Ein Haus am Abgrund (Fortsetzung zu Slytherin Snakes)

 

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Kapitel 28: Interim

Ich habe nun eine kleine Pause gemacht. Und dieses Kapitel trifft es wohl auch. Ich glaube, ich mußte auch meinen Charakteren eine Pause gönnen. Oder auch nicht. Seid meiner Feder gnädig.


Der Direktor betrat die Krankenstation und Poppy wandte sich sofort zu ihm. Severus saß an der Bettkante seiner ‚Tochter' und hielt ihre Hand. Mehr konnte er nicht, auch wenn sie schön langsam auf die Tränke ansprach und der Direktor alles in seiner Macht stehende getan hatte, um ihr zu helfen.

"Albus, gut dass du da bist", flüsterte die Krankenschwester. "Es geht um Severus, er…ach ich sorge mich. Du kennst ihn ja, wenn er nicht bald etwas schläft und wieder normal isst, habe ich einen weiteren Patienten!"

Der Direktor nickte. Er trat zu seinem alten Freund hin. "Komm Severus, ihre Großmutter ist da und achtet auf Alina." Er berührte seinen Freund an der Schulter, obwohl dieser es nicht mochte berührt zu werden.

"Sie träumt schlecht, Albus. Meine Tränke wirken nicht so, wie sie sollten."

"Gib ihr Zeit, mehr kannst du nicht tun. Komm jetzt."

Severus nickte und stand auf. Er strich seine zerknitterte Robe glatt und wandte sich um. Da stand der letzte Mann, den er sehen wollte. Alastor Moody.

"Na wollen Sie nicht wieder die Dementoren rufen? Da liegt schließlich eine gemeingefährliche Todessern!", keifte er und rauschte aus der Tür raus, bevor der Angesprochene etwas erwidern konnte.

***



Einige Tage später:


"BLEIB STEHEN!", brüllte eine Stimme den Gang entlang.

Severus arbeitete gerade an einem sehr schwierigen Text, als er Stimmen in seinen Gängen hörte. Das war ungewöhnlich. Hier war nie jemand, außer ihm natürlich.

"Es ist meine Angelegenheit, Tatze."

"DEINE?! WAS HAST DU MIT DIESEM VERDAMMTEN BASTARD ZU TUN!"

Severus runzelte seine Stirn. Er erkannte die Stimme, sie gehörte Black, dann war der Andere Lupin. Er hatte dem Lehrer eine kurze Nachricht geschickt, dass er ihn zu sprechen wünschte. Nun schien der Lehrer gekommen zu sein, allerdings nicht alleine. Er hatte Black mitgebracht. Warum nur?

"Tatze, willst du nicht verstehen, wenn Severus meine Hilfe braucht..."

"Nein will ich nicht. Klar, er ist vielleicht nicht der Bastard, für den ich ihn gehalten habe. Trotzdem ist er zu Harry fies!" Sirius verzog seinen Mund. Er war wütend, sein bester Freund wollte seine Zeit mit diesem, diesem Snape verbringen. Mochte er den Mann nicht mehr so hassen, wie einst, so vertraute er ihm noch lange nicht. Und vor allem... verdammt es war immer alles so kompliziert.

"Tatze.."

Aber Sirius wandte sich um, er wollte seinen Freund jetzt nicht sehen. Da riss jemand die schwere Holztür auf. Lupin fuhr erschrocken zusammen. Severus war immer ein komplizierter Mensch. Offensichtlich hatte er die Worte von Black gehört, denn für einen kurzen Augenblick schien es, als hätte Severus für einen Moment seine Maske fallen gelassen und ihm gezeigt, wie sehr ihn die Worte getroffen hatten.

"So so, ein entflohener Häftling brüllt auf meinem Gang die halbe Schule zusammen. Es freut mich Ihnen sagen zu können, dass, wenn Sie so weiter machen Mr. Black, Sie mich gar nicht brauchen-", er trat einen Schritt auf den erschrockenen Mann zu, "- um da zu landen, wo du hingehörst. Black!" Seine Augen sprühten nur so vor Hass.

"Ach ja? Ich bin unschuldig!", fauchte Sirius dem Tränkemeister entgegen.

"So? Wer hat denn deinem Freund James gesagt, er solle diese Ratte Wurmschwanz zu seinem Geheimnisverwahrer machen. Vielleicht...ICH?", raunte Severus und lächelte ihn kurz böse an. "Also bist du jetzt schuldig oder nicht?"
Sirius starrte ihn vernichtend an. "Nein, bin ich nicht. Aber ich bin nichts im Vergleich zu dir! Du bist ein Todesser, Severus Snape, du bist Abschaum. Leute wie du gehören weggesperrt und vergessen, als hätte es sie nie gegeben!"

Eine blitzartig schnelle Bewegung ließ Sirius durch die Luft wirbeln und auf den Boden unsanft aufkrachen. Dieser rappelte sich mühselig auf und versuchte seinen Zauberstab zu ziehen, aber den rief Severus bereits mit einem Zauber zu sich. Er war sichtlich der Kampferfahrene von Beiden, allerdings hatte keiner von Beiden mit Lupin gerechnet.

"SEID IHR DENN ALLE KOMPLETT VON SINNEN!!", brüllte er in einer Lautstärke die wohl jeden Wolf hätte neidisch gemacht. Nun, dieser sehr spezielle war außerordentlich wütend. Auf wen? Auf Beide. Wie konnten sie sich nur so gemeine Sachen an den Kopf werfen?

"Tatze, geh in meine Räumlichkeiten und warte da auf mich", befahl er Sirius. Dieser starrte ihn nur an.

Severus hatte keinerlei Miene verzogen, aber auch er war überrascht, dass doch noch etwas Kampfgeist in diesem ‚zahmen' Werwolf steckte.

Black hatte keine Lust zu gehen, er wollte sich rächen. An Wurmschwanz, und solange der nicht zu treffen war, nahm er eben Snape.

"SOFORT!"

Das war ein sehr eindeutiger Befehl und Sirius duckte sich unter dem wütenden Blick seines Freundes und rannte den Gang entlang zur nächsten Treppe. Dort wurde er ein großer schwarzer Hund, dann war aus dem Blickfeld der beiden Zauberer.

"Du hast deinen Freund gut unter Kontrolle", lächelte Severus kalt. "Das hätte ich dir gar nicht zugetraut."

"Halt deine Klappe Severus. Du wolltest mich sehen, so da bin ich. Aber ich bitte dich, um Himmelswillen. Er ist zwölf Jahre in Azkaban gewesen, du weißt das. Ich weiß das. Aber er kann nicht begreifen, dass das Leben auch ohne Azkaban schrecklich sein kann..."

Seine Stimme verlor sich. Auf einmal waren die Augen des Werwolfes, welche sonst einen warmen braunen Ton hatten, kalt und schwarz. Er zitterte, als wäre ihm kalt.

Severus betrat sein Büro und hieß Remus ihm zu folgen. Dieser tat dies dieses Mal bei weitem zögerlicher als sonst. Nun, er war noch nicht oft hier gewesen.

Der Tränkemeister schritt zügig voran und schon standen sie wieder in diesem unheimlich gemütlichen Raum.

"Weißt du, der ist nur für Gäste, ich selbst bevorzuge natürlich Ketten an den Wänden, nach Möglichkeit mit lebenden Muggeln zum Spielen", sagte er trocken.

Remus Augen weiteten sich vor Schreck. "Lass diesen Unsinn, verdammt noch mal Severus, du bist genauso viel ein Todesser wie Dumbledore zum Beispiel."

"Nein! Lass Albus da raus, dein Hundefreund hat Recht, ich bin Abschaum! Wie kannst du mich im gleichen Atemzug nennen, wie Albus? Tu das nie wieder!"

Er wandte sich von Remus ab und starrte in das Feuer des Kamins.

Der Werwolf starrte ihn an, sagte aber nichts. Er hatte schon erwartet, dass Severus ein tiefes Loyalitätsempfinden zu dem Mann hatte. Vielleicht war auch Albus der einzige, der je zu diesem Mann durchgedrungen war. Der einzige? Das wäre sehr traurig.

"Severus..."

"Hör zu Remus, ich wollte dich sprechen, weil es wichtig ist. Ich ziehe nur sehr ungern andere Leute in meine Angelegenheiten. Aber in diesem Fall... Es steht Leben auf dem Spiel, das Leben vieler Leute, und ihre Freiheit. Vielleicht sogar alles..."

"Worum geht es?"

"Nun subtile Flüche, die Möglichkeit unbemerkt den Verstand eines anderen zu beeinflussen", erklärte Severus trocken.

"Diese Flüche Severus, diese Flüche sind der Grund warum sich Alina nicht erholen konnte. Offensichtlich kämpft sie andauernd dagegen. Das fordert natürlich ihre Kraft. Ich werde ihr helfen Severus, sorgte dich nicht. Ich werde einen Weg finden", meinte Albus sanft zu seinem Freund und lächelte ihn an. "Rede du nur mit Remus, vielleicht findet ihr ja etwas über den Ursprung dieser Flüche."

"Damit habe ich mich nie beschäftig, im Grunde ist mir bis auf den Imperius keiner bekannt."

Severus lachte trocken. "Tja es gibt sie. Glaub mir es gibt sie..."

Dann schlug er mit seiner Faust gegen den Sims des Kamins. Sein Freund. Wenn Remus sein Freund war, würde er ihn dann auch so im Stich lassen, wie er Lucius hatte alleine gelassen? Würde er ihn auch im Stich lassen? War das nicht Grund genug, gar keine Freunde haben zu dürfen. Sollte er sich nicht lieber wieder zur Einsamkeit verdammen? Verdiente er sie nicht?

"Severus?"

"Was ist?"

Remus sah ihn traurig an, sagte aber nichts. Sie hatten alle ihre Leiden, alle ihre Probleme. Gerade jetzt erinnerte sich der Werwolf an Dinge, die er gar nicht mehr wissen wollte.

Severus drehte sich um und sah den verschleierten Blick seines Freundes. "Remus, wo bist du."

"Waterstreet Shelley..." Er schüttelte sich. "Was hast du gesagt Severus, ich war mit den Gedanken woanders."

"Waterstreet Shelley."

Remus schüttelte sich und zog seinen dünnen Umhang um seinen zu dünnen Körper. Nicht nur Severus hatte Gewichtsprobleme.

Der Tränkemeister ließ das Feuer mehr entfachen. "Ist dir kalt, ich habe noch irgendwo einen alten Umhang", murmelte er und verschwand für einen Moment. Er kam mit einem Bündel Kleidungstücke zurück. Sie alle waren noch gut erhalten, wenngleich man sah, dass sie schon getragen worden waren.

Er warf Remus einen Umhang zu. Dieser war unbenutzt. Nun, er war blau, wahrscheinlich lag es daran. Unter dem strengen Blick des Lehrers zog sich Remus den Umhang über. Er passte zwar nicht ganz, aber er war warm.

"Ist dir jetzt immer noch kalt?", fragte Severus besorgt.

Was?! Er sorgte sich um den verdammten Werwolf? Sollte der doch bleiben wo der Pfeffer wächst. Nein er ist ein Freund und um Freunde sollte man sich kümmern. Er ist ein Werwolf. Ja, aber dafür kann er nichts. Er ist ein Freund, basta.

Severus schmunzelte über sich selbst. Ein Glück, dass keiner derartige Unterhaltungen hören konnte.

"Danke Severus, nein jetzt ist mir nicht mehr kalt."

"Aber in Waterstreet Shelley war dir kalt?", hakte Severus nach.

Remus nickte nur.

Bitterkalt, es war Winter. Es hatte seit Wochen geregnet und der Boden war gefroren. Er war alleine. Seine Freunde waren tot oder in Azkaban. Er war ein gefährliches Monster, wer wollte schon etwas mit ihm zu tun haben. James. Aber James war tot, er war alleine und er konnte niemanden um Hilfe bitten. Es war seine Schuld, er hätte dem Direktor erzählen müssen von der Animagussache. Aber er hatte es einfach nicht gekonnt.

Wann immer er daran dachte, erinnerte er sich, warum es passiert war. Weil er ein Werwolf war. Ein Monster. Sein bester Freund hatte Lily und James verraten. Sein bester Freund saß ihn Azkaban.

"Das hat er auch verdient!"

"Verräter!"

"Mörder!"

So wurde sein Freund genannt. Er war mit einem Mörder befreundet. Einem Verräter. Er war alleine.

Es war bitterkalt und er fror. Seine letzte Arbeit in der Muggelwelt hatte er nicht behalten, weil er ja immer mindestens für einen Tag in Krankenstand ging und das Monat für Monat. Keine Firma ließ sich das gefallen. So blieb nur die Tagelöhnerei übrig. Miese Jobs, miese Bezahlung, miese Versicherung.

Vergessen seine Jahre auf Hogwarts, vergessen das Studium. Nur der Wolf ließ ihn nicht vergessen, dass er nicht in die Welt der Muggeln gehörte. Er holte ihn regelmäßig ein.

Er fror, er konnte sich nicht erinnern, jemals nicht gefroren zu haben. Aber er lebte, das war mehr, als andere taten. Wenn doch nur nicht Vollmond gewesen wäre. Wenn...!

Oder auch nicht, denn im Grunde war auch er in dieser schrecklichen Nacht gestorben, nur sein Körper wusste das noch nicht. Was wenn er sich jetzt einfach da hinlegte und nicht mehr aufwachen würde.

Müde, dreckig und hungrig schlich Remus unter einen Vorbau. Ein Stadtstreicher hatte Mitleid mit ihm gehabt und teilte diesen Platz mit ihm. Dafür gab Remus ihm immer ein wenig von seinem spärlichen Lohn.

"Weißte was Wolf", lallte der Mann, er lallte immer, aber er war merkwürdig.

Remus hatte ihn nie mit einer Flasche gesehen, vielleicht hatte er so viel Alkohol getrunken, dass er einfach immer so war. Aus irgendwelchen Gründen nannte der Mann Remus immer Wolf.

"Hmm, ja."

"Heute kann ich dir was zu Essen bieten, die haben da ein neues Lokal eröffnet und damit ich ja nicht auf die Idee komme vorbei zu schauen, hab' ich was gekriegt."

Er zog ein Päckchen raus. Das langte wirklich für zwei. Remus wunderte sich. Dieser Stadtstreicher hatte schon so einiges auf Lager. Trotzdem, was würde er jetzt alles dafür geben um in einer trockenen sauberen schönen Schuluniform in der Großen Halle von Hogwarts zu sitzen und bei einem der unzähligen festlichen Anlässe zu schlemmen und mit Freunden zu plaudern.

Freunde, er hatte keine, alles was er hatte war ein verrückter Stadtstreicher.

Tage später kam Remus wieder zu diesem Unterschlupf. Es war Vollmond gewesen und er hatte sicheren Unterschlupf aufsuchen müssen. Sein altes Haus hatte einen Schuppen, den hatten noch seine Eltern gebaut. Das Haus war verkauft worden, aber der Schuppen war unverkäuflich.

Nun war er wieder da, aber der Stadtstreicher war verschwunden, statt seiner saß ein junger Junkie da.

"Na haste dich verirrt du Arsch, das ist mein Platz. Fallste den Spinner suchst, der ist krepiert!"

Remus starrte ihn nur an und rannte. Er wusste nicht wie lange, aber er rannte und im Grunde hatte er damit nicht aufgehört. Seit dem Tod von Lily und James, den bald folgenden Tod seines Vaters. Es war, als würde er in ein schwarzes Loch stürzen, aus dem er nicht mehr herausfand.


"Remus was zur Hölle war denn in Waterstreet."

"Eben genau das. Wie an jedem anderen Ort, an dem ich gewesen bin. Außer hier, aber nicht einmal hier war ich erwünscht. Denn auch hier war ich der Freund des Mörders, ein Monster!"

Remus Augen funkelten vor Schmerz und Einsamkeit. Sein Gesicht hätte eine Spiegelung Severus' sein können.

"Er war mein Freund und ich habe ihn für einen Mörder gehalten. Er war mein Freund Severus, MEIN FREUND, und ich habe ihn in Stich gelassen!"

Remus drehte sich um und stürmte aus den Räumen. Severus sah ihm verständnisvoll nach. Er empfand sehr, sehr ähnlich. Fast zu ähnlich.


Er ackerte jedes Detail seiner bekannten Werke an schwarzer Magie durch, aber er wurde nur in Ansätzen fündig. In Gerüchten, nichts handfesten. Aber er war sich mittlerweile sicher. Er glaubte Alina, dass Apperix seinen Sohn verflucht hatte. Denn wenn er sich an alle Begebenheiten erinnerte, hatte Lucius sich immer gegen die Todesser gestellt, sich immer gegen den Lord entschieden. Aber er hatte auch immer gesagt, dass er dem Lord treu dienen würde. Es war ein Widerspruch, der nun nach all den Jahren endlich Sinn ergab.

Bei Merlinsbart, war für Verstrickungen.

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(Wenn das nur alle wären, würde es der Autorin viel leichter fallen, dass sie nicht andauernd ihren roten Faden suchen müsste. Hach, sie mag halt keine typischen Helden. Na ja zur Erklärung, hier und jetzt habe ich das Bedürfnis mich zu erklären. Sirius kommt im Moment ein wenig bis gar nicht vor. Liegt einfach daran, dass er sich erholen muss. Von seiner Vergangenheit. Aber er hat noch eine wichtige Rolle in meiner Geschichte, im Grunde alle.)

Kapitel 27

Kapitel 29

 

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