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Autorin: Oneira
Snape kehrte wieder einmal von einer Mission für Voldemort zurück. Er war auf dem Zahnfleisch. Seine Kleidung hing in Fetzen an ihm herunter, Blut lief ihm aus Nase und Mund. Er war voller Staub, seine Haare waren angekokelt von dem gewaltigen Brand, der die Aktion abschloss. Er wollte nach Hause, ins Bett, etwas Wärme vielleicht noch... Er war jetzt ein Jahr verheiratet. Mary... er seufzte...
"Mensch Sevi, zieh erst mal deine Schuhe aus, ich hab den ganzen Tag geputzt, da musst du doch nicht deinen Dreck überall hereintragen!", tönte eine schrille Stimme aus dem Hintergrund.
"Hallo, Mary!", murmelte Snape betreten.
"Wo warst du so lang, weißt du nicht was heute für ein Tag ist. Ich habe ewig mit dem Essen auf dich gewartet!"
Snape betrat das Wohnzimmer. "Ich habs nicht vergessen, Liebes, nur ein wenig Überstunden..." Er wollte Mary umarmen, die im Morgenmantel mitten im Zimmer stand und den Tisch abräumte, der liebevoll mit Kristallgläsern, Silberbesteck, Platztellern und Tellern aus Rosenthalporzellan gedeckt war, Kerzen in den Leuchtern und diverse Streuartikel liebevoll über die akkurat gebügelte Tischdecke verteilt.
"Igitt, das willst du doch nicht im Ernst! Dusch dich erst mal, du stinkst entsetzlich und zieh dir dein Zeug aus! Am besten du steckst es gleich in den Müll, so wie das aussieht, fange ich gar nicht mehr mit dem Flicken an. Hoffentlich kannst du deine Klamotten wenigstens von der Steuer absetzen..."
Snape blickte seiner Frau traurig in die Augen. "Weißt du, heute war es besonders schlimm..."
"Ich seh‘s, du wirst mir doch nicht etwa diesen ganzen Kram erzählen wollen, ich hab genug von deiner Todesserei. Wir sollten hier fortziehen. Bei deinem Gehalt könntest du auch woanders etwas finden ohne diese Spionspielerei... da hätten wir vielleicht ein kleines Häuschen... und jetzt mach dich fertig, heute ist die Nacht..."
Severus Snape schluckte. Auch das noch. Jeden Monat das gleiche... Er hätte am liebsten diesen blöden Kalender weggeworfen... Wie sollte man so unter Druck auch Kinder zeugen können. Er drehte die Dusche ganz heiß auf und ließ das Wasser über seine Haut rinnen bis er krebsrot war. Langsam und vorsichtig frottierte er sich ab und blickte in den Spiegel... Severus, du wirst alt... Vor seinen Augen erschien das Bild von Mary an ihrem Hochzeitstag. Wie schön war sie in weiß. Ihr blondes Haar kunstvoll aufgetürmt, das Seidenkleid fiel in weiten Bahnen... an ihren Ohren und am Hals wertvolles Geschmeide. Er war auch gleich von ihr begeistert gewesen als er sie das erste Mal auf dem Ball für unverheiratete Magier gesehen hatte... die Heiratsvermittlerin hatte sie beide daraufhin direkt nebeneinander gesetzt...
Er betrat das Schlafzimmer. Sie lag auf dem Rücken mit einem Hauch von Negligee bedeckt. Das Haar war in zwei Zöpfe geflochten, die Packung Kleenex für hinterher stand schon bereit. Er legte sich zu ihr. "Einen wunderschönen Hochzeitstag wünsche ich dir, Liebes", dann machte er sich an die ehelichen Pflichten.
Als sie eingeschlafen war, betrachtete er sie noch lange. Er seufzte. Vorhin hatte er seinem Erzfeind Malfoy von ihr erzählt. Er hatte geschwärmt, wie toll sie sei und wie sie ihm das Leben schön mache... und dass heute sein Hochzeitstag sei... und dass es ihm gar nichts ausmache, dass er erfahren habe, sie sei eine Muggel und habe neben ihm auch noch so manche Kontakte zu anderen Muggelmännern... sie nehme sein Herz eben so in Beschlag... Sie sei so geil...
Er hatte das Glitzern in Malfoys Augen registriert. Jetzt war es ein Leichtes noch zu lancieren, dass übermorgen eine Lehrerkonferenz angesetzt war...
Snape lehnte sich genüsslich zurück. Das Essen und der Hausservice in Hogwarts waren eh um Längen besser...