Runaway Dragon"

 

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Kapitel 41: Spass und Spiele



"Deine Freundin Charlie hat uns zu einer Aufführung ihrer Ballettklasse eingeladen", sagte Severus zu Draco, als er am nächsten Tag früher als sonst zum Tränkeunterricht auftauchte.
"Ja, hat sie erwähnt, aber so wie sie es gesagt hat, ist es kein Hogsmeadewochenende." Draco warf seinen Rucksack auf seinen Tisch und ging nach vorne, damit sie besser reden konnten.
"Sie fängt sowieso nach dem Abendessen an, also ist es egal", bemerkte Severus mit einem leichten Schulterzucken. "Willst du hin?"
"Natürlich will ich!", antwortete Draco sofort. "Alle kommen. Sie haben alle gesagt, daß ich absolut kommen muß."
Severus nickte. "Dann spreche ich mit dem Direktor."
"Denkst du, er erlaubt es? Ich denke nicht, daß ich gehört habe, daß er mal so was getan hat."
"Wir werden sehen. Vielleicht hilft es wenn du bis dahin besonders brav bist", sagte Severus streng.
"Brav?"
"Bleib einfach von Weasley weg", riet Severus.
"Von welchem?", grinste Draco.
"Von dem, der dich immer in Schwierigkeiten bringt, schlage ich vor", grinste Severus. "Wie geht's Hugin? Hat er schon Anzeichen davon gezeigt, daß er fliegen will?"
Draco sah auf seinen gerupft aussehenden Raben hinunter. "Denkst du nicht, daß es dafür etwas früh ist? Er ist immer noch teilweise nackt."
"Ich meine nicht, daß er schon fliegen könnte", erklärte Severus. "Aber er sollte bald anfangen, seine Flügel zu trainieren. Und die letzten nackten Stellen werden schneller verschwunden sein als du denkst. Er fliegt bald."
Irgendwie fand Draco das etwas traurig. Er hatte sich daran gewöhnt, seinen Raben herumzutragen und sich um ihn zu kümmern. Zumindest war es etwas, auf das er sich konzentrieren konnte wenn er nicht mehr lernen wollte, und anfing seinen Besen zu vermissen. Der Herbst war keine gute Zeit um Quidditch zu spielen weil Wind wehte und es kalt war, aber das Quidditchteam der Slytherins trainierte noch viel, und Gryffindor war ebenso schlimm.
Die Weasleyzwillinge hatten die Slytherins sogar zu einem außerordentlichen "Freundschaftsspiel" im November herausgefordert, und die übereifrigen Slytherins hatten angenommen ohne auch nur ihren Hauslehrer zu fragen.
"Es ist eine Ehrensache, daß wir jetzt spielen", hatten sie zu Professor Snape gesagt als er es gehört hatte und sie ein paar Tage später beim Mittagessen zur Rede stellte.
"Weiß McGonagall davon?", fragte er sie.
"Ja, und wir haben es schon mit Hooch geklärt."
"Hoffen wir nur, daß es nicht vorher schneit", hatte Severus geseufzt.
Da das Quidditchteam wie verrückt trainierte, musste Draco sie fast jeden Tag sehen. Es war noch immer schwer zu akzeptieren, daß er vielleicht nie wieder spielen konnte, aber Draco weinte nur noch selten darüber. Er hatte schließlich Hugin, und er konnte sich immer einen Schulbesen leihen, um etwas zu fliegen. Das einzige, das er nicht tun konnte, war wirklich Quidditch zu spielen.
Andererseits hatte er nun vielleicht die Möglichkeit, zu der Ballettvorführung zu gehen, während alle anderen in der Schule bleiben mussten. Das sollte einige Leute ärgern.
Draco grinste Ron Weasley an, als die Gryffindors ankamen, aber er erinnerte sich an Severus' Rat und sagte nichts. Er würde so und so seinen Spaß haben. Weasley hatte letzte Woche wieder einen Trank versaut, und musste einen Aufsatz abgeben um zu versuchen, es auszugleichen. Wenn ihm Granger nicht geholfen hatte, würde Severus einen guten Grund haben, ihn wieder vor der Klasse herunterzuputzen.
Leider hatte Potter seit der großen Vorführung in der ersten Woche nicht viele solche Gelegenheiten gegeben, aber andererseits waren die kleinen bissigen Bemerkungen, die ihm Severus immer zuwarf, ebenfalls gut zur Unterhaltung.
Und dieses Mal hatten die Slytherins auch Glück. Harry hatte sich in der Zeit verschätzt und kam 3 Minuten zu spät zum Unterricht. Oder hatte Severus einfach die Stunde etwas früher angefangen? Schließlich gingen die wenigsten Uhren ganz richtig.
"Mr. Potter!", schnappte Severus sobald sich die Tür öffnete und der ahnungslose Junge herein kam. "Wie schön, daß Sie endlich zu uns kommen. Darf ich fragen wo Sie waren?"
"Ich… laut meiner Uhr bin ich rechtzeitig, Sir", verteidigte sich Harry.
"Dann geht Ihre Uhr offensichtlich nach. Ich habe Ihren Mitschülern schon die Aufgabenstellung gegeben, und ich werde sie nicht wiederholen weil der berühmte Mr. Potter nicht sicherstellen kann, daß er rechtzeitig kommt", erklärte Snape ruhig.
"Tut mir leid, Sir, aber wie hätte ich wissen sollen, daß meine Uhr nachgeht?"
"Vielleicht haben Sie es absichtlich gemacht", schlug Snape vor. "20 Punkte Abzug für Gryffindor weil Sie zu spät kommen, Potter."
"Wie sollte ich rechtzeitig sein, wenn meine Uhr nachgeht?", versuchte es Harry wieder. "Es hätte jedem passieren können."
"Ihre Uhr geht vielleicht 2 Minuten nach", erklärte Snape ruhig. "Der Rest der Klasse war fast 5 Minuten vor Beginn der Stunde hier, um sicherzustellen, daß sie nicht zu spät kommen. Wenn einer von ihnen zwei Minuten später als sonst angekommen, wären sie immer noch rechtzeitig hier gewesen. Vielleicht sollten Sie darüber nachdenken, dieselbe Gewohnheit anzunehmen wie Ihre Mitschüler, und etwas früher zu kommen. Gehen Sie jetzt an die Arbeit bevor Sie noch mehr von der Zeit Ihrer Mitschüler verschwenden. Einige Leute in dieser Klasse verwenden allen Ernstes Zeit und Konzentration auf das Brauen ihrer Tränke. Nicht jeder ist so unvorsichtig wie Sie und Weasley."
Harry starrte ihn finster an, aber er ging zu seinem üblichen Platz und fragte Ron und Hermine nach der Aufgabe.
"Hören Sie auf Ihre Mitschüler abzulenken, Potter und gehen Sie an die Arbeit", zischte Snape als er vorbei kam. "Passen Sie auf, daß Sie nur ein Einhornhaar nehmen, Mr. Longbottom. Zwei werden den Trank zum Teil neutralisieren, und mehr macht die Balance völlig zunichte.
Neville sah schnell noch einmal nach, daß er auch wirklich nur ein Haar aus dem Gefäß genommen hatte, bevor er es in seinen Kessel gab. Ja, nur eines. Alles war mit dem Trank noch in Ordnung. Zumindest blubberte er so wie alle anderen.
Hermine schob ihr offenes Tränkebuch herüber, so daß Harry es sehen konnte. Leider zeigten beide Seiten ein ganzes Tränkerezept. Schlimmer noch, beide Tränke waren gegen Verbrennungen. Einer war für Amphibien gedacht, der andere für Pflanzen. Beide beinhalteten ein Einhornhaar.
"Sir, er hat die Farbe geändert!", quietschte Goyle auf einmal.
"Wer hat die Farbe geändert, Mr. Goyle?", fragte Snape geduldig.
Er war offensichtlich in guter Stimmung nachdem er eine Chance gehabt hatte, ihn niederzumachen, dachte Harry.
"Mein Trank", antwortete Goyle.
Snape ging zum Tisch herüber um sich das Problem anzusehen. "Was haben Sie als letztes getan?"
"Ich habe die Eucalyptusblätter eingerührt, Sir."
Malfoy kicherte und Hermine schien ebenfalls gegen ein Lachen anzukämpfen.
"Das soll ja auch passieren, Mr. Goyle". sagte Snape zu dem Slytherin.
'Wenn es ein Gryffindor gewesen wäre, würde er wahrscheinlich Punkte abziehen weil er es nicht wusste', dachte Harry als er sein eigenes Buch öffnete und anfing, beide Tränkerezepte nach Eukalyptusblättern abzusuchen. Wieder fand er sie in beiden. Die zwei Tränke waren sich wirklich sehr ähnlich, und es kamen keine weiteren Hinweise mehr. Nun, wenn er einfach anfing, das Wasser zu kochen, könnte er vielleicht später einen bekommen.
Harry stellte seinen Kessel auf und sah wieder die Rezepte an. Beide begannen mit zwei Feigen und dem Einhornhaar, dann kam in einen Fischhaut und in den anderen ein Stück Rinde von einem jungen Eichenbaum. Oh, warum hatte er nicht gesehen was Neville nach dem Einhornhaar genommen hatte?
Er sah wieder zu dem andere Jungen hinüber, aber der fügte gerade Eukalyptusblätter hinzu und schien zu Harrys Überraschung genau zu wissen was er tat. Vielleicht war einer der anderen Schüler noch nicht so weit gekommen?
Er sah sich um und hoffte, Fischhaut oder Baumrinde auf einem der Tische liegen zu sehen, aber er hatte kein Glück. Die meisten waren so weit wie Neville, einige, wie Goyle, etwas weiter, und Malfoy und Hermine waren fast fertig und warfen sich gegenseitig schnelle Blicke zu um zu sehen, wer zuerst fertig sein würde. Sie hatten eine Rivalität um den besten Platz entwickelt, auch wenn noch immer Malfoy der einzige war der Punkte bekam, wenn er einen Trank als erster beendete.
Es war sicher ein schlechter Augenblick um Hermine abzulenken, also wandte sich Harry an Ron. Er war vielleicht im Moment der Schlechteste in Zaubertränke, aber er sollte wissen welchen Trank sie heute brauten.
"Ron?", flüsterte er. "Pst, Ron!"
"10 Punkte Abzug für Gryffindor weil Sie im Unterricht reden, Mr. Potter."
Warum musste Snape ständig hinter ihm herumhängen?
Harry fing an die anderen Zutaten aufzubauen von denen er wusste, daß er sie brauchen würde.
"Ich bin fertig!"
Aha, die perfekte Gelegenheit!
"Sehr gut, Mr. Malfoy."
"Ron, welcher T..."
"Noch einmal 10 Punkte, Mr. Potter. Das nächste Mal sind es 20", erklärte Snape. "Und 10 Punkte für Slytherin weil sie der Erste waren."
Wieder vergingen einige Minuten, und Harry fing an, in Panik zu geraten. Wenn Malfoy und Hermine schon fertig waren, konnte er dann überhaupt noch den Rest der Klasse einholen?
"Professor Snape, Sir?"
"Ja, Mr. Longbottom?"
"Hier steht, daß der Trank mindestens einen Tag abkühlen muß bevor man ihn abfüllen kann", sagte Neville etwas nervös, aber er stotterte nicht mehr vor Angst vor dem Tränkemeister.
"Das stimmt."
"Dann würde es zu lange dauern ihn zu brauen wenn er gebraucht wird, was bedeutet, daß man ihn lagern soll", fuhr Neville fort.
Harry starrte den Jungen an. Wann war Neville so gescheit geworden?
"Gut erkannt, Mr. Longbottom. Zwei Punkte für Gryffindor", stimmte Snape zu. "Er wird auch nur selten in Läden verkauft, also sollten Zauberer die ihn brauchen immer einen ausreichenden Vorrat bei der Hand haben."
"Wie lange kann man ihn lagern bevor er seine Wirkung verliert?", fragte Neville.
"Er wirkt noch fast ein Jahr nachdem er abgefüllt wurde, aber er fängt nach drei Monaten an, an Wirkung einzubüßen. Um sicherzustellen, daß er funktioniert, würde ich raten, ihn spätestens nach 6 Monaten zu ersetzen. Drei wären aber besser."
Pansy Parkinson gähnte. "Wen kümmert es überhaupt?", flüsterte sie Millicent Bulstrode zu. "Wer braucht denn den Trank?"
"Ich hätte ihn letztes Jahr brauchen können, als meine Kröte versehentlich eine Kerze umgeworfen hat, und sich verbrannt hat. Madame Pomfrey hatte nur Tränke, die für Menschen oder Katzen gedacht waren, und die haben bei Trevor gar nicht gut funktioniert. Er hatte wochenlang Schmerzen. Wenn ich damals diesen Trank gekannt hätte, hätte ich ihm in einem Tag helfen können."
Kröte? Das bedeutete, daß sie über den Trank für Amphibien sprachen! Wo war die Fischhaut? Harry fing an, verzweifelt zu arbeiten.
"In der Tat." Snape klang fast erfreut. "Die von euch, die Kröten haben oder vielleicht einmal bekommen, sollten sich an diesen Trank erinnern. Die Tränke, die man für Menschen benutzt, funktionieren auch bei den meisten anderen Säugetieren, wenn auch nicht so gut wie die, die direkt für sie gebraut werden. Wir brauen auch noch Tränke für Eulen, die man auch an anderen Vögeln benutzen kann, aber keiner davon wird an einer Kröte funktionieren. Oder an einer Schlange." Er hob die Stimme nur leicht, aber auf einmal hatte er die Aufmerksamkeit aller Slytherins.
"Aber Sir," protestierte Hermine. "Schlangen sind keine Amphibien, sondern Reptilien."
"Stimmt, aber in Notfällen werden Tränke für Amphibien besser bei Reptilien funktionieren als Tränke für Säugetiere, da Amphibien und Reptilien beide Kaltblüter sind", stimmte Snape zu. "Ein Trank für Reptilen ist viel schwerer zu brauen und sollte nicht vor der siebten Klasse versucht werden."
Die Slytherins sahen furchtbar enttäuscht darüber aus, aber Harry war es egal. Er war viel zu beschäftigt damit, Einhornhaar und Eukalyptusblätter in seinen Kessel zu werfen.
"Potter!" schrie Snape. "Benutzen Sie nicht verschiedene Zutaten zur gleichen Zeit wenn es nicht im Rezept steht!"
Harry sah verwirrt zu ihm zurück. Snape schrie nie so.
Wie auf Befehl stieß sein Kessel ein Geräusch aus, das an einen stotternden Automotor erinnerte, und kochte über.
"Sie sollten die Eukalyptusblätter eines nach dem anderen unterrühren, nachdem Sie das Einhornhaar und die Fischhaut nacheinander hinzugegeben haben", erklärte ihm Snape, nachdem er das Feuer gelöscht hatte. "Was Sie jetzt haben ist eine Variation von unsichtbarer Tinte", fuhr er fort, als er Hermines erschrockenen Blick sah, als ihre Tränkebücher blau wurden, nachdem sie mit dem Rauch in Berührung gekommen waren, der noch aus Harrys Kessel kam. "Natürlich gibt es schnellere Wege mit weniger Sauerei, die zu brauen", spottete Snape. "Was mache ich nur mit Ihnen, Potter? Das war ein Fehler den nur die dümmsten Erstklässler machen."
"Äh…ich fange neu an?", schlug Harry vor.
"Mit 4 Minuten Zeit?" Snape grinste noch breiter. Sie sind durchgefallen, Potter. Machen Sie sauber."
Harry seufzte und nahm seinen noch nassen Kessel. Seine Hände wurden sofort blau.
"Nein, warte", unterbrach ihn Snape plötzlich. "Mach ihn nur außen sauber und stell den Kessel dann auf meinen Tisch. Die Weasleyzwillinge wollen ihn vielleicht für ihr Tränkeprojekt."
"Tränkeprojekt?", wiederholte Ron ungläubig, wobei er mit einer leider blauen Hand durch seine Haare fuhr und einen blauen Fleck hinterließ.
"Sie arbeiten daran, eine Standardprozedur für die Analyse von Spaßtränken zu entwickeln", erklärte Snape. "Mr. Potters anderweitig völlig nutzloses Produkt würde als Objekt des ersten Tests taugen. Die unüblichen Zutaten werden unmöglich zu erraten sein, aber da ich weiß wie es gemacht wurde, kann ich die Ergebnisse der Zwillinge überprüfen."
"Wie lange dauert es bis der Trank aufhört zu wirken?", fragte Hermine, die noch immer ihr verfärbtes Tränkebuch ansah. "So kann ich nicht lernen. Man kann kaum etwas lesen."
"Etwa eine halbe Stunde", spottete Snape. "Ich hoffe du wirst es überleben.

Zu Severus' Überraschung kam Neville Longbottom nach der Stunde zu ihm. "Sir?"
"Longbottom?" Er dachte daran nicht zu grinsen und schaffte es sogar, neutral zu klingen.
"Könnte… nun. Wenn es Ihnen nichts ausmacht, könnte ich dann eine Flasche von dem Trank für meine Kröte haben?", fragte Neville nervös. "Ich meine, da wir so viel gebraut haben und es nicht so viele Kröten im Schloß gibt. Madame Pomfrey wird nicht alles brauchen und ich muß sie dann nicht belästigen wenn Trevor wieder einen Unfall hat."
"Komm morgen nach deiner letzten Stunde zu mir und hilf mir beim Abfüllen, dann kannst du etwas mitnehmen." Fing er ernsthaft an, den Jungen zu mögen?
"Danke, Sir." Neville lächelte ihm sogar zu, ein schwaches, dünnes Lächeln, aber dennoch ein Lächeln.
Severus sah dem Jungen nach als er hinaus ging. Er fing an ihn zu mögen! Er konnte nur hoffen, daß Minerva das nicht herausfand.

"Oh, und Albus", sagte Severus nach ihrem Frühstückstreffen am Mittwochmorgen. "Ich bin nicht sicher ob du weißt, daß die West Hogsmeade-Zaubererschule eine Ballettklasse hat, aber ich bin am Samstag in zwei Wochen zu ihrer Aufführung eingeladen, also werde ich den Abend frei nehmen müssen."
Albus zwinkerte ihm zu. "Ich wusste nicht, daß du Ballett magst, Severus."
"Damit hat es nichts zu tun. Es ist eines der Mädchen aus der Nachbarschaft, die ihren großen Tag hat, und sie hat uns eingeladen. Ich kann doch nicht einen armen kleinen Squib enttäuschen, oder?" Das sollte reichen. Albus ermutigte ihn immer, sozialer zu sein, netter zu den Kindern und ganz sicher freundlich zu Squibs.
"Nun, natürlich, Severus. Ich nehme an, daß auch Sarah hingeht?" Wieder zwinkerte er.
"Ja, und Mr. Malfoy sagte, er würde auch gerne mitkommen."
"Mr. Malfoy?"
"Ja, er hat das Mädchen im Sommer getroffen, und sie hat auch ihn eingeladen", erklärte Severus. "Dir ist klar, daß eine Freundschaft mit einem Squib dem Jungen höchstwahrscheinlich gut tun würde, nachdem wie ihn Lucius aufgezogen hat, und ein Abend beim Ballett wird ihn auch vom tragischen Verlust seiner Mutter ablenken."
"Ich kann nicht einen der Schüler ohne Aufsicht das Schloß verlassen lassen", erklärte Albus.
"Er wäre nicht ohne Aufsicht, er wäre mit mir da." Severus hatte das Argument erwartet. "Ich bin sein Hauslehrer, Albus. Theoretisch könnte ich ganz Slyhterin mit auf einen Ausflug nehmen, wenn ich wollte."
"Es wäre aber ein Präzedenzfall", sagte Albus. "Wenn wir erlauben, daß Mr. Malfoy zum Ballet geht, werden andere Schüler darum bitten, ins Theater zu dürfen, in die Oper, in den Zirkus..."
"Es ist eine Schulveranstaltung", erinnerte ihn Severus. "Wir denken selten an die Existenz anderer Schulen. Es ist an der Zeit, daß wir zeigen, daß wir nicht zu erhaben sind um unseren Schülern die Chance zu geben, die ihren zu treffen. West Hogsmeade ist unsere Nachbarschule, und die meisten unserer Schüler wissen nicht einmal, daß sie existiert. Vor allem den Slytherins würde der Kontakt mit andern Schulen gut tun."
"Eine Schule voller Kinder aus armen Familien und Squibs, Severus?", fragte Albus. "Die meisten Slytherins verachten sie, und die Kinder sind auch oft aggressiv."
"Ich habe im Sommer gesehen wie Mr. Malfoy mit ihnen umging und war ziemlich überrascht", berichtete Severus lächelnd. "Die Banden aus dem Merlin Park benehmen sich eigentlich stark wie Slytherins, und wirkliche Squibs zu treffen hat Dracos Meinung über sie sehr verändert. Ich denke, daß die anderen Slytherins auch davon profitieren könnten, aber wir sprachen nur über Draco, wenn es darum geht, West Hogsmeade zu besuchen. Ich sehe keine Gefahr, die ihm von diesen Kindern drohen sollte.
"Wie ist Draco denn dazu gekommen, die Kinder aus West Hogsmeade zu treffen, Severus?", fragte Albus mit einer erhobenen Augenbraue.
"Ich habe ihn nach dem Tod seiner Mutter weinend in der Winkelgasse gefunden. Er hat sich verständlicherweise geweigert, zurück nach Malfoy Manor zu gehen. Also habe ich ihn über Nacht mit heimgenommen."
"Oh, ich verstehe. Du hättest ihn aber von den Banden fernhalten sollen. Weißt du nicht wie gefährlich sie sind? Und was ist mit deiner Familie? Was ist wenn Draco jemandem von Billy erzählt?"
"Er hat sich bei den Kindern gut angestellt, und er sagt es keinem. Voldemort will ihn ohnehin nicht. Zu auffällig, nachdem sein Vater erwischt wurde", erklärte Severus.
"Nun, unter den Umständen sollten wir vielleicht ganz Slytherin die Chance geben, West Hogsmeade zu besuchen", zwinkerte Albus.
Severus sah ihn düster an. Dann konnte er nicht mit Sarah gehen. Die Slytherins wären sicher interessiert, wenn er mit einer Verabredung auftauchte und mehr als einer von ihnen hatte Todesser als Eltern. "Nur Draco, Sarah und ich sind eingeladen, Albus. Ich könnte aber mit einigen Leuten über die Theateraufführung sprechen."
"Theateraufführung?", wiederholte Albus.
"West Hogsmeade hat auch eine Theatergruppe, die zweimal im Jahr eine Aufführung für Mitschüler und Eltern gibt. Das interessiert unsere Kinder vielleicht ohnehin mehr als das Ballett", erklärte Severus.
"Ah ja. Vielleicht könnten wir auch ein Quidditchspiel zwischen den Schulen veranstalten", schlug Albus vor.
"Ich fürchte mit der Idee mußt du nach London oder Wales gehen. West Hogsmeade hat keine Quidditchmannschaft." Als Severus Albus' verwirrten Blick sah, beschloß er zu erklären. "Aufgrund von Besenmangel. Die Schule hat nicht genug für zwei Mannschaften, und nur sehr wenige Kinder können sich eigene leisten. Es gibt aber eine Schachgruppe und die meisten Kinder spielen Fußball."
Albus dachte kurz darüber nach. "Nun, ich bezweifle, daß unsere Kinder Fußball spielen, aber ich denke, wir könnten über ein Schachspiel nachdenken. Schachspieler sind auch meistens ruhig und kontrolliert."
"Oh, ich denke die meisten muggelgeborenen Schüler wissen wie man Fußball spielt, auch wenn sie vielleicht nicht so gut sind wie die Kinder aus Merlin Park. Sie hatten im Sommer ein hervorragende Spiel, und ich sah einige recht eindrucksvolle Spieler. Natürlich hat sich Draco auch gut gehalten, also denke ich, wir könnten es versuchen."
"Wir haben nicht einmal eine Mannschaft, Severus", erinnerte ihn Albus. "Denken wir im Moment nur an die Theatergruppe und den Schachverein. Eine Schachgruppe anzufangen sollte nicht zu schwer sein. Ich brauche nur einen Lehrer der es machen möchte. Zu schade, daß Professor Lockhart nicht mehr da ist. Er war einer der schlimmsten Lehrer die wir hatten, aber er hat sich immer gerne freiwillig zur Arbeit gemeldet."
"Dann kann ich Draco sagen, daß er die Erlaubnis hat, zum Ballett zu gehen?"
"Ja, aber du wirst mit ähnlichen Bitten anderer Schüler klarkommen müssen, die auftauchen wenn sie es herausfinden." Albus versuchte, streng auszusehen.
"Kein Problem. Ich sage ihnen einfach, daß sie einen Lehrer suchen sollen der sie mitnimmt", antwortete Severus ruhig. "Denn ich werde es nicht tun, und wenn sie es unfair finden ist das von mir nichts neues."
Albus schüttelte nur den Kopf über seinen Freund, aber er musste zugeben, daß seine Methode üblicherweise funktionierte.

Draco war es natürlich ziemlich egal, wie Severus seine Erlaubnis bekommen hatte, an diesem Tag nach Hogsmeade zu gehen. Er war nur froh, daß er hin durfte.
Sie verließen Hogwarts vor dem Abendessen, was natürlich etwas Aufmerksamkeit von Dracos Mitschülern auf sich zog.
"Ich gehe mit Mr. Malfoy ins Ballett", sagte Severus zu Dracos Überraschung ehrlich.
"Hey, das ist unfair", widersprachen einige, größtenteils weibliche, Stimmen. "Ich will auch mit!"
"Leider sind nur Mr. Malfoy und ich eingeladen. Ich werde versuchen, mit den Organisatoren darüber zu sprechen, daß sie Hogwarts nächstes Jahr ein paar Plätze reservieren", versprach Severus.
Vor allem die Mädchen aus der siebten Klasse beschwerten sich immer noch, aber das war nicht zu ändern. Severus ermahnte sie, sich an diesem Abend brav zu benehmen und ins Bett zu gehen wenn Professor Flitwick es ihnen befahl. Er war überzeugt davon, daß sie nicht ohne lauten Widerspruch und vielleicht einige kleinere Auseinandersetzungen gehen würde, aber zumindest würde Flitwick nicht so verzweifeln wie Trelawney vor einigen Jahren. Natürlich war Flitwick viel besser darauf vorbereitet, mit widerspenstigen Schülern umzugehen als Trelawney.

Sie trafen sich auf dem Marktplatz mit Sarah und den Rakers. Der Platz sah seltsam verlassen aus, obwohl viele da waren um die Show zu sehen. Er war nicht annähernd so überfüllt wie am Markttag, und das war die Gelegenheit bei der Draco ihn meistens gesehen hatte. Natürlich war er auch zu anderen Gelegenheiten dort gewesen, aber der Marktplatz hatte noch nie so groß und leer gewirkt.
Er vergaß solche Gedanken aber schnell, als er von seinen Freunden begrüßt und hinein gezerrt wurde. Selbst die Kleinen waren gekommen, auch wenn die meisten von ihnen von ihren leicht gelangweilt aussehenden Müttern begleitet wurden. Andere Frauen waren alleine oder zusammen mit mehr oder weniger aufgeregten Zauberern gekommen.
"Oh, ich bin so aufgeregt", hörte Draco eine von ihnen. "Meine kleine Betty war so nervös, daß sie den ganzen Tag ihre Schritte geübt hat. Ich konnte sie kaum dazu überreden, ihr Mittagessen zu essen, und das Abendessen hat sie ganz ausgelassen."
Der erste Akt war nach dem, was Draco den Sommer über auf dem Markt gesehen hatte, ziemlich langweilig. Eine Gruppe kleiner Mädchen, wahrscheinlich Erstklässlerinnen oder noch jünger, hüpften recht ungeschickt über die Bühne, aber sie sahen süß aus in ihren weißen Röckchen.
"Da ist sie!", erzählte die Frau von vorhin jetzt ihrem unglücklichen Opfer. "Die Dritte von links. Das ist meine Betty. Ist sie nicht süß in ihrem kleinen Tutu? Oh, sie sind so tolle Tänzerinnen."
Draco musste gegen ein Kichern ankämpfen, und Jack grinste ihn an. Offensichtlich hatte er sie auch gehört. Cathy aber schien gar nichts zu merken. Sie lehnte sich mit halb geschlossenen Augen an Dracos Schulter. Das alleine war es schon wert, zu der Show zu kommen, beschloß Draco.
Die Tänze wurden auch bald besser, als die älteren Schüler auftraten. Halbwegs durch die Aufführung gab es eine kurze Pause, und die meisten Zuschauer sammelten sich um das Buffet im Eingang, während die Mädchen in weiß in den Raum strömten und quietschten: "Hast du mich gesehen, Mami? War ich gut?"
Draco und die Rakers betrachteten das Buffet hungrig und fragten sich, wie teuer das Essen wohl war. Es war unmöglich die Preisliste durch die Menge zu sehen. War es die Anstrengung wert, sich den Weg zur Theke freizukämpfen, wenn man nur einen Knut in der Tasche hatte? Wahrscheinlich nicht.
'Ich hätte noch einmal mit Estella wetten sollen', dachte Draco niedergeschlagen, als er sah wie Jack sein Geld zählte und dabei ebenso zweifelnd dreinblickte.
Der einzige, der sicher zu sein schien, daß er etwas kaufen konnte, war der schlaue Mike, der zum Buffet ging und rief: "Kommt schon, gehen wir was essen. Ich verhungere."
Sarah hielt ihn aber auf. "Verschwende dein Geld nicht, Mike. Ich wette, daß das Essen teuer und furchtbar salzig ist. Es macht dich nur durstig, damit du auch noch ihre überteuerten Getränke kaufen musst. Komm her und nimm stattdessen ein belegtes Brot."
Sarah hatte Brote mitgebracht? Dracos Stimmung besserte sich sofort. Wenn sie ein Brot für Mike gemacht hatte, musste sie auch eines für ihn haben.
Wie sich herausstellte, hatte Sarah für alle Rakers Brote dabei. Sie hatte sogar eines für Charlie, die sie noch immer nicht gesehen hatten. Als klar wurde, daß sie nicht herauskommen würde, gaben sie es endlich Mary, die es mit Larry und Beth teilte.
"Ich frage mich warum uns Charlie nicht begrüßt hat", murmelte Matt enttäuscht als sie zu ihren Plätzen zurückkehrten.
"Sie ist aber auch nicht bei ihrer Mum", erklärte Sammie. "Vielleicht muß sie gleich nach der Pause auf die Bühne."
Wie sich herausstellte war Charlie in der letzten Gruppe, und sie hatte wirklich den größten Einzelauftritt. Draco jubelte ihr zu und applaudierte mit den anderen aus der Gang, und vergaß darüber fast, daß er anschließend nach Hogwarts zurück musste, statt mit seinen Freunden zurück in den Merlin Park zu gehen.
Charlie kam endlich mit ihrer Mutter zu ihnen als sie hinaus gingen, und unter dem Gelächter und Geplapper wurde ihm nicht klar wohin sie gingen, bis sie die ersten Büsche des Merlin Park erreicht hatten.
"Onkel Severus, sollten wir nicht zurück nach Hogwarts gehen?", fragte er endlich.
"Zurückgehen?", fragte Sarah. "Ich dachte ihr bleibt über Nacht?"
"Bleiben wir, aber morgen müssen wir früh aufstehen. Ich habe Frühstücksaufsicht, also dürfen wir nicht zu spät kommen", erklärte Severus.
"Frühstücksaufsicht?", fragte Draco. Was sollte das heißen?
"Das heißt, daß ich aufpassen soll, daß die Schüler morgen früh beim Essen keinen Unsinn machen", antwortete Severus. "Bei jeder Mahlzeit in Hogwarts haben 2 Lehrer Aufsicht. Der Rest der Belegschaft braucht nicht anwesend zu sein, aber die Aufsichtspersonen müssen die ganze Mahlzeit über da sein, bis der letzte Schüler die Große Halle verlassen hat. Das garantiert, daß jemand da ist, um die Mahlzeit zu überwachen."
Lautes Gebell begrüßte sie, als sie die Treppen hinauf gingen. Dieser Hund erkannte offensichtlich die Schritte seines Herrn. Als sie die Tür erreichten konnten sie auch hören, daß die Stimme einer Frau mit ihm schimpfte.
"Oh, halt den Mund du kleines Monster. Du weckst das Baby", war das Erste, das Draco deutlich verstehen konnte. "Du weckst noch das ganze Haus. Oh, dummer Hund!"
Dieser Hund war vollkommen unbeeindruckt und bellte weiter wild. In dem Augenblick, in dem Sarah die Tür öffnete, kam er heraus geschossen und warf sich schwanzwedelnd auf Severus, dann rannte er um alle drei herum, sprang an Draco's Beinen hinauf und kehrte dann zu Severus zurück.
Sein Herr war zu Hause! Sein Junge war zu Hause! Seine kleine Hundewelt konnte gar nicht besser werden.
Eine recht hilflos aussehende rundliche kleine Hexe mit einer riesigen runden Brille, die sie wie eine Eule aussehen ließ, folgte ihm zur Tür. "Oh, tut mir so leid, Sarah. Ich schätze, ich kann einfach nicht gut mit Hunden umgehen. Tut mir leid, ich weiß einfach nicht wie ich ihn dazu bringe, still zu sein. Oh, ich hoffe er hat Billy nicht geweckt."
Ein lauter Schrei aus dem Schlafzimmer beantwortete den letzten Satz, und sie entschuldigte sich sofort wieder.
"Ist schon gut, er gehorcht nie richtig", erklärte ihr Sarah freundlich, während Severus schnell in das Schlafzimmer ging um Billy zu holen "Wo ist dieser Hund jetzt?" Sie packte ihn schnell am Halsband und zog ihn hinein. "Schnell, Draco, mach die Tür zu! Laß ihn nicht wieder raus."
Draco trat gehorsam in die Wohnung und zog die Tür hinter sich ins Schloß. Einen Augenblick lang standen er und die fremde Hexe nur da und starrten sich an, dann lächelte sie plötzlich und hielt ihm eine Hand hin. "Hallo Draco. Ich bin deine Tante Sabrina."
Was? Wer war sie? Warum sollte seine Tante auf Billy und diesen Hund aufpassen?
Verwirrt nahm Draco ihre Hand und schüttelte sie mit einem schwachen Lächeln. "Äh… hallo, Tante Sabrina."
Und dann erkannte er endlich den Namen. Natürlich! Sie war doch nicht wirklich seine Tante. Sie war Sarah's Schwester und wollte nur, daß er sie Tante nannte wie Sarah.
"Draco? Könntest du mir bitte mit deinem Bett helfen?", rief Sarah aus dem Labor. Richtig. Die Couch musste wieder in ein Bett verwandelt werden.
"Sorry, muß gehen", sagte er zu Sabrina und rannte ins Labor.
Er konnte anschließend auch nicht mehr mit ihr reden, weil sie bald in ihre eigene Wohnung zurückkehrte. Es war gut, "sein" Bett auf der Couch wieder zu haben, wenn auch nur für eine Nacht. Zu schade, daß er am nächsten Morgen gleich wieder gehen musste. Es wäre schön gewesen, wieder mehr Zeit mit Sarah, Billy oder seinen Freunden zu verbringen.

Harry sah finster aus, als Draco und Severus etwas zu spät zum Frühstück kamen und Mäntel anhatten. Wo zum Teufel waren die beiden gewesen?
"Ich habe gehört, daß Snape die Slytherins mit zum Ballett genommen hat", erklärte Colin Creevey eifrig.
"Warum sind dann nur er und Malfoy zu spät dran?", fragte Ginny. "Und wo geht man vor 7 Uhr früh zum Ballett?"
"Malfoy und Snape hatten Karten von einem Freund bekommen", erklärte ihnen Neville. "Und sie sind wahrscheinlich über Nacht in London geblieben."
"Dann wären sie noch nicht zurück", erklärte Hermine, wobei sie kurz von ihrem Arithmantikbuch aufsah.
"Vielleicht sind sie mit Flohpulver in die Drei Besen gekommen", schlug Ginny vor.
"Das hätten sie auch gestern Abend machen können", widersprach Hermine. "Ich schätze sie haben den Nachtzug von London aus genommen, aber er muß sich verspätet haben."
"Wer würde denn Malfoy ins Ballett einladen?", wollte Ron wissen, aber die anderen zuckten nur mit den Schultern. "Ich will auch ins Ballett."
Hermine starrte ihn an. "Seit wann?"
"Seit Malfoy hin durfte", schmollte Ron.
"Ron, da sind Männer in Strumpfhosen und Mädchen in weißen Röckchen, die zu klassischer Musik herumhüpfen", versuchte Harry zu erklären. "Es ist todlangweilig. Sogar mein Cousin Dudley würde lieber Hausaufgaben machen als ein Ballett im Fernsehen anzuschauen."
"Aber verstehst du nicht, Harry?", schrie Ron fast. "Malfoy durfte nach London gehen und wir mussten hier bleiben. Es ist nicht fair!"
"Eigentlich, Mr. Weasley", unterbrach sie Professor McGonagalls Stimme, "war das Ballett, in dem Mr. Malfoy mit Professor Snape war, eine Schulaufführung in Hogsmeade. Niemand war in London."
"Wo waren sie dann über Nacht?", fragte Hermine überrascht
McGonagall zuckte mit den Schultern. "Ich weiß nicht, aber ich bin sicher, daß Professor Snape eine guten Grund hatte, nicht mitten in der Nacht zum Schloß zurück zu kommen."
"Okay, ich schätze schon." Hermine kehrte wieder zu ihrem scheinbar viel interessanteren Arithmantikbuch zurück und las weiter.
Das Gespräch verlagerte sich schnell auf andere Themen, und sie hatten es fast vergessen, als sich Hermine auf einmal aufrichtete. "Moment mal! Was für Schulen außer Hogwarts könnten denn in Hogsmeade noch etwas aufführen?"

Das Quidditchspiel, das bald stattfinden sollte, verdrängte die Gedanken an Draco Malfoy und das Ballett aus den Köpfen der meisten Schüler. Nur Ron Weasley war noch beleidigt und erwähnte den Vorfall von Zeit zu Zeit, und Hermine Granger war ein paar Mal mit einem Buch im Gemeinschaftsraum der Gryffindors aufgetaucht, das den Titel "Geschichte der Zaubererschulen in England" hatte, bis das Spiel stattfand.
Sie gingen natürlich beide zum Spiel, auch wenn Hermine darauf bestand, ein Buch mitzunehmen.
"Die Ausbildung von Squibs?", las Ron den Titel laut vor. "Also echt, Hermine. Selbst du findest da drin nichts das für die Prüfungen nützlich sein kann."
"Nein, aber wusstest du, daß es eine Schule gibt, die…"
Ron hielt sich mit beiden Händen die Ohren zu. "Hermine!"
Draco lachte fast, als er auf dem Weg zu den Tribünen an ihnen vorbei kam. Ihm war aber nicht wirklich nach lachen zumute. Vielleicht hätte er gar nicht zum Spiel kommen sollen. Es würde weh tun, das Slytherin-Quidditch-Team ohne ihn spielen zu sehen.
Hugin krächzte ihm leise ins Ohr. Der Rabe flog noch nicht wirklich, aber Draco hatte entdeckt, daß er gut sitzen und laufen konnte, und trug ihn nun meistens auf der Schulter. So konnte Hugin die Welt besser sehen, und Draco hatte die Hände frei.
"Schau, Hugin, das ist das Quidditchfeld. Wir sind hier um Leute fliegen zu sehen. Das sollte dich eigentlich interessieren", erklärte er dem Vogel.
"Krächz?" Bisher war das alles, was Hugin je sagte, aber irgendwie fand Draco, daß es viel gescheiter klang als "Schuhu?"
Draco suchte sich einen Platz auf der Slytherintribüne, der etwas abseits von den anderen lag. Er wollte nicht von Leuten umgeben sein, falls er wieder zu weinen anfing. Wenn er alleine war, standen die Chancen besser, daß er unbemerkt verschwinden konnte.
Natürlich sahen es Gregory und Vincent nicht so. Sie tauchten einige Minuten bevor das Spiel begann auf einmal bei ihm auf. Gregory zerrte sogar Millicent mit. Das arme Mädchen hatte in der Rangordnung der Mädchen etwas an Status verloren, weil ihr neuer Freund mit Draco Malfoy befreundet war, während Pansy Parkinson jetzt mit Blaise ging und dementsprechend die Mädchen gegen Draco aufgestachelt hatte, aber Millicent war so froh, daß sie endlich jemanden gefunden hatte, der sie mochte, daß es ihr ziemlich egal war. Es störte sie nicht einmal, daß Gregory in fast jedem Fach der Schlechteste war. Er schaffte es, Neville Longbottom in Zauberkunst und Ron Weasley in Zaubertränke zu schlagen, und er war gut in Geschichte der Zauberei. Gregory war vielleicht dumm, aber er lernte gut auswendig, und das war es, was man in Binns' Klasse am meisten brauchte.
Als die beiden Mannschaften in den kalten grauen Himmel schossen, kam auch Estella uneingeladen zu ihnen. Millicent sah sie finster an, aber Estella ignorierte sie. Sie hatte sich nie als ein Teil von Pansys Gruppe betrachtet, und daher waren ihr auch Millicent oder ihr sozialer Status ziemlich egal.
Draco versuchte sich auf den Spielbeginn zu konzentrieren. Die Jäger warfen den Ball recht ungeschickt herum mit ihren halb erfrorenen Fingern, und von zu vielen Lagen Kleidung übereinander behindert. Professor Snapes Befürchtungen hatten sich als begründet herausgestellt. Es hatte geschneit und es schneite schon wieder.
Draco konnte sehen, daß Harry Potter in seine Hände blies um sie aufzutauen. Anders als die anderen Spieler konnten die Sucher keine Handschuhe tragen. Wenn sie den Schnatz nicht in den Händen fühlen konnten, hatten sie kaum eine Chance, ihn zu fangen und festzuhalten.
Die dünnen Handschuhe der Jäger halfen auch nicht viel, und der Slyhterinhüter schrie auf, als seine Hand hart an den Quaffle stieß, als er ihn abwehrte. Draco hoffte, daß es mehr ein Ausruf der Überraschung war. Wenn der Hüter sich die Hand verletzte, konnte niemand die Gryffindors davon abhalten, Punkte zu machen.
Nichts außer den Treibern, die die dicksten Handschuhe trugen, die sie hatten finden können, was ihnen die Gelegenheit gab, warm zu bleiben, aber ihren Griff an den Schlägern schwächte. Es waren keine guten Voraussetzungen für Quidditch.
Das Spiel ging weiter, und keine Mannschaft konnte Punkte machen.
"So ist es langweilig", bemerkte Gregory. "Ich wünschte, es würde endlich was passieren."
Draco gab es auf, die ungeschickten Jäger zu beobachten und fing an, den Schnatz zu suchen. Durch den leuchtenden Schnee und die immer größeren Schneeflocken wäre der goldene Ball fast unsichtbar, aber er würde dieses Spiel sicher entscheiden.
Nichts.
Wenn er nur da oben sein und fliegen könnte. Dann könnte er auch auf der anderen Seite des Feldes suchen.
Eine Schneekrone bildete sich auf Potters Kopf. Draco sah, daß der Junge die Hand ausstreckte um sie wegzuwischen. Das wäre nicht gut für seine Finger.
Ein Triumphschrei vom neuen Sucher der Slyhterins zog Dracos Aufmerksamkeit weg von seinem alten Rivalen. Während Potter mit seinen Haaren beschäftigt gewesen war, hatte der kleine Drittklässler den Schnatz gepackt.
Einen Augenblick lang starrten ihn alle nur an. Der Junge hatte nicht einmal die Position geändert, seit Draco das letzte Mal zu ihm gesehen hatte. Der Schnatz musste direkt auf ihn zugeflogen sein.
Auf der Slyhterinseite des Feldes wurde gejubelt, und eine Weile feierte Draco mit allen anderen, aber dann wurde ihm klar, was gerade passiert war. Sein Nachfolger hatte getan was er nie geschafft hatte. Er hatte Potter geschlagen. Nun war es fast unmöglich, seine Position zurückzubekommen, wenn er einen neuen Besen hatte.
Als alle anderen hinaus rannten um die Mannschaft zu beglückwünschen, schlich sich Draco in die Kerker. Severus war nicht in seinem Büro, aber er hatte die Tür zu seinem Klassenzimmer offengelassen, und als Draco eintrat, fand er Munin dort.
"Krächz! Draco! Krächz!", begrüßte ihn der Rabe fröhlich.
"Krächz!" Das fand Hugin offensichtlich viel aufregender als Quidditch.
Draco hob den Arm, damit der Babyrabe sich darauf setzen konnte, und ließ ihn dann vorsichtig auf den Lehrertisch hinunter, damit er zu Munin konnte. Es war faszinierend, die beiden zusammen zu beobachten. Munin war immer vorsichtig mit Hugin und beide waren voneinander fasziniert.
Vielleicht sollte Draco Severus fragen, ob er sich Munin ausleihen konnte, um Hugin das Fliegen beizubringen?
Als Severus etwa eine halbe Stunde später zurückkam, erwähnte Draco diesen Gedanken, aber Severus schien es nicht zu gefallen.
"Es ist besser wenn du ihn selbst unterrichtest. Du willst doch nicht, daß er seine Loyalität auf Munin überträgt", riet ihm der Tränkemeister. "Versuch dir einen Schulbesen zu leihen und nimm ihn mit aufs Quidditchfeld. Es ist natürlich für einen Raben, fliegen zu wollen, und Hugin übt seine Flügel schon eine ganze Weile. Ich denke er wird fliegen wenn er bereit ist."

So fing Draco an, in seiner Freizeit tagsüber fliegen zu gehen. Er wagte es nicht, im dunkeln mit Hugin hinaus zu gehen. Munin flog Nachts gut, aber soweit Draco wusste war das für Raben nicht normal, und wahrscheinlich etwas zu viel verlangt wenn ein Baby gerade lernte zu fliegen.
An einem Samstag zwei Wochen nach dem Spiel waren sie wieder über dem Quidditchfeld in der Luft. Hugin übte in weiten Kreisen, während Draco auf und ab flog und seinen Ritt auf dem Besen einfach genoss.
Hugin erwartete noch immer, daß er auch flog wenn er übte, aber er bestand nicht mehr darauf, daß er ihm zeigte was er machen sollte und gab Draco so eine Chance, einfach Spaß zu haben.
Auf einmal bewegte sich auf dem Boden etwas, und zog seine Aufmerksamkeit auf sich. Eine Handvoll Gryffindors war gekommen um ebenfalls das sonnige Wetter zu genießen. Draco verzog das Gesicht als er einige Fünftklässler erkannte, aber er wollte noch nicht gehen.
Die Gryffindors stiegen auf ihren Besen lachend und schreiend in die Luft. Zuerst wollte Draco sie ignorieren, aber dann trafen ihn einige Schneebälle schnell nacheinander auf den Rücken. Er drehte sich um und sah drei Gryffindors, die hinunter flogen um neuen Schnee zu holen.
"Von hinten angreifen, wie?", schrie er sie nicht wirklich wütend aber genervt an. "Euch zeig' ich's."
Der hauptsächliche Angreifer war Ron Weasley gewesen, aber Draco war eher danach, Potter nachzustellen. Er ging neben dem Dach eines kleinen Turms in Stellung, und holte sich Schnee als er daran vorbei flog.
Sein Schneeball traf Harry an der Schulter und brachte ihm wütende Rufe von den Gryffindors ein.
Ginny, Harry und Ron wehrten sich mit einem schnellen Sperrfeuer, dem Draco gerade soeben noch ausweichen konnte. Drei gegen einen war nicht fair. Fast wünschte er sich, er hätte Vincent und Gregory mitgebracht.
Er griff weiter an und wich aus so gut er konnte, bis wieder einer von Harrys Schneebällen an ihm vorbei sauste und mit einem lauten "Ping!" auf das Metalldach traf.
Draco erstarrte. Das war kein einfacher Schneeball gewesen. Nur ein harter Gegenstand wie ein Stein oder ein Stück Eis hätte so ein Geräusch gemacht wenn er Metall traf. Potter hatte seinen Schneeball geladen!
Mit einem wütenden Schrei tauchte Draco unter das Dach, um ein Stück von einem Eiszapfen abzubrechen. Er schlug ihn auf dem Weg nach oben hart gegen das Dach um ihn zu verkleinern, dann packte er etwas Schnee fest darum herum. Sein Schneeball würde es Potter zeigen.
Aber wenn er ihn so hoch oben traf und er vom Besen fiel? Im allerletzten Augenblick überlegte es sich Draco anders, und er warf seinen Ball in die leere Luft neben Potter. Vielleicht keine große Rache, aber zumindest war es sicher.
Draco war wütend auf sich als er fühlte, daß der Ball seine Hand verließ. Harry hatte auch keine Gewissensbisse gehabt, als er ihn mit dem geladenen Ball beworfen hatte. Warum sollte er sich Gedanken um ihn machen?
Dar Ball ging weit an Harry vorbei, welcher lachte. Toll, nun wurde er verspottet weil er daneben geschossen hatte.
Eine Gestalt hinter Harry schrie erschrocken auf, als sie den Schneeball auf sich zukommen sah. Draco war zu weit weg um das Geräusch zu hören, als der Ball auftraf, aber er hörte das schwere "Platsch", mit dem Neville Longbottom auf dem Boden aufschlug, nachdem er von seinem Besen gerutscht war.
Eine Sekunde lang schien die Welt stillzustehen, als alle vier Schüler erschrocken hinunter auf den reglosen Körper starrten. Neville hatte nicht einmal aufgeschrieben als der Ball ihn getroffen hatte. Er musste das Bewußtsein verloren haben.

Kapitel 40

Kapitel 42

 

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