Die Medaillons der Gründer

 

 

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Kapitel 6 - Und dann waren es drei

 



Mit hungrig blitzenden Augen schwang Slytherin seine Hand gegen Helena und öffnete seinen Mund zum Sprechen: "Domin..."

Einen Sekundenbruchteil aber bevor das Wort seinen Mund verlassen konnte, hörte Snape eine andere Stimme im Krankenflügel widerhallen: "Silencio!" rief sie inbrünstig.

Slytherins Stimme blieb in seiner Kehle hängen und seine Hand hob sich instinktiv zu seinem Hals, als er herumfuhr um der nun bekannten Stimme zu begegnen. Harry stand einige Meter entfernt, seinen Zauberstab gegen seinen Zaubertränkelehrer erhoben. Slytherin winkte mit der Hand wütend über seine Kehle und schritt mit blitzenden Augen zu seiner Nemesis hinüber.

"Nicht ganz so einfach einen Gründer zum Schweigen zu bringen, Junge!" wütete er während Harry instinktiv zurückwich, seine Augen groß vor Angst. Salazar hob seine Hand vor ihm und öffnete den Mund um erneut zu sprechen.

"Ein Wort mehr und ich verfluche dich ins nächste Leben!" knurrte eine starke, weibliche Stimme hinter seinem Rücken. Wieder wurde der Fluch auf seiner Zunge nicht ausgesprochen und Salazar drehte sich abrupt zu der Frau hinter ihm um.

Ravenclaw war vom Bett aufgestanden und stand nun, hochgewachsen und sogar in ihrer Hospitalrobe würdevoll, direkt hinter Slytherin. Ihre Hand hatte sie vor sich erhoben und sie wirkte versteift in ihrer Wut.

Slytherins Benehmen allerdings veränderte sich komplett in einem Augenschlag. Die Wut verschwand sofort aus seinen Augen und wurde durch einen weichen, verführerischen Blick und einem schlangenhaften Grinsen ersetzt. "Rowena, meine Liebe", schnurrte er und senkte seine Hand. "Ich war bloß..."

"Dabei, Harry zu Tode zu fluchen, würde ich annehmen", sagte die sanfte Stimme Albus Dumbledores als dieser um eine der mobilen Abschirmungen trat.

Slytherin fuhr zu dem neuen Eindringling herum und stutzte als er den Direktor sah. Das Grinsen verschwand von seinem Gesicht. Für einen Moment redete niemand und die Spannung wuchs ins unermessliche. Allerdings senkte Salazar urplötzlich sein Kinn auf seine Brust und begann langsam zu lachen. Bis es seinen Höhepunkt erreicht hatte, hatte Salazar seinen Kopf zurückgeworfen und sein Lachen hallte im gesamten Krankenflügel wider.

Harry sah neugierig zu Dumbledore, welcher den Gründer nur mit geduldiger Neugier ansah. Als Slytherin schlussendlich wieder die Kontrolle über sich erlangt hatte, drehte er sich zu Rowena um und schüttelte seinen Kopf. "Immer einen Schritt vor mir, meine Liebe. Nichts hat sich in den tausend Jahren geändert." Er drehte sich zu Harry und Dumbledore um. "Ich nehme an, dass dies eine Falle war, mein lieber Direktor? Ein Trick um mich dazu zu bringen die Medaillons der anderen Gründer preiszugeben?"

Dumbledore antwortete nicht aber das Glitzern in seinen Augen sprach Bände.

Snape fühlte eine Welle der Erleichterung über sich zusammenbrechen. Natürlich hatte Dumbledore dies kommen sehen. Warum hatte er gezweifelt? Da gab es keine Chance, dass er wissentlich Salazar Slytherin Hogwarts durchstreifen lassen würde, selbst mit Snapes Versicherungen, dass er ihn unter Kontrolle hatte.

"Aber ich bin unhöflich gegenüber unserem neusten Ankömmling", sagte Dumbledore als er sich andeutungsweise vor der hochgewachsenen Frau hinter Slytherin verbeugte. "Willkommen zurück auf Hogwarts, Rowena Ravenclaw", sagte er lächelnd.

Rowena warf ihre dicke Mähne über ihre Schulter und nickte Dumbledore mit Unentschlossenheit auf ihrem Gesicht zu. "Danke. Ich muss allerdings zugeben, dass ich keine Ahnung habe was hier genau passiert ist." Sie sah sich im Raum um und ließ ihren Blick abwechselnd auf allen Anwesenden ruhen. "Natürlich kann ich fühlen, dass Salazar diesen Körper dort bewohnt", sagte sie mit einem vagen Wink zu Snape. Slytherin beantwortete das mit einer dramatisch anmaßenden Verbeugung und ließ Snapes Roben würdevoll zurückschwingen, als er einen Arm vor sich schwenkte. Rowena schien nicht beeindruckt von der theatralischen Höflichkeit und drehte sich zu Dumbledore zurück. "Und ich fühle, dass Sie das Oberhaupt hier sind."

Dumbledore lächelte sanft und nickte. "Ich bin der Direktor von Hogwarts, ja. Und dies...", er hob eine Hand in Richtung Harry, "ist Harry Potter. Einer meiner Schüler."

Rowena lächelte ihn an. "Und der junge Mann, der mein Leben gerettet hat."

Slytherin verdrehte die Augen und schüttelte den Kopf. "Um Himmels Willen, Rowena. Musst du immer so melodramatisch sein? Ich habe nicht versucht dich zu töten."

Rowena drehte sich mit wütenden, saphirblau blitzenden Augen zu Salazar herum. "Oh ja. Du hast vollkommen Recht, Salazar! Vergib mir! Du hast bloß versucht aus mir deinen persönlichen Liebessklaven zu machen. Ich muss wirklich lernen meine unglückliche Tendenz für Übertreibungen zu zügeln!"

Dumbledore und Harry wechselten bedeutungsvolle Blicke und der ältere Mann trat schlussendlich vor. "Es tut mir leid dieses Wiedersehen zu stören, aber ich fürchte, dass die Umstände verlangen, dass wie die Sache, wegen der wir uns hier alle getroffen haben, diskutieren", sagte er mit ernsthaftem Gesicht.

"Sache?" fragte Slytherin ungeduldig. "Welche Sache?"

Dumbledore senkte seinen Kopf leicht und sah sie traurig über seine halbmondförmigen Brillengläser an. "Die Sache Helga Hufflepuff."

Slytherin war plötzlich wie vor den Kopf gestoßen und schien unfähig sofort Worte zu finden. Rowenas Augen wurden groß und sie trat einen Schritt nach vorne. "W...was ist mit ihr passiert?" flüsterte sie, als ob sie Angst vor der Antwort hätte.

"Ihre letzte Nachfahrin liegt im Sterben, Rowena", sagte Salazar leise als er sich ihr zuwandte. "Es gibt keine anderen."

Die Wörter schienen einen Moment zu brauchen, bis sie in Rawenclaws Gehirn drangen, während sie Salazar ansah. "Ab... aber, Salazar, das bedeutet... das bedeutet, dass sie..."

"Für ewig in ihrem Medaillon gefangen ist, ja", sagte Dumbledore ruhig."

Rowenas Augen füllten sich momentan mit Tränen und sie sah zu Dumbledore. "Wo...", fragte sie, ihr Flüstern kaum hörbar.

Dumbledore zeigte traurig auf die Frau, die still und mit bleichem Gesicht im Bett gegenüber lag. "Ich fürchte, dass wir noch nicht einmal den Namen ihrer Nachfahrin kennen", sagte er ruhig.

Rowena trat zögernd neben das Bett der Frau, setzte sich neben ihr nieder und nahm ihre Hand in die ihre. Sie schien zu überwältigt um zu sprechen und schüttelte bloß ungläubig ihren Kopf.

Salazar schritt still zu der anderen Seite des Bettes und blickte mit unlesbarem Gesicht hinunter. Nur Snape, gezwungen die Gefühle des Mannes mitzuerleben, wusste um die tiefe Trauer, die er plötzlich fühlte. Alle anderen Dinge schienen im Moment vergessen.

Dumbledore bewegte sich zum Fußende des Bettes, Harry nah hinter ihm. "Ich glaube, dass es Zeit ist eine Entscheidung zu treffen."

Beide, Rowena und Salazar sahen zum alten Direktor. "Entscheidung?" fragte Slytherin heiser.

"Eine wichtige und ernsthafte, fürchte ich. Eine, für die ich glaube, dass ihr alle anwesend sein solltet. Harry", sagte er und drehte sich zu dem Schüler um, der nervös hinter ihm stand. "Bist du bereit?"

Harry atmete tief ein, nickte und hob tapfer sein Kinn. "So lange er verspricht, mir meinen Körper zurück zu geben, wenn alles erledigt ist."

Dumbledore lächelte. "Ich denke, dass dies selbstverständlich ist, Harry."



Snape konnte sich nicht helfen zu denken, dass Harry genau gleich war wie bevor der Geist von Godric Gryffindor in ihn entlassen worden war. Er war nicht überrascht gewesen zu erfahren, dass sein unbeliebtester Schüler ein Nachfahre war, da er immer das Gefühl gehabt hatte, dass Potter offensichtlich Gryffindor aus jeder seiner schrecklichen Poren tröpfelte. ‚Dieses Gör genießt wahrscheinlich jede Minute davon', dachte Snape bitter. Harry und Godric, Kumpels für immer! Snape spürte wie sich seine Innereien zusammenzogen und er fühlte sich tatsächlich übel.

"Ich stimme dir vollkommen zu, mein Junge", murmelte Slytherin, als er sich über die Fensterbrüstung auf der Seite des Krankenraums, den anderen gegenüber, lehnte. "Genug um einen das Frühstück verlieren zu lassen. Götter. Er sieht sogar aus wie Godric. Wie abstoßend."

Slytherin hatte aus seiner sicheren Distanz aus beobachtet wie Rowena die Medaillonschachtel noch einmal geöffnet hatte und Gryffindors Medaillon rausgeholt hatte, einen brüllenden goldenen Löwen mit einem glitzernden Rubinauge. Da er etwas jünger war, als die anderen, die besessen waren, war Harry kaum zurückgezuckt, als der Geist Gryffindors in ihn entlassen wurde. Snape war erfreut gewesen, als Salazar die Augen verdreht hatte, da es ihm die Frustration ersparte, es selber tun zu wollen, aber physisch nicht dazu in der Lage zu sein.

Slytherin und Gryffindor hatten ein paar knappe Nettigkeiten ausgetauscht, bevor sich der junge Mann an die Bettseite von Huffelpuffs Nachfahrin zurückgezogen hatte. Salazar vermutete, dass der kurze Waffenstillstand zwischen ihnen beiden zu einem abrupten Ende kommen würde, sobald Rowena Godric erzählte, was er versucht hatte mit ihr zu machen, als sie erwachte.

Mit all den drei Gründern nun frei und über ihre momentane Situation unterrichtet, rief sie Dumbledore zu sich. Sie alle taten wie beordert, obwohl Snape Slytherins kochende Wut fühlen konnte, weil er von dem Direktor herumkommandiert wurde.

Sobald sie sich um das Fußende vom Bett der Huffelpuff-Nachfahrin versammelt hatten, blickte Dumbledore auf die bewegungslose Gestalt vor sich. Er seufzte tief und faltete die Hände vor seinem Körper. "Es erscheint mir, meine Freunde, dass ihr zwischen zwei Dingen die Wahl habt", sagte er traurig. "Der Geist Helga Huffelpuffs kann entweder für immer in ihrem Medaillon eingeschlossen bleiben, oder aber er kann in ihre letzte Nachfahrin entlassen werden."

Eine Träne wanderte langsam über Gryffindors Wange als er auf die Frau im Bett blickte, "Wo sie sterben wird", flüsterte er leise.

"Wo sie frei sein wird, Godric", sagte Rowena sanft und fasste ermutigend den Arm des Mannes.

Der jüngere Mann nickte langsam während die Tränen nun frei seine Wangen hinunter liefen. Er blickte hinüber zu Slytherin, und Snape war für einen Moment geschockt über das Ausmaß des Schmerzes in seinen Augen. Salazar nickte Gryffindor stumm zu. Obwohl Snape wusste, dass Slytherin nach außen gefasst wirkte, verstand er, dass der Mann seine Meinung einfach darum nicht vokalisiert hatte, weil er dann die Kontrolle verloren hätte, hätte er versucht zu sprechen.

Godric blickte zu Dumbledore und nickte, Tränen noch immer unkontrolliert über sein Gesicht fließend.

Dumbledore erwiderte das Nicken traurig und reichte ihm die Schachtel der Gründer.

Mit zitternden Händen bewegte Gryffindor sein eigenes Medaillon über den Deckel und murmelte eine Formel. Er sah hoch zu Rowena und nickte wortlos. Sie öffnete die Schachtel und griff mit einem tiefen beruhigenden Atemzug hinein. Sorgsam, als ob sie etwas anfassen würde, was aus dem empfindlichsten Glas gemacht wäre, hob sie die Kette an dem der Anhänger von Hufflepuff hing. Ein schwarzer Dachs sah mit sanftem, friedvollem Gesicht aus Amber-Augen zu ihnen hoch.

Als sie ihren Blick darauf warf, brach Rowenas Kontrolle und sie weinte offen und die Hand, die den Anhänger hielt, zitterte deutlich sichtbar.

Nachdem Godric die Schachtel an Dumbledore zurückgegeben hatte, half er Rowena hinüber zum Bett und sie setzten sich auf dessen Kante. Salazar setzte sich wortlos auf die andere Seite der bewegungslosen Figur und versuchte verzweifelt sich zusammen zu reißen.

Im Versuch ihre eigenen Schluchzer unter Kontrolle zu halten, öffnete Rowena zitternd die Hand der anderen Frau und legte das Medaillon hinein. Mit einem Nicken zu ihren Gefährten schlossen sie alle zusammen ihre Finger darum. Ein grelles, gelbes Licht schoss durch all ihre Finger und sie alle sahen gemeinsam auf die Frau vor ihnen.

Mit einem Keuchen flogen die Augen der Frau auf und sie starrte zu ihnen hoch.

Alle drei fingen plötzlich an zu lächeln und strahlten geschockt und erleichtert auf sie hinunter. "Helga", sagte Rowena heiser.

Helga Hufflepuff blickte in Rowenas Augen. Freundlichkeit und Wärme schien aus ihrem Inneren aus zu leuchten. Langsam blickte sie zu Godric und schließlich zu Salazar. Bedächtig blickte sie zurück an die Decke über ihr und ein sanftes Lächeln erleuchtete ihr Gesicht. "Meine lieben Freunde", flüsterte sie leise. "Meine lieben Freunde."

Und dann flatterten ihre Augen zu, das Lächeln verschwand von ihren Lippen und das Licht des Lebens verschwand von ihrem gütigen Gesicht.

Es trat eine Stille in den Krankenflügel, als ob die Welt ihren Atem angehalten hätte. Die drei saßen da und starrten in Unglauben auf ihre Freundin. Als ob sie nicht in der Lage wären zu begreifen was sie sahen, blickten sie sich in der Hoffnung auf Klarheit an.

Snape fühlte etwas tief in ihm brechen, wie wenn ein Damm gebrochen wäre und er wusste dass Salazars Kontrolle dahin war. So wie es aussah war Klarheit errungen worden und er wusste, dass Helga Hufflepuff diese Welt verlassen hatte.

Die Schluchzer, welche plötzlich die Stille durchbrachen schienen aus dem Innersten ihrer Seele gerissen worden zu sein. Die drei verbleibenden Gründer schafften es irgendwie, ihre Hände zu finden, als sie in Trauer die Köpfe senkten und ihre Schultern unter dem ungebremsten Weinen hoben und senkten.

Und dann waren es drei.

 

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