Draco bekam an diesem Tag keinen blauhaarigen Shark zu sehen. Sie versteckten sich wohl in der Hoffnung, daß ihre Farbe wieder nachlassen würde. Nun, sie würden eine Enttäuschung erleben, aber auch Draco war enttäuscht. Er hoffte natürlich, daß er bei Jeremiah bleiben konnte, aber er wollte auch die Wirkung seines Trankes sehen. Wenigstens würden die anderen Rakers es zu sehen bekommen.
Dieses Mal gingen sie früh zum Bahnhof und mussten auf den Zug warten. Severus hoffte, daß es so weniger beängstigend für ‚diesen Hund’ war, der an der Plattform herumschnüffelte und offensichtlich ganz ruhig war.
Draco sah sich immer wieder nach der vertrauten Silhouette vom Merlin Park um und fragte sich was dort gerade los war. Natürlich würde es schön sein, in Jeremiahs Häuschen zu wohnen, aber er würde die kleine Wohnung, den Park und seine Freunde vermissen. Bei Jeremiah würden nicht viele Kinder in der Nähe sein, mit denen er sich anfreunden konnte.
„Es wird dir da gefallen, Draco”, sagte Snape als hätte er seine Gedanken gelesen. “Es ist schön im Grünen, mit viel Platz und so wenigen Muggeln, daß du mit dem Besen fliegen kannst wann immer du willst.“
„Ich habe nicht mal mehr einen Besen”, erinnerte ihn Draco.
“Ich bin sicher, daß sich dein Cousin Jeremiah sehr bald darum kümmert. Du wirst dort nicht ohne auskommen.“
Wieder einen eigenen Besen zu haben würde schön sein. Draco stellte sich vor, über Wales zu fliegen. Grüne Wiesen auf denen er seine Quidditchzüge üben konnte, Schafherden die er erschrecken konnte indem er auf einmal herunter kam, und nur wenige Dörfer und Häuschen die er meiden musste.
"Es wird aber keiner da sein, mit dem ich Quidditch üben kann“, seufzte er.
„Das kannst du immer noch, wenn du nach dem Sommer wieder nach Hogwarts kommst, und im Sommer ist Wales ein sehr schöner Ort.“
Draco seufzte und nickte. Sicher besser als Amerika ohne Hogwarts, ohne Professor Snape, ohne Hogsmeadewochenenden... er wollte nicht einmal daran denken.
Der Zug war fast leer als er ankam, und so bekam sogar ‚dieser Hund’ seinen eigenen Sitz. Er sah nicht allzu glücklich aus als Severus ihn aufhob und auf einen Menschensitz setzte, aber nach etwas gutem Zureden, und nachdem er Zug anfing zu rattern, akzeptierte er, daß er sich darauf hinlegen sollte. Severus streichelte freundlich seinen zitternden Rücken, und vielleicht ging es ‚diesem Hund’ dadurch etwas besser.
Munin starrte mit offensichtlicher Verachtung auf ‚diesen Hund’ herunter. Der Rabe hatte sich selbst einen Sitz ausgesucht und saß bequem auf der Rückenlehne. Ihn störten Züge gar nicht.
Draco saß neben dem Vogel und träumte wieder davon, einmal seinen eigenen Raben zu haben, während er zusah wie die Landschaft am Fenster vorbei rauschte.
An der letzten Haltestelle vor London stieg eine streng aussehende alte Hexe in den Zug und streckte den Kopf in ihr Abteil. Es waren genug leere Abteile übrig, aber vielleicht suchte sie auf dem Weg etwas Unterhaltung. Was sie aber fand war ein Hund auf einem Sitz der für Zauberer und Hexen gedacht war.
Sie sah ‚diesen Hund’ finster an, dann starrte sie Severus an, was natürlich gar keine Wirkung hatte. Severus nahm nicht einmal ihre Anwesenheit zur Kenntnis. Etwas verwirrt von der Reaktion wandte sie sich Draco zu. Jemand der noch so jung war würde sich sicher von ihrem strengen Blick einschüchtern lassen, nahm sie an.
Draco schenkte ihr sein freundlichstes Lächeln. „Der Hund hat Angst vor Zugfahren, deswegen fahren wir jede Woche einmal mit ihm, damit er lernt seine Angst zu kontrollieren“, erklärte er ihr.
Die alte Hexe schnaubte abschätzig und zog angewidert den Kopf aus der Tür.
Munin flatterte hinüber um sich auf den Griff der offenen Tür zu setzen, die noch immer leicht hin und herrutschte. „Krächz! Fliegen!”, rief er hinter ihr her. Draco stand ruhig auf und machte die Tür zu.
Munin krächzte enttäuscht darüber, aber er stieg auf Dracos Arm, als der Junge ihn ihm anbot. Die Tür musste wie eine Schaukel gewesen sein, also bewegte Draco den Arm etwas, was ihm ein weiteres glückliches „Fliegen!“, einbrachte.
Sie kamen kurz darauf in London an, und wieder war Draco von der Abfahrtstafel fasziniert, und dieses Mal ließ ihn Severus eine Zeitlang hinsehen. Sie kannten den Weg zu Jeremiahs Hütte schon, und wenn alles gut lief, konnten sie Jeremiahs Flohstelle für den Rückweg nehmen. Severus hatte es Draco noch nicht gesagt, aber dieses Mal hatte er nicht vor, den Jungen einfach bei seinen Verwandten zu lassen. Er wollte sicherstellen, daß Jermiah nicht auch war wie Lucius oder Eugene, bevor er Draco dauerhaft übergab. Für den Augenblick würden sie sich nur die Bewohner des Häuschens ansehen.
Als Draco schließlich genug von der Abfahrtstafel gesehen hatte, mussten sie noch immer fast eine Stunde auf den nächsten Zug warten, und Draco beschwerte sich weil er Hunger hatte.
"Essen wir wie Muggel zu Mittag”, schlug Severus vor.
"Du meinst wir gehen in ein Muggelrestaurant?”, fragte Draco etwas schüchtern. Er war nicht ganz sicher ob er wusste wie man sich darin benahm ohne Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen.
Severus nickte und steuerte sie durch die Menge. Offensichtlich wusste er genau wo er hin wollte.
„Aber haben wir genug Zeit? Vater sagte immer, daß die Bedienung in Muggelrestaurants furchtbar langsam ist. "
"Dein Vater hatte Erfahrung mit Muggelrestaurants?”, fragte Severus überrascht.
“Nun, ich schätze er muß wohl welche gehabt haben wenn er wusste, daß sie langsam sind. Oder sind sie das nicht?” Hatte sein Vater nur etwas Anti-Muggel-Propaganda von Voldemort weitergegeben?
"Sie sind etwas langsamer als magische Restaurants, weil sie keine Magie benutzen können, aber wir gehen in ein Fast Food Restaurant", lächelte Snape.
"Fast Food Restaurant? Wie kann Essen schnell sein?”
"Du wirst schon sehen. Ich denke du wirst es mögen. Die meisten Kinder mögen es.“
"Was ist das?”, fragte Draco als ihm klar wurde, daß sie direkt auf ein Gebäude mit einem großen M zu gingen.
"Das ist ein McDonalds", grinste Severus.
"Ein McDonalds? Ich dachte wir waren in England und nicht mehr in Schottland?”
“McDonalds ist eine Fast Food Restaurant-Kette die man auf der ganzen Welt findet. Und sie sind eigentlich gar nicht schottisch. Sie sind amerikanisch.”
“Da werden wir also essen? Wie benimmt man sich da?”, fragte Draco nervös. Er hatte noch nie etwas wie diesen Ort gesehen. Was passierte wenn ein Muggel bemerkte, daß er ein Zauberer war?
Snape lächelte wieder. “Laß einfach mich reden. Es ist gar nicht schwer.”
In der Tat stellte es sich als sehr schwer heraus, im McDonalds zu essen, aber das lag nicht daran, daß Draco sich nicht mit Muggelbenehmen auskannte. Das Problem war das Essen selbst. Wie aß man einen Hamburger, wie Snape sein Mittagessen nannte, ohne daß er auseinanderfiel?
Zum Glück hatten auch einige der älteren Muggel Probleme damit, und so zogen Dracos Schwierigkeiten nicht die Aufmerksamkeit der anderen Kunden auf sich. Leider hatte Severus mit seinem Hamburger aber gar keine Probleme. Wie schaffte er es, die Sauce und das Fleisch zwischen den beiden runden Brotstücken zu halten?”
„Übung“, war die einzige Antwort die Severus ihm gab als er diese Frage aussprach.
Das Essen war aber gut, sehr gut. Wenn er lernen konnte es zu essen ohne jedes Mal eine furchtbare Sauerei zu machen, war McDonalds ein weiterer guter Grund Zeit damit zu verbringen, die Muggelwelt zu erforschen, wenn er mit der Schule fertig war. Ja, ganz sicher war es eine Rückkehr wert, beschloß Draco nachdem er das seltsame Eis probiert hatte, das Severus als Nachspeise gekauft hatte.
Der Muggelzug war wieder sehr voll, aber Draco wusste mittlerweile genug um die Leute nicht anzustarren, die in die kleinen schwarzen Kästen redeten. Es war trotzdem seltsam, und zuzuhören wie gleichzeitig zwei völlig geistlose Gespräche mit den kleinen Telefonen geführt wurden war etwas nervend. Draco versuchte, die Ohren zuzumachen und konzentrierte sich wieder auf die Suche nach schwarzen Schafen. Natürlich findet man nie das was man sucht. Es waren viele Schafe da, aber keine schwarzen.
Draco war sehr erleichtert als sie endlich in dem kleinen Bahnhof aus dem Zug stiegen. Dieses Mal mussten sie nicht nach der Richtung fragen, und es schien Draco, daß sie das Häuschen viel schneller erreichten. Auf einmal wurde er wieder nervös. Was war, wenn Jeremiah ihn nicht mochte? Was war wenn er war wie sein Vater?
Snape lächelte ihm beruhigend zu, dann setzte er sein übliches verärgertes Gesicht auf und klopfte.
Dieses Mal tauchte ein kleiner Hauself auf und bat sie hinein “Linny sagt Mister Malfoy Sir sofort, Sir!" quiekte sie und verschwand.
Der kleine Geist tauchte auf sobald sie verschwand. „Ihr wart gestern hier!“, verkündete er um den kleinen silbernen Daumen in seinem Mund herum.
„Eigentlich war es vor einer Woche“, korrigierte ihn Draco.
„War es. Gestern ist was war, jetzt ist heute und was noch nicht war ist... nächste Woche?“
Draco wandte sich um Hilfe suchend an Severus.
„Es scheint der junge Mr. Malfoy hat das Konzept der Zeit noch nicht ganz gemeistert“, erklärte Severus in einem Tonfall an dem Draco erkannte, daß er ein Lachen unterdrückte, der aber für jeden anderen völlig desinteressiert klingen würde. „Es ist für die Kleinen ein recht schwerer Gedanke.“
"Ihr wart gestern da. Ich erinnere mich an euch“, bestand der kleine Geist. „Ihr sucht meinen kleinen Bruder. Jerry ist mit der Dame oben. So heißt seine Frau, sagt Linny.“
"Ah ja, danke für deine freundliche Hilfe, aber Linny ist schon gegangen um ihm zu sagen, daß wir angekommen sind. Ich erwarte, daß sie zurück kommt und uns sagt wo er uns treffen will“, erklärte Snape dem Geist.
"Oh Jason, hörst du wohl auf die Gäste zu belästigen!”, kam eine Stimme von der Treppe her. “Ich bin sicher sie haben besseres zu tun als mit Babygeistern zu spielen. Warum gehst du nicht stattdessen zu Linny? Sie staubt die Bibliothek ab. Das gibt viele Staubwolken durch die du schweben kannst.“
Jason schien dieser Vorschlag zu gefallen. Mit einem schnellen “Bye!” verschwand er durch die Wand.
Jeremiah kam die Treppen herunter und begrüßte sie mit einem breiten Lächeln. Er sah jung und freundlich aus. Draco war sofort beruhigt. Er konnte sich vorstellen, bei diesem Mann zu leben.
Severus war aber nicht so leicht überzeugt. Für ihn sah Jeremiah aus wie eine jüngere, blauäugige Ausgabe von Lucius, obwohl Lucius zugegebenermaßen kaum jemals jemanden so angelächelt hatte.
Nach einigen begrüßenden Worten führte Jeremiah sie in ein bequemes Wohnzimmer, und Linny die Hauselfe kam vorbei um Erfrischungen zu bringen. Draco fragte sich einen Augenblick lang, wie sie sie gleichzeitig bedienen und abstauben konnte, aber dann fielen ihm all die unmöglichen Aufgaben ein, die die Hauselfen in Malfoy Manor täglich ausgeführt hatten. Lucius hatte oft viel schwerere Aufgaben von ihnen gefordert, als zwei Arbeiten gleichzeitig zu tun.
„Der kleine Geist ist Ihr kleiner Bruder?“, fragte Severus Jeremiah als wollte er nur höfliche Konversation betreiben.
"Älterer Bruder eigentlich. Eine ziemlich tragische Geschichte. Sehen Sie, als er drei war wurde unser Dach von einem Sturm beschädigt, und mein Vater ging es richten. An dem Tag kamen viele Muggel vorbei um zu sehen, ob es uns nach dem Sturm gut ging. Nette Nachbarn, wirklich, aber es bedeutete, daß wir den Schein wahren mussten. Also beschwor mein Vater eine Leiter herauf, damit die Muggel den Eindruck hatten, er wäre ohne zu fliegen hinauf gekommen. Nun, er richtete das Dach, und als er wieder hinunter geflogen war, kam wieder ein Muggel vorbei. Mein Vater tat als hätte er den Besen benutzt um die Blätter zu beseitigen, die auf den Gartenweg geweht worden waren, und er bat den Muggel hinein, aber natürlich konnte er die Leiter nicht einfach so vor dem Muggel verschwinden lassen, und musste sie draußen lassen. Während sie drinnen waren, wurde Jason neugierig und stieg die Leiter hinauf. Er muß ganz oben gewesen sein, als sie plötzlich unter seinem Gewicht nachgab. Sie war schließlich nie dazu gedacht gewesen, wirklich benutzt zu werden, und war nicht gesichert worden. Jason schlug sehr hart auf und war sofort tot. Ich denke er hat sich den Hals gebrochen oder so, aber ich war damals noch nicht alt genug um diese Dinge zu verstehen, und meine Eltern sprachen nie gerne über die Einzelheiten des Unfalls als ich älter war. Sie kamen nie ganz darüber hinweg. Das einzig gute ist, daß Jason nicht viele Schmerzen gehabt haben kann. Er ist eigentlich ein freundlicher kleiner Geist, aber unglücklicherweise ist es schwer für ihn, bestimmte Dinge zu verstehen, weil er so jung gestorben ist. Sein Geist ist noch immer der eines Dreijährigen, obwohl er mittlerweile fast 30 ist.“
"Ah ja, wir bemerkten, daß er Probleme hatte sich daran zu erinnern, wann wir das letzte Mal da waren.
„Diese kleinen Kinder leben im hier und jetzt, hat meine Mutter es immer erklärt. Sie haben keine klare Vorstellung von der Vergangenheit oder Zukunft. Man kann sich nicht auf Jason verlassen wenn man Fragen darüber beantwortet haben will, was passiert ist.“ Jeremiah lächelte wieder charmant. “Mein Cousin Eugene aber erinnert sich erstaunlich gut an Ihren Besuch. Sie müssen ihn erwischt haben, gleich nachdem er aufgestanden war.”
“Ich weiß nicht. Er war aber offensichtlich nicht dazu geeignet, Dracos Vormund zu sein.” Snape sah finster drein um diese Bemerkung zu unterstreichen.
„Ja, er ist etwas… verantwortungslos, wenn Sie wissen was ich meine. Ein netter Kerl, aber ich würde ihm nichts wichtiges anvertrauen.“
In diesem Augenblick öffnete sich die Türe, und eine streng aussehende junge Frau kam herein. Draco fand ,daß sie etwas zu viel Schminke trug, was viel aussagte, da er an die Menge gewöhnt war, die seine Mum benutzt hatte. Es half nicht viel um ihre zu lange Nase zu verbergen, und ihre fest zusammengekniffenen Lippen verstärkten den unangenehmen Anblick nur.
Jeremiah sprang sofort auf. “Ah Liebling! Wie schön, daß du zu uns kommst. Komm, ich stelle dir unsere Gäste vor.“
Mrs. Malfoy betrachtete sie eisig.
"Dies ist Professor Snape aus Hogwarts. Wie du weißt, sind die Professoren aus Hogwarts sehr wichtige Leute.“ Jeremiah versuchte offensichtlich, das Interesse seiner Frau an ihren Gästen zu wecken. „Und dies ist mein junger Cousin Draco. Weißt du, der Sohn des sehr unangenehmen Verwandten, den wir nie besucht haben? Tut mir leid, Draco, aber ich bin sicher, daß du das verstehst. Lucius hatte immer eine Art, sich… nun, unbeliebt zu machen.”
“Du hast versprochen, daß wir keine Kinder bekommen, Jerry.”
Draco und Severus tauschten einen Blick. Eugene. Würden jetzt alle Malfoys vor ihren Besuchen gewarnt sein?
„Ja, das stimmt. Wie Jasons Geschichte zeigt, ist dieser Ort nicht sicher für Kinder, und weder meine Frau noch ich wollten je welche. Wir haben einfach nicht die Zeit dazu. Ich verstehe, daß es eine sehr schwere Lage für dich sein muß, Draco, aber wir können dich nicht aufnehmen.“
„Ich bin kein kleines Baby mehr. Ich kann auf mich selbst aufpassen, und eigentlich brauche ich nur einen Ort an dem ich den Sommer verbringen kann. Den größten Teil des Jahres bin ich in Hogwarts, und ich will danach in die Muggelschule gehen”, versuchte Draco ihn zu überzeugen.
„Muggelschule?”, rief Mrs Malfoy.
"Es gibt viele Interessante Dinge die Muggel wissen, die der Zaubererwelt von Vorteil sein könnten”, warf Severus ein. „Und zumindest würde die Erfahrung selbst vom Ministerium geschätzt, wenn Draco je dort arbeiten will. Muggelangelegenheiten ist eine ihrer großen Problemzonen.“
"Nun, ich bin sicher das ist alles sehr interessant, aber es ändert die Tatsache nicht, daß wir nicht die Zeit haben, ein eigenes Kind aufzuziehen, und schon gar nicht das eines anderen. Wir wünschen dir das allerbeste für deine Zukunft, aber wir sind sicher nicht das beste das dir passieren könnte. Ich schlage vor, du versuchst es mit einem unserer älteren Verwandten. Alte Menschen haben viel Zeit, und würden dich sicher mit Freuden aufnehmen“, bestand Jeremiah noch immer breit grinsend.
Draco verzog das Gesicht und fragte sich wie er ihn davon überzeugen konnte, ihn zu behalten, aber Severus hatte sich schon entschieden. Diesen beiden war Draco offensichtlich ganz egal. Mrs Malfoy war fast offen feindselig, und Jeremiahs charmantes Lächeln war nichts mehr als die Maske eines Politikers. ‚Er sollte sich bei der nächsten Wahl zum Zaubereiminister wählen lassen,“ dachte Severus, ‚er hat alle nötigen Qualitäten: Er ist reich, charmant, und ihm ist jeder außer ihm selbst egal.’ Das Paar war kaum besser als Eugene. Er würde Draco nicht bei ihnen lassen.
"Ah nun, wir haben darüber nachgedacht, ihn vielleicht zu Ihren Verwandten in Amerika zu schicken. Sie haben nicht zufällig die genaue Adresse von Eusebia Coleman und ihrem Ehemann hier?“
"Eusebia? Ah ja, ich glaube das war in New York ... oder war es New Jersey? New Orleans? Auf jeden Falle etwas mit New.”
Draco musste sich bei dieser Antwort ein Stöhnen verkneifen. Ein Ort in Amerika mit einem New? Das konnte fast überall sein.
”Ich weiß es jetzt nicht genau, aber ich habe die Adresse in meinem Büro. Ich schicke Ihnen im Lauf der nächsten Woche eine Eule. Verbringen Sie die Ferien in Hogwarts?“
„Hogsmeade, aber ich muß sowieso immer wieder nach dem Schloß sehen, und es ist für Ihre Eule viel einfacher zu finden. Denken Sie, Sie schaffen es gleich am Montag? Die Reise wird einige Vorbereitung erfordern, und ich möchte, daß Draco so schnell wie möglich ein neues Zuhause findet.“
"Nun, ich werde es versuchen. Wenn meine Eule dann von ihrem momentanen Auftrag zurück ist, wird es kein Problem sein, aber wenn ich eine Geschäftseule leihen muß, muß ich mich nach dem Andrang im Geschäft richten. An Montagen ist bei uns allgemein viel los, und ich kann nicht garantieren, daß wir den Vogel entbehren können.“
”Ich könnte Ihnen meinen Raben schicken, wenn das ein Problem ist.“
Jeremiah warf Munin einen mißtrauischen Blick zu. Er war offensichtlich nicht mit Postraben vertraut und traute dem Vogel nicht ganz. „Oh nein, das ist nicht nötig. Meine Eule sollte morgen Früh wieder da sein. Nur wenn sie zu spät kommt wird Ihr Brief bist Dienstag Morgen warten müssen. Nicht länger als das, versprochen.“
Inzwischen hatte Mrs Malfoy Linny befohlen, ihnen Tee zu servieren, und während sie tranken kehrten sie zu höflicher Unterhaltung zurück. Mrs Malfoy war etwas erreichbarer, nachdem sichergestellt war, daß Draco nicht bei ihnen bleiben würde, und fing an über ihre Rosen zu reden, die im letzten Jahr auf einer Muggelveranstaltung einen Preis gewonnen hatten.
Draco wurde an das Teetrinken mit seiner Mutter erinnert. Dieselben geistlosen langweiligen Gespräche waren immer der Mittelpunkt von Narcissas sozialem Leben gewesen. Er hatte vor langer Zeit gelernt mit diesen Situationen klar zu kommen, und so machte er ohne Anstrengung die richtigen Bemerkungen, während er seine Aufmerksamkeit größtenteils auf seinen Kuchen und die bettelnden Blicke von ‚diesem Hund’ richtete.
„Der Hund sieht sehr ungewöhnlich aus”, bemerkte Jeremiah als ‚dieser Hund’ seine Anstrengungen auf ihn richtete. “Welche Rasse ist das?“
„Keine die ich erkennen kann“, antwortete Snape leichthin. “Ich habe ihn vor einer Weile verletzt auf der Straße gefunden, und konnte seinen Besitzer nicht ausfindig machen. Vielleicht wurde er aufgrund seines Aussehens ausgesetzt.“
„Nun, ich würde so ein hässliches kleines Wesen sicher aussetzen“, spottete Mrs Malfoy
‚Dieser Hund’ sah sie süß an, schnüffelte vorsichtig an ihrem Bein und zog sich dann zu Severus zurück. ‚Erstaunlich!’ dachte Draco. ‚Er hat tatsächlich jemanden gefunden den er nicht liebt.’
„Finden sie nicht, daß das eine ziemlich extreme Handlung ist?“, fragte Severus sie. „Ich bin sicher, daß es jemanden gibt, der sehr gerne einen solchen Hund hätte. Man braucht nur etwas Geduld um ihn zu finden.“
Mrs Malfoy betrachtete ‚diesen Hund’ zweifelnd, aber sie sagte nichts. Vielleicht fand sie, daß es Severus’ Angelegenheit war, was er mit einem so häßlichen kleinen Hund anstellen wollte.
Jason schwebte wieder herein und sah ihnen beim Teetrinken zu. Draco tat der kleine Geist leid. Er hätte sicher liebend gerne ein Stück Kuchen gegessen, aber er konnte ihn nicht mehr schmecken.
Mrs Malfoy sah Jason mit demselben Blick an, mit dem sie ‚diesen Hund’ bedacht hatte, und Jeremiah versuchte ihn zu Linny zurück zu schicken, aber Jason wollte nicht gehen.
„Linny kocht in der Küche“, erklärte er. “Das ist langweilig. Keine Staubwolken mehr. Ich will beim Tee zuschauen.“
"Nun gut, aber stör nicht. Schau einfach ruhig zu.“
Jason nickte glücklich und sagte kein Wort mehr solange sie Tee tranken, was sowieso nicht mehr lange dauerte. Als sie fertig waren, bat Severus die Malfoys, ihre Feuerstelle benutzen zu dürfen, aber es stellte sich heraus, daß sie kalt war, und sie sich nicht die Mühe machen wollten, ein Feuer anzuzünden.
"Zu dieser Jahreszeit ist es zu heiß, und wir bekommen nicht viele Anrufe. Wenn jemand etwas von uns will kann er immer eine Eule schicken”, erklärte Jeremiah.
"Ah nun, aber in dem Fall müssen wir jetzt gehen. Wir müssen den nächsten Zug nach London erwischen, sonst schaffen wir es nicht mehr bevor es dunkel wird.“
Das schien den Malfoys ganz gut zu passen, und sie sagten kurz auf Wiedersehen und machten sich auf den Weg. Nur Jason schien traurig darüber zu sein, daß sie gingen.
Er folgte ihnen sogar in den Garten hinaus.
"Kommt ihr wieder?”, fragte er als sie das Tor erreichten.
“Ich denke nicht, junger Mr. Malfoy", antwortete Snape höflich. “Wir sind mit unseren Angelegenheiten hier fertig, also ist es nicht wahrscheinlich, daß wir bald wieder kommen.“
Als er sah wie unglücklich der Geist aussah, fügte Draco hinzu: „Ich komme aber vielleicht mal auf Besuch. Ihr seid schließlich meine Familie, und ich sollte wohl mit euch in Verbindung bleiben.“
Das heiterte Jason etwas auf. „Nächste Woche?“
„Irgendwann.“
“Was nicht heute oder gestern ist, ist nächste Woche”, erinnerte ihn Jason.
„Dann nächste Woche“, bestätigte Draco mit einem Lächeln.
Der kleine Geist blieb am Gartentor stehen und winkte ihnen solange sie noch in Sicht waren. Draco fragte sich, ob er je die Chance bekommen würde, sein Versprechen zu halten. Jeremiah würde ausziehen wenn er das Herrenhaus erbte, und wer würde dann das kleine Häuschen übernehmen?
Nun, Jeremiah würde einen Erben brauchen, und da er keine eigenen Kinder wollte, würde er das Häuschen wohl dem hinterlassen den er wollte. Vielleicht wären das nette Leute, und Draco würde wirklich kommen um sie zu besuchen. Vielleicht würde Jason sie auch lieber mögen.
„Ich wünschte, sie hätten mich behalten. Warum hast du dich so leicht überzeugen lassen? Vielleicht hätten wir sie dazu überreden können, mich aufzunehmen”, beschwerte sich Draco, aber Severus schüttelte nur den Kopf.
„Sie hätten dich noch mehr vernachlässigt als deine Mutter. Das ist nicht gut, glaub mir.”
“Woher weißt du das? Ich bin mit meiner Mutter gut ausgekommen.”
“Ja, ich bin mit meinen Eltern auch gut ausgekommen, aber am Ende hat es sich nicht als gut herausgestellt. Dir geht es besser bei einer Familie die dich will, jemandem der sich für deine Zukunft interessiert.”
Draco war überrascht. Severus fand er hatte sich nicht gut gemacht? Warum? Er war der absolut perfekteste Mensch den Draco kannte. „Meinen Vater interessierte meine Zukunft, und schau wo mich das hingebracht hat.“
„Dein Vater war an deiner Zukunft als Todesser interessiert. Wie der meine. Das ist mehr ein Interesse an Voldemorts Zukunft als an deiner. Laß dich nicht von solchen Menschen täuschen. Wenn sie dich in einen langen, blutigen Krieg führen wollen, bist du ihnen ganz egal.“
"Aber jetzt muß ich nach Amerika ziehen.”
"Was etwa so weit vom Krieg weg ist wie man sein kann. Und Amerikaner lieben Kinder. Du wirst dort viele Muggelsachen haben.“
"Muggelsachen? Woher weißt du das?”
"Weil amerikanische Zauberer sich nicht so weit aus der Gesellschaft zurückgezogen haben wie wir in Europa. Sie leben zu weit auseinander um eine eigene geschlossene Gesellschaft zu bilden.“
"Aber ich werde auf eine andere Schule gehen müssen. Ich werde meine Freunde nicht mehr sehen.“
"Du findest neue Freunde, und du kannst immer Eulen schicken. Und was die Schule betrifft wirst du erst den Direktor fragen müssen, aber ich sehe keinen Grund aus dem du deine Ausbildung nicht in Hogwarts beenden kannst, wenn das den Colemans recht ist. Du könntest mit Flohpulver kommen statt mit dem Hogwarts Express. Es gibt keine Regel die sagt, daß alle Schüler mit dem Zug kommen müssen. Die meisten der schottischen Schüler benutzen auch Flohpulver, und die aus Hogwarts kommen mit der Kutsche.“
"Aber werden sie zustimmen, wenn ihr eigener Sohn in eine amerikanische Schule geht?”
“Wir werden abwarten müssen. Es wäre leichter für sie, wenn ihr beide die gleiche Ausrüstung für die Schule braucht, aber besser für dich wenn du in der Schule bleibst in der du angefangen hast. Das amerikanische Schulsystem ist anders als das unsere, und deine Mitschüler wären in den meisten Fächern auf einem anderen Stand. Wir werden sehen welches Argument den Colemans wichtiger ist.”
Sie mussten etwas rennen um den Zug zu erwischen, und hörten auf zu reden um zu verschnaufen und ein Abteil zu finden. Der Zug war fast leer, und dieses Mal sahen sie nicht viele Muggel seltsam an weil sie mit einem frei fliegenden Raben reisten.
"Dann war diese Fahrt ganz umsonst”, bemerkte Draco schließlich.
"Nicht ganz”, grinste Severus. “Wir haben kostenlos Tee und Kuchen bekommen und werden hoffentlich Eusebia Colemans Adresse bekommen."
"Und wenn nicht suchen wir einfach an jedem Ort in Amerika der ein New im Namen hat? Dir ist klar, daß das Jahre dauern kann, oder?”
„Wenn nicht werden wir im Wohin schicke ich meine Eule von New York und New Jersey nachsehen, und wenn wir sie da nicht finden warten wir bis Dumbledore zurückkommt, und bitten ihn, es über das Ministerium herauszufinden.
„Warum kannst du nicht zum Ministerium gehen?“
“Könnte ich, aber ich will nicht. Ich verstehe mich nicht allzu gut mit ihnen, aber viele von ihnen schulden Albus was und werden ihm gerne helfen.”
„Ich dachte sie mögen dich nicht weil du Dumbledores Spion bist? Warum mögen sie dann ihn?“
"Politik, Draco. Politik ist eine sehr seltsame Angelegenheit. Dem Ministerium als ganzes gefällt der Gedanke an die Existenz eines unabhängigen Spionagerings nicht, weil das eine ihrer grundsätzlichen Machtstrukturen unterwandert. Andererseits ist Hogwarts selbst ein großer Machtfaktor, und den Direktor hinter sich zu haben ist ein politischer Vorteil für den Minister. Dumbledores Spionagering wurde auch von der allgemeinen Öffentlichkeit anerkannt, weil er ihm erlaubte, damals in der Zeit des ersten Krieges viele Leben zu retten. Er war immer besser über Voldemorts Pläne informiert als das Ministerium, und für die meisten Wähler machte das Albus zum Helden. Das gefällt aber den Auroren nicht, und sie sind Hogwarts’ größte Feinde im Ministerium.“
„Warte mal! Wähler? Was haben die damit zu tun?”
„Was haben Wähler mit Politik zu tun? Alles, Draco, alles. Sie sollen die sein, die unsere Politiker wählen, also ist Politik größtenteils die Kunst, sie zu manipulieren. Das verstehst du, oder?“
Draco nickte. Leute zu manipulieren war etwas, das jeder Slytherin, mit vielleicht Gregory Goyle als Ausnahme, verstand.
"Nun, da die Wähler Dumbledore mögen, und er als Direktor von Hogwarts in der idealen Lage ist um die zukünftigen Wähler zu beeinflussen, kann sich kein Politiker leisten, sich offen gegen ihn zu stellen.”
„Aber du bist ein Hauslehrer. Du bist auch eine einflußreiche Person in der Schule.”
“Als Ex-Todesser und Einwohner von West Hogsmeade habe ich auch in der Ansicht der allgemeinen Öffentlichkeit eine sehr schlechte Position. Die Auroren sind in der perfekten Position, um das gegen mich zu benutzen, und durch mich kommen sie an Dumbledore, wenn sie es riskieren wollten. Es würde wahrscheinlich ihre beiden Positionen schwächen, und solange der Minister will, daß beide stark bleiben, werden sie nicht zu solchen Extremen gehen. Mit den augenblicklichen Problemen zwischen dem Minister und dem Direktor aber, und mit der Weigerung des Ministers, anzuerkennen, daß Voldemort zurückgekommen ist, ist meine momentane Position sehr riskant. Auf einem anderen Level bestehen aber alle politischen Gruppen aus individuellen Leuten, von denen jeder sein eigenes Ziel außer dem seiner Gruppe hat, und die gegen ihre eigenen Leute arbeiten werden um ihre eigenen Ziele zu erreichen. Denk daran, daß keine Gruppe aus Menschen je wirklich in perfekter Harmonie zusammenarbeitet. Je größer die Gruppe, desto mehr Uneinigkeiten wird es zwischen den einzelnen Mitgliedern geben. Das Ministerium ist eine sehr große Gruppe aus verschiedenen Untergruppen, wie den Auroren oder der Abteilung für Muggelangelegenheiten, ebenso wie aus verschiedenen politischen Parteien, und das schließt die extreme rechte ein, die mehr oder weniger offen Voldemort unterstützen, ebenso wie die extreme linke, die nicht wirklich einen Grund sieht, aus dem wir ein Ministerium haben oder uns vor Muggeln verstecken sollten. Jede dieser Gruppen besteht wieder aus einzelnen Personen, von denen einige wirklich die Ideale der Gruppe unterstützen, aber die große Mehrheit ist nur da um ihre eigenen Karrieren voran zu treiben. Für jeden von ihnen ist es ein persönlicher Machtfaktor, eine Verbindung mit einem der größeren Spieler zu haben, auch wenn der besagte größere Spieler in eine gegnerische Gruppe gehört. Und Albus Dumbledore ist ein Spieler der groß genug ist, daß die Verbindung zu ihm sogar vom Minister selbst geschätzt wird. Er kann darauf aufbauen, und von einem der kleineren Spieler, die mit ihm sympathisieren einen Gefallen erbitten, von einem der hofft seine guten Verbindungen aufrecht zu erhalten, oder auch von einem der noch nicht wirklich größere Verbindungen hat und es als große Chance sieht. Er wird diesem Menschen anschließend natürlich einen Gefallen schulden, und das ist die hauptsächliche Währung in der Politik, aber für so etwas einfaches wie eine Adresse in Amerika könnte er fast jeden aussuchen und so wählen wem er etwas schuldet.“
Draco dachte den Rest der Fahrt darüber nach. Sein Vater hatte manchmal davon gesprochen, daß er anderen Todessern und von Zeit zu Zeit selbst Ministeriumsleuten einen Gefallen schuldete, und die Machtstrukturen in Slytherin funktionierten auf sehr ähnliche Weise, aber aus irgendeinem Grund hatte er das Ministerium noch nie als Slytherin auf größerer Ebene gesehen.
"Handelt nie jemand ohne versteckte eigene Motive?”, fragte er Severus niedergeschlagen als sie am Kings Cross Bahnhof wieder die Züge wechselten.
„Die Huffepuffs fast immer, und andere Menschen manchmal. Die, die es in der Politik tun, kommen aber nie irgendwo hin. Politik ist ein gefährliches und hinterhältiges Spiel, aber so sind Slytherins.“
“Und ein Professor in Hogwarts zu sein ist eine politische Aufgabe?“
“Nicht notwendigerweise, aber Hauslehrer zu sein hat etwas politisches. Da kommt man nicht herum, aber andererseits war ich eine politische Schachfigur lange bevor ich Lehrer wurde.“
Draco seufzte und sah aus dem Fenster als der Zug aus dem Bahnhof rollte. Es würde dunkel sein bis sie nach Hause kamen, und er war nicht näher an einem neuen Zuhause als an dem Tag an dem Severus ihn aufgenommen hatte.
„Vielleicht hätten wir bei Jeremiah etwas Slytherinmanipulation versuchen sollen“, schlug er vor.
"Das habe ich. Ich habe ihn dazu gebracht zu versprechen, daß er mir morgen Eusebias Adresse schickt.“
„Wenn er das macht. Er scheint mir einer zu sein, der dir mit viel Charme sagt, daß alles perfekt ist, lächelt und dann praktischerweise vergisst, daß er was versprochen hat.“
„Ja, er ist ein perfekter Politiker, aber er wird es tun weil er fürchtet, einen Besuch von Munin zu bekommen wenn nicht. Hast du nicht bemerkt, daß ihn der Rabe so sehr abgestoßen hat wie der Hund seine Frau?“
Draco hätte sich treten können weil ihm das nicht früher klar geworden war. Er hatte bemerkt daß Jeremiah Munin nicht gemocht hatte, aber er hätte nie daran gedacht, diese Reaktion zu seinem Vorteil zu benutzen, und er hatte es auch nicht bemerkt als Severus das getan hatte. Er sah sich selbst gerne als Meistermanipulator, aber nur zuzusehen wie Severus mit den Leuten umging zeigte ihm wie viel er noch zu lernen hatte.
Auf einmal fragte er sich wie sehr Severus ihn manipulierte. Er war bisher meistens sehr offen über alles gewesen, aber konnte nicht auch das eine Art von Manipulation sein? Was Severus auch von ihm wollte, er würde mit Freuden fast alles tun das er von ihm verlangte. Sicher war Severus das bewusst? Und war es überhaupt gut so? Vielleicht sollte er versuchen unabhängiger zu sein. Es hatte immer Dinge gegeben die er sich bei seinem Vater offen zu tun geweigert hätte, und bei denen er von anderen eine Gegenleistung verlangt hätte. Wann hatte er angefangen, so von Severus abhängig zu sein?
„Dieser Hund“ jaulte leise auf seinem bequemen Sitz neben Severus. Er schien etwas enttäuscht zu sein daß sie heute nicht in die Winkelgasse gegangen waren. Trotz all der schönen Streicheleinheiten gefiel ihm die Reise mit Flohpulver viel besser als Züge. Munin sah zu ihm herüber, beschloss aber daß so lächerliche Feigheit keinen Kommentar wert war. Stattdessen sprang er auf Dracos Schulter. Wenn Severus darauf bestand, den ganzen Tag den dämlichen Hund zu streicheln, konnte er seinen Trost genauso gut von dem Jungen bekommen.
Draco lächelte und kraulte dem Raben den Kopf. Munin bückte sich, damit er ihn besser erreichen konnte, und schloß die Augen. Ja! Das war mehr nach seinem Geschmack.
Es war wirklich dunkel bis sie am Bahnhof von Hogsmeade ankamen, aber das war Draco egal. Der Merlin Park konnte ihm sogar im Dunkeln keine Angst mehr machen, und sich auf dem Weg zu verlaufen war fast unmöglich. Der Fluß und die Mietshäuser waren beide schwer zu übersehen, und „Dieser Hund“ fand den Weg sowieso blind. In dem Augenblick in dem Severus das zitternde kleine Bündel aus dem Zug getragen und auf der Plattform abgesetzt hatte, war „dieser Hund“ auf einmal wieder sein fröhliches selbst geworden. Mit einem lauten Bellen und einem kleinen Sprung machte er sich auf den Weg nach Hause, und versuchte, Severus hinterher zu ziehen.
Severus war aber viel zu groß um sich von einem kleinen Hund ziehen zu lassen, und ‚dieser Hund’ kam nur bis zum Ende seiner Leine.
"Er macht sich wieder müde bevor wir heim kommen”, bemerkte Draco mit einer Kopfbewegung in die Richtung des kämpfenden Hundes.
"Ist egal”, meinte Severus. “Die Bewegung tut ihm gut, und er würde sich sowieso von uns die Treppen hinauftragen lassen.“
Draco konnte dieser Beobachtung nicht widersprechen.
Durch das dunkle West Hogsmeade zu gehen war schön, beschloß Draco. In der Dunkelheit konnte man nicht sehen wie heruntergekommen viele der Gebäude aussahen, und die Lichter in den Fenstern verschafften ihm das warme Gefühl, nach Hause zu kommen. Einige waren flackerndes Kerzenlicht, andere das helle, gleichmäßige Glühen elektrischer Lampen, und in einigen Fenstern war nur das leise Schimmern einer brennenden Feuerstelle sichtbar.
Draco fragte sich, warum die Feuerstellen trotz der Hitze brannten. Erwarteten diese Leute heute Abend alle Besucher? Nein, wohl kaum. Vielleicht wollten sie nur Freunde oder Verwandte anrufen bevor sie ins Bett gingen
In ihrem eigenen Block brannte nur elektrisches Licht. Eines von ihnen war in Marys und Beths Zimmer. Er fragte sich, was sie dort wohl im Augenblick machten. Würde Mary Brettspiele oder Karten mit ihrer kleinen Schwester spielen? Oder war das unter ihrer Würde? Er konnte sich nicht vorstellen, daß sie in einem Buch las oder Hausaufgaben machte. Vielleicht träumte sie nur von Larry.
Andererseits hatten sie am Vortag nicht viel miteinander geredet. Mary schien Larry auszuweichen. War sie nach ihrem Streit immer noch sauer auf ihn? Er würde es im Lauf der Woche herausfinden müssen.
Munin hob auf einmal ab als sie sich der Türe näherten, und flog hinauf zum Wohnzimmerfenster. Er würde wieder vor ihnen zu Hause sein.
Severus trug ‚diesen Hund’ hinauf, setzte ihn aber wieder ab als sie den vierten Stock erreichten. Von seiner Leine befreit, rannte ‚dieser Hund’ bellend davon, und erreichte die Türe als erster.
"Sollte er nicht müde sein?”, schrie Draco über den Lärm.
Severus zuckte nur mit den Schultern und zog den Schlüssel heraus, um ‚diesen Hund’ hinein zu lassen, bevor er alle Nachbarn mit Beschwerden heraus brachte, als die Tür von selbst aufging. ‚Dieser Hund’ rannte schnell durch den Raum zwischen Sarahs Beinen und direkt in die Küche, wo er weiter bellte und sein Futter verlangte.
“Dein Hund ist absolut unmöglich”, erklärte Sarah Severus, dann ging sie das Hundefutter holen.
Etwa 10 Minuten später saßen sie endlich beim Abendessen. ‚Dieser Hund’ hatte aufgegessen und rollte sich unter dem Tisch zusammen, nur für den Fall, daß jemand etwas für ihn fallen ließ. Er fand immer genug Platz für eine kleine Nachspeise.
"Alice war hier während ihr weg wart”, erklärte Sarah Severus zwischen zwei Mundvoll Essen.
"Alice?", fragte Draco. "Wer ist Alice?"
"Eine Nachbarin. Wohnt im ersten Stock”, antwortete Sarah mit einem leichten Schulterzucken.
"Sie ist die Mutter der Zwillinge von den Sharks.” Severus beschloß sie so zu beschreiben, daß Draco etwas damit anfangen konnte. „Was wollte sie? Ich bezweifle, daß es ein Höflichkeitsbesuch war, so beschäftigt wie sie ist. "
"Nun, es scheint, daß dieselben Zwillinge, die du gerade erwähnt hast, auf einmal einen sehr seltsamen blauen Ausschlag und blaue Haare bekommen haben.“ Sarah warf Draco einen schnellem Blick zu. „Sie scheinen an keinen anderen schädlichen Auswirkungen zu leiden, aber weder Alice noch ich konnten die Farbe herunter bekommen.”
"Und jetzt soll ich helfen?”
"Alice hat für unsere Hilfe gutes Geld angeboten. Und du weißt wie schwer es ist sie dazu zu bringen, sich von ihrem Geld zu trennen.”
"Ah, und was bringt euch beide zu der Annahme, daß ich überhaupt helfen kann? Du bist der Experte für medizinische Tränke. Wenn du diese geheimnisvolle Krankheit nicht heilen kannst, bezweifle ich, daß ich mehr Erfolg habe.”
"Nun, die Zwillinge schwören, daß diese geheimnisvolle ‚Krankheit’ von einem Trank verursacht wurde, den sie von den Rakers haben.“ Ein weiterer Blick auf Draco, der in seinen Teller kicherte. „Und da du der Zaubertränkeexperte bist...“
"Ich verstehe. Ich werde sie mir ansehen und schauen was ich machen kann. Du hast ihnen gesagt, sie sollen morgen Abend wieder kommen, schätze ich?“
Sarah nickte. „Das habe ich.“
"Gut, dann habe ich eine Chance, zuerst meine Vorräte auf dem Markt aufzufüllen.”
Zu Dracos Überraschung fragte ihn keiner der beiden, was er den Zwillingen angetan hatte. Er war sicher, daß zumindest Severus genau wissen musste, wer hinter dem Streich steckte, und Sarahs mißtrauische Blicke sprachen Bände, aber sie ließen ihn an diesem Abend dennoch ins Bett gehen, ohne die Zwillinge noch einmal zu erwähnen.