Quidditch

 

 

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Autorin: Ines



Inhalt:

Vielleicht ist jemandem im 1. Film auch Folgendes aufgefallen. Hermione zeigte Harry, dass bereits sein Vater erfolgreicher Sucher war. Man sieht deutlich sein goldenes Abzeichen. Rechts neben dem Abzeichen von James Potter liegt eines, auf dem "McGonagall" steht. Die Professorin kann es selber nicht gewesen sein, dafür ist sie zu alt, wohl eher war ein Kind von ihr mit James in einer Mannschaft. Daraus habe ich mir folgende Geschichte gesponnen.




Quidditch



Das Quidditchspiel Slytherin gegen Gryffindor war immer ein Highlight der Quidditchsaison. Die Slytherins waren unbequeme Gegner, sie hielten sich nicht zu oft ans Fairplay. Die Gryffindors waren dagegen oft übereifrig, so dass sie sich zu riskanten Manövern hinreißen ließen. Diese explosive Mischung garantierte immer für ein aufregendes Spiel.
Die Gryffindormannschaft um James Potter hatte wochenlang mindestens 3 mal pro Woche trainiert. Ohne Rücksicht auf Wind, Regen oder den ersten Schnee waren sie übers Feld gejagt, hatten neue Taktiken geprobt und das Zusammenspiel verbessert. McGonagall jun. hatte sich dabei sogar einen Schlüsselbeinbruch zugezogen, als sie von einem Klatscher getroffen wurde. Sie musste 3 Tage im Krankenflügel liegen, bis der Bruch ganz verheilt war. Ihre Mutter, die Lehrerin für Verwandlungen, musste den Rest der Mannschaft daran erinnern, dass es vorteilhaft für das kommende Match wäre, wenn die Mannschaft unverletzt ins Rennen geht. Auch sie wollte Gryffindor siegen sehen, war sie doch selber einst eine Gryffindor gewesen.

Die Slytherins waren aber mindestens genauso hart beim Training. Ihr Hauslehrer, Professor Fletcher, hat im Falle eines Sieges eine kleine Feier in den Drei Besen in Aussicht gestellt. Der junge Severus Snape trainierte so oft er konnte, um einen möglichst harten Abschlag des Klatschers hinzukriegen. Und zwar, ohne dabei seine Zielsicherheit zu verlieren.

Dann war der große Tag gekommen. Alle Schüler, die meisten Lehrer und sogar einige Leute aus dem Dorf haben sich trotz des schmuddeligen Novemberwetters auf den Rängen und Tribünen rund um das Spielfeld niedergelassen. Einige hatten Regenschirme dabei, obwohl diese im Gedränge und bei dem heftigen Wind wohl eher hinderlich waren. Aber noch hatte es nicht zu regnen angefangen, auch wenn der Himmel wolkenverhangen war.
Dann kündigte der Stadionsprecher die Mannschaften an, und unter lauten Rufen, Pfiffen und Johlen kamen beide Mannschaften angeflogen und nahmen in der Luft ihre Positionen ein. Die Spieler sahen sich kampfeslustig in die Augen, nur zwischen Potter und Snape war es mehr als reine Kampfeslust. Was zwischen ihnen stand war blanker Hass. Sie waren bereits in den ersten Tagen ihres ersten Schuljahres aneinander geraten und seitdem Feinde. McGonagall hatte die einzige weibliche Spielerin bei den Slytherins, genau wie sie eine Jägerin, ins Auge gefasst, um sie gleich nach dem Startpfiff zu blocken. Sie selbst war etwas kleiner und leichter als die Slytherinjägerin, so dass sie schneller und wendiger war.

Da ertönte auch schon der Anpfiff, und sofort stürzten sich die Jäger auf den Quaffel. Potter und der gegnerische Sucher erhoben sich in die Lüfte, um von oben einen besseren Blick auf das Feld zu haben. Gelegentlich bluffte Potter eine Schnatz-Sichtung an, doch nicht immer ließ sich der Slytherin davon ablenken. Einmal flog er sogar in die entgegengesetzte Richtung davon, um seinerseits den Versuch den Schnatz zu fangen vorzutäuschen.

Hin und her jagten die Spieler, sich gegenseitig den Quaffel aus den Händen stoßend und den jeweiligen Besitzer vom eigenen Tor fernhaltend. Die Menge auf den Rängen tobte. Auch wenn Dumbledore es nicht erlaubte, dass Wetten abgeschlossen wurden, hatte sich doch der eine oder andere dazu hinreißen lassen bei Sirius Black einen Tipp abzugeben.
Nach 20 Minuten stand es 60:40 für die Gryffindors. Das harte Training schien sich bezahlt zu machen. Doch es reichte nur dann für einen Sieg, wenn James auch den Schnatz fangen würde. Er spähte übers Feld, doch der einsetzende Nieselregen machte es nicht gerade leichter, den kleinen, goldenen Ball zu entdecken.
Auch die Slytherins bemühten sich nach Leibeskräften, den Rückstand aufzuholen.
Genau in diesem Moment geschah es. Einer der beiden Klatscher traf den Torhüter der Slytherins und haute ihn vom Besen. Wie eine reife Pflaume fiel er zu Boden, wo er ohnmächtig liegen blieb. Auf den rot-goldenen Rängen wurde gejubelt. Auch die Zuschauer von Ravenclaw und Hufflepuff lachten laut.

Der Kapitän der Slytherin-Mannschaft flog dicht an Snape heran und schrie ihn an: "Wo hast du deine Augen, Mann? Muss ich dich daran erinnern, dass es dein Job ist, diese Dinger von uns fern zu halten? Auf welcher Seite stehst du eigentlich?"
Das war zuviel für Snape, er konnte doch nicht überall sein! Außerdem gab es noch einen zweiten Treiber, was hat der denn gemacht? Auch wenn er der beste Freund des Kapitäns war, war er doch genauso verantwortlich. Wut stieg in Snape auf für diese gemeinen und unberechtigten Vorwürfe.

Das Spiel ging weiter, doch diesmal noch härter. Die Gryffindors witterten den Sieg, die Slytherins kämpften doppelt, um die Gegner nicht mit dem Quaffel in die Nähe ihrer Tore zu lassen. Snape drosch auf die Klatscher ein, er legte seine ganze Wut in die Schläge. Als er dann den eigenen Sucher vor einem Klatscher bewahren wollte, sah er den Rücken der McGonagalltochter nur wenige Meter von sich entfernt. Mit aller Kraft schlug er den Klatscher in ihre Richtung.
Der Ball sauste mit einer irren Geschwindigkeit auf das Mädchen zu. Snape beobachtete zufrieden, wie der Ball geradezu auf sein Ziel zuflog. Von oben hörte er Potter noch rufen :"Pass auf, hinter dir!" Doch da war es schon passiert. Hart schlug der Ball in den Rücken der Spielerin. Das laute Knacken war nicht zu überhören, es musste sogar auf den Tribünen zu hören gewesen sein, denn einige Zuschauer stöhnten laut auf. Das Mädchen schrie kurz auf, und kippte zur Seite. Sie versuchte sich mit beiden Händen am Besen festzuklammern, der in einen steilen Sinkflug überging. Ihre Kraft ließ nach, ihre Sinne schwanden, sie merkte kaum noch wie ihre Hände vom Besenstiel glitten.
Den Aufprall spürte sich nicht mehr.

Einige Sekunden Stille im Stadion. Dann sah man Professor McGonagall, dicht gefolgt von einigen anderen Lehrern und Aufsichtspersonen auf das am Boden liegende Mädchen zurennen.
Eine Trage war im Nu herbeigezaubert, um das Kind zum Krankenflügel zu bringen. Niemand schien sich mehr um das Spiel zu kümmern.

***



Seit dem Unfall waren 3 Tage vergangen. Drei Tage in den Snape hin- und hergerissen war, zwischen Triumph und Schuldgefühl. Klar, viele seiner Hausgenossen hielten das Ganze für eine gelungene Aktion, aber jedes Mal, wenn er Professor McGonagall über den Flur gehen sah, übernächtigt, manchmal mit geröteten Augen krampfte sich sein Magen zusammen. Das Schlimmste dabei war beinahe noch, dass sie ihm offensichtlich keine Vorwürfe machen wollte. Manchmal sah sie ihn mit traurigen Augen an, doch sie sagte kein Wort über den Vorfall.
Ihre Tochter lag im Krankenflügel und war noch nicht wieder zu sich gekommen. Die Krankenschwester meinte, dass der Bruch wohl wieder heilen würde, aber über die zurückbleibenden Schäden könne sie nichts sagen. Und sie mochte keine Prognosen abgeben, wann das Mädchen wieder aufwachen würde.
Die Gerüchte kursierten durch das Schloss, dass McGonagall jun. keinen Besen mehr besteigen würde, dass sie nie wieder laufen können würde oder gar, dass sie nicht mehr zu sich käme.

Severus Snape zog sich immer mehr zurück. Das hatte er nicht gewollt. Eine Gryffindor abzuschießen, eventuell ihr ein paar Tage Krankenzimmer verschaffen, das war alles noch okay für ihn. Aber dass sie eventuell für den Rest ihres Lebens im Bett liegen müsste, das wünschte er nicht einmal einer von ihnen. Ein wenig machte er sich auch Sorgen um seinen Schulabschluss. Selbst wenn McGonagall ihn nicht zur Rede gestellt hatte, wer wusste schon, ob sie sich nicht auf andere Weise an ihm rächen würde. Auch hatte er bemerkt, dass einige der anderen Lehrer ihn seit dem Unfall sehr kühl behandelten.

Er musste sie sehen, wollte sich mit eigenen Augen überzeugen, dass es vielleicht doch nicht so schlimm um sie stand. Nach der letzten Stunde am Freitag verabschiedete er sich von seinen Freunden mit der Ausrede, dass er noch in die Bibliothek gehen wollte. Er schlug auch die Richtung der Bibliothek ein, ging dann aber einen anderen Gang entlang zum Krankenzimmer.
Leise öffnete er die große Tür einen Spalt und zwängte sich hindurch. Die Krankenschwester war nicht im Saal, so dass er von niemandem aufgehalten wurde.
Es war nicht schwer, das Bett von der McGonagall zu finden, es waren außer ihr nur zwei andere Schüler anwesend, doch die schliefen.

Da lag sie. Blass und zerbrechlich sah sie aus, als ob sie schliefe. Im Grunde tat sie das ja auch, nur viel tiefer, als man es normalerweise tut. Ihre schmale Gestalt hob sich kaum von dem weichen Kissen ab. Severus stand da und wusste plötzlich nicht mehr, was er eigentlich hier sollte. Aber er konnte sich auch nicht von dem Anblick des Mädchens abwenden. Scham und Schuld überfielen ihn nun mit solcher Macht, dass er auf das Bett zuging und sich auf den neben dem Kopfende stehenden Stuhl setzte.
Eine Weile saß er so da und schaute das Mädchen nur an. Irgendwie hatte er das Gefühl, sich bei ihr entschuldigen zu müssen, bevor es vielleicht zu spät dafür ist.
"Kannst du mich hören McGonagall ? Ich bin`s, Severus Snape. Ich wollte dir nur sagen, dass es mir leid tut, dass dich mein Klatscher so hart getroffen hat. Als unser Keeper vom Besen fiel und mein Kapitän mir die Schuld dafür gab, wurde ich so sauer, dass ich meine Wut an euch ablassen wollte. Das ist keine Entschuldigung, ich weiß. Ich möchte nur, dass du weißt, dass ich dich nicht persönlich habe treffen wollen, du warst leider gerade nur da. Ich werde es mir nie verzeihen, wenn du nie wieder laufen kannst oder gar nicht mehr aufwachst. Ich weiß nicht einmal, ob ich je wieder Quidditch spielen möchte. Ich wünschte, ich könnte alles ungeschehen machen. Aber selbst Professor Dumbledore ist dazu wohl nicht in der Lage. Alle sind so besorgt, sogar einige aus meinem Haus. Doch keiner fühlt sich wahrscheinlich so schlecht wie ich. Denn ich bin schuld, dass du hier liegst." Und dann legte Severus seine Hand auf ihre und sagte zu dem Mädchen: "Bitte, wache wieder auf."
Er wusste nicht, was er noch sagen sollte oder konnte. So stand er auf und drehte sich langsam um. Er erstarrte. Wenige Meter hinter ihm hatte Professor McGonagall gestanden. Sie hatte feuchte Augen, wahrscheinlich stand sie schon länger da und hatte alles mit angehört. Sie schauten sich einen Moment an.
"Danke", sagte die Lehrerin leise zu Severus. Der nickte nur und ging an ihr vorbei aus dem Krankensaal hinaus.

Am Abend schlug das Mädchen zum ersten Mal seit dem Unfall die Augen auf.



 

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