Second Chance

 

Zurück

 

Zurück zur
Startseite

Kapitel 6: Jenseits der Hoffnung



(Dies ist das letzte Kapitel dieser Geschichte.)

Die Konferenz schien wie am Schnürchen zu laufen. Das, was am ersten Tag einem Sicherheitszwischenfall nahe kam, war eine ältere Hexe, die ihre Handtasche verloren hatte und sie nun als gestohlen meldete. Sie fand sie später unter ihrem Bett wieder. Snape fand, dies könne nur die Ruhe vor dem Sturm sein.

Er fand die Konferenz nicht sehr angenehm. Bisher hatte er in zwei Vorträgen gesessen, und in beiden wurden Bilder über Bilder von der Verwüstung gezeigt, die seine Kollegen hinterlassen hatten, und eine schreckliche Geschichte nach der anderen über die Unruhen, die Voldemort verursachte, erzählt. Das Ministerium war, wie er mit Zufriedenheit feststellte, absolut machtlos dagegen.

Dumbledores Vortrag war der letzte und der interessanteste des ersten Tages. Snape sollte eigentlich die Türen und Fenster bewachen und die Sicherheit im Allgemeinen im Auge behalten, doch er stellte fest, dass seine Gedanken von Dumbledores Argumenten viel mehr in Beschlag genommen wurden.

"Wir können nicht einfach", sagte Dumbledore am Ende seiner Rede, "von anderen Leuten erwarten, dass sie unsere Probleme lösen. Wir können uns nicht zurücklehnen und sagen, dass das Ministerium dafür verantwortlich ist, oder dass es nur die Arbeit der Eingreifzauberer ist, die Todesser zu fangen, während wir einfach hoffen, dass das Problem von allein verschwindet. Denn das wird es nicht. Wir unterstützen Voldemort unabsichtlich, wenn wir schweigen, wenn wir ein Geheimnis wahren, das keines bleiben sollte, wenn wir uns aus Angst aus der Schußlinie bringen, und Voldemort gewinnt so an Kraft. Es kann nicht jemand anderes unsere Probleme lösen, unsere Familien und Freunde beschützen. Das müssen wir selbst tun."

Donnernder Applaus brandete auf, und Dumbledore verließ das Rednerpult mit einem strahlenden Lächeln. Eine Sekunde lang herrschte Stille, dann begannen die Leute zu reden. Snape sah von der Bühne weg, als er merkte, dass er während dem Vortrag alle seine Pflichten vernachlässigt hatte.

"Ich weiß nicht warum er denkt, das Ministerium würde keine gute Arbeit leisten", sagte ein Mann neben Snape. "Abgesehen davon wollen wir keine Leute in unserer Arbeitsweise herumschnüffeln lassen."

"Nein", stimmte die Frau zu. "Immerhin sind wir hier die Experten."

Snape schnaubte . Wie konnten sie nur so dumm sein? Das war doch offensichtlich nicht das, was Professor Dumbledore gesagt hatte. Und jeder wußte, dass das Ministerium unfähig war.

"Professor Dumbledore hat recht", unterbrach er das Pärchen. "Das Ministerium kommt doch nicht vorwärts."

Sie sahen ihn an, als wäre er plötzlich in den Raum appariert und geradewegs auf ihren Füßen gelandet. Wie Snape sehen konnte, sollten Sicherheitsleute keine eigene Meinung haben oder gar zu Abgeordneten sprechen. Snape sah sie mit der gleichen Feindlichkeit an.

"Die Zahlen zeigen doch", sagte der Mann, während er tief Luft holte, "dass wir Fortschritte machen. Allein im letzten Jahr gab es drei Verurteilungen verdächtiger Todesser, und die Anzahl der gemeldeten Vorfälle geht zurück. Es gibt nichts, das das Gegenteil beweisen würde."

Snape lachte beinahe. Nach dem, was Malfoy ihm erzählt hatte, waren die Verteilung der "verdächtigen Todesser" fast alle fingiert gewesen. Nur sehr wenige Todesser waren je geschnappt worden, und in den meisten Fällen töteten sie sich (oder wurden von anderen Todessern getötet), bevor sie je ein Gericht zu Gesicht bekamen.

"Ihre Zahlen bedeuten gar nichts", sagte er und schluckte hinunter, was sie mit ihren Zahlen anfangen könnten. "Was wissen Sie denn schon? Haben Sie je die Todesser handeln gesehen? Was bringt denn eine Statistik? Die löst Ihnen auch keine Probleme."

"Einem Laien", sagte de Frau mit einem überheblichen Ausdruck auf dem Gesicht, "mögen die Dinge vielleicht so erscheinen. Aber wenn Sie die Situation genauer betrachten, werden Sie sehen, dass das Problem am Verschwinden ist. Alle Vorschläge, dass jeder Hinz und Kunz bei der Jagd nach Sie-wissen-schon-wem einbezogen werden soll, sind doch absoluter Blödsinn."

"Es tut mir leid, dass Sie mit dem, was ich sagte nicht übereinstimmen", unterbrach eine weitere Stimme. Alle drei fuhren herum und sahen Professor Dumbledore neben sich stehen. Er sah die Beiden vom Ministerium mit einem sehr offenherzigen Ausdruck im Gesicht an. an. Die Frau starrte ihn einen Moment lang ganz unverhohlen an, bis sie sich wieder vollkommen unter Kontrolle hatte.

"Ich wollte ja nicht den Eindruck erwecken, dass ich Ihren Vortrag schlecht fand", begann sie in einem belehrenden Tonfall, der zweifellos diplomatisch erscheinen sollte. Snape konnte die Lüge heraushören. Da er in Dumbledores Anwesenheit schlecht seine Meinung äußern konnte, drehte er sich um und ging gemächlich davon. Er wollte Dumbledores Überzeugungsarbeit nicht hören.

Er stellte sich neben der Tür auf und starrte die Abgeordneten misstrauisch an, die den Raum verließen. Er hielt nicht viel von dem Sicherheitssystem - denn schließlich war er selbst auch hereingekommen - aber er wollte schließlich so aussehen als hätte er etwas zu tun. Er wusste, dass er noch bis Freitag hier bleiben musste, und so war es klüger, zu arbeiten und sich nicht unnötig viele Feinde zu machen. Es gab zwar niemanden, den er gerne als Freund hätte, aber er zwang sich, seine scharfe Zunge im Zaum zu halten, wenn er mit Menschen sprach, die nicht seine Ansichten vertraten. Er wollte nicht, dass die Leute unvorteilhafte Dinge über ihn dachten, wenn Dumbledore tot war, nichts das irgendwie den Verdacht auf ihn lenken würde.

Nach einigen Augenblicken sah er den Mann und die Frau vom Ministerium an ihm vorbei gehen, dann kam Dumbledore und blieb neben ihm stehen.

"Schön, dass du meine Ansichten so verteidigt hast", sagte er leise zu Snape. "Auch wenn du ein bisschen taktvoller hättest sein können." Er grinste in seinen Bart hinein. "Aber ich werde dich sicherlich nicht tadeln, nur weil du etwas heftig argumentiert hast. Gut zu wissen, dass meine Reden doch wenigstens ein paar Leute überzeugen können."

Snape sah ihn mürrisch an und nickte nur kurz. Er hatte Dumbledore nicht verteidigt, er hatte das Ministerium angegriffen. Doch er sah keinen Grund, Dumbledore das auf die Nase zu binden, es würde ihm nicht mal die Genugtuung geben, Dumbledore zurückzucken zu sehen, denn Dumbledore zuckte niemals zurück.

~

Als er an diesem Abend endlich allein war, versuchte Snape einen Plan zu erarbeiten, der idiotensicher war. Jeder wusste, dass Dumbledore der mächtigste Zauberer der Welt war, so dass es nicht einfach werden würde, ihn zu töten. Er fragte sich, wie die Todesser es bewerkstelligen wollten. Vielleicht durch Stärke, durch die Anzahl der Gegner. Sofern hier noch jemand außer Tom für sie arbeitete. Aber das war unwahrscheinlich.

Nein, wahrscheinlich würden mehrere angreifen, und wenn sie ihn in einem unachtsamen Moment erwischten, vielleicht wenn er schlief, hätten sie keinerlei Schwierigkeiten. Denn Dumbledore war immer noch menschlich, nicht wahr? Snape überdachte es einen Augenblick lang, dann kam er zu dem Schluss, das seine Zweifel daran in den langen Jahren in Hogwarts entstanden waren, wo Dumbledore einen gottähnlichen Status hatte. Dumbledore war definitiv menschlich.

Aber er war immer noch ein sehr mächtiger Zauberer. Was gab es für Mittel ihn zu töten, wenn nicht, ihn unbemerkt anzugreifen? Aber es war riskant, in seinem Zimmer umherzuschleichen, wenn er schlief, denn die geringste Störung würde ihn aufwecken, und alle Hoffnung wäre umsonst gewesen.

Es gab nur eins, das er machen konnte. Das wurde Snape schnell klar. Er verließ sein Zimmer und ging in den Keller, wo alle Arten von magischen Sachen und Zauberzutaten für den Bedarf von Abgeordneten und Angestellten aufbewahrt wurden. Alles, was er brauchte, befand sich dort. Er verriegelte die Tür hinter sich und machte sich an die Arbeit.

~ Am Freitag Abend brachte Snape die Briefe zu Dumbledore. Er hatte es sich angewöhnt, ihm jeden Abend die Post zu bringen, so dass Dumbledore ihn erwartete und sich niemand etwas dabei denken würde, dass Snape kurz vor seinem Tod zu ihm gegangen war. Heute Abend bestand die Post aus drei Heulern, die Snape deaktivierte und wegwarf, das Journal "Wie man den dunklen Mächten entgegentritt", ein Brief von Professor McGonagall, und eine Zeitschrift mit dem Namen "Zauberhafte Kammermusik". Snape grinste über das letztere. Es war bekannt, dass Dumbledore eine Schwäche für Musik hatte, und bei der Konferenz ging er nie ohne zu Summen durch die Räume.

Gerade bevor Snape den Eulenschreibtisch verließ, auf dem die Post abgelegt wurde, kam eine große Schleiereule durch das Fenster geschwebt und hielt genau auf Snapes Kopf zu. Snape duckte sich, die Eule ließ einen Brief fallen, der genau vor Snapes Füße flatterte, und flog wieder davon. Snape bückte sich, um den Brief aufzuheben. Er war vom Zaubereiministerium, und Snape stellte fest, dass er vom Minister höchstpersönlich mit purpurnem Wachs versiegelt worden war. Er war an Dumbledore adressiert und mit dem Vermerk "dringend" versehen.

Snape sah ihn vorsichtig für ein, zwei Augenblicke an. Natürlich sah er echt aus, aber trotzdem war es sehr überraschend. Vielleicht war es eine Art Falle, dass er gerade in diesem Moment angekommen war? Er schüttelte diese Gedanken schnell ab. Es lag kein Grund vor, paranoid zu werden. Was für eine Falle könnte denn dieser Brief schon sein? Es war nur ein Zufall. Er nahm ihn und die anderen Briefe und ging nach oben. In Dumbledores Zimmer brannte Licht, und Snape klopfte an die Tür.

"Komm rein", rief der Direktor. Snape schüttelte das Gefühl ab, er sei ein Schüler, der seine Strafe erwartete und trat ein. Professor Dumbledore, der an seinem Schreibtisch schrieb, lächelte Snape an. "Die Post?"

"Ja, Sir." Snape brachte die Briefe zu ihm hinüber und gab ihm den einen vom Ministerium. "Der scheint dringend zu sein, Sir."

"Danke." Dumbledore nahm die Briefe und sah sie durch. Er ignorierte den wichtigen und nahm statt dessen die Musikzeitschrift. "Severus, könntest du mir einen Gefallen tun?"

"Sicher", sagte Snape automatisch.

"Könntest du mir eine Tasse Tee besorgen? Sie haben mir hier keinen Teekessel gelassen, und ich will keinen Alarm auslösen, wenn ich Sachen durcheinander bringe."

Snapes Herz begann zu klopfen. Es war so leicht. Mit dieser Frage hatte Dumbledore sein eigenes Todesurteil unterschrieben. Er nickte nur, denn er war sich nicht sicher, dass seine Stimme nicht zittern würde, und ging zur Tür. Schnell ging er den Korridor zu dem Regal hinunter, in dem Tom Unwin seine Putzsachen aufbewahrte, denn er wusste, dass sich darunter ein Teekessel befand.

Er brachte Wasser zum Kochen und griff in seine Tasche. Vorsichtig zog er eine Phiole mit einer durchsichtigen Flüssigkeit heraus. Es war mit "Hartlepool's Kopfschmerzmedizin" etikettiert. Snape lächelte ein wenig, da er wusste, dass diese Flüssigkeit ganz sicher keine Kopfschmerzen kurieren würde.

Es war natürlich kein Gift. Gift hätte alles kaputt gemacht, es würde ihn zum Hauptverdächtigen machen statt die Todesser. Es war ein starker Betäubungstrank. Ein paar Tropfen würden genügen, und Dumbledore würde innerhalb weniger Minuten tief und fest einschlafen. Nichts könnte ihn innerhalb von zehn Stunden aufwecken. Wenn er nicht diese Chance bekommen hätte, hätte Snape etwas davon auf Dumbledores Zahnbürste oder in das Wasserglas neben dem Bett fallen lassen. Doch als er das kochende Wasser in die Teetasse schüttete und einen Teebeutel hinein legte, fügte er noch fünf Tropfen des Betäubungstrankes hinzu. Dumbledore würde innerhalb kürzester Zeit in seiner Hand sein.

Als der Tee fertig gezogen hatte, brachte Snape das dampfende Gefäß zurück über den Gang. Seine Nervosität war beinahe verschwunden. Gleich würde alles erledigt sein, es gäbe kein zurück mehr, keine Sorgen, nichts. Er klopfte nicht an, sondern trat direkt ein.

Seine Augen wanderten sofort zum Schreibtisch hinüber. Professor Dumbledore saß immer noch dort, bewegungslos, und der Brief lag vor ihm auf dem Tisch, sein Kopf ruhte in seinen Händen. Snape fühlte einen Moment lang Panik. War ihm jemand zuvorgekommen? War er schon tot? Langsam durchquerte Snape den Raum, und sah mit Erleichterung, dass Dumbledore noch lebte.

"Äh - Professor?", begann Snape zögernd und fragte sich, was wohl passiert war. "Hier ist Ihr Tee."

Dumbledore bewegte sich immer noch nicht. Es war, als hätte er bereits den verdorbenen Tee getrunken.

"Sir?"

"Es tut mir leid - danke, Severus", sagte Dumbledore. Seine Stimme war von einem seltsamen Schmerz erfüllt, was Snape mit Unbehagen erfüllte.

"Was ist?", fragte er mit einem groben Unterton in der Stimme, um seine Verwirrung zu überspielen. Als Antwort nahm Dumbledore den Brief und reichte ihn Snape. Er überflog ihn und fragte sich, wie etwas vom Ministerium Dumbledore auch nur im geringsten durcheinander bringen konnte, und begann zu lesen.

Lieber Albus,

Es tut mir sehr leid, Ihnen die Nachricht einer Tragödie übermitteln zu müssen, die sich vor wenigen Stunden in Hogsmeade ereignet hat. Neun Kinder spielten auf dem Spielfeld des Dorfes eine Partie Quidditch, als das Spielfeld von einem Todesser in die Luft gejagt wurde. Es gibt zwei Überlebende, beide schwer verletzt. Eines der getöteten Kinder war Sarah Branstone, die erst kürzlich einen Anschlag auf ihr Elternhaus überlebt hat, weil sie sich im Wandschrank versteckt hatte. Die Familien der Toten wurden benachrichtigt.

Der verantwortliche Todesser, Hippolyta Blackwood, wurde von Ihrem Mann Arion verfolgt und festgenommen. Sie wird momentan im Ministerium festgehalten.

Mit freundlichen Grüßen,

Robert Trimble
Zaubereiminister

Snape hielt den Brief noch in der Hand, nachdem er ihn schon lange gelesen hatte und gab vor, langsam zu lesen. Sein Atem ging schnell, und seine Gedanken rasten. Hippolyta hatte sieben Kinder getötet. Sie hatte das Mädchen getötet, dessen Leben er gerettet hatte. War es seine Schuld? Er vergaß für einen Augenblick den Tee und den Mord, den er selbst begehen wollte. Hatte Hippolyta das Mädchen getötet, weil sie entkommen war, und hatte die anderen Kinder nur aus Spaß am Töten umgebracht? Vor seinem geistigen Auge entstand ein Bild von Hippolyta, wie sie seelenruhig den Ministeriumsmitarbeiter und seine Frau tötete, mit einem dünnen Lächeln auf dem Gesicht. Dieses Bild machte ihn krank.

Ein zweiter Gedanke löste Panik in ihm aus. Hippolyta wusste, dass er ein Todesser war, und sie kannte seinen Namen. Wenn sie irgend etwas sagte... Er musste es so schnell wie möglich erledigen und verschwinden. Die Kinder waren tot, daran konnte er nichts ändern. Er konnte nur seine eigene Haut retten.

Er sah zurück zu Dumbledore und der Teetasse. Der Zauberer sah sehr alt und sehr müde aus. Leicht zu töten, dachte Snape, und fühlte ein seltsames Schamgefühl bei dem Gedanken. Er zog eine finstere Grimasse.

"Ich weiß nicht, was ich hätte tun sollen, Severus", sagte Dumbledore in einem weichen, beinahe geschlagenem Tonfall. "Ich weiß nicht, wie ich das hätte verhindern können." Seine Stimme verursachte bei Snape ein Schauern. So sollte es nicht laufen. Dumbledore sollte nicht zu ihm wie zu einem Gleichgestellten, wie zu einem Freund reden. Er sollte auch keine Schwäche zeigen. Snape wusste nicht, wie er reagieren sollte. Er wollte etwas Grobes sagen, etwas, das Professor Dumbledore daran erinnerte, dass er mit dem bösen Slytherin-Jungen sprach, nicht mit James Potter, aber ihm fielen keine passenden Worte ein.

Dumbledore sprach weiter. "Vielleicht hätte ich es annehmen sollen, als sie mich zum Minister machen wollten. Vielleicht hätte ich dort etwas tun können, anstatt zu versuchen, hinter den Kulissen zu arbeiten. Du hast doch gesehen, wie das Ministerium über die Sache denkt, Severus. Nur ein paar mutige Seelen sehen die Wahrheit mit eigenen Augen. Und so passieren Dinge wie diese. Es wird jeden Tag schlimmer, und ich sehe keinen Weg, es aufzuhalten. Wir wissen nichts über die Todesser. Warum um alles in der Welt würde jemand so etwas tun, warum würde Hippolyta Blackwood, wer immer sie sein mag, so etwas tun? Tanzen sie alle nach Voldemorts Pfeife, nur weil sie Angst vor ihm haben? Oder sind sie alle wirklich böse Menschen? Ich kann nicht glauben, dass jemand so durch und durch böse sein kann, Severus, und ich weiß nicht, warum die Todesser sich so verhalten. "

Snape starrte Dumbledore mit offenem Mund an. "Ich weiß es wirklich nicht", sagte er mit sehr schwacher Stimme. Und es war wahr. Er wusste es nicht. Er wusste nicht, warum er Voldemort folgte, der diese Kinder tot sehen wollte. Er wusste nicht, warum er überhaupt irgend etwas tat. Diese Erkenntnis quälte ihn, und er starrte die Wand an, seine Gedanken ein einziges Chaos. Dann schien Dumbledore zu erkennen, was er wirklich war..

"Es tut mir leid, Severus", sagte er traurig. "Es ist nicht fair von mir, so mit dir umzugehen, noch dazu, weil es uns nicht weiterbringt. Du bist noch zu jung, um all das zu ertragen." Er streckte die Hand aus und nahm den Brief wieder an sich. Snape sah seine Hand, als hätte er sie noch nie zuvor gesehen, die Haut mit den Altersflecken und den Falten, die das Alter verrieten, die dünnen Finger, die sich um das Pergament schlossen, die zarten Linien der Adern. Dumbledore sah klein, zerbrechlich und alt aus, und Snape fühlte wieder Wut in sich hochsteigen. Wütend auf Dumbledore, dass er ihm Dinge gezeigt hatte, die er nicht hatte sehen wollen, dass er selbst keinen Grund hatte, ein Anhänger Voldemorts zu sein, und dass Dumbledore menschlich war, dass er sich aufregte und alt war. Wütend, weil er nicht wusste, was er jetzt tun sollte. Und wütend, dass er Dumbledore für nichts davon die Schuld geben konnte.

Snape saß bewegungslos auf der Bettkante. Er versuchte nicht, irgendeinen Sinn in seine Gedanken zu bekommen, er versuchte nichts zu analysieren. Er sah tonlos zu, wie Dumbledore die Teetasse ergriff, sie eine Weile umklammerte, um seine Hände zu wärmen, wie er den Tod in der Hand hielt. Und in diesem Augenblick wusste Snape, dass er nicht in der Lage war, Dumbledore zu töten, ebenso wenig, wie er in der Lage gewesen war, die Kinder zu töten. Vielleicht sollte er die Geschichte einfach ohne ihn weiterlaufen lassen, aufhören, ein Todesser zu sein und von der Bildfläche verschwinden. Nach mir die Sintflut.

Dumbledore trank immer noch nicht, sondern saß ebenso bewegungslos wie Snape da, nur in seinen Augen konnte man seine Qual erkennen. Dumbledore weiß vielleicht nicht, was er tun soll, dachte Snape plötzlich, aber er weiß mehr als jeder andere lebende Mensch. Abgesehen davon dass er so dumm war, dass er nicht erkannte, dass neben ihm ein Todesser saß. Aber wie sollte es ohne ihn weitergehen?

Dumbledore darf nicht sterben. Dieser Gedanke erwachte in Snapes Gedanken, als Dumbledore endlich die Teetasse an seine Lippen setzte. Von da an bewegte sich alles in Zeitlupe. Snape sprang auf, lief auf Dumbledore zu und riss seine Arme nach vorne.

"Trinken Sie das nicht!"

Snape riss ihm die Tasse aus der Hand. Es fiel nichts auf den Boden - ganz wie er es beabsichtigt hatte - selbst jetzt wusste er genau, dass der Trank in den Teppich sickern und einen Alarm auslösen würde. Er durchquerte den Raum, trat ans Waschbecken und schüttete das Gebräu mit einer mechanischen Bewegung weg. Dann zog er die Phiole hervor und kippte die Überreste des Inhaltes ebenso weg. Er fühlte den Blick auf seinem Rücken und wusste, dass Dumbledore ihn beobachtete.

"Was ist los, Severus?", fragte seine ruhige Stimme.

"Betäubungstrank", antwortete Snape automatisch. Er ließ das Gefäß ins Becken fallen. Es zerbrach mit einem Klirren, das für Snape sehr befriedigend klang. Aber er konnte nicht ebenso einfach diesen schwachen Mann zerbrechen.

Dann drehte er sich um.

Dumbledore sah völlig gefasst aus. Snape fühlte sich frustriert. Warum reagierte er nicht? Warum zeigte er keine Wut, keinen Ärger, keine Trauer, wie er es für die Kinder getan hatte?

"Ich bin ein Todesser." Die Worte kamen ihm seltsam leicht über die Lippen. "Ich wollte Sie töten." Dies war schon schwieriger, aber nicht so schwer wie der nächste Satz. "Ich werde Ihnen jetzt jedoch nichts antun."

Er beobachtete Dumbledore genau. Der alte Zauberer folgte Snapes Bewegungen genau, wenn er jedoch geschockt war, so ließ er sich nichts davon anmerken. Snape tastete nach seinem Zauberstab. Dumbledore versteifte sich ein wenig, als er das sah. Vorsichtig ging Snape auf Dumbledore zu und drehte dabei seinen Zauberstab, so dass die Spitze auf ihn selbst gerichtet war. Er hielt ihn Dumbledore hin. Als dieser darauf nicht reagierte, runzelte Snape finster die Augenbrauen. "Nehmen Sie."

"Du hast doch gerade gesagt, du wirst mir nichts antun", antwortete Dumbledore. "Du kannst deinen Zauberstab behalten."

Mit einer plötzlichen Bewegung der Hand feuerte Snape den Zauberstab in eine Ecke. Er berührte den Teppich, flog noch einmal hoch und blieb dann bewegungslos liegen.

"Warum sagst du mir das?", fragte Dumbledore ruhig und ignorierte den Zauberstab. Snape wusste nicht, was er antworten sollte. Er wusste es wirklich nicht, nicht den genauen Grund. "Weil ich Sie nicht töten konnte", sagte er schließlich mit leiser Stimme. Es war die Wahrheit, das wusste er, aber nicht die ganze Wahrheit. Dumbledore zeigte noch immer keine anderen Gefühle als ruhiges Interesse.

"Wolltest du mich wirklich umbringen? Wie?"

"Wenn Sie durch das Zeug im Tee eingeschlafen wären", begann Snape langsam, und fast schon mechanisch, "wollte ich hereinkommen, Sie mit einem Fluch belegen und dann den anderen weismachen, es seien die anderen Todesser gewesen." Er sah plötzlich auf die Uhr. "Sie werden in fünfzehn Minuten hier sein."

"Wer denn?"

"Die anderen Todesser." Snape setzte sich wieder auf die Bettkante. "Ich will sie nicht sehen. Werden Sie mich nach Azkaban schicken, bevor sie kommen?"

"Warum sollte ich dich nach Azkaban schicken?", fragte Dumbledore schnell, und seine Stimme wurde etwas angespannter. "Was hast du getan?"

"Ich bin ein verdammter Todesser", sagte Snape frustriert, "und Sie sollten mir nicht mal zuhören. Sie hätten mich betäuben sollen oder so. Wenn Sie irgendwie vernünftig gehandelt hätten, hätten Sie mich auf der Stelle zum Ministerium gebracht und ich wäre schon auf dem Weg nach Azkaban. Ich wollte Sie töten, ich habe Sie angelogen, Sie hintergangen und für den Feind gearbeitet!"

"Aber du bist zu mir zurückgekommen." Ein sehr ernster Ausdruck lag auf Dumbledores Gesicht. "Du hast mir freiwillig die Wahrheit erzählt. Du hast heute Nacht größeren Mut bewiesen als viele Zauberer, die mit mir gekämpft haben."

Snape weigerte sich, dies anzuerkennen, obwohl die Worte ihm eine ungewohnte Wärme vermittelten. So war das nicht geplant. "Sie hätten mich wirklich töten sollen", gab er zurück. "Das hätte Voldemort auch so gemacht."

"Denkst du, ich bin Voldemort?", fragte Dumbledore. Seine Augen zogen sich zu Schlitzen zusammen, und er sah ein bisschen weniger gefasst aus als noch vor einigen Minuten.

"Sie sind dümmer als Voldemort. Er hat mir nie Verantwortung übertragen. Ich hatte nie die Gelegenheit gehabt, ihn zu töten." Snape sprach in voller Absicht diese boshaften Worte, er wollte diesen Mann, die Ursache seines Schmerzes, verletzen, und wurde nur noch wütender, weil er wusste, dass Dumbledore keine Schuld traf.

"Es scheint mir keine Dummheit zu sein, dir zu vertrauen", sprach Dumbledore und schien kein bisschen verletzt zu sein. "Du hast dich als vertrauenswürdig erwiesen. Aber du musst mir jetzt sagen, was du getan hast, dass ich dich nach Azkaban schicken soll." Snape starrte ihn an, aber er widerstand seinem Blick. "Hast du die Unverzeihlichen Flüche benutzt? Hast du jemanden getötet? Warst du... warst du darin verwickelt?" Er blickte flüchtig den Brief an, während er sprach, und er sah sehr besorgt aus.

"Nein", sagte Snape langsam, denn er verstand, worauf Dumbledore hinauswollte. "Nein, ich habe damit nichts zu tun, und ich würde so etwas nie tun."

"Dem Himmel sei Dank", sagte Dumbledore mehr zu sich selbst. "Hast du denn etwas davon gewusst?", fuhr er fort. Snape schüttelte den Kopf und wünschte sich, Dumbledore würde endlich diese Fragerei beenden.

"Was hast du dann als Todesser getan?"

"Warum sollte ich Ihnen das sagen?", fragte Snape in einem letzten verzweifelten Versuch, seine verteidigende Haltung aufrecht zu erhalten. Er versuchte zu grinsen, schaffte es jedoch nicht, als er Dumbledores freundliches, ernstes Gesicht sah.

"Du musst es mir nicht sagen. Aber willst du es sagen?"

Snape schwieg. Schließlich sagte er: "Ich habe mit - mit meinem Lehrer seit den Osterferien die dunkle Künste studiert. Ich bin ein Spion und soll Voldemort zu seinem Durchbruch verhelfen. Ich war dabei, als Hippolyta die Branstones getötet hat. Ich half ihr." Er sprach, ohne jegliche Emotionen zu zeigen. Seine Augen hielten bewegungslos Dumbledores Blick stand.

"Die Branstones?" Dumbledore sah ihn mit stechendem Blick an. "Diese zwei Kinder, die überlebt haben - ich fand es gleich ungewöhnlich."

"Hippolyta wollte, dass ich sie töte", sagte Snape und fühlte keinen Stolz über das, was er getan hatte, "aber ich habe es nicht getan."

"Warum nicht?", fragte Dumbledore. Snape zuckte nur mit den Schultern, und Dumbledore fuhr fort: "Kennst du diese Frau? Hippolyta Blackwood?"

"Ja."

"Warum hat sie es getan?" Die Worte klangen wie ein Schrei, und Snape wurde plötzlich klar, dass Dumbledore nicht so ruhig war wie er vorgab zu sein.

"Ich weiß es nicht", sagte Snape wieder. Dumbledore nickte langsam zustimmend. Er kam schwankend auf die Beine, um Snape seinen Zauberstab wiederzugeben.

Snape beobachtete ihn. Er fühlte sich, als wäre er von einer Klippe gesprungen; was nun mit ihm passieren würde, war unausweichlich. Dumbledore kam mit dem Zauberstab zu ihm und legte ihn neben Snape, als dieser sich weigerte, ihn zu nehmen.

"Ich möchte wissen, ob du weiterhin für die Vereinigung arbeiten willst", fragte Dumbledore langsam. Snape konnte ihn fast denken sehen. "Wenn du diese Frage bejahst, werde ich dich um etwas bitten."

Für die Vereinigung arbeiten, dachte Snape. Er sah den Ausdruck auf Dumbledores Gesicht und nickte bevor er Zeit hatte, länger über die Sache nachzudenken. Zum ersten Mal an diesem Abend lächelte Dumbledore.

"Exzellent. Und nun denke bitte immer daran, dass das, worum ich dich bitte, in deinem eigenen Ermessen liegt. Offensichtlich befindest du dich in einer Ausnahmesituation, denn du bist der erste Todesser, der sich je von Voldemort abgewendet hat."

Seine Worte ließen Snape plötzlich erschauern. Es stimmte, dass niemand bisher Voldemort getäuscht hatte, und Snape war sicher, dass die Bestrafung, wenn sie ihn erreichte, schrecklich sein würde. Seine einzige Hoffnung war gewesen, dass Dumbledore ihn beschützen könnte, und er hatte selbst gesehen, wie schwach Dumbledore war. Es war alles total hoffnungslos.

"Aber um was ich dich bitten werde, wird schwerer sein, als einfach nur hier zu bleiben und dich beschützen zu lassen. Ich bitte dich darum, zurückzugehen."

"Zurück?", wiederholte Snape dümmlich.

"Ja, das ist die einzige Möglichkeit zu verstehen, was Voldemort macht und warum, und darum brauchen wir jemanden, der für uns als Todesser arbeitet." Dumbledores blaue Augen schienen sich in Snapes Augenhöhlen zu bohren, doch er blinzelte nicht. "Es wird sehr gefährlich werden und du bekommst keinerlei Anerkennung abgesehen von deiner eigenen Wertschätzung dir selbst gegenüber. Du musst es nicht tun. Ich würde dich niemals zu etwas zwingen. Aber ich bitte dich, es zu überdenken."

Snape starrte ihn ungläubig an. Zu dem zurückkehren, das er grade eben verlassen hatte? Das, was er im Augenblick am meisten wollte, war, keine Angst vor der Entdeckung mehr haben und nicht mehr lügen zu müssen, und nun verlangte Dumbledore von ihm, alles wieder auf sich zu nehmen. Er wusste, dass er sich nicht weigern konnte. Er hatte den Tod gesehen, er wusste, was die Todesser taten, und er hatte beschlossen, dass es falsch war was sie taten - wie konnte er dann sagen, dass er nichts tun würde, um sie aufzuhalten?

"Ich werde es tun", sagte er schweren Herzens. "Ich gehe zurück."

Dumbledore stand immer noch vor ihm. Nun hielt er ihm eine Hand hin. "Danke", sagte er.

Snape zögerte lange, dann nahm er Dumbledores Hand und schüttelte sie zaghaft. Dann warf er einen Blick auf die Uhr. "Sie werden jeden Moment hier sein. Die Todesser. Tom Unwin wird sie hereinlassen. Ich hab ihm gesagt er solle es tun, er kann nichts dafür. Er denkt, ich werde sie mit den anderen Sicherheitsleuten überraschen." Er biss sich auf die Lippe und zwang sich, klar zu denken. Wenn er wie ein Todesser handeln sollte, was sollte er dann tun? Er sah Dumbledore Hilfe suchend an. "Ich gehe wohl besser und schließe mich ihnen an", sagte er nach einer kleinen Pause. "Können Sie die Sicherheit alarmieren?"

Dumbledore nickte. "Mach schnell." Als Snape in Richtung Tür ging, fügte Professor Dumbledore hinzu: "Viel Glück, Severus."

Mit diesen Worten im Ohr ging Snape zu einer Hintertür. Jetzt, da die Dinge ins Rollen gebracht waren, fühlte er sich besser. Er wusste, was er zu tun hatte. Alles, was zählte, war, dass er es gut erledigte. Als er hinaus in die Nacht schlüpfte um sich dem Todessertreffen anzuschließen, ging er nochmals die Informationen durch, die den Todessern bekannt waren. Sie wussten nicht, dass er zu den Sicherheitsleuten gehörte, also durfte er nicht mehr über das Innere des Gebäudes wissen, als die anderen Todesser, und er durfte keinerlei Gefühle zeigen. Zum Glück, war dies etwas, das er sehr gut beherrschte.

Er entdeckte die Silhouetten der Todesser dicht zusammengedrängt außerhalb der Farmgebäude stehen, welche das Konferenzzentrum verhüllten.

"Du bist spät", sagte Oscar Nott mit leiser Stimme als er so leise wie möglich auf Snape zukam. "Wir gehen jetzt. Folge uns." Snape sah sich um. Es waren noch vier weitere Todesser. Er fragte sich, ob Dumbledore genug Hilfe bekommen würde, um sie abzuwehren.

"Wenn irgend etwas schief geht, werden wir uns zerstreuen", sagte ein Todesser, den Snape nicht kannte, als sie zurück gingen. Snape nickte kurz. "Wir werden uns nicht mehr versammeln, es wäre zu riskant. Warte, bis Seine Lordschaft uns wieder zusammenruft.

Das ist perfekt, dachte Snape. Es würde etwas schief gehen, das war klar - und er würde davonkommen. Es war offensichtlich, dass er nicht gefangen werden durfte, denn anderenfalls würde er viele Fragen gestellt bekommen, und er müsste erklären, was er genau tat. Das letzte, das er wollte, war, dass das Ministerium über sein Treiben Bescheid wüsste. Das wäre glatter Selbstmord.

Sie bewegten sich geräuschlos in der absoluten Dunkelheit, erreichten schließlich die Tür des Konferenzzentrums, und Oscar Nott spähte hinein. Snape sah, wie Tom Unwin die Tür öffnete und vor den eintretenden Todessern zurückwich.

Plötzlich flogen Blitze auf sie zu. Snape, der darauf gefasst gewesen war, sprang zur Seite und damit aus dem Blickfeld. Die anderen Todesser waren etwas langsamer, und einer wurde durch einen Zauberspruch betäubt. Rasch verwandelte sich alles in ein heilloses Chaos, bunte Blitze schossen durch den Raum, Stimmen schrieen Zaubersprüche und noch mehr Menschen erschienen um herauszufinden, was vor sich ging. Snape wurde nicht angegriffen, denn die anderen Todesser wie auch die Sicherheitsleute hielten ihn für einen der ihren, und er griff niemanden an, abgesehen von einem bösartigen Zauber, den er auf einen Sicherheitsmann schoss, denn jener hatte ihn die ganze Woche drangsaliert und ihm das Gefühl gegeben, nicht erwünscht zu sein. Dadurch verhalf er Oscar Nott zur Flucht, aber Snape bereute seien Tat nicht.

Durch die vielen Lichter sah er Dumbledore, und er wusste, dass dieser alles unter Kontrolle hatte. Er sah nicht im Geringsten alt oder schwach aus. In einigen Minuten würde alles vorbei sein, denn die Todesser waren hoffnungslos unterlegen. Oscar Nott und ein weiterer waren entkommen, zurück geblieben waren zwei, die bewusstlos waren und Tom Unwin, der von zwei Abgeordneten in Schlafanzügen in Schach gehalten wurde.

"Er sagte, es wäre in Ordnung", schrie er, als Snape aus seiner Ecke hervorkam. Snapes erster Blick galt den beiden Todessern, aber die waren definitiv nicht mehr in der Lage, irgend etwas von dem aufzunehmen, was um sie herum passierte. "Er hat gesagt, ich soll sie reinlassen!" Als sich alle Blicke auf Snape richteten, näherte sich Dumbledore.

"Dürfte ich vorschlagen, diese Diskussion an einen passenderen Ort zu verlegen?", fragte er und warf den zwei Todessern und den nicht so erfolgreichen Sicherheitsleuten einen bedeutungsschweren Blick zu. "Ich bin sicher, das sich alles erklärt."

Die Abgeordneten, die schon ihre Zauberstäbe gegen Snape gerichtet hatten, setzten einen etwas dümmlichen Gesichtsausdruck auf, folgten Dumbledore in einen kleinen Konferenzraum und überließen die Todesser den Wachen, bis man sie abholen würde.

"Er sagte, das würde in Ordnung gehen", protestierte Tom Unwin immer noch heftig. Er war am Rande der Hysterie. "Er sagte mir... er..."

"Alles ist in Ordnung", sagte Dumbledore ruhig. "Severus, kannst du es bitte erklären?" Nichts in dem Tonfall oder in seinem Gesichtsausdruck wies darauf hin, dass er sich Sorgen darüber machte, was Snape sagen würde.

"Ich sagte Unwin, er solle sie reinlassen", sagte Snape, während er in seiner üblichen Art die Leute im Raum anstarrte, "weil ich wusste, dass wir eine viel bessere Chance hätten, sie zu überwältigen, wenn wir sie umzingeln können. Und schließlich haben wir zwei erwischt." Er schwieg für einen Moment.

"Severus hat mich darüber informiert", sagte Dumbledore, um die Redepause zu überbrücken, "und Sie haben gesehen, dass wir die Sicherheitsleute im richtigen Moment hinzu gerufen haben. Es schien nicht klug zu sein, das Ministerium oder andere außenstehende Gremien hinzuzuziehen, denn so hätten wir die Todesser verschrecken können. Und wie Sie sehen, war es ein Erfolg. Severus verdient unseren Dank, und dieser Gentleman hier sollte nicht für seinen aktiven Part bei der Gefangennahme bestraft werden."

Es gab eine Menge Gespräche danach, aber Snape und Dumbledore hatten auf alles eine Antwort. Dann kamen die Leute vom Ministerium, machten der Debatte ein Ende und schickten Tom Unwin nach Hause. Gegen drei Uhr morgens war endlich alles ruhig. Die Abgeordneten waren wieder ins Bett gegangen, die Sicherheitsleute waren wieder auf ihre Posten zurückgekehrt, und nur Snape und Dumbledore waren in dem Konferenzraum zurückgeblieben.

"Es ist schon komisch, oder?", fragte Snape bitter. "Sie rennen alle herum wie die aufgescheuchten Hühner, ich bin der Einzige, der halbwegs weiß, was Sache ist, und ich kann nichts sagen, weil sonst jeder weiß, wer ich bin!" Er sah mit einem schiefen Grinsen den Todessern hinterher, die gerade abgeführt wurden.

"Es wird immer eine undankbare Aufgabe sein", sagte Dumbledore sanft. "Wenn du diese Last nicht mehr auf dich nehmen willst - und das kannst du jederzeit tun - brauchst du nur zu mir zu kommen, und dann werde ich alles in meiner Macht stehende tun, um dir zu helfen.

Snape zuckte mit den Schultern, sein Gesicht sah aus wie aus Stein gemeißelt. "Warum sollte ich das tun? Es ist doch alles fast so wie immer, oder?" Er hörte, wie Dumbledore leise seufzte, und wusste, dass das, was er sagte, zu nichts führte, aber das war ihm egal. Er war erschöpft.

"Solange du zufrieden bist, so wie es jetzt ist", Dumbledore unterdrückte ein Gähnen, "ist es doch okay."

"Zufrieden?", entgegnete Snape mit vor Sarkasmus triefender Stimme. "Natürlich, ich liebe den Gedanken dass ich entweder nach Azkaban geschickt oder von Voldemort zu Tode gefoltert werde, wenn irgendwer nur den winzigsten Fehler macht."

"Willst du lieber nicht mehr zurück?"

"Ich habe doch gesagt, dass ich es mache, oder?"

"Gut." Dumbledore gähnte wieder. "Ich denke ich gehe jetzt ins Bett, Severus." Er war einen Moment still. "Danke", wiederholte er. "Ich vertraue dir voll und ganz. Ich weiß, dass du tun wirst, was für uns am Besten ist."

Bevor Snape darauf etwas erwidern konnte, hatte Dumbledore sich umgedreht und ging langsam die marmorne Treppe hinauf. Snape beobachtete ihn, bis er außer Sichtweite war, und unterdrückte jegliche Gefühlsregungen. Dann ging er zur Tür und verriegelte sie. Nun ging er zum Fenster und schlug die purpurnen Vorhänge zurück. Es war immer noch bewölkt, und die Sterne waren nicht zu sehen. Er wusste nicht, warum ihn das enttäuschte.

Ich muss doch vollkommen verrückt sein, die Gewinnerseite zu verlassen, wo ich selbst im unwahrscheinlichen Fall einer Niederlage noch ein gefeierter Held wäre, dachte er und öffnete in dem Verlangen nach frischer Luft das Fenster. Er atmete tief durch, als der kühle Wind über sein Gesicht strich. Eine Motte flatterte gegen seinen Arm, angezogen von dem schwachen Licht im Raum. Snape hob eine Hand, um sie zu zerquetschen, doch dann hielt er inne und begnügte sich damit, sie wegzustreichen.

Er versuchte herauszufinden, warum er so handelte. Das Einzige, das er wusste, war, wem er loyal war. Es gab keinen Zweifel für wen er arbeiten würde. Und auch wenn es fahrlässig, gefährlich und sogar dumm erschien, als Spion zu arbeiten, er wusste, dass er den Weg, den er beschritten hatte, nicht wieder verlassen würde. Er gab es nicht mal vor sich selbst zu, doch er wusste warum. Er kümmerte sich nicht um irgend jemandes gute Meinung, vor allem nicht die des alten Mannes, der ihm so blindlings vertraute. Aber er würde trotz allem alle seine Kraft auf diesen Auftrag verwenden. Wofür? Er ließ sich selbst diese Frage nicht beantworten, und er starrte in die Nacht hinaus. Es war hoffnungslos, aber es gab nichts, das ihm mehr Hoffnung gemacht hätte.

Snape ließ die Vorhänge hinter sich zufallen, so dass er von dem schwachen Licht im Raum abgeschlossen wurde. Vor ihm war die rabenschwarze Nacht. Snape stand dazwischen, blickte in die Dunkelheit und sah nichts. Er würde seine Arbeit machen, dachte er, und er würde sie gut machen. Es war alles, was er tun konnte. Er dachte nicht an richtig oder falsch, er dachte nicht daran, dass es für ihn eine zweite Chance bedeutete, aber er wusste, was er zu tun hatte.

ENDE

Ich hoffe, die Geschichte hat für euch Sinn gemacht. Bitte schickt mir eure Kritik, Gedanken und Meinungen dazu. Vielleicht gibt es eine Fortsetzung, aber ich beginne bald mein Studium und schreibe daher weniger Fanfiction. Ich danke allen, die mich mit Kommentaren und Ermutigungen unterstützt haben, ihr seid klasse!

Blaise
14. September 2000 (mein Geburtstag!)


TO BE CONTINUED


Kapitel 5

 

Zurück