, du hast schon eine ganze Weile nichts mehr gegessen. Du hast sicher Hunger." Harry legte die Rinde neben den Raben, aber der steckte nur seinen Schnabel unter den unverletzten Flügel und interessierte sich nicht für das Essen und das Wasser.
Harry schaute suchend in seinem Zimmer umher und fand schließlich einen Stift. Er riss ein Stück Pappe von Snapes Schuhkarton ab, deckte Hedwigs Käfig, der oben auf dem Regal stand, auf und zog seine schneeweiße Eule von ihrer Stange. Hedwig schuhuhte und knabberte an Harrys Fingern. "Hedwig, ich weiß ja, dass du normalerweise nicht gerne am Tag herumfliegst, aber es ist wirklich wichtig, OK? Bring das zu Hagrid. Und warte bis er dir ein kleines Paket gibt, in Ordnung? Dudleys letztes Opfer will nicht essen, und er wird immer schwächer." Hedwig signalisierte mit einem kleinen Schrei, dass sie verstanden hatte, und flog zwischen den Gitterstäben vor Harrys Fenster hindurch nach draußen.
"So, wie soll ich dich denn nennen?" Harry strich dem Vogel über den Hals. "Ich glaube, ich werde dich Sirius taufen, nach meinem Patenonkel", überlegte der junge Zauberer.
Innerlich schrie Snape: 'Potter, wage es ja nicht, mich nach diesem Idioten zu nennen! Ich werde dich in deinem siebten Schuljahr jeden Tag nachsitzen lassen, wenn du das machst.' Er öffnete seinen Schnabel, um zu protestieren, aber Harry, der Angst hatte, die Dursleys könnten etwas hören, beruhigte ihn schnell. "OK, dann halt nicht Sirius. Weißt du was? Du erinnerst mich an meinen Zaubertränke Lehrer. Ich werde dich Professor Snape nennen. Wie wäre das? Gefällt es dir?" Snape konnte sein Glück fast nicht glauben. Oder hatte der Junge tatsächlich mal in der Schule aufgepasst und konnte den Unterschied zwischen normalen und magischen Tieren erkennen? Nein, Potter bestimmt nicht. Nun, wie zeigen Vögel noch, dass sie mit etwas einverstanden sind? Snape nickte mit dem Kopf und stellte seine Schwanzfedern auf. Er hoffte, dass dies eine angemessene Reaktion war.
"Also gut, dann heißt du jetzt Snape", strahlte Harry.
Harry legte sich auf sein Bett und setzte den Raben auf seine Brust. Er starrte an die Decke und streichelte gedankenverloren dem Vogel über den Rücken. Tränen kullerten aus seinen Augen, als er an den Tag dachte, an dem er seinen Patenonkel verloren hatte. Snape pickte an seinen Fingern. "Entschuldigung", schniefte Harry, "ich habe gerade an Sirius gedacht. Ich hätte mir damals wirklich mehr Mühe damit geben müssen, Okklumantik zu lernen, aber mein Lehrer hasst mich. Er beleidigt mich und sagt einfach nur 'mach schon', ohne mir überhaupt zu erklären wie. Dann lässt er mich jedes Mal nach dem Unterricht mit bohrende Kopfschmerzen zurück, und ich schleiche mich zu den Schlafzimmern und fühle mich noch angreifbarer als vorher. Denkst du nicht auch, ihm müsste eigentlich klar sein, dass ich nie auch nur das geringste bisschen über die Zaubererwelt gewusst habe bis Hagrid kam, um mir meinen Hogwarts Brief zu geben? Tut mir echt leid, dich nach ihm zu nennen. Ich hasse dich ja nicht.
Mann, ich langweile mich vielleicht hier. Ich wünschte, ich könnte an meinen Hausaufgaben arbeiten, aber wie du sehen kannst, hat Onkel Vernon alle meine Zauberbücher eingeschlossen, samt meines Zauberstabs. Oh, natürlich könnte ich die Schlösser öffnen, aber dann müsste ich Magie verwenden. Und wenn ich Magie benutze, werde ich sofort vor das Ministerium gezerrt, und man droht mir mit Schulrausschmiss." Harry schnaubte. "Du denkst sicher, dein Leben ist im Moment ziemlich beschissen, aber meins ist auch nicht gerade besser. Ich bin praktisch völlig schutzlos ohne meinen Zauberstab. Ich habe keine Ahnung, was ich tun sollte, wenn wieder Dementoren auftauchen und mich angreifen würden während ich hier bleiben muss."
Harry griff nach der Brotrinde und legte sie neben den Vogel. "Du solltest wirklich etwas essen bevor du zu schwach dazu wirst. Oder trink wenigstens das Wasser. Vögel sind recht zäh, aber wenn du nichts zu dir nimmst, wird es schnell abwärts mit dir gehen." Harry tauchte seinen Zeigefinger in das Wasser und hielt ihn vor Snapes Schnabel. Snape wollte am liebsten ein Stück vom Finger abbeißen, aber er hielt es dann doch für klüger, den Tropfen abzulecken, der ihm angeboten wurde. Er ärgerte sich über sich selbst, dass er sich in eine Situation hineinmanövriert hatte, in der er von Harry Potter gefüttert werden musste. Aber der Junge hatte Recht. Er musste diese missliche Lage irgendwie überleben.
"Guter Junge, Snape." Harry kicherte bei diesen Worten leise vor sich hin. "Ich hoffe, du schläfst gut unter meinem Bett. Ich decke Hedwig tagsüber immer ab, damit sie ruhig ist. Meine Tante und mein Onkel wollen so wenig wie möglich daran erinnert werden, dass ich existiere. Wahrscheinlich haben sie mich deshalb während der ersten elf Jahre meines Lebens in der Besenkammer unter der Treppe untergebracht. Ich habe mich jeden Abend in den Schlaf geheult, aber je mehr ich darüber nachgedacht habe, desto mehr hat es wehgetan. Schließlich habe ich gelernt, nicht mehr daran zu denken, dass ich ganz alleine auf dieser Welt war. In der Muggel-Welt bin ich wirklich total alleine. Aber in der Zaubererwelt ist das glücklicherweise nicht so ..." Das letzte, an das Snape sich erinnern konnte bevor er einschlief, war Harrys vor Hunger knurrender Magen.
Zurück