Der Anti-Werwolfs-Trank

 

 

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Teil 1

 

Zwei Tage vor Beginn des neuen Schuljahres kehrte Severus Snape nach Hogwarts zurück. Er war nicht sonderlich begeistert zurück zu sein, ein neues Schuljahr bedeutete für ihn nichts als Stunde um Stunde ermüdenden Papierkram und neue Klassen, denen Disziplin beigebracht werden musste. Aber sein Missfallen vergrößerte sich noch um ein Tausendfaches, als er im Lehrerzimmer die Liste mit den Namen der neuen Kollegen überflog. Unter der Überschrift Verteidigung gegen die dunklen Künste, las er den Namen Professor Remus J. Lupin.
Für einen Moment fragte er sich, ob es auf der Welt zwei Remus J. Lupin’s geben konnte. Denn selbst Dumbledore würde doch sicher nicht auf die völlig absurde Idee kommen einen Werwolf einzustellen, oder? Er starrte für einige Minuten fassungslos auf das Pergament. Snape hatte seit Jahren nicht mehr an Lupin gedacht; er war davon ausgegangen (und hatte es fast gehofft), dass das Monster getötet worden war. Verschwunden, während den Jahren des Friedens, als alle seine Freunde, die ihn vor den Auswirkungen seiner Verwandlungen beschützt hatten, tot waren. Doch jetzt würde er zurück nach Hogwarts kommen und der bloße Gedanke daran verursachte Snape Magenschmerzen. Bei dem Geräusch der zuschlagenden Tür fuhr er herum. Minerva McGonagall war eingetreten, die Arme voller Büchern.
“Stimmt das hier?”, fragte er heftig und sah sie scharf an.
“Was?” Sie war nicht stehen geblieben, sondern ging geradewegs zu ihrem Schreibtisch, setzte die Bücher ab und stapelte sie sorgfältig. „Die Liste? Natürlich ist sie korrekt”, in ihrer Stimme schwang ein beleidigter Unterton mit, „ich habe sie selbst erstellt.“
“Sie meinen diese – diese Kreatur wird hier unterrichten?“
Bei diesen Worten sah sie zu ihm auf. “Meinen Sie damit Remus Lupin?“, fragte sie und ihre Augen funkelten. Sie holte tief Luft um fortzufahren, überlegte es sich dann aber anders.
“Der Werwolf”, beendete Snape für sie. „Ja. Welcher Idiot hat entschieden einen Werwolf hier unterrichten zu lassen?“
“Professor Dumbledore stellte ihn ein.” Minerva ging einen Schritt auf Snape zu, was ihn unangenehm an die Jahre erinnerte, in denen er ihr Schüler gewesen war. „Und bevor Sie ihn weiter schlecht machen, würde es Ihnen gut tun, sich zu erinnern wer Sie hier eingestellt hat.“
“Also ist Professor Dumbledore der Meinung, dass wir jemandem im Kollegium haben sollten, der einmal im Monat an den Schülern knabbert?”
“Haben Sie nicht von dem Wolfsbann-Trank gehört?” Minervas Lippen kräuselten sich. „Ich dachte Sie wären hier der Experte für Zaubertränke.“
Snape hatte plötzlich einen unfassbaren Verdacht und sah sie entsetzt an. Er hatte von dem Wolfsbann–Trank gehört und er wusste, dass dieser überaus kompliziert herzustellen war. Man hatte die Rezeptur erst kürzlich geändert, damit auch andere Zauberer als nur sein Erfinder ihn brauen konnten. Und er begriff, was geschehen sollte. Man würde versuchen ihn zu überzeugen diesen Trank zuzubereiten. Tja, aber er würde es sicher nicht tun. Er würde ganz bestimmt nichts tun, was es der Kreatur erleichtern würde hier zu arbeiten.
“Selbstverständlich habe ich davon gehört”, sagte er, darum bemüht seine eisige Kälte zu bewahren. „Es verändert nichts an der Natur des Monsters, es setzt ihn nur einmal im Monat außer Gefecht.“
“Wenn wir doch nur etwas da hätten um die anderen Ungeheuer, die hier unterrichten außer Gefecht zu setzen”, murmelte Minerva deutlich genug damit er es verstehen konnte. In Snape kochte der Hass auf. Wie konnte sie es wagen ihn mit diesem Tier zu vergleichen? Vorsicht kämpfte mit seinem Zorn und gewann schließlich, jedenfalls nach außen hin. Egal was Minerva sagen würde, er musste für das ganze restliche Jahr mit ihr zurechtkommen. Er würde seine Revanche schon noch bekommen. Später.
Er wirbelte herum, dass seine Gewänder sich aufbauschten, schritt würdevoll zur Tür und ließ sie hinter sich zuschlagen. Er war kaum drei Schritte gegangen, als eine Stimme ihn überraschend zum Stehen kommen ließ.
“Ah, Severus genau Sie hatte ich gesucht. Haben Sie kurz Zeit für ein paar Worte?“ Snape hörte den berechnenden Ton in Dumbledores Stimme und nickte knapp. „Kommen Sie doch mit hier herein, dann sind wir ungestört.“
“Natürlich Professor”, sagte Snape grimmig. Er folgte Dumbledore in einen kleinen Konferenzraum neben dem Lehrerzimmer. Es versprach nicht gerade ein angenehmes Gespräch zu werden.
“Setzen Sie sich doch.” Dumbledore sank in einen weichen Sessel, lehnte sich zurück und lächelte hinter seinem Bart über den jüngeren Mann.
‘“Worum geht es?”, fragte Snape. Als er zum Schulleiter sprach war sein Ton nicht ganz so feindselig wie anderen Leuten gegenüber, doch wirklich Niemand konnte es als freundlich bezeichnen.
“Ich vermute Sie haben die Liste der neuen Kollegen bereits eingesehen?”
“Ja, gerade eben. Was um Himmelswillen hat Sie dazu bewegt dieses Ding – ihn einzustellen?“ Snape nannte den Mann den er so hasste nicht beim Namen, doch er hatte keinen Zweifel daran, dass Dumbledore wusste wen er meinte.
“Remus? Nun, es geht um das, worüber ich mit Ihnen sprechen wollte. Natürlich muss er den Wolfsbann–Trank nehmen, während er hier unterrichtet.“ Dumbledore sprach in beiläufigem Ton, als ob er über etwas völlig belangloses redete. „ Und deshalb möchte ich Sie bitten ihn zu brauen.“
Obwohl er diese Frage erwartet hatte, brauste Snape wütend auf. „Eher würde ich mir die Hand abhacken!“
Wie immer schien Dumbledore nicht verärgert zu sein, bei Snapes Worten. „Nun, tun Sie was immer Sie für richtig halten“, sagte Dumbledore und lächelte Snape zu, „in der Zwischenzeit wäre ich Ihnen sehr dankbar wenn Sie diesen Trank für mich brauen würden.“
“Für Sie? Sie meinen doch für den Werwolf?”
Dumbledore sah ihn streng an. „Severus, ich hatte gehofft Sie hätten mittlerweile gelernt, dass es unklug ist eine Person nach etwas anderem als ihren tatsächlichen Handlungen zu bewerten.“
“Ja, und dieses Monster hätte mich beinahe umgebracht!”, gab Snape zurück. „Das ist für mich Handlung genug. Nein Professor, ich werde keinen Finger krumm machen um ihm zu helfen. Machen Sie den Trank selbst wenn Sie ihn haben wollen.“
“Sie wissen selbst, wenn ich versuchen würde den Trank herzustellen, wäre er wirkungslos.“ Dumbledore lächelte wieder. „Und Sie wissen, dass es nur wenige Leute auf der Welt gibt, die ihn brauen können - und Sie sind einer von ihnen.“
'Schmeicheleien werden Sie auch nicht weiterbringen', dachte Snape, sagte es aber nicht laut.
“Sie wollen also, dass ich den Trank braue nur damit er hier unterrichten kann? Warum schicken Sie ihn nicht einfach wieder raus unter die Peitschende Weide, wenn Sie so erpicht darauf sind einen – einen Werwolf als Lehrer zu haben?“
Dumbledore seufzte. “Das wäre die andere Möglichkeit. Aber ich würde sie lieber nicht in Anspruch nehmen. Beim momentanen Stand der Dinge wäre es besser, wenn er in der Schule bleiben würde.“
“Sie wollen nicht, dass er wegläuft und sich mit seinem alten Freund verbündet?”, spottete Snape. „Ich sage es Ihnen noch einmal, es ist völlig verrückt Blacks alten Freund hierher zu bestellen damit er unterrichten kann. Gerade jetzt wo Sie denken, dass Black versuchen wird den Potter-Jungen umzubringen. Nicht dass es ein großer Verlust wäre,“ fügte er etwas leiser hinzu, „aber der Werwolf wird sich die Chance nicht nehmen lassen ihm zu helfen. Sie mögen vielleicht denken er ist harmlos, aber das sage ich Ihnen, diese Vorstellung ist einfach lächerlich.“
“Severus”, sagte Dumbledore, “ich habe diesbezüglich meine Entscheidung getroffen. Ich bitte Sie, mir zu vertrauen.“
“So wie bei Quirrell?”
“Remus gehörte zu den alten Kämpfern, genau wie Sie.” Dumbledore redete ruhig weiter, wenn auch die Furche zwischen seinen Brauen zeigte, dass Snapes Worte ihre Wirkung erzielt hatten.
“Black war auch ein Mitglied des Bündnisses”, erwiderte Snape. Aber der letzte Satz Dumbledores traf ihn ebenfalls. Dumbledore hatte keinen einzigen guten Grund ihm zu vertrauen und jetzt tat er es, und es war nur dieses Vertrauen, das Snape zu ihm halten ließ.
Dumbledore neigte leicht seinen Kopf. „Severus, ich sehe, dass Sie sich nicht überzeugen lassen. Aber darum geht es nicht bei meiner Frage. Ich bitte Sie den Wolfsbann–Trank zu brauen.“
Snape zögerte für einen Moment. Er spürte, dass Dumbledores Geduld am Ende war und er wollte nicht ausprobieren wie weit sie noch reichte.
“Tun Sie es als einen persönlichen Gefallen für mich“, setzte Dumbledore einen Moment später hinzu. Snape starrte eisig vor sich hin. Mit diesen Worte hatte Dumbledore gewonnen, wie immer. Snape schuldete ihm zu fiel als dass er hätte ablehnen können. Würde er noch für seine Schulden bezahlen müssen wenn er bereites tot war?
“Ich mache es”, knurrte er. “Sind Sie jetzt glücklich?“
Dumbledore lächelte selig. „Ich wusste, dass ich auf Sie zählen kann.“ Er verstummte für einen Augenblick und studierte die Anzeige seiner Taschenuhr. Schließlich sagte er: „Morgen Nacht ist Vollmond, also wird es nicht nötig sein, dass Sie den Trank vor Ende des Monats machen müssen. Remus wird nicht vor dem 1. September hier sein; er fährt mit den Schülern im Zug.“
“Im Zug?”, wiederholte Snape. Keiner von den Lehrern war jemals mit dem Zug zur Schule gekommen, es war eine der vielen Traditionen von Hogwarts.
“Ja. Bedenken Sie die neuen Sicherheitsmaßnahmen. Die Dementoren werden den Zug durchsuchen und ich wünsche, dass jemand mit Geschick in Verteidigung gegen die dunklen Künste ein Auge darauf hat. Es ist ein Glücksfall, dass es für Remus unmöglich ist früher zu kommen.“
Glück war nicht gerade das, womit Snape es beschrieben hätte, aber begnügte sich damit unwillig das Gesicht zu verziehen.
“Ich glaube Sie werden keine Schwierigkeiten haben die Zutaten für den Wolfsbann–Trank zu beschaffen.“ Dumbledore lehnte sich ein Stück vor. „Und Severus, ich wünsche, dass etwas klar ist: Ich erwarte, dass Sie Remus mit der selben Höflichkeit behandeln wie mich. Ich will nicht, dass Mitglieder des Kollegiums es sich untereinander schwer machen, vor allem nicht in Zeiten wie diesen. Des weiteren werde ich alle Kollegen bitten es zu unterlassen den Schülern gegenüber zu erwähnen, dass er ein Werwolf ist.“
“Sie meinen Sie wollen es ihnen nicht sagen? Das ist doch völlig...absurd.“ Snape hätte beinahe unehrlich gesagt, aber etwas sagte ihm, dass es nicht unbedingt klug wäre Dumbledore Unehrlichkeit vorzuwerfen. Snape überlegte sich eine neue Strategie. „Sicherlich ist es doch unsere Pflicht sie vor sämtlichen Gefahren zu warnen, zu ihrer eigenen Sicherheit?“
“Oh, aber mit dem Wolfsbann–Trank wird Remus keine Gefahr mehr für jemanden sein. Und letztendlich war er schon einmal hier und es hat nie Probleme gegeben.“
“Davon abgesehen, dass er versucht hat mich umzubringen”, murrte Snape. Dumbledore tat wohlweislich so als hätte er nichts gehört.
“Ich hoffe Sie haben mich verstanden,” fuhr er fort. “Ich weiß, dass Sie Ihre Sache gut machen werden.“ Wieder lächelte er sein freundliches Lächeln und Snape verbarg die Heftigkeit seiner wahren Gedanken hinter einem finsteren Blick. Er hasste es, wenn Dumbledore sich seine Gefühle und seinen Ergeiz zunutze machte und ihm keine Wahl ließ selbst zu entscheiden, so dass er tun musste was der Schulleiter von ihm verlangte.
“Ich hoffe Sie werden das nicht bereuen“, antwortete Snape bitter. Er stand auf. „Wenn das alles ist Professor, ich habe noch Arbeit.“
Dumbledore erhob sich ebenfalls. „Natürlich. Danke Severus“, sagte er und folgte Snape zur Tür.
Snape machte sich auf den Weg zu seinem Büro und verfluchte seine eigene verdammte Schwäche. Nun musste er also den Trank für diese Kreatur brauen, musste es dem Monster einfacher machen sich in Hogwarts zu verstecken. Die böse Ironie darin war nicht zu übersehen. Und er musste lügen um ihn zu decken. Snape erinnerte sich aufgebracht, dass Dumbledore noch nie jemanden gebeten hatte zu lügen.
Wieso wollte Dumbledore es nicht verstehen? Blacks Freund in die Schule einzuladen während Black versuchen würde sie anzugreifen – was für ein Trottel war das eigentlich? Aber nein, Dumbledore würde blind und dumm weiterhin Jedem vertrauen, egal wie schrecklich er war, und mit jedem Schritt weitere Gefahren riskieren. Und wenn es schief gehen würde, wäre er es, Severus Snape, der das Chaos beseitigen müsste.

***


Snape kam einige Minuten später als die anderen Lehrer zur Auswahlzeremonie der neuen Schüler und dem großen Festessen zum Beginn des Jahres. Als er durch die Große Halle schritt um seinen Platz am Tisch einzunehmen, stach ihm ein Gesicht aus der Menge entgegen, ein plötzlicher Brechreiz erfasste ihn und er biss die Zähne zusammen. Der Werwolf.
Ohne stehen zu bleiben glitt Snape ruhig zu seinem Platz links von Dumbledore. Der Ausdruck auf seinem Gesicht offenbarte nichts von der Wut und seinem Frust, abgesehen von dem funkelnden Blick den er in Lupins Richtung warf. Er stand bewegungslos, als Dumbledore eintrat, seine alljährliche Willkommensrede hielt und als Professor Flitwick den Sprechenden Hut brachte.
Die Schüler sahen ängstlich aus, als er sein Lied zu singen begann. Snape musterte sie und fragte sich welche wohl nach Slytherin kommen würden und welche nur schwer zu unterrichten sein würden. Nur wenige Schüler wussten die Bedeutung der Zaubertränke zu schätzen und selbst sie waren gewöhnlich unausstehlich. Er sah rüber zum Slytherin-Tisch ohne besonders viel Zuneigung. Er wusste mehr über die meisten Slytherin-Schüler als irgendwer sonst. Er wusste welche von ihnen Kinder von Todessern waren und welche Voldemorts Platz selbst anstrebten. Seine Blicke fielen auf Draco Malfoy und sofort breitete sich ein unechtes Lächeln über sein Gesicht. Lucius Malfoy wusste zuviel, als dass er seinem Sohn gegenüber unhöflich sein durfte.
Als der Sprechende Hut fortfuhr wurde es Snape langweilig und er starrte leer auf den Tisch vor sich. Er war sich der Gegenwart des Werwolfes bewusst, er glaubte den Atem des Monsters zu hören, konnte den Schmutz des Bösen riechen. Er blickte zu Dumbledore und fragte sich was ihn wohl geritten hatte. Vielleicht war er dem Monster irgendwie verpflichtet.
Der letzte Schüler wurde aufgerufen den Sprechenden Hut aufzusetzen und Snape schloss halb die Augen und wartete. Das Kind wurde Ravenclaw zugeteilt, dessen Tisch johlte und die Zeremonie war zu Ende. Er sah auf, als er eine plötzliche Unruhe an der Tür wahrnahm. Harry Potter trat ein, gefolgt von Hermine Granger und Minerva. Snape schenkte allen dreien einen verachtenden Blick. So, der Potter Junge war sich also zu schade um bei der Auswahl dabei zu sein so wie der Rest der Schule? Minerva war ihm völlig ergeben und gestattete ihm immer irgendwelche Extrawürste. Offensichtlich war nun sein Anhängsel mit inbegriffen, dachte er mit einem Blick auf Hermine. Rührend.
Dumbledore stand auf um eine Ansprache zu halten. Minerva ließ sich auf ihren Platz gegenüber von Snape gleiten und er sah sie finster an. Dumbledore begann von Dementoren und neuen Regeln zu sprechen und Snape überkam abrupt die Erinnerung an die Ereignisse in den Sommerferien. Snape fand, es war mehr als klug von Dumbledore (also nach Snapes Meinung völlig unnormal für den Schulleiter), die Dementoren in der Schule zu erlauben. Das Foto von Sirius Black, das auf jedem Titelblatt erschienen war, stieg in ihm auf, verbunden mit einer schwellenden Wut.
“Nun etwas erfreulicheres, ich freue mich dieses Jahr zwei neue Lehrer in unseren Reihen Willkommen zu heißen“, sagte Dumbledore und Snapes Wut verdoppelte sich. „Zuerst Professor Lupin, der sich freundlicherweise bereit erklärt hat das Fach Verteidigung gegen die dunklen Künste zu unterrichten.“
Nicht dass es keine große Konkurrenz gegeben hätte, dachte Snape. Dumbledore nahm wirklich das Letzte vom Letzten wenn er einen Werwolf als Lehrer hierher schleifte. Seine Augen wanderten den Tisch hinunter wo Lupin freundlich seinen Applaus belächelte. Snapes wilder Blick hätte Stahl durchbohren können.

***


Snape verließ die Kerker und stieg die Treppe empor, wobei er einer Gruppe von Gryffindor-4.Klässlern begegnete, die alle in Gekicher ausbrachen, als sie ihn sahen. Snape warf ihnen einen kalten Blick zu, ein paar der Lacher verstummten, aber nicht alle. Auch als er an der Bibliothek vorbeikam starrten Schüler ihn an und lachten. Jedes Lachen schoss brennende Pfeile in Snapes Herz. Wie konnten sie es wagen so respektlos zu sein? Er hätte beinahe angehalten und den letzten Lachern, ein paar 6.Klässlern aus Ravenclaw, Beachtung geschenkt, aber er ließ es dann doch bleiben.
Als er an einem Spiegel vorbeikam warf er einen flüchtigen Blick auf sein Spiegelbild. Er hatte eine 2. Klasse über Färbemittel unterrichtet, die die Farben wechseln konnten und es war gut möglich, dass etwas davon auf seinem Umhang gelandet war. Aber seine Gewänder waren schwarz wie immer. Er erinnerte sich, dass die 2. Klässler ebenfalls bemerkenswert anfällig für Lachanfälle gewesen waren. Da waren definitiv Streiche im Spiel gewesen. Snape blickte auf sein Spiegelbild. Nichts würde ihn heute noch aufregen.
Er erreichte das Lehrerzimmer ohne weiteres Gelächter und öffnete die Tür. Minerva McGonagall und der Werwolf saßen zusammen und als er eintrat begann Minerva leise zu lachen. Ein Grinsen breitete sich auf dem Gesicht des Werwolfs aus. Snape marschierte auf sie zu.
“Was ist das für ein großartiger und wundervoller Witz über den das ganze Schloß lacht?”, fragte er fordernd, seine Stimme triefte vor Sarkasmus.
Minerva sah immer noch lachend zu dem Werwolf. „Remus hat mir soeben von seiner Stunde mit den 3. Klässlern berichtet“, sagte sie. „Vielleicht möchten Sie es Severus erzählen?“, fragte sie an den Werwolf gewand.
“Es nicht wichtig, wirklich nicht”, sagte der Werwolf etwas zu schnell. „Nur etwas amüsantes in meiner Stunde von heute.“
Snape presste die Lippen zusammen und sah langsam von Minerva zu Lupin. „Was“, fragte er in übertriebener Höflichkeit, „ist der Witz?“
“Sie erzählen es ihm besser”, sagte Minerva. „Er wird es früher oder später sowieso hören.“
“Stimmt.” Wieder grinste der Werwolf süffisant und Snape kochte. “Es ist ganz einfach. Sie wissen doch, dass ich heute mit den 3. Klässlern Irrwichte durchgenommen habe. Und, als ich das Beispielexemplar vorführte, wurde Neville Longbottoms Irrwicht... nun ja es waren Sie.“ An diesem Punkt nahm der Werwolf einen reumütigen Ausdruck an, was Snape nur noch mehr aufregte. Das Monster wagte es sogar zuzugeben, dass es im Unrecht war?
“Und so wandte er den Riddikulus-Zauber an – sehr effektiv, wenn ich das sagen darf – und der Zauber verwandelte den Irrwicht in Sie – aber Sie trugen ein grünes Kleid mit Spitzen, einen Hut auf dem ein ausgestopfter Geier saß und eine große rote Handtasche.“ Lupin sprach den letzten Satz sehr schnell, als würde er gleich wieder lachen müssen. Minerva lachte.
“Ich wünschte ich wäre dabei gewesen und hätte es gesehen”, sagte sie. „Wenn Sie wieder Irrwichte durchnehmen, sagen Sie mir Bescheid.“
Snape holte tief Luft, seine Nasenlöcher flatterten wie bei einem wütenden Stier wobei er versuchte seine Wut unter Kontrolle zu bringen.
“Und Sie dachten es wäre – spaßig – diese Geschichte in der Schule herumzuerzählen? Es gibt andere Geschichten, die man verbreiten kann, Professor Lupin, die Sie sicher nicht so amüsant finden würden.“
“Severus”, begann Minerva in einem Ton, der verriet, dass sie ihn zurechtweisen wollte.
Im selben Moment sagte Lupin: “Ich habe es nicht verbreitet, ich schätz das haben die Schüler alleine gemacht. Sie wissen doch wie schnell sich Gerüchte hier verbreiten.“
“Ich weiß es. Die Frage ist, wissen Sie es?“ Snapes Augen trafen die des Werwolfs mit eisiger Kälte.
“Also wirklich”, schnaubte Minerva und unterbrach Lupins Antwort, wie immer sie gelautet hättet, “Sie beide benehmen sich als wären Sie wieder Schüler. Um Himmels willen, versuchen Sie sich zu benehmen wie Erwachsen.“
“Und Sie benehmen sich, als ob Sie mich immer noch zurechtweisen dürften“, zischte Snape zurück.
“Severus, ich denke Sie machen aus einer Mücke einen Elefanten“, erwiderte Minerva. „Es war nur ein Irrwicht. Solche Sachen passieren dauernd, es besteht überhaupt kein Grund dafür, dass Sie sich benehmen wie ein beleidigter Filmstar.“
Snape funkelte ihr einfach nur schweigend entgegen. Es war nicht überraschend, dass sie für Lupin Partei ergriff, sie hatte es schon so getan als er noch Schüler war. Er wunderte sich über ihre Blindheit. Konnte sie denn nicht sehen was für ein Monster sie da verteidigte?
“Nebenbei”, sagte Lupin, “es ist gut für Neville mit seinen Ängsten umgehen zu können. Ich frage mich, warum Sie ihn so hart ran nehmen. Sie sollten doch wissen was für eine Vergangenheit er hatte“
“Wir haben alle ein hartes Leben, Lupin. Aber wir gehen nicht alle daran kaputt wenn uns jemand deswegen anschaut. Longbottoms Ängste sind nicht mein Problem“, spottete Snape.
Der Werwolf antwortete nicht, schüttelte aber leicht den Kopf.
“Wenn ich hören sollte, dass Sie es ihm deshalb schwer machen Severus, wäre ich sehr verärgert”, sagte Minerva gebieterisch. „Ich glaube nicht, dass Albus sehr erfreut wäre das zu hören.“
“Was ich mit meinen Klassen mache geht niemanden außer mich etwas an“, erwiderte Snape und warf Minerva einen kalten Blick zu. Er schwieg für einen Moment und sah von Minerva zu Lupin und wieder zurück, bis sie ungemütlich hin- und herrutschten. Eine Sekunde bevor Minerva den Mund öffnen und die Stille brechen konnte, sagte er: „Wenn das alles ist, was Sie mir zu sagen haben muss ich jetzt zurück an meine Arbeit. Guten Tag.“
Er drehte sich um und verließ mit rauschenden Gewändern und immer noch aufgebracht das Lehrerzimmer. Eine weitere Rechnung die offen stand.

***


Snape sah den kleinen Blasen zu, die im Kessel aufstiegen, dann den größeren, bis sich die ganze Oberfläche der Flüssigkeit unter leisem Blubbern bewegte. Er senkte die Temperatur der Flamme mit einem Schlenker seines Zauberstabs. Während er den Trank vorsichtig und mit langsamen Bewegungen umrührte, beobachtete er, wie sich die Flüssigkeit langsam verdickte und eine dunkle Färbung annahm. Schnell warf er einen Blick auf das Rezept. An diesem Punkt konnte er ihn für sechseinhalb Minuten ziehen lassen. Dann wäre er fertig.
Die sechseinhalb Minuten vergingen und Snape starrte mit leerem Blick auf den Trank im Kessel. 'Was für eine totale Zeitverschwendung', dachte er, 'diesen Trank zu brauen, damit der Werwolf hier eine schöne Zeit hatte.' Snape sah weg von dem Trank zu seinem offenen Vorratsschrank. Es gab so viele Dinge, die er in den Trank mischen könnte. Dinge, die dem Monster quälende Schmerzen bereiten würden, Dinge die seinen Geist verwirren würden, sogar feine Gifte und er war untröstlich bei dem Gedanken, dass er nichts davon gebrauchen durfte in diesem Anti-Werwolfs-Trank.
Es war ein komplizierter Trank, dachte Snape. Auf jeden Fall einer, der mit großem Feingefühl hergestellt werden musste und einer, der die Fähigkeiten der meisten Experten für Zaubertränke überstieg.
Genau im richtigen Moment löschte er die Flamme und sprach einen Abkühl-Zauber auf den Trank, damit dieser nicht weiter köchelte. Er war fertig. Snape sah den Trank an, als würde das Gesicht des Werwolfes auf der Oberfläche erscheinen und sein eigenes Gesicht verzog sich vor Wut und Hass und mit einem Anflug von Angst. Dann gewann er die Kontrolle über sich zurück und schnippte mit den Fingern. Sofort erschien eine Schöpfkelle in seiner Hand und er griff nach einem Becher. Sorgfältig füllte er ihn mit der dunkelbraunen Flüssigkeit und roch vorsichtig daran. Ein dünnes Lächeln erschien auf seinem Gesicht, es roch faulig.
Den Becher von seiner Nase fernhaltend setzte er ihn auf einem Tisch ab und brachte den Kessel langsam, um nichts zu verschütten, zum Schweben. Mit ausgestrecktem Zauberstab ließ er den Kessel mit dem Trank zu einem Ständer in einer Ecke des Raumes fliegen, und legte einen Deckel darauf. Es würde reichen für den Rest der Woche. Ärgerlicherweise würde der Trank sich nicht über einen Mondzyklus frisch halten lassen, also musste er ihn in kleinen Mengen herstellen. Seine Lippen wurden schmal. Er musste jeden Monat, das ganze Jahr lang diesen Trank brauen und das Jahr danach, solange bis jemand endlich einen silbernen Dolch nehmen und das miserable Leben des Monsters beenden würde. Oder bis jemand das Geheimnis lüften würde. Dann würde der Werwolf von der Schule fliegen, so wie es sich gehörte.
Snape dachte über diese Idee nach, während der Trank im Becher abkühlte und sich die dünnen Dampfwölkchen langsam in Nichts auflösten. Mit einem sehr schwarzen Blitzen in den Augen und einem Ausdruck tiefster Verachtung nahm er den Becher und machte er sich auf die Suche nach dem Werwolf.
Er fand die Kreatur Aufsätze korrigierend, an einem Tisch in der Ecke des Lehrerzimmers.
“Severus”, sagte er ruhig. „Kann ich etwas für Sie tun?“
“Trinken Sie das, sofort”, befahl Snape und setzte den Becher mit einer Heftigkeit auf dem Tisch ab, die laut genug war um Krach zu machen, aber den Trank nicht verschüttete.
“Was ist das?”, fragte der Werwolf so ruhig als wäre nichts gewesen.
“Anti-Werwolfs-Trank”, zischte Snape. Der Werwolf wurde blass, stand aber auf und nahm den Becher ohne weitere Fragen. Er nippte daran und verzog das Gesicht. "Es schmeckt nicht besser als gewöhnlich“, murmelte er.
„Sie können sich den Trank gerne selbst brauen, wenn Sie mit meinem nicht zurechtkommen”, erwiderte Snape mit kaltem Blick. Doch dann wurde ihm die Bedeutung von Lupins Worten klar. „Sie haben ihn schon einmal genommen? Ich dachte, niemand außer dieser Waldfrau, der Heilerin, könnte ihn zubereiten, und die starb kurz nachdem sie ihn erfunden hat.“
Der Werwolf schluckte den Rest des Trankes in einem tiefen Zug hinunter und versteckte für einen Moment sein Gesicht, als er sich den Mund an seinem Ärmel abwischte. Dann gab er Snape den Becher zurück und drehte sich um.
“Danke”, sagte er, ohne die Frage zu beantworten. Snape spürte, dass er einen weichen Punkt erwischt hatte und trat ihm in den Weg.
“Ich sagte, haben Sie den Trank schon einmal genommen?“
“Ja.” Remus' Stimme war klar, aber er sah Snape nicht in die Augen.
“Sie haben ihn von der Waldfrau bekommen?”
“Ja.”
Snape sah ihn scharf an, ergebnislos. Er wusste, dass da etwas hinter dem überlegten Ton des Werwolfs steckte, aber hatte keine Ahnung was.
“Ziemlich sinnlos, so etwas zu erfinden”, sagte er mit einer Stimme voll Verachtung. „Wer würde auch nur irgendetwas etwas dafür geben? Es ist ja nicht so, als ob einer von Ihnen es sich leisten könnte, wenn sie es gewerblich produzieren würden.“
Lupin zuckte bloß mit den Schultern. Snape sah Schmerz in seinen Augen und ärgerte sich, dass er nicht aus Lupin herausbringen konnte, was das mit dem Trank zu bedeuten hatte.
“Danke Severus”, sagte Lupin förmlich. “Wenn das alles ist, ich muss jetzt wirklich mit meiner Arbeit fertig werden.“
“Ja”, nickte Snape, “das müssen Sie. Vor allem, wenn Sie Ende der Woche nicht fähig sein werden zu unterrichten.“ Er schüttelte den Kopf. „Es scheint mir sehr verrückt jemanden zu engagieren, der regelmäßig für bestimmte Zeit unfähig ist zu arbeiten. Wirklich verrückt.“
Der Werwolf drehte sich nur wieder um und Snape griff mit einem letzten Kopfschütteln nach dem Becher und verließ das Lehrerzimmer. Er war gerade wieder in seinem Büro angekommen und hatte seine Feder ergriffen, als es an der Tür klopfte.
“Herein!”, schnappte er. Die Tür öffnete sich mit einem Schlag und Minerva McGonagall kam in sein Büro. Ohne Einleitung kam sie gleich zur Sache.
“Sie haben am Freitag in der zweiten Stunde frei, oder?”, fragte sie.
Snape nickte unwillig und fragte sich was jetzt auf ihn zukam. Freitag, fiel ihm ein, war Vollmond. Gerade als ihm klar wurde worum sie ihn bitten würde, sagte sie: “Könnten dann Sie Verteidigung gegen die dunklen Künste bei den 3. Klässlern vertreten?“
“Lupins Klasse?”, fragte er scharf. „Sie wollen, dass ich meine Freizeit opfere um seinen Unterricht zu vertreten?“
“Es besteht kein Grund so ein Drama darum zu machen”, sagte sie kühl. „Jeder von uns übernimmt eine seiner Stunden zu einer bestimmten Zeit. Wenn Sie die 6. Klässler ebenfalls übernehmen könnten, wäre das großartig. Und – wenn ich mich recht erinnere, sagten Sie doch immer, Sie könnten dieses Fach besser unterrichten als alle Lehrer die Albus einstellte?“
Snape schnaubte. “Erwarten Sie nicht, dass ich die Lücken beseitigen könnte, die der Unterrichtstil dieser – Kreatur des Bösen geschaffen hat.“
“Um Himmels willen, Severus, können Sie nicht einmal für eine Sekunde dieses Thema vergessen? Warum reiten Sie immer so auf Lupins Problem herum? Er ist ein guter Lehrer und das ist alles worauf es ankommt.“
Snape antwortete nicht. Es war nicht Minerva, die er überzeugen musste, dass Lupin eine schlechte Anstellung war. Es war Dumbledore.
“Also, sprechen Sie mit Lupin, was Sie durchnehmen sollen“, erinnerte ihn Minerva. „Ich lasse Sie dann allein, wenn Sie noch so viel zu tun haben.“
“Machen sie die Tür zu!“, rief er ihr nach. Sie ließ die Tür etwas lauter als notwendig zuschlagen und Snape lächelte feindselig. Er nahm seine Feder wieder auf und begann Aufsätze zu korrigieren, aber seine Gedanken wanderten ganz woanders hin. Es musste doch einen Weg geben diese Situation zu seinem Vorteil zu nutzen.
Gut, dachte er, wenn er die Klasse des Werwolfs unterrichten musste, so konnte er sie auch über ihren Lehrer unterrichten. Es war wichtig für die Schüler, einen Werwolf zu erkennen. Und vielleicht... vielleicht würde einer von ihnen die richtigen Schlüsse ziehen. Dann würde hier kein Werwolf mehr unterrichten.

***


In der Halloween-Nacht war Snape alleine. Wie so viele andere Zauberer und Hexen dachte er an die dramatischen Ereignisse vor 12 Jahren, aber seine Gedanken waren nicht so wie die der meisten anderen Menschen. Halloween bedeutete für ihn Frieden, ein anderer Frieden als den der Zaubererwelt, nicht der vom Ende der Terrorherrschaft Voldemorts, aber Frieden nach dem langen Doppelleben, dass er geführt hatte. Die Ereignisse dieses Halloweens bedeuteten, dass er nicht länger tun musste, als wäre er ein Anhänger Voldemorts.
Und es bedeutete noch etwas anderes für ihn. Es war eine Rechtfertigung für alles an das er geglaubt hatte. Der Verrat an James Potter von dem Mann, von dem er dachte es wäre sein bester Freund, bewies Snape nur, dass man niemandem vertrauen konnte. Und natürlich, seine eigene Genugtuung zu sehen, dass Sirius Black schließlich als das Monster, als der Mörder enttarnt wurde, für den er ihn schon immer gehalten hatte. Er nickte unbestimmt in die Dunkelheit seines Büros. Dumbledore hatte ihm all die Jahre nicht geglaubt, als er ihm gesagt hatte was Black war, doch nach den Geschehnissen vor 12 Jahren konnte er sich nicht länger vor der Wahrheit verstecken. Es war sehr angenehm Recht zu behalten, Snape wusste das.
Seine Gedanken kamen wieder zurück in die Gegenwart. Er hatte auch Recht, was das Monster betraf, er wusste es. Wer musste wohl sterben bevor jemand glauben ihm würde? Vielleicht wäre es Minerva; sie vertraute dem Werwolf zu sehr. Oder vielleicht ein Schüler, vielleicht sogar Harry Potter. Snape überdachte den anderen Aspekt dieser erfreulichen Idee. Zuerst wurde der Vater von einem Freund verraten, dann der Sohn von einem anderen.
Doch selbst der Gedanke an Harry Potters Tod bereitete ihm keine ungetrübte Freude, weil er wusste, dass er am Leben bleiben musste. Aber, dachte Snape bitter, wenn mir niemand zuhört, glaube ich nicht, dass er eine Chance haben wird.
Die Tür seines Büros flog krachend auf.
“Severus, schicken Sie sofort alle Ihre Schüler in die Große Halle“, keuchte Astrid Sinistra und starrte mit wildem Blick in die Dunkelheit seines Büros. „Sirius Black ist in der Schule!“
Snape sprang auf und erleuchtete den Raum mit einem einzigen Schlenker seines Zauberstabes. Er stellte keine dummen Fragen, sondern drängelte nur an der Astronomie-Lehrerin vorbei und hastete den Korridor hinunter zum Gemeinschaftsraum der Slytherins.
“Ruhe!”, rief er als er durch die offene Tür rauschte. Alle Köpfe drehten sich zu ihm. „Jeder hat sofort in die Große Halle zu kommen, jetzt! Vertrauensschüler, bitte räumen Sie sofort die Schlafsäle. Bewegt euch!“
Die Vertrauensschüler machten unter Snapes finsterem Blick unsicher ein paar Schritte auf die Treppe zu. Die restlichen Slytherins sahen sich verwirrt an.
“Steht doch nicht einfach da. Seit ihr taub? In die Große Halle, auf der Stelle!“
Er sah die Schüler durch die Tür strömen und seine Gedanken rasten. Also hatte er Recht gehabt. Der Werwolf machte gemeinsame Sache mit Black und er hatte ihm geholfen in die Schule zu gelangen. Ungeduldig folgte er dem letzten Schüler in die Große Halle. Die Suche nach Black konnte beginnen.
Er sorgte dafür, dass die Slytherins alle in der Halle ankamen und entdeckte Professor Dumbledore im Eingang.
“Oh, Severus gut dass Sie da sind. Können Sie bitte mit der Suche im 3. Stock beginnen? Sie wissen was Sie zu tun haben, wenn Sie etwas verdächtiges bemerken. Treten Sie Black nicht allein gegenüber.“
“Ja, Professor”, sagte Snape gehorsam. Als würde er sich die Chance entgehen lassen, sich mit Sirius Black zu duellieren! Er sah sich nach den anderen Lehrern um und machte Lupin in der Menge aus, der gerade in die Halle eilte. Er sah unruhig aus, wie er erwartet hatte. Für einen Moment zögerte er und zog den Gedanken in Erwägung, den Werwolf einfach zu stellen und ihm zu entlocken welche Rolle er in diesem Spiel zu spielen hatte, doch er verwarf den Plan. Es gab keine Chance darauf, dass Dumbledore nichts unversucht lassen würde um den Werwolf zu verteidigen.
Also hastete er in den dritten Stock und machte sich auf die Suche. Es wunderte ihn nicht, dass er nichts fand. Lupin hatte sicher dafür gesorgt, dass sein Freund verschwand, das war auch der Grund dafür, dass er erst so spät gekommen war. Es war unbedingt erforderlich, dass diese Sache beendet wurde. Irgendwie musste er dafür sorgen, dass bekannt wurde was Lupin war, er musste etwas arrangieren, damit Lupin entlarvt und von der Schule geworfen wurde. Das Ministerium würde Black niemals erwischen, nicht einmal mit ihrer Armee von Dementoren. Zum einen würden die Dementoren jeden Befehl von Voldemorts Seite sofort befolgen und zum anderen sagte man, dass es nur einen gab der über Black stand - und das war der dunkle Lord. Um Hogwarts sicher zu machen, musste also der Werwolf verschwinden. Er war fest entschlossen noch einmal zu versuchen Dumbledore zu überzeugen, aber wusste noch bevor er begann, dass er niemals Erfolg haben würde.

 
  Teil 2

 

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