Die Zeit heilt nicht alle Wunden

 

 

Zurück

 

Zurück zur
Startseite

Originaltitel: "Time does not heal all wounds" von WendyNat

 

Kapitel 1

 

"Ich werde auf dich warten - ich werde warten, bis das alles vorbei ist, S-"

"Nein, ich will, dass du dein Leben jetzt lebst und nicht wegen MIR darauf verzichtest."

"Ich verstehe nicht - warum können wir es nicht einfach… einfach geheim halten? Wie schwer kann das schon sein? Ich will dich nicht verlieren - Ich kann nicht, nicht wo wir uns gerade erst gefunden haben!"

"Wir können es nicht wagen -"

"Ich bin bereit das Risiko zu tragen."

"Ich bin nicht dazu bereit. Ich kann DICH nicht riskieren - jetzt geh."

"Aber…"

Geh einfach." Er schloss die Augen vor Schmerz. "Bitte."

Die Tür fiel leise hinter ihr ins Schloss als sie ging.


***


Hermine Krum erwachte langsam. Die Morgenluft kühlte die Tränen, die während des Traums, aus dem sie gerade erwacht war, über ihre Wangen gelaufen waren - Nein, kein Traum… Erinnerung, dachte sie. Gerade diese Erinnerungen fanden in letzter Zeit immer häufiger den Weg in ihre Träume. Mit einem Seufzer schaute sie hinüber zum Kopfkissen neben sich. Es war leer.

Noch halb schlafend war sie etwas verwirrt, bis die Erinnerung zurückkam. Ah ja. Viktor war dieses Wochenende in London mit einigen seiner Quidditch-verrückten Freunde, um die Cannons spielen zu sehen. Sie hatte eine gute Ausrede um ihr Wochenende nicht mit den testosteron-überladenden Quidditch-Fanatikern zu verbringen. Viktor hatte nachgegeben, wohl wissend, dass ihre endlosen Diskussionen über Spieltaktik und Spielerstars der letzten hundert Jahre sie zu Tode langweilen würden. Er selbst hatte sich das letzte Mal herausgeredet, als sie an einer Konferenz teilgenommen hatte.

Sie rieb sich ihr Gesicht, zog ihren Zauberstab unter dem Kopfkissen hervor und murmelte eine Zauberformel, um das Kaminfeuer anzufachen. Der Traum beschäftigte sie immer noch. Warum jetzt? Hermine war zufrieden, ja glücklich mit ihrem Leben. Warum musste ihr Unterbewusstsein sie an den schrecklichsten Moment ihres Lebens erinnern? Es war schon über sechs Jahre her… fünf davon war sie mit Viktor verheiratet. Ja es stimmte. Sie brachte ihrem Ehemann nicht ganz die gleichen Gefühle entgegen wie ihrem… was war er? Nicht Ex-Freund. Nein, sie glaubte nicht, dass der Betreffende mit der Bezeichnung "Freund" sehr zufrieden wäre. Ex-Liebhaber vielleicht? Dieser Begriff wurde nicht wirklich den tiefen Gefühlen gerecht, die sie für einander gehegt hatten, die Hingabe -

Sie schüttelte leicht ihren Kopf um ihre Gedanken zu ordnen, verstaute die Erinnerung in ihrem Hinterkopf und stand auf. Sie musste heute ins Labor. Sie würde dort nie ankommen, wenn sie den ganzen Morgen im Bett herumlümmelte. Es waren nur noch vier Wochen bis zur Europäischen Zaubertrank-Konferenz und sie hatte noch viel zu tun.

***


"So, nun hast du es endlich geschafft, Severus! Meinen herzlichen Glückwunsch!"

Severus Snape drehte sich um und betrachtete den Zauberer, der an der Tür zu seinem Labor lehnte. Ein flüchtiges Lächeln huschte über das Gesicht des Meisters der Zaubertränke und mit dem leichten Nicken seines Kopfes nahm er das Lob des Direktors zur Kenntnis. Jahre der Arbeit hatten sich endlich bezahlt gemacht und obwohl er normalerweise wenig Glück hatte, war der Zeitpunkt diesmal perfekt. Die Zaubertrank-Konferenz war erst in einem Monat. Dies gab ihm genug Zeit den Papierkram zu erledigen und eine Präsentation vorzubereiten.

"Wirst du heute zum Abendessen in die Große Halle kommen?"
Snape nickte zustimmend. Ein spöttisches Lächeln formte sich unwillkürlich.
"Exzellent! Das Lehrerkollegium und ich haben dein Lächeln und dein heiteres Wesen in den letzten Wochen schmerzlich vermisst", zwinkerte Dumbledore ihm zu. Er lächelte über den Gesichtsausdruck seines Meisters der Zaubertränke und verließ den Raum.

Severus atmete langsam und missmutig aus. Eigentlich wollte er den Abend darauf verwenden seine Notizen zu ordnen, aber er sollte wohl mal wieder dort erscheinen. Während der Sommermonate hatten die Professoren, die in Hogwarts blieben, eigene Forschungsobjekte zu betreuen. Aber sie alle versuchten mindestens einmal in der Woche an den Mahlzeiten in der Großen Halle teilzunehmen. Das dumme Geschwätz lenkte ihn nur ab, wenn er in ein Projekt vertieft war und er hatte die Mahlzeiten in seinen Räumen oder im Labor zu sich genommen. Nun, da die meiste Arbeit getan war, hatte er keine bequeme Ausrede mehr zur Hand. Kopfschüttelnd machte er sich daran seinen Arbeitstisch zu säubern. Nachdem er sich versichert hatte, dass seine Aufzeichnungen sicher weggeschlossen waren, verließ er sein Labor und machte sich auf den Weg in die Große Halle.

***


Ich muss bald ein anderes Projekt finden, an dem ich arbeiten kann, dachte Snape eine Stunde später, während er Trelawney zuhörte, die eintönig über den sicheren Tod von jemandem dahinleierte. Er hatte vergessen, wen es diesmal treffen würde. Wenn es keine Vision über seinen eigenen Tod war, war er wirklich nicht interessiert. Um ehrlich zu sein wünschte er sich langsam es würde eine Vision über SEINEN eigenen Tod sein - zumindest würde es ihm dann erspart bleiben in Hörweite dieser lächerlichen, glotzäugigen Handleserin zu sein.

Rechts neben Snape saß Remus Lupin, der sehr vorsichtig versuchte Trelawney NICHT anzusehen. Er hatte vor einiger Zeit bemerkt, dass Blickkontakt mit der Wahrsage-Professorin während der Mahlzeiten zu einem Desaster führte - nach ihren Visionen meist das eigene. Er hatte die meiste Zeit während des Essens mit Professor Sprout über die Chancen ihres Hauses für den nächstjährigen Quidditch-Pokal gesprochen. Da sie die Tafel verlassen hatte, um nach ein paar neuen Pflanzen zu sehen, die am Nachmittag geliefert worden waren, entschied er sich mit Snape Mitleid zu haben. Schließlich hatte ER ihn von Lycanthropy geheilt. Nach einer sehr ereignisreichen Diskussion am Anfang des Sommers hatte Snape Dumbledore versprochen sich in der Nähe von Trelawney zu "benehmen". Remus versteckte sein Lächeln hinter der Serviette - auch nach Wochen hatte die Episode ihren Witz nicht verloren.

"Entschuldige die Störung, Sibyll, aber ich muss etwas mit Severus besprechen", sagte Remus. Er bemerkte die Erleichterung in Snapes Gesichtszügen. Trelawney nickte weise und murmelte etwas über Visionen in Teeblättern und wendete sich ihrem neuen Opfer zu - Flitwick.

Snape sah fragend zu Lupin und wartete. Lupin räusperte sich und sagte: "Ich glaube, dass Professor Dumbledore nach dem Abendessen mit uns beiden sprechen möchte."

Der Direktor wendete sich Snape und Lupin zu, nachdem er dies gehört hatte. "Ja Remus, danke für die Erinnerung. Würde es dir passen uns beide heute Abend in meinem Büro zu treffen, Severus?"

"Natürlich, Direktor", sagte Snape. Alles um von dieser überspannten Fledermaus wegzukommen. Albus' Augen blitzten. Snape wunderte sich einmal mehr, ob der Direktor nicht Gedanken lesen konnte.

***


"Das Ministerium ist hocherfreut."

Snape spöttelte: "Natürlich. Meine einzige Motivation für die jahrelange Mühe war, die hellen Köpfe im Ministerium zu erfreuen und in Erstaunen zu versetzen."

Der Direktor lachte in sich hinein. "Ah, Severus - Ich muss sagen, dass ich meine tägliche Ration Sarkasmus von dir in den letzten Wochen vermisst habe." Severus hatte fieberhaft daran gearbeitet seinen neuesten Zaubertrank vor Vollmond zu vollenden und der Direktor hatte ihn nur ungern in seiner Konzentration gestört.

Snape gestattete sich ein kleines Lächeln. Es wurde breiter als er sagte: "Ich hoffe es war es wert ein paar Wochen auf meine geistreiche und schlagfertige Art zu verzichten, um das Gesicht des Dummkopfs Fudge zu sehen, als ihm ein bekannter Werwolf im Licht des Vollmonds die Hand schüttelte." Der Direktor lachte lauthals. Von der Tür her stimmte eine andere Stimme in das Gelächter ein.

"Professor Lupin - bitte, nimm Platz", sagte Dumbledore und wies auf einen Stuhl. "Wir sprechen gerade über die Reaktion des Ministeriums auf die Lycanthropy-Heilmethode. Sie sind -"

"Hocherfreut", vollendete Snape geschwollen. "Natürlich haben sie keine Ahnung wie viel Arbeit, Inspiration und Schmerz damit verbunden waren. Sie haben sich auch dagegen gewehrt das Projekt finanziell zu unterstützen, da Muggel-Wissenschaft Einfluss hatte, aber nun da es fertig ist… sind sie hocherfreut."

Lupin schüttelte den Kopf und nahm auf dem Stuhl neben Snape Platz. "Ich denke wir wissen alle, wie das Ministerium arbeitet, Severus. Es ist reine Politik. Die wirklichen Forscher im Ministerium sind in Aufregung wegen des Projekts, seit du begonnen hast Statusberichte an das Ministerium zu senden."

Snape schaute neugierig zu Lupin. "Ich wusste nicht, dass du mit so vielen Forschern im Ministerium befreundet bist."

Remus rutschte verlegen auf dem Sitz hin und her. "Nein nicht viele - nur eine. Eine alte Freundin. Sie spricht sehr oft über ihre Arbeit und hält mich auf dem Laufenden bei Projekten von denen sie glaubt, dass sie mich interessieren."

Snape versteifte sich. Konnte Lupin sie meinen? Nein, sicherlich nicht.

Dumbledore sagte: "Ah, ja. Hermine arbeitet an einer Reihe von vielversprechenden Projekten. Sie hat Schwierigkeiten sie genehmigen zu lassen, da sie auch Lösungsansätze in Muggel-Wissenschaften und Magie sucht."

Lupin nickte zustimmend, erleichtert, dass Dumbledore es war, der ihren Namen aussprach. "Ja, aber sie kann sehr überzeugend sein. Sie bekam die offizielle Genehmigung des Ministerium für einige Projekte, bei denen ich darauf gewettet hätte, dass sie abgelehnt werden."

Snape starrte in die Flammen. "Ja, sie kann sehr überzeugend sein." Er flüsterte es, fast nur für ihn hörbar.

Die beiden anderen Männer sahen sich an. Dumbledore nickte leicht und räusperte sich. "Wir sind nicht hier, um über unsere ehemalige Schulsprecherin zu reden. Remus, hast du am Ende des Monats Zeit Severus zur Zaubertrank-Konferenz zu begleiten? Severus und ich glauben es ist vorteilhaft, wenn du für eine Frage- und Antwortstunde dabei bist."

Remus sagte bereitwillig zu und die drei Zauberer diskutierten die Präsentation und andere Vorbereitungen. Als Remus bemerkte, dass Severus immer wieder nachdenklich in die Flammen starrte, seufzte er innerlich.

Die Zeit heilt wirklich nicht alle Wunden.





 

Kapitel 2

 

Review

Zurück