Alcyone - Teil 3

 

 

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Kapitel 13



„Na los, töte sie.“ Voldemorts Augen glitzerten.

Severus starrte nur auf Alcyone, die auf dem Boden lag und die Augen kaum offenhalten konnte. Das sie gefoltert wurde, war nicht zu übersehen.

„Worauf wartest du Snape?“, zischte er Dunkle Lord.

Snapes Hand zitterte. War es Zufall, daß sie es war, oder Absicht? Wie war sie hierher gekommen? Wo hatten sie sie gefunden?

Alle diese und noch viele andere Fragen gingen ihm durch den Kopf. Die Antworten darauf waren auch die Antwort auf die Frage: Was wußte Voldemort?

Severus blickte immer noch zu Alcyone. Sie schaute ihn nun auch an.

„Was zögerst du noch Snape. Oder willst du sie quälen?“

Severus konnte Voldemort nicht antworten. Er war außerstande irgend etwas zu machen, sei es Reden oder Handeln.

„Was ist Snape, hast du etwa Mitleid mit dieser jämmerlichen Gestalt? Sieh sie dir an. Sie ist niemand. Ein Nichts. Es würde wahrscheinlich niemandem auffallen, wenn sie plötzlich nicht mehr da ist. Wahrscheinlich wäre es sogar besser für sie.“ Voldemort lachte hämisch, hob seinen Zauberstab und richtete ihn gegen Alcyone.

Eine Sekunde Stille, dann: „Crucio!“

Ein Schmerzensschrei durchzog die Dunkelheit. Alcyones Körper bebte sich auf und schlaffte dann wieder zusammen, nur um erneut gequält zu werden. Voldemort schien Spaß daran zu haben.

So gut sich Severus auch beherrschen konnte, jetzt war es damit endgültig vorbei. Er konnte viel ertragen, aber der Frau, die er liebte beim Leiden zuschauen, das konnte er definitiv nicht.

„Aufhören!“, schrie er.

Voldemort hörte augenblicklich mit dem Fluch auf und wandte sich an Snape. Alcyone sackte bewußtlos zu Boden.

„Ah sieh an. Eine interessante Wendung des Ganzen. Hast du mir vielleicht etwas zu sagen?“

Bedrohlich funkelten die Augen des dunklen Lords.

„Laß sie in Ruhe, sie ist unschuldig.“

Voldemort lachte. „Snape, was ist mit dir los? Kennst du sie etwa?“

Severus blieb nichts anderes übrig als „Ja“ zu sagen. Jetzt war es eh zu spät und er wußte, daß sie beide jetzt dafür sterben würden. Doch er starb lieber mit reinem Gewissen als dass er ewig mit der Tatsache, die Frau, die er über alles liebte, getötet zu haben, leben mußte.

Voldemort fing schallend an zu lachen. „Du gibst es also zu? Ich habe mir schon lange gedacht, daß es einen schwachen Punkt bei dir gibt und jetzt hab ich ihn gefunden. Weißt du Snape, dieses Nichts da, hat unter dem Wahrheitsfluch einige interessante Dinge über dich preisgegeben und das Beste ist, sie hat meine Theorie bestätigt.“

Severus schluckte. Was meinte er? Viel wußte sie ja nicht. Er hatte ihr ja nichts erzählt.

„Ich hatte es schon lange geahnt. Nun wird es mir ein Vergnügen sein, einen Verräter zu töten. Doch bevor ich das tue, werde ich dir einige Fragen beantworten, die du mir sicher gern stellen würdest.“

Voldemort trat zur Seite. „Tritt vor DeVil.“

Der Todesser, der das letzte Mal neu hinzu gekommen war, trat aus dem Kreis und stellte sich neben den Dunklen Lord.

„DeVil hatte den Auftrag, dich zu beschatten und mir Beweise zu liefern, daß du mich schon lange hintergehst. Es war nicht einfach für ihn, aber er hat seine Sache gut gemacht. Er hat herausgefunden, daß sie in deinem Leben existiert.“

„Wie?“ Das fragte sich Severus wirklich. Sie hatten doch alles geheimgehalten. Niemand wußte etwas.

„Durch mich!“

Eine Gestalt trat in den Kreis. Sie war ebenfalls verhüllt von oben bis unten. Als sie Severus erreichte, hob die Gestalt die Kapuze und zum Vorschein kam das Gesicht einer älteren Frau.

Wer war sie? Severus hatte sie noch nie gesehen.“

„Ich bin seine Mutter“, beantwortete sie Severus ungestellte Frage. „Wie der Zufall es so wollte, zog ich vor einiger Zeit in das gleiche Haus wie die da ein.“ Sie zeigte auf Alcyone. „Ich hielt sie für eine ganz normale Karrierefrau und hab mich ihr gegenüber auch nie als Hexe geoutet. Bis gestern. Sie rief mich an, sie müsse dringend verreisen und ich solle doch bitte nach ihrer Wohnung schauen, was ich natürlich gerne machte und mein Sohn, der auch gerade zufällig in London war, hatte mir gerade von seinem jüngsten Auftrag erzählt. Ich bin als in ihre Wohnung gegangen und habe überall die Pflanzen gegossen. Und in ihrem Schlafzimmer fiel mir ein Foto von Ihnen in die Hand. Offensichtlich hatte sie es vergessen, wegzuräumen. Ich erkannte Sie sofort, denn mein Sohn hatte mir sehr viel über Sie berichtet. Daraufhin habe ich ihn sofort geholt und eines ergab das andere. Wir vermuteten, daß sie zu Ihnen ging, denn ein Arztbrief sagte uns, daß sie schwanger sei.“

„Er hat es mir dann sofort berichtet“, erzählte Voldemort weiter. „Und dann blieb mir nichts anderes mehr zu tun, als ein paar Leute hier in die Nähe des Hogwartsgeländes zu schicken. Und wie der Zufall es so wollte, lief sie uns direkt in die Arme und bei ihr waren deine Unterlagen.“

Snape sparte sich ein Kommentar. Was sollte er darauf auch noch sagen? Es war alles egal. Es war zu spät für irgendwelche Versuche, sich beide oder wenigstens Alcyone zu retten.

„Nun Snape werde ich dir die Ehre zuteil lassen, zuzusehen wie die hier stirbt, ehe ich dich mit Freuden töten werde!“

Er hob seinen Zauberstab und richtete ihn auf Alcyone. „Genieß die Vorstellung!“

Snape wollte sich sofort auf Voldemort stürzen (ihm war sein Leben egal, er würde sowieso sterben), aber er konnte es nicht. Zwei andere Todesser packten ihn und hielten ihn fest.

„Nein!“, schrie er und versuchte sich mit allen Mitteln zu befreien.

Es schien zwecklos, doch plötzlich spürte er, wie er am rechten Arm losgelassen wurde. Dann fiel neben ihm ein lebloser Körper zu Boden. Kurz darauf der andere.

Severus dachte nicht lange nach, sondern stürzte sich auf Voldemort. Er schaffte es gerade noch seinen Zauberstab in eine andere Richtung zu lenken, so daß der Todesfluch einen Todesser traf. Wen, das konnte er nicht erkennen.

Hinter ihnen fiel erneut ein Todesser leblos zu Boden.

„Was geht hier vor?“, schrie Voldemort.

Im nächsten Augenblick durchzuckte ein heller Blitz die Nacht und kam haarscharf an Voldemort vorbei. Es war definitiv ein Blitz aus einem Zauberstab. Severus drehte sich um und konnte ein paar Gestalten erkennen. Es waren Auroren.

Severus handelte schnell. Er packte Alcyone, die völlig bewegungslos auf dem Boden lag und rannte mit ihr in den Schutz der Bäume. Er rannte so schnell er konnte und als er sich in Sicherheit wog, ließ er sich erschöpft auf den Boden fallen. Ein Blick zu Alcyone und eine genaue Untersuchung ihres Pulses, gab ihm die erfreuliche Gewißheit, daß sie noch lebte.



Alcyone öffnete langsam die Augen. Das grelle Licht schmerzte in ihren Augen und sie mußte unweigerlich blinzeln.

Sie versuchte ihren Arm zu heben, um das Licht etwas abzudämmen, aber es gelang ihr nur schwer.

„Sie ist wach!“, hörte sie eine unbekannte Stimme rufen. Es klang irgendwie weit entfernt.

„Wo bin ich?“, sagte sie schwach.

Jemand faßte nach ihrer Hand und drückte sie leicht. „Im Krankenhaus.“ Es war Severus’ Stimme. Sie klang sanft und besorgt.

„Was, was ist passiert?“ Das Sprechen fiel ihr nicht leicht. Sie fühlte sich so schwach und müde.

Ein junge unbekannter Mann trat an das Bett heran. Er trug eine weiße Jacke und begann die Geräte abzulesen und ihren Puls zu fühlen. „Ich bin Dr. Knorr“, erklärte er ihr. „Sie brauchen sich keine Sorgen zu machen, Sie werden wieder ganz gesund werden.“ Er fummelte noch etwas an der Infusion herum und dann verließ er das Zimmer.

Severus schnappte sich eine Stuhl und setzte sich dann direkt neben sie. Ihre Hand hatte er dabei nicht losgelassen.

„Du wurdest von Todessern gefoltert, aber jetzt ist alles wieder gut“, erzählte er.

Todesser? Langsam kam die Erinnerung wieder. Sie war auf dem Hogwartsgelände herum gelaufen und dann war da die Gestalt gewesen. Sie hatte sie gepackt und weggeschleppt. Eine verhüllte Gestalt hatte gelacht, als sie Alcyone sah. Dann erinnerte sie sich nur noch an Schmerzen, schlimme Schmerzen, die schlimmsten die sie je erlebt hatte. Und irgendwo in diesen Schmerzen hörten ihre Erinnerungen auf.

„Severus, es tut mir leid, ich hab dich in Schwierigkeiten gebracht.“

Severus schüttelte den Kopf. „Nein, es ist nichts passiert und ich brauch auch keine Angst mehr haben, daß Voldemort mich in nächster Zeit töten wird.“

„Wieso?“

„Weil wir fast alle Todesser schnappen konnten.“ Es war Dumbledore. Er trat näher ans Bett heran und lächelte. „Die Auroren sind rechtzeitig eingetroffen und fast alle Todesser wurden geschnappt und befinden sich jetzt in Askaban. Seelenlos!“

„Wie, wie kann das sein?“ Alcyone merkte, daß ihr Leben langsam aber sicher wieder zurückkam.

„Das ist das raffinierte an der Geschichte“, erklärte Dumbledore. „Ich wußte, daß ich nicht auf Sie aufpassen kann und irgendwann hätte Voldemort sicher etwas herausgefunden. Ich wußte, daß es nicht einfach wäre, einen Plan aufzustellen, da fiel mir Ihr Anhänger in die Augen. Ein äußerst seltenes Metall, sehr schwer herzustellen und es gleicht Silber auf den ersten Blick. Welch glücklicher Zufall. Ich konnte mit einem Zauberspruch ein Peilsender in den Anhänger einbauen, der sich sofort aktiviert, wenn Ihnen Schmerzen durch Zauberei zugefügt werden. Und so konnten die Auroren sofort kommen.“

Wirklich raffiniert. Deswegen hatte Dumbledore die Kette fallen lassen. Es war Absicht.

„Wie konnte Voldemort es herausfinden?“, wollte Alcyone wissen.

„Durch eine ältere Frau. Sie sagte, sie wohne unter dir.“

„Mrs Sanctymony?“ Alcyone traf die Erkenntnis wie in Schlag. Sie hätte nie vermutet, daß diese ältere Frau etwas mit dem Bösen zu tun haben könnte.

„Sie ist jetzt ebenfalls in Askaban, zusammen mit ihrem Sohn.“

„Was ist mit Du-weist-schon-wem?“

„Er ist momentan keine Gefahr mehr. All seine Anhänger bis auf einen befinden sich in Askaban und solange er alleine ist, kann er nichts anrichten. Ich glaube kaum, daß Malfoy in der jetzigen Situation zu ihm hält. Es wird eine ganze Weile dauern, ehe wir wieder was von ihm hören werden.“

Alcyone nickte. „Severus, wie geht es unserem Baby?“

Severus schaute Alcyone an. Er sagte keine Wort. Das brauchte er auch gar nicht. An seinem Gesichtsausdruck konnte sie die schmerzhafte Wahrheit ablesen. „Verstehe“, sagte sie und spürte, wie ihr Tränen die Wange runter liefen.

„Du hattest zu viele innere Verletzungen“, erklärte er ihr und drückte ihre Hand etwa fester.

„Es wird alles wieder gut, glaub mir!“

„Al!“ Ein Schrei hallte durch den Raum und keine Sekunde später stand neben Alcyones Bett noch jemand. Es war Remus, gefolgt von einem schwarzen Hund und einer anderen Person, Tom.

„Ich werde euch dann mal alleine lassen“, sagte Dumbledore und verließ den Raum.

Kaum war er draußen, verwandelte sich der schwarze Hund in Sirius.

„Wie geht es dir Al?“, fragte Remus und drückte ihre andere Hand.

„Besser als vor zwei Minuten, denn jetzt sind alle Menschen da, die mir etwas bedeuten.

Und während sie so alle um Alcyones Bett versammelt waren, war es, als wären sie eine große glückliche Familie.



Ende


Kapitel 12

 

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