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Lovelights von


7.Challenge auf www.severussnape.de.vu

Disclaimer: Die bekannten Personen dieser Geschichte gehören alle Joanne K. Rowling.

Inhalt: Ein "kurzer" (alles ist relativ!) Einblick auf das Leben von Severus Snape, Remus Lupin, Sirius Black (oh ja, er lebt!), Draco und Lucius Malfoy, Neville Longbottom und noch einem Haufen anderer Leute aus dem Potterversum nach Band 7



Vorwort der Autorinnen:
Dies ist das (extra für die Challenge vorgezogene) Ende einer sehr langen und komplizierten Fanfiction, an der wir schon eine ganze Weile basteln. Viele Teile sind noch in Planung oder in der Endphase der Ausarbeitung (wir arbeiten chaotisch und keineswegs chronologisch), einige aber auch schon online nachzulesen auf unserem Fanfiktion.de oder Fanfiction.net-Account.
Wir haben versucht, dieses Ende der Geschichte so zu gestalten, dass man es auch ohne Kenntnis der übrigen Handlung lesen und verstehen kann, aber ein paar Dinge sollten doch geklärt werden.

Als Vorab-Info sei gesagt: Severus hat in der Nacht, als die Todesser versuchten, die Prophezeiung zu stehlen, einen schweren Verlust erlitten, den er so nicht hinnehmen wollte. Er hat mit etwas Hilfe von Remus und Georgia seinen Geliebten Sirius aus der Anderwelt zurückgeholt. Bei dieser Aktion haben die Akteure entdeckt, wie sie gemeinsam Lord Voldemort besiegen können. In dieser Nacht ist eine sehr intensive Beziehung zwischen den vieren entstanden, die nach und nach in einer Wohngemeinschaft in Severus' geheimem Domizil (ihrem "Nest") resultiert.

Die Story enthält einige Original-Charaktere: Als wichtigste zu nennen wäre Miss Georgia Gone, die als Mobilitätstrainerin eines blinden Schülers in Harrys erstem Jahr nach Hogwarts kommt. Sie hat eine recht einzigartige (und sehr lange) Vergangenheit und gibt sich hier als Muggel aus, ist aber in Wirklichkeit - nun, ihr Name lässt vielleicht den einen oder anderen drauf kommen …
Daniel ist ihr blinder Schützling, der aber nicht im Gryffindor-Turm schläft, sondern mit Georgia einen eigenen Trakt bewohnt.
Asteria Tonks, Nymphadoras kleine Schwester, ist ein Jahr älter als Harry und in Wirklichkeit Sirius' Tochter, die von Andromeda und Ted adoptiert wurde, was hier allerdings keine Rolle spielt und nur der Vollständigkeit halber erwähnt wird.
Diona ist Severus' Tochter mit … nein, nicht mit Sirius, jedenfalls nicht leiblich (soweit driften wir dann doch nicht von den biologischen Gegebenheiten ab), aber die beiden haben beschlossen, dieses Kind als ihres zu betrachten, und ja, sie ist über ein paar Ecken auch mit Sirius verwandt.

Disclaimer: Das wunderbare Potterversum gehört uns nicht und wir verdienen kein Geld damit. Die OCs und die meisten verrückten Ideen sind aber schon auf unserem Mist gewachsen. Die Idee für Nevilles Legilimentik-Talent haben wir uns von tripperfunster geborgt.

Mehrteiler, normal, nur ein ganz klein bisschen angeslasht

Genre: Allgemein, Humor, Romance, ein bisschen Mystery, bunte Mischung (es gehört auch noch Action, Abenteuer und ein gehöriger Schuss Drama hinein, allerdings nicht hier in den für diese Challenge geschriebenen Kapiteln)



Lovelights

Das Ende

1. Die Einladung



Hermes schwebte fast ohne Flügelschlag über die Ländereien, die Severus Snapes Haus in der Nähe von Edinburg umgaben. Er hatte einen großen Umschlag im Schnabel und ließ sich lautlos auf einer Gartenstuhllehne nieder.
Die kleine Diona saß in ihrem Hochstuhl und ließ vor Schreck den Löffel mit ihrem Frühstück fallen: "Paddy ... Ama ... was is das?"

Severus sprang sofort auf, nahm der Schleiereule den Brief ab und betrachtete die Anschrift. "Für dich, Remus!"
Dieser nahm das Kuvert entgegen und öffnete es: "Eine Einladung zu den Weasleys ... es ist eindeutig Mollys Handschrift .... wir sollen alle an Iris' Taufe teilnehmen."
Er grinste breit und faltete das Blatt wieder zusammen, bevor er wieder Platz nahm und Diona zärtlich über das Haar streichelte.

Georgia versuchte unterdessen, die Kleine zu trösten: "Ist doch nur die Post, da brauchst du doch nicht zu erschrecken."

"Ich auch?", fragte Draco fast entsetzt.
Remus nickte: "Alle! ... Ich wette, das ist nur ein Vorwand, um uns endlich einmal zusammenzubringen und uns auszufragen, was wirklich vorgefallen ist."

Die Frau schnaubte verächtlich, während Sirius und Remus ihr fast flehende Blicke zuwarfen.
"Also gut, aber haltet mich weitestgehend da raus. Auf der anderen Seite will ich einfach nicht, dass Scrimgeour sich mit fremden Federn schmückt, das Ministerium und seine Wenigkeit hatten keinerlei Anteil an dem Vorgang und an dem Erfolg."

Sirius reagierte aufgeregt: "Genau deswegen müssen wir mit der Geschichte an die Öffentlichkeit. Solange kaum einer die Wahrheit kennt, kann er alles drehen und wenden wie er will. Und .... es gibt da noch ein klitzekleines Problemchen", gab er weiterhin zu bedenken. "Wenn wir die Sache nicht öffentlich bekannt geben, dann muss ich für den Rest meines Lebens Philippe Flambeau bleiben, was mich an und für sich nicht sonderlich stört, abgesehen von der Maskerade j e d e s M a l, wenn ich aus dem Haus gehen möchte."
Er machte dabei ein betont gelangweiltes Gesicht, das niemanden darüber hinwegtäuschte, dass es ihm gehörig auf die Nerven ging.

"Überleg dir das ganz genau", fuhr Georgia dazwischen, von Severus ergänzt: "Wenn die Zaubererwelt erfährt, dass wir maßgeblich beteiligt waren, können wir so etwas wie Privatleben vergessen und müssen den Schutzzauber für das Haus hier ewig aufrecht erhalten. Selbst unser kleines Schätzchen wird niemals ein normales Leben führen können."

"Aber ihr beide", Sirius schaute von Severus zu Draco hinüber, "seid im Moment noch gesuchte Mörder und Todesser in den Augen der Leute. Ihr werdet nie wieder eure Nasen irgendwo in der Öffentlichkeit zeigen können. Du magst mit deinem Einwand Recht haben, Severus. Kann sein, dass unser im Moment sehr privates Privatleben empfindlich gestört wird, aber wenn wir nicht auspacken, dann wird das hier eine Art Festung bleiben, und zwar für immer. Glaubt mir, ich weiß wovon ich spreche! An ein Aufheben der Schutzzauber ist dann erst recht nicht mehr zu denken."

Remus seufzte. "Ja, das ist allerdings wahr. Ohne aufwendige Verkleidung könnt ihr nicht mehr raus. Jeder gute Bürger würde euch sofort anzeigen oder gleich verhexen, wenn er euch erkennt. Es hilft wohl nichts, die Sache muss öffentlich bekannt gemacht werden - sowohl Severus' Rolle als Dumbledores Superspion als auch deine, Draco. Es sei denn, du hast Lust darauf, dich für den Rest deines Lebens hier zu verstecken."

Draco blickte Lupin resigniert an. Es blieb ihm wohl wirklich keine Wahl, wenn er nicht auswandern wollte.
'Ein normales Leben', dachte Draco und wandte sich verunsichert wieder seinem Essen zu. Er fragte sich, wie er sich das überhaupt vorstellen sollte. Nichts war für ihn mehr so, wie es einmal war. Seine Mutter war vor etwas mehr als einem halben Jahr (angeblich) bei einem Unfall gestorben. Im Nachhinein drängte sich ihm der Verdacht auf, dass sie sich das Leben genommen hatte, um den Fängen des Dunklen Lords zu entgehen.
Sein Vater lag schwer verletzt im St. Mungos und es war fraglich, ob er den eigenen Fluch, der auf ihn zurückgeprallt war, überstehen würde. Wenn ja, verbrächte er den Rest seines Lebens in Askaban.

Er selbst hatte sich den Reihen der Todesser angeschlossen, um sich für die Inhaftierung seines Vater an Harry zu rächen, und weil es für die Kreise, in denen er gelebt hatte, einfach normal war. Er hatte keinen Gedanken darauf verschwendet, was dies wirklich für den Einzelnen bedeutete. Unter der Fuchtel des Dunklen Lords gab es keinen Raum für persönliche Wünsche oder Pläne, nicht einmal für eigenständiges Denken. Emotionen wurden auf eine einzige reduziert, blanke Angst um Gesundheit und Leben, Bedrohung von allen Seiten - Voldemort, Ministerium, Phönixorden und dieser ominösen Dritten Macht.

Es hatte fast ein Jahr gedauert, bis er zur Einsicht gekommen war, dass er sein Leben mit dem Eintritt in die Dunkle Gesellschaft aufgegeben hatte, er war zu einem Werkzeug geworden.
Aber seit diesem Moment hörten die Erkenntnisse nicht mehr auf, es schien, als funktionierten seine Augen ganz anders, als funktionierte ER zum ersten Mal richtig.

Es war alles so lange gut gegangen, wie er ein klares Ziel vor Augen gehabt hatte. Doch mit dem Vorfall auf dem Astronomieturm hatte sich alles geändert. Er war nicht zum leuchtenden Stern in den Todesser-Reihen geworden, sondern der letzte in der Hackordnung dieser verdrehten und grausamen Figuren. Keiner seiner Träume hatte sich erfüllt, an seiner statt wurde nun Snape hoch gehandelt und er war zum Fußabtreter degradiert worden, weil er es nicht geschafft hatte, einen alten, wehrlosen Mann kaltblütig zu ermorden.
Der Name Malfoy galt nichts mehr unter den Anhängern des Dunklen Lords, sein Versagen hatte dem Familienruf den Rest gegeben. Einzig Snape selbst war immer noch um ihn bemüht. Er brachte Draco keine Verachtung entgegen, er beschützte ihn auch weiterhin vor Gefahren und sogar vor den Quälereien der "Gesinnungsgenossen". Er unterrichtete ihn nun privat in Tränken und Verteidigungszaubern, heimlich aber auch in fortgeschrittener Okklumentik und sorgte auf diese Weise dafür, dass Voldemort nichts von den Gedanken bemerkte, die ihn nun immer öfter beschlichen, nämlich dass das alles ein ganz großer Fehler gewesen war.

Eines Tages, während einer dieser Okklumentikstunden, war es geschehen: Er war in Snapes Geist eingebrochen und hatte einen Blick auf etwas Merkwürdiges erhascht, etwas durch und durch Verwirrendes. Er hatte in der Seele seines Lehrers die gleichen Empfindungen der Reue und des Zweifels gesehen, die er selbst empfand, seine Ängste und seinen Wunsch, das alles ungeschehen zu machen.

Da war es aus ihm herausgebrochen und zu seiner Überraschung hatte Severus Snape Draco anvertraut, dass er genauso empfunden hatte, kurz nachdem er damals den Todessern beigetreten war. Sie hatten einander in die Seelen geschaut und mit einem Male gewusst, dass sie sich gegenseitig vertrauen konnten.

Einige Zeit später hatte Snape ihn in sein Haus mitgenommen.
Hier war alles anders als er es je erwartet hätte, keine Spur kalten Angstschweißes lag in der Luft, im Gegenteil, Wärme und Fröhlichkeit schien die Räume zu erfüllen. Als Snape die Wohnzimmertür öffnete, schwappte eine Welle weißer Magie über Draco hinweg, die ihn fast aus den Schuhen gerissen hätte und er war sich bewusst, dass er dieser Dritten Macht gegenüber stand.

Den Rest des Abends hatte er wie in Trance verbracht. Er war neben der Tür die Wand herabgerutscht und hatte versucht, sich klein zu machen, irgendjemand hatte ihm freundlicherweise ein Kissen zum Draufsetzen gereicht.
Mit blankem Entsetzen hatte er festgestellt, dass diese Frau, diese Miss Gone, die er immer mit einem Höchstmaß an Verachtung gestraft hatte, die Versammlung leitete. Hier wurden tatsächlich Pläne für eine Auseinandersetzung mit dem Dunklen Lord und seinen Anhängern geschmiedet.

Jedoch .... keiner versteckte sich hinter einer Maske, keine schwarzen Umhänge. Alles war bunt und geradezu fröhlich. Es wurden keine Befehle erteilt, sondern Vorschläge gemacht, besprochen, auch mal ausdiskutiert, gelacht, getrunken, gegessen und ein kleines Mädchen lief munter zwischen den vielen Leuten hin und her. Sein totgeglaubter Großcousin bewegte sich munter und sehr lebendig in dieser Gesellschaft und schäkerte mit praktisch jedem, besonders aber mit dem kleinen Mädchen. Das Ganze hatte weit mehr Ähnlichkeit mit einer Party als mit einem Treffen des Schwarzen Ordens. Trotzdem waren am Ende die Aufgaben verteilt und jeder schien sich mit Feuereifer auf seinen Teil der Aktion vorzubereiten.

Für ihn hatte hier verkehrte Welt stattgefunden und obwohl man sich ihm gegenüber mindestens höflich verhalten hatte, hatte er sich so unsicher gefühlt wie noch nie.
Mit einem gerüttelt Maß an Misstrauen hatte er gerechnet, aber nicht damit, dass man ihn erwartet zu haben schien und dass er den Auftrag bekommen hatte, Voldemort Zeit und Ort zu nennen, wann und wo das Aufeinandertreffen geplant war. Er fühlte sich ein bisschen wie Alice und wartete fast darauf, dass ihm ein Kaninchen mit einer Westentasche über den Weg laufen würde.

***


Die Diskussion bei Tisch riss Draco aus seinen Erinnerungen, jemand hatte ihm eine Frage gestellt.
"Was?", fragte er leicht verwirrt.
Sirius verdrehte die Augen, während Remus geduldig wiederholte: "Ob du damit einverstanden bist, wenn wir bekannt geben, dass du dich von den Todessern losgesagt und für uns gearbeitet hast?"
"Aber ... aber ... ich habe doch gar nichts getan, was erwähnenswert wäre ...", stotterte der Junge zurecht.
"Du hast deine Aufgaben erfüllt und damit deinen Teil zum Erfolg beigetragen."
Georgia sprach ruhig, während sie sich ein weiteres Brötchen schmierte.
"Wenn wir ein für allemal reinen Tisch machen mit der Geschichte, dann fällt es zwischen den vielen Informationen nicht so sehr auf."

"Wisst ihr, eigentlich ist so eine "private" Veranstaltung die perfekte Gelegenheit", sagte Sirius versonnen. "Ich meine, es wird nicht richtig privat, nicht wenn es sich um die Weasleys handelt. Ich schätze, es dürften an die hundertfünfzig Personen werden, die daran teilnehmen, vielleicht sogar noch mehr. Andererseits genießen wir dort den Schutz des Gastrechts, es können so viele Ministeriumsleute da sein, wie sie wollen, sie werden uns nichts anhaben, solange wir uns als Gäste dort aufhalten."

"Nun gut. Aber dann machen wir es gleich richtig", sagte Georgia auf einmal. "Wenn wir schon auspacken, dann aber so, dass es alle erfahren. Sorgen wir dafür, dass die Presse dabei ist und dass es eine einheitliche, vor allem aber wahrheitsgemäße Berichterstattung gibt."

Die Männer und auch Draco schauten sie entgeistert an.

"Na ja … macht doch mehr Sinn, als zu warten, bis es sich über Hörensagen in der Zaubergemeinschaft verbreitet, oder? Außerdem hat Sirius Recht. Ihr beide lauft Gefahr, von hinten angegriffen zu werden, wenn wir das jetzt nicht klarstellen. Wir machen es kurz und bündig, erzählen alles, was nötig ist, und zwar so, dass kein Zweifel an eurer Integrität offen bleibt. Einverstanden?"

Severus nickte lächelnd und der Rest der Familie stimmte mit ein.

Da war es wieder, Dracos Gefühl von verkehrter Welt. Es lag weniger an dieser verrückten - ähm - außergewöhnlichen Familie, sondern wie man hier miteinander und speziell mit ihm umging. Man nahm sich Zeit, Probleme zu besprechen und sie fanden immer eine brauchbare Lösung, soweit er dies beurteilen konnte.
Draco war kurzerhand hier aufgenommen worden. Er bewohnte zwar das Nebengebäude den Sommer über, aber er war hier mehr Familienmitglied als jemals zuvor.
Tatsächlich war er ein Teil dieser Familie, sogar mehr als er selber ahnte, da er nicht nur mit Sirius verwandt war. Er durfte sich in der Rolle des großen Bruders üben, ohne zu wissen, wie richtig das war. Er lernte das einfache Leben zu schätzen, das in diesem Haus geführt wurde und wo jeder mit anpacken musste, denn Hauselfen gab es nicht. Dafür war immer ein Ansprechpartner für ihn da, wenn er reden wollte - wenn nicht, ließ man ihn in Ruhe.
Man interessierte sich für sein Befinden, fragte nach seiner Meinung, machte sich Sorgen seinetwegen und überließ ihm einiges an Entscheidungsfreiheit.
Nur in einem Punkt waren sie unnachgiebig: Draco musste sein letztes Schuljahr nachholen und einen ordentlichen Abschluss zustande bringen. Daran führte kein Weg vorbei, auch wenn er sich am liebsten für eine Weile irgendwo verkrochen hätte.
Jedenfalls war es tröstlich, dass Remus und Georgia das nächste Jahr in Hogwarts unterrichten würden und damit als Ansprechpartner erhalten blieben.

Das Tischgespräch bewies, dass es auch für Sirius, Remus, Severus und Georgia nicht ganz so einfach war, wieder zu so etwas wie Normalität zurückzukehren.
Aber das weitaus schwierigste schien das Finden neuer Lebensaufgaben.
Für Draco war es irgendwie beruhigend, nicht allein mit diesem Problem dazustehen.



2. Die Zusammenkunft


Die Weasleys hatten sich für Iris' Taufe einen wundervollen Tag ausgesucht. Die Sonne schien, der Himmel war gleichmäßig blau und nur mit wenigen Schäfchenwölkchen verziert. Es war angenehm warm und man konnte davon ausgehen, auch die Abendstunden im Freien verbringen zu können. Die Menge der Gäste wäre auch unmöglich im Fuchsbau unterzubringen. Selbst in dem aufgestellten Festzelt wäre es ungemütlich eng geworden.

Bill, Fleur und ihre Kleine standen natürlich im Mittelpunkt des Geschehens. Obwohl Iris erst vier Monate alt war, konnte der Geübte bereits den Veela-Anteil in ihren Genen erkennen. Der Flaum auf ihren Köpfchen hatte die gleiche Farbe wie das Haar ihrer Mutter, sie hatte ein hinreißendes, zahnloses Lächeln und schien die Aufmerksamkeit der Gäste in vollen Zügen zu genießen.
Bill wurde nicht müde, das Baby durch die Gegend zu tragen und jedem Einzelnen seinen entzückenden Spross unter die Nase zu halten.

Selbstverständlich war die Familie vollständig angetreten mitsamt den Verbandelten, Ron und Gabrielle himmelten sich gegenseitig an, Harry saß bei Ginny, Hermine bei Charly und Nymphadora zwischen den Zwillingen. Ihre Schwester Asteria kam sich hingegen vor, wie das fünfte Rad am Wagen, und erwartete ungeduldig Daniels Ankunft.
Außerdem waren sämtliche Überlebenden des Phönixordens vertreten und viele Mitschüler und Freunde der F1-Generation.

Molly rannte (wer hätte das erwartet?) wie ein aufgescheuchtes Huhn zwischen den Gästen umher und überwachte deren Versorgung mit Getränken und Häppchen.
Ganz im Gegensatz dazu verhielt sich Arthur eher ruhig, begrüßte die Ankommenden und bemühte sich, den Überblick zu behalten. Er nahm seine Aufgabe als Gastgeber sehr ernst und auch die als Horchposten des Ministers. So beobachtete er die Grüppchen, die sich gebildet hatten und suchte nach verräterischen Zeichen, wo und wer sich möglicherweise über die Aktion vor reichlich zwei Wochen austauschte - vergeblich.
Der Fall des Dunklen Lords und der Todesser blieb weiterhin ein wohl gehütetes Geheimnis unter denen, die dabei gewesen waren. Niemand verlor ein Wort darüber, was tatsächlich geschehen war.

Schließlich ließ ein Motorengeräusch die versammelte Mannschaft aufhorchen und auf etlichen Gesichtern erschien ein freudiges Strahlen, einige standen sogar auf, um die Ankömmlinge willkommen zu heißen.
Georgia stellte ihre Familienkutsche etwas abseits in den Schatten und eine Reihe von Leuten verließ den Wagen. Alle waren sommerlich leicht, aber dem Anlass angemessen bekleidet, in unterschiedlichen Blautönen. Speziell Severus, mit einem Kleinkind auf dem Arm, und Draco boten in ihren kurzärmeligen Hemden einen äußerst ungewohnten Anblick.

Dass er und Draco nicht der Dunklen Seite angehörten, sondern maßgeblich an dem Sieg über Voldemort beteiligt gewesen waren, war zumindest der persönlichen Sicherheit der beiden zuliebe von McGonagall dem Ministerium (und natürlich auch den Gastgebern) mitgeteilt worden, Tonks, Shacklebolt und Lupin hatten diese Aussage bestätigt.

Bill war schon fast am Auto, noch bevor der Motor abgestellt wurde, und begrüßte einen nach dem anderen sehr herzlich. Auch Asteria war aufgesprungen. Bevor Daniel überhaupt Gelegenheit hatte, seinen Taststock auszuklappen, hatte sie ihn bei sich untergehakt und führte ihn gekonnt umsichtig über das Gelände und durch das Getümmel. Fred, George und Nymphadora freuten sich über den Neuzugang, der die Stimmung ihrer Schwester deutlich ansteigen ließ.

Arthur, Molly und Mad-Eye Moody beäugten die Szene eher skeptisch. Aus der Entfernung betrachtet schien eine Gruppe ihnen völlig Unbekannter eingetroffen zu sein. Doch die Reaktionen der jungen Leute zeugten vom Gegenteil.
Molly erkannte als erstes Minerva und Poppy, lief auf sie zu und umarmte sie überschwänglich. Gerade als sie nachfragen wollte, wer denn die anderen seien, fiel ihr Blick auf Remus, der heute wie aus dem Ei gepellt aussah, so dass sie ihn im ersten Moment nicht erkannt hatte. Freudig überrascht schüttelte sie ihm heftig die Hand und bewunderte sein neues Auftreten.

Ein weiteres Gesicht kam in ihr Blickfeld. Sie traute ihren Augen nicht. Dieses Gesicht gehörte doch jemandem, den sie einmal gekannt hatte, bevor er … Wie konnte das sein? Sprachlos und gebannt stand sie da und wusste nicht, was sie sagen sollte.
"Hallo Molly", sagte er mit seinem charmantesten Lächeln und einem hinreißenden Augenaufschlag, der keine Zweifel mehr zuließ. Mit dem Aufschrei "Sirius" fiel sie ihm stürmisch um den Hals. Selten hatte er solche Begeisterungsausbrüche ausgelöst, er genoss es ausgiebig und drückte Molly liebevoll.

"Oh mein Gott, du lebst....", schluchzte sie unter Freudentränen.
"Sag bloß, die haben dir nichts verraten?", murmelte er an ihren Hals und "Saubande", als sie seine Vermutung mit einem leichten Kopfschütteln bestätigte.
"Nein, nichts. Nichts haben sie gesagt … Wie …?"
Sirius streichelte ihr tröstend den Rücken und sagte: "Das habe ich den beiden zu verdanken."
Er drehte sich und Molly den anderen zu: "Darf ich dir unsere Gefährtin vorstellen? Molly, das ist Georgia Gone, Du hast bestimmt schon oft von ihr gehört."
Molly nickte: "Sehr erfreut."
Ihr fiel diese seltsame Formulierung auf, es blieb jedoch keine Zeit, großartig darüber nachzudenken. Denn auch Arthur war näher gekommen und freute sich mächtig über das unerwartete Wiedersehen, auch er umarmte Sirius und betrachtete ihn von Kopf bis Fuß.
"Für einen Toten siehst du mächtig gut aus, muss ich sagen!", nickte er anerkennend, doch wer ihn kannte, konnte sehen, dass er ein wenig um Fassung rang.
"Danke sehr, Arthur. Ich fühl' mich auch gut. Besser als je zu Lebzeiten", antwortete Sirius schelmisch.
"Georgia, das sind Molly und Arthur Weasley, ihre Sprösslinge kennst du bereits alle."
"Gesehen habe ich Molly auch schon einmal, beim Trimagischen Finale. Vielen Dank für die Einladung. Sie haben da eine tolle Truppe großgezogen", lächelte Georgia die geschmeichelten Eltern an und erwiderte den Händedruck.

Sirius zupfte an Severus' Ärmel, er möge sich kurz von Bill und Iris lösen.
"Und hier ist unsere Prinzessin, Diona", verkündete er nicht ohne väterlichen Stolz.
Beide drehten gleichzeitig die Gesichter den Gastgebern zu, ganz unverkennbar Vater und Tochter, und strahlten um die Wette.
Molly klappte die Kinnlade herunter, Severus war kaum wieder zu erkennen. Die letzten zwei Wochen hatte er viel geschlafen, regelmäßig gutes Essen genossen und sich so oft wie möglich mit der Kleinen im Freien aufgehalten. Sein ganzes Erscheinungsbild unterschied sich so eklatant von dem Severus Snape, den sie bisher gekannt hatte, dass sie zu träumen meinte.

"Molly, vielen Dank für die Einladung", erklang nun seine sonore Stimme. Es fehlte jedoch der kühle Unterton, mit dem er früher jeden davon abgehalten hatte, ihn ins Herz zu schließen, ebenso wie der sonst übliche abfällige Kommentar über die Gesellschaft oder das Ambiente. Das Mädchen auf seinem Arm streckte Molly seine Ärmchen entgegen, ihre dunkelblauen Augen leuchteten freudig auf. Sie hatte keinerlei Scheu vor dieser ihr völlig fremden Frau und Molly konnte nicht anders, als sie aus den Armen des überraschten Vaters zu nehmen und an sich zu drücken. Allerdings fragte sie sich schon, wie dieses Kind wohl entstanden sein mochte, was speziell Sirius jetzt mit "unserer" Prinzessin meinte, wieso er sein Leben ausgerechnet Snape und Miss Gone verdankte (wo er doch noch nie gut mit Severus ausgekommen war) und noch ein paar Dinge mehr.

Draco war als letzter an der Reihe. Er hatte zwischenzeitlich den Fuchsbau eingehend betrachtet, mit einer Mischung aus Geringschätzung über das chaotische Aussehen des Hauses und Bewunderung, dass es noch nicht zur Seite gekippt war, und pries sein Schicksal, nicht hier wohnen zu müssen (so weit blieb seine Einstellung unverändert).
Fast schüchtern nickte er Molly zu und gab Arthur artig Pfötchen, ohne ihm richtig ins Gesicht zu blicken.

Moody beobachtete diese Szene mit eher grimmigem Gesichtsausdruck. Er fühlte sich irgendwie übergangen bei der ganzen Geschichte, dies wollte ihm nach wie vor nicht schmecken und sein Misstrauen lag immer noch auf höchstem Level. Was Snape und Malfoy keineswegs davon abhielt nochmals nachzulegen und ganz "aus Versehen" ihre (wieder) unversehrten Unterarme zu präsentieren. Alastor nahm gleich mehrere Schlucke aus seinem Flachmann zur Beruhigung.

Im Verlauf der Begrüßungsorgie checkten die Ankömmlinge das Umfeld. Überall verstreut standen Tische und bequem aussehende Sitzgruppen, es war festlich dekoriert, in dem offenen Zelt wurde ein reichhaltiges Buffet vorbereitet, es liefen verdächtig viele hilfreiche Geister umher und schienen die Gäste mehr als nur zu bewirten.

"Sieht ganz so aus", meinte Georgia in lässigem Ton, "als hätte sich der Minister nicht lumpen lassen."
Mr. Weasley wurde einen Tick blasser, räusperte sich und versuchte Zeit zu gewinnen: "Wie meinen ...?"
"Ach Arthur", seufzte Snape ungewohnt nachsichtig, "wir wissen doch alle, dass die Taufe zwar ein Grund für dieses Zusammentreffen ist, aber nicht der wahre.
Aus eigenem Anlass hättet ihr das Fest niemals so pompös aufgezogen und es ist schon auffällig, wie viele der Beteiligten, und noch auffälliger, wie viele Helfer hier so herumschwirren."
Georgia schmunzelte: "Schon beim Eintreffen der Einladung war klar, dass Sie die ehrenvolle Aufgabe übertragen bekommen haben, in Erfahrung zu bringen, was in der Mitsommernacht geschehen ist. Und wenn ich mir den Aufwand hier so betrachte ..., haben die Kinder dicht gehalten."

Der Angesprochene fühlte sich ertappt, senkte den Kopf ein wenig und nickte, schließlich blinzelte er sie von unter her an: "Und? .... Tut ihr's?"
"Wir haben nicht vor, jemanden in Verlegenheit zu bringen." Sirius lachte, während er Diona aus Mollys Armen entgegen nahm.
"Aber wir behalten uns vor, es auf unsere Weise zu tun", ergänzte Remus, "NACH der Zeremonie!"

Bill und Charly atmeten erleichtert auf, den Aushorchversuchen der Eltern zu widerstehen, war keine leichte Aufgabe gewesen und hatte zu kleineren Verstimmungen geführt. Ihrer Meinung nach war es höchste Zeit, die Heimlichkeiten zu beenden.

Dass es überhaupt dazu gekommen war, lag an Georgias zugegebenermaßen gewöhnungsbedürftiger Art, alles unverblümt auszusprechen. Sie hatte sich immer geweigert, dem Orden beizutreten und offen kritisiert, wie Dumbledore seinen Kampf gegen den Dunklen Lord führte, und auch, wie er seine Mitstreiter benutzte.

Die Heimlichtuerei gegenüber den jüngeren Mitgliedern, bzw. Noch-Nicht-Mitgliedern, das Vorenthalten wichtiger Informationen, welches immer wieder zu Missverständnissen und Misstrauen führte, waren nur ein Beispiel. Wie oft Harry in Schwierigkeiten geraten war, weil Dumbledore ihm nicht alles gesagt hatte, was er hätte wissen müssen. Oder die Art, mit der er insbesondere Remus und Severus für seine Zwecke einspannte und sie damit oft genug über die Grenzen des Erträglichen hinaus forderte. Oder auch, wie er Sirius in das verhasste Elternhaus mehr oder weniger eingesperrt hatte. All das ging ihr gegen den Strich und sie hielt damit nicht hinter dem Berg, weder vor noch nach Dumbledores Ableben.

Das hatte einige der Ordensmitglieder gegen sie aufgebracht und den Orden selbst in zwei Lager gespalten. Die jüngeren Mitglieder, vor allem diejenigen, die sie in ihrer eigenen Schulzeit kennen gelernt hatten, waren fast ausnahmslos zu Georgias Gruppe "übergelaufen", ein Großteil der Älteren, insbesondere die Ministeriumsangestellten, aber auch Moody, Figg und Fletcher, waren nach Dumbledores Tod ein wenig führerlos, aber dennoch fest entschlossen, den Kampf in seinem Sinne fortzuführen und seine Pläne, soweit sie bekannt waren, weiter zu verfolgen. Sie hatten schließlich beschlossen, in dieser Sache mit dem Ministerium zusammenzuarbeiten und den Minister in ihre geheimen Pläne eingeweiht, weil sie einsahen, dass es keinen Sinn machte, ihre Kräfte zu verschleißen, wenn man an mehreren Fronten kämpfte, wo doch eigentlich alle den selben Gegner hatten.
Der Minister war darüber natürlich mehr als erfreut, jedoch entging ihm nicht, dass es eine neue Gruppierung gab, von der er nicht viel wusste und das ging ihm sehr gegen den Strich. Erst recht, dass Harry, der "Auserwählte", dieser neuen Gruppierung angehörte. Also versuchte er mit allen Mitteln, Informationen über Georgia und ihre Aktivitäten zu bekommen und beauftragte diejenigen aus dem Phönixorden, die jetzt unter seinem Kommando agierten, die anderen (insbesondere Familienmitglieder) auszuhorchen - jedoch ohne jeglichen Erfolg.

***


Nachdem auch die letzten Gäste eingetroffen waren, wurde auf die Gesundheit und ein gutes Leben für den Täufling, dessen Eltern, Großeltern, Onkels und Tanten angestoßen. Anschließend führten Fleur und Bill die Gesellschaft zu einer Quelle in der Nähe. Sie hatten darum gebeten, die Zeremonie nach alter Sitte durchzuführen.

Nach der rituellen Reinigung wurde ein großer Kreis gebildet - ohne, dass es großartig abgesprochen war, übernahm jeder seine Aufgabe wie zuvor und zur Eröffnung wurde ein Dank- und Freudenlied gesungen.
Auch diejenigen, denen der Vorgang neu war, wurden von der positiven Kraft und dem Gesang erfasst und erhielten eine Ahnung davon, was diese Energie bewirken kann.
Nicht einmal Griesgram Moody konnte sich dem entziehen, er sang lauthals mit, nicht schön aber inbrünstig. Molly stellte verwundert fest, dass wohl ein Teil der Talente ihrer Kinder an ihr vorüber gegangen war, andererseits freute sie sich außerordentlich, welch ungewohnte Einigkeit ihr Nachwuchs demonstrierte.

Daniel leitete die Zeremonie souverän, obwohl Georgia jede Bewegung verfolgte und bereitstand, hilfreich einzugreifen falls nötig. War es aber nicht und sie fand sich in ihrem Vorhaben bestätigt, ihm eines nicht allzu fernen Tages weit größere Aufgaben zu übertragen.
Auf dem Rückweg zum Fuchsbau platzte Asteria fast vor Stolz, dass ihr Freund diese verantwortungsvolle Aufgabe bravourös gemeistert hatte. Auch andere bekundeten ihre Ergriffenheit als eine spirituelle Erfahrung.

Dort angekommen, begannen die Festlichkeiten mit Kaffee, Tee, Kuchen und Sandwiches. Iris bekam ein Fläschchen und war kurze Zeit später eingeschlafen.
Man plauderte, lachte und scherzte ausgelassen miteinander.
Diona lief mit einem Keks in der Hand alleine umher, holte sich hin und wieder einen Schluck Kakao bei Sirius ab, ließ sich von den verschiedensten Bekannten eine Erdbeere in den Mund stecken und betrachtete sich die Leute. Ihr Wortschatz war noch nicht besonders groß, aber ihre Augen sprachen für sie.
Sie "unterhielt" sich mit Arthur, Hagrid, den Delacours und kam schließlich auch zu Moody. Der saß etwas abseits und mümmelte an einem Stück von Mollys selbstgebackenem Kuchen herum. Diona betrachtete interessiert sein klauenfüßiges Holzbein, ließ den Blick dann weiterwandern über das zerfurchte Gesicht und das magische Auge des alten Auroren.
Moody war es gewöhnt, dass die Leute ihn anstarrten - und dass kleine Kinder Reißaus nahmen oder anfingen zu schreien, wenn sie ihn sahen. Selbst die älteren Hogwarts-Schüler gruselten sich oft noch bei seinem Anblick. Nicht so Diona. Sie lächelte ihn freundlich an und streckte die Ärmchen aus, weil sie auf seinen Schoß wollte. Vor Schreck wäre ihm beinahe der Kuchen aus dem Mund gefallen.

Er sah sich misstrauisch um, doch er konnte keine Finte entdecken und in Dionas Augen las er nichts als pure Lebensfreude und ungeheucheltes Interesse. Vorsichtig nahm er sie hoch und setzte sie auf seinem gesunden Bein ab. Er konnte seinen Blick nicht von ihrem neugierigen Gesichtchen und den leuchtenden Augen abwenden, die jede einzelne Linie in seinem Gesicht furchtlos zu studieren schienen. Ein ungewohntes Lächeln stahl sich in seine sonst so finsteren Züge. Schließlich streckte sie einen ihrer kleinen Finger aus, berührte den Rest seiner Nase und sagte ernsthaft "Aua".
"Oh ja, kleine Lady, das hat wehgetan", knurrte er gutmütig.
Sie legte den Kopf schief, als wäge sie etwas ab. Dann sah sie in seine ungleichen Augen und fragte: "Ama Aua wegmacht?"
Er verstand sie nicht ganz und sagte: "Es tut nicht mehr weh, schon lange nicht mehr."
Sie schüttelte den Kopf.
"Komm", sagte sie dann und fing an, von seinem Schoß zu klettern, "Ama Aua wegmacht!"
Als er nicht sofort aufsprang, wiederholte sie etwas energischer: "Komm!" Widerstrebend gehorchte er.

Einige der Gäste steckten die Köpfe zusammen, als das ungleiche Paar an ihnen vorbei trippelte bzw. hinkte. Diona vergewisserte sich immer wieder, dass Moody ihr auch brav folgte, während sie zielstrebig ihren Weg zu Georgia verfolgte.

"Wessen Tochter ist sie jetzt eigentlich?", fragte Arthur Bill. "Ich meine, irgendwie … ich kann mir nicht helfen … so ganz kann ich sie nicht zuordnen."
Bill zuckte nur mit den Achseln. "Wenn du das wissen willst, solltest du Severus oder Sirius fragen. Aber ich fürchte, du wirst nicht viel mehr herausfinden als alle anderen. Sie sagen "unsere" und meinen damit die ganze Gruppe. Ehrlich, ich weiß es nicht. Manchmal denke ich, ich erkenne Sirius in ihr, besonders wenn sie lächelt oder etwas von dir will. Dann wieder sieht sie ganz nach Severus aus. Und manchmal - ja, da imitiert sie so perfekt Lupins Mimik oder Georgias Körpersprache, dass ich denke, sie ist von den beiden. Ich hab's aufgegeben, das herausfinden zu wollen. Wenn du eine klare Antwort willst, frag mich lieber, von wem Iris ist, das weiß ich zufällig genau", grinste er dann fröhlich.

Georgia ließ die Kleine zwar ihre eigenen Erkundungstouren machen, dennoch wachte sie mit unauffälligen Blicken über das Geschehen. Sobald sie erkannte, dass Diona mit Moody im Schlepptau auf sie zukam, unterbrach sie das Gespräch und ging ihnen langsam entgegen. Das Mädchen ließ sich auf den Arm nehmen, deutete auf das verunstaltete Gesicht des Alten und sah ihre Ama herausfordernd an, mehr bedurfte es nicht, um sich zu verständigen.
"Diona möchte, dass ich Ihnen helfe. Wollen Sie das auch?"
"Ähm ... ja ... wie ... ?", stammelte Mad-Eye unbeholfen.
"Bitte", sprach die Kleine dazwischen, mit einer gewissen Bestimmtheit, mit der man Kindern beibringt, höflich zu sein.
"... bitte", wiederholte der alte Auror gehorsam und die beiden lächelten gleichermaßen zufrieden.
"Gut, dann entspannen Sie sich, bitte."
Georgia legte ihre Hand auf Dionas Händchen und behutsam strichen sie über das zerfurchte Gesicht. Moody zuckte fast zusammen bei dem warmen, prickelnden Gefühl, das diese Berührung auslöste. Anschließend fuhr Georgia die tieferen Narben mit dem Zeigefinger nach und ließ ihn auch den Nasenrücken heruntergleiten. Das Kind ahmte die Bewegungen nach, streichelte auch über die Lippen.
Die Energie, die dabei floss, ließ Moody erzittern, als er hörte: "So ist es viel besser, das hast du fein gemacht."
Er sah, wie das kleine Mädchen zufrieden lächelte, als die Frau ihm einen Taschenspiegel reichte.
Kritisch musterte er das Bild, das sich ihm bot. Die Nase hatte immer noch einen Knick, war aber mit dem vorherigen Zustand nicht zu vergleichen und die Bewegungen der Lippen war wieder symmetrisch. Zwar waren seine Falten erhalten geblieben, trotzdem wirkte alles unbeschädigt. Er erkannte sich kaum wieder. Bass erstaunt starrte er Georgia an. Die nahm ihm den Spiegel aus der Hand, steckte ihm stattdessen eine Visitenkarte zwischen die Finger: "Lassen Sie sich dort eine Prothese anpassen, mit der Sie auch beschwerdefrei gehen können. Glauben Sie mir, die verstehen was von ihrem Handwerk."

"Wissen Sie was? Das mach ich auch! Vielen Dank, Mylady", antwortete Moody mit seiner knurrigen Stimme, die aber schon viel freundlicher klang, verbeugte sich und gab Georgia einen Handkuss. Dies war keine übertrieben höfliche Geste, sondern Ausdruck seiner tief empfundenen Dankbarkeit und wurde auch so angenommen. Dionas Hand nahm er ebenfalls in seine raue Pranke und drückte ihr ein Küsschen auf die Finger. "Und auch dir, mein Fräulein", fügte er sanft hinzu. Diona lachte ihr glucksendes Kinderlachen, das die Umstehenden aufhorchen ließ. Als sie Moodys neues Gesicht sahen, standen einige Münder offen und er war sofort umringt von Leuten, die das kleine Wunder ganz aus der Nähe bestaunen wollten. Manch einer begann zu verstehen, dass Georgia und auch Diona nicht ganz von dieser Welt waren.

In weniger als einer Stunde hatten sich die vorhandenen Sitzgelegenheiten unversehens wieder in einem Kreis angeordnet.
Sirius nahm dies als Zeichen und bat Molly, die Hilfskräfte nun zu entlassen. Remus suchte Fred, George und Percy zusammen und bat sie, weiteren Gästen beim Apparieren auf das Gelände behilflich zu sein. Denn immer noch galt die Regel, ohne Begleitung eines Weasleys konnte sich niemand auf das Grundstück zaubern.
Wenige Augenblicke später waren die Ministeriumsspitzel verschwunden. Dafür mischten sich Lunas Vater, ein Reporter des Tagespropheten und eine Journalistin der Hexenwoche unter die versammelte Gesellschaft.

Als eine gespannte Stille eingetreten war, berichtete Arthur von den Vorgängen im Ministerium.
Nymphadora und Asteria hatten nach dem Ereignis ihre Auroren-Kollegen gerufen, die folgendes Bild vorfanden:
- eine Reihe bewusstloser Todesser,
- einige Verletzte, wobei es Lucius Malfoy sehr schwer am Kopf erwischt hatte,
- ein paar Tote, darunter auch Bellatrix Lestrange und Fenrir Greyback,
allesamt schön verschnürt, und eine Menge zerbrochener Zauberstäbe.
Sie hatten gerade noch die Chance, das Feld mitsamt der "Strecke" zu räumen, bevor die Muggelpolizei mit Blaulicht und Sirenen anrückte.

Bewohner der Umgebung hatten seltsame Geräusche, komische Lichter am Himmel und eine Art Erdbeben gemeldet. Die Polizisten hatten die Gegend gründlich abgesucht und waren tatsächliche auf einige Stücke eines menschlichen Wesens gestoßen, das allem Anschein nach explodiert sein musste.
Im Kriminallabor waren die Fundstücke gründlich untersucht worden, aber es waren keinerlei Spuren eines Sprengstoffes gefunden worden, was die Beamten in zusätzliche Verwirrung versetzte.
Aber immerhin war es gelungen, drei Fingerabdrücke abzunehmen, die mit teilweise sehr alten Akten ungeklärter und mysteriöser Todesfälle in Zusammenhang gebracht werden konnten, bei denen die Opfer allem Anschein nach zu Tode geängstigt worden waren.

Vielen der Anwesenden wurde jetzt erst bewusst, welche nachhaltigen Spuren das Treiben Lord Voldemorts auch in der Muggelwelt hinterlassen hatte.
Jedenfalls berichtete Arthur davon, dass der Premierminister nachdrücklich vom Zaubereiminister Informationen forderte, die zur Aufklärung der Fälle beitragen sollten.
"Aber bisher haben wir keine brauchbaren Aussagen zu dem Geschehen bekommen!" Er warf seinen Nachkommen einen eher missbilligenden Blick zu und ließ auch die Tonks-Mädchen nicht aus.

"Das war auch durchaus beabsichtigt", meldete sich Georgia zu Wort, "es war eine Gemeinschaftsarbeit und so soll es auch bleiben, selbst in der Berichterstattung.
Ich bitte all diejenigen um Verzeihung, denen die Geheimhaltung seit Mitsommer schwer gemacht wurde, und ich zolle ihnen großen Respekt."
Auf etlichen Gesichtern war ein Strahlen der Erleichterung zu erkennen (und ein gewisser Stolz).
"Daher bitte ich auch die Dame und die Herren von der Presse und Percy, einheitliche Berichte zu verfassen und zu veröffentlichen. Danke!"
Harry stand nun auf und beschwor die Zeitungsleute nachdrücklich, Rücksicht auf das Privatleben aller Beteiligten zu nehmen und speziell die Jüngeren nicht mit Interviews und bohrenden Fragen zu bedrängen.
Anschließend gab es eine kleine Diskussion, ob der Premierminister einem Bericht Glauben schenken würde oder ob es nicht überzeugender wäre, ihn ebenfalls zu der Runde einzuladen, da er ohnehin schon einiges über die Zaubererwelt erfahren hatte. Schließlich erklärte sich Shacklebolt bereit, zur Downing Street zu flohen.

In der Zwischenzeit wollte Molly ihre Neugierde befriedigen und löcherte Sirius mit Fragen, wann und wie er denn wieder zurückgekommen sei.
Er erklärte nun allen Anwesenden, dass Severus ihn noch in der gleichen Nacht aus der Anderwelt geholt hatte. Was nun bei den meisten ein größeres Erstaunen und noch mehr Fragen hervorrief.
"Nun, man braucht echt gute Freunde und die richtige Motivation", erklärte Sirius, lächelte Severus dabei an und drückte ihm liebevoll die Hand.
Dieser nickte und fuhr fort: "Einen Freund, der einem den Rücken deckt, auch und gerade gegen Dumbledore."
Der Blick glitt zu Remus hinüber.
"Eine Vertraute und Freundin, die über mehr Dinge Bescheid weiß, als man ihr im Allgemeinen zutraut, die auf schwierige Aufgaben vorbereitet und den Rückweg freihält."
Dabei nickte er Georgia zu, die bestätigte: "Man braucht sehr, sehr viel Mut und den starken Willen alles auf eine Karte zu setzen, selbst auf die Gefahr hin, alles zu verlieren."
Severus lächelte jetzt süffisant: "Auch ein bisschen Erpressung und Bestechung waren durchaus hilfreich."

"Ich wünschte, ich hätte euch den Kummer ersparen können, den mein "Ableben" verursacht hat. Aber es war für mich das größte Geschenk, nicht mehr gesucht zu werden, endlich wieder frei zu sein … Ich hoffe, ihr könnt mir verzeihen", sagte Sirius ernst. "Ich hätte es nicht ertragen, wieder in das Horror-Haus zurückzukehren. Auf diese Weise konnte ich weit mehr tun, als ich es dort als Gefangener im eigenen Haus hätte tun können."
Er strahlte seine Gefährten der Reihe nach an und keiner, der ihn so sah, konnte ihm das Versteckspiel ernsthaft verübeln. Alle hatten gewusst, wie sehr er das Leben am Grimmauldplatz gehasst und wie es ihn deprimiert hatte.

Sirius' Reputation war zwar nach seinem "Tod" wiederhergestellt worden, aber die Herrschaften von der Presse wollten doch noch einige Einzelheiten in Erfahrung bringen. So berichtete er erstmals in einem größeren Kreis eine Kurzform der Geschichte aus seiner Sicht. Obwohl ihm dieser Bericht recht flüssig von den Lippen ging, erkannte jedermann den Ernst der Lage und dass solchen Ungerechtigkeiten ein Riegel vorgeschoben werden muss.

Kurz darauf erschien Kingsley mit einem doch leicht unsicher wirkenden Premierminister an seiner Seite. Arthur stellte sich als Ministeriumsbeamter und Gastgeber vor, der Rest der Gesellschaft verhielt sich höflich, aber nicht sonderlich beeindruckt von dem "hohen" Besuch. Er wurde gebeten Platz zu nehmen, als einer unter vielen in diesem Kreis. Molly brachte eine extragroße Tasse Tee mit Schuss zur Beruhigung seiner Nerven.
Da der Auror ihn darauf vorbereitet hatte, an einer Gartenparty teilzunehmen, siegte schnell die Neugier über die Nervosität. Gut, der Halbriese fiel etwas aus dem Rahmen, aber alle anderen machten einen relativ normalen Eindruck, von der Kleidung mal abgesehen.
Die Mitarbeiter des Zaubereiministeriums übernahmen die Aufgabe, den Muggel über den Dunklen Lord aufzuklären und was es mit dem unverzeihlichen Flüchen auf sich hatte.
"Wollen Sie damit sagen, dass diese Menschen, die unter verdächtigen Umständen, aber ganz ohne äußere Verletzungen zu Tode gekommen sind, von einem dieser Flüche getroffen worden waren?", fragte der Premier fast ungläubig. Alle nickten.
Er dachte gerade darüber nach, ob er einen Beweis fordern sollte, als Georgia verlauten ließ: "Herr Premierminister, das werden wir bestimmt nicht tun."
Die Erkenntnis, dass seine Gedanken gelesen wurden, erschreckte ihn schon ein wenig.
"Sie hätten gerne einen Beweis für unsere Magie?", deckte sie weiter seine Gedanken auf, "Später!"

Während mehrere Schreibfedern wie wild über Pergamente rasten, berichtete Harry nun, was er von Dumbledore über das Spalten einer Seele erfahren hatte und dass Lord Voldemort diesen Vorgang sieben Mal durchgeführt hatte, um das eigene Überleben zu sichern. Er hatte mit Hilfe des Schulleiters begonnen, die Artefakte ausfindig und unschädlich zu machen. Später hatten Ron und Hermine ihm bei dieser Aufgabe zur Seite gestanden. Die wichtigsten Hinweise seien jedoch immer wieder von Severus Snape gekommen, der trotz seiner Flucht aus Hogwarts stets Kontakt zu Professor McGonagall und Sirius gehalten hatte.
Immerhin waren fünf Teile zerstört und bestätigt worden, dass Nummer sechs Nagini, die Riesenschlange war.

Weiter erklärte er, bereits in seinem ersten Schuljahr erkannt zu haben, worin die größte Schwäche des Dunklen Lords lag: Das Fehlen von Liebe, die Verachtung all derer, die zu lieben fähig sind und die Unterschätzung dieser Macht.

Mr. Lovegood hob die Hand und fragte Snape nach den wahren Umständen, die zu Dumbledores Tod geführt hatten.
Schweren Herzen und sichtlich unter dem Druck eines schlechten Gewissens, gab Draco zu, welchen Auftrag er von Voldemort bekommen hatte und dass er ihn selbst auszuführen nicht imstande gewesen war. Im Verlauf dieser Ausführungen nickte Minerva zu Georgia und Hagrid hinüber, die sich beide kurz am Auto zu schaffen machten.
Wenig später setzte der Wildhüter ein steinernes Gefäß in die Mitte des Kreises. Minerva holte ihre Erinnerung aus dem Gedächtnis und legte sie sachte in die Schale. Georgia schließlich ließ das Denkarium auf Planschbeckengröße anwachsen, so dass auch der Letzte die geisterhafte Gestalt Dumbledores deutlich sehen und vernehmen konnte.

So erfuhr die Gesellschaft von dem raffinierten Schachspiel, in dem so viele von ihnen, auch Draco, eine Figur übernommen hatten. Er hatte um die eigene Rolle als Angriffsziel gewusst und auch um den Unbrechbaren Schwur, den Snape Narcissa Malfoy gegenüber geleistet hatte. Mit dem Opfer seiner Person wollte er einerseits seinen Gegenspieler von der Zerstörung der Artefakte ablenken und in Sicherheit wiegen, andererseits Voldemorts Vertrauen in Severus stärken und dessen Leben schützen.
Weil Snape sich jedoch vehement weigerte (zum ersten Mal übrigens), die Anordnungen seines Mentors auszuführen, hatte er zu einer List gegriffen und sich bei der Bergung des Medaillons von Harry mit Gift abfüllen lassen, für das es kein wirkungsvolles Gegengift gibt und das ihm einen langsamen, äußerst qualvollen Tod beschert hätte.
Bevor die Schemen sich auflösten, dankte er für die erwiesene Gnade und bat um Vergebung für die Seelenqualen und Gewissenskonflikte, die er vielen von ihnen zugemutet hatte.

Für einige Minuten herrschte Ruhe. Dann verlor der Premier die Geduld: "Was haben Sie dann gemacht? Ich meine, wie haben Sie diesen ... wie hieß er noch(?) ... ausgeschaltet? Das haben Sie doch?"
Er blickte gespannt in die Runde.
"Na ja", begann Sirius zögerlich, "eigentlich ... hat er sich selbst ausgeschaltet!"
"Wie bitte?", kam es von Seiten der Ordensmitglieder gleichzeitig.
"Aber es hat doch ein Kampf stattgefunden!", rief Arthur aus.
"Nun ja", meinte Bill grinsend, "eigentlich nicht, denn wir haben nicht gekämpft, wir haben weiße Magie angewandt."
Arthur und Molly sahen ihren Ältesten sehr verblüfft an.
Dieser musste lachen, als er fortfuhr: "Wir haben nicht einmal unsere Zauberstäbe benutzt. Wir, und damit meine ich auch sämtliche beteiligten Schüler von Hogwarts, haben einen weitläufigen Schutzkreis um das Gelände gebildet, so ähnlich wie vorhin, und dann alle Energie gezogen, die wir nur kriegen konnten. Als Draco und Severus die dunkle Gesellschaft in den Kreis geführt hatten, haben wir uns zu erkennen gegeben und unsere Energien miteinander verbunden, das war's.
Nicht ganz, um Voldemort hat sich ein zweiter, innerer Kreis gebildet ...."
Damit deutete er auf die "Familie".
"Es hat doch aber Tote und Verletzte gegeben", erinnerte sich Arthur.
"Stimmt schon, .... aber daran waren die selbst Schuld", sagte Ron ziemlich trocken. "Die sind auf uns losgestürmt und haben wie die Wilden Flüche auf uns abgefeuert."
Die Eltern waren starr vor Entsetzen.
Doch ihre Kinder grinsten breit, als Ginny fortfuhr: "Aber die Flüche sind zurückgeprallt auf die Verursacher und haben auch deren Stäbe zerlegt."

"Interessantes Konzept!", knurrte Mad-Eye Moody wohlwollend. "Aber jetzt aber mal Butter bei die Fische, wie ist das mit Voldemort gelaufen?"
Sirius sah sich um und räusperte sich: "Also, .... wir hatten uns ausgedacht, dass die Menschen, die die engste emotionale Bindung haben, sich dem Dunklen Lord stellen sollten, d.h. natürlich Harry, Remus, Severus, Georgia, Diona und auch meine beiden Nichten.
Die Todesser hatten sich über das Gelände verteilt, nur Peter, Severus, Draco und Voldemort selbst waren zurückgeblieben. Wir haben uns dann einer nach dem anderen in Kreis um sie herum postiert. Erst hat er gelacht, als er Georgia sah und hat sofort versucht, ihr Nagini auf den Hals zu hetzen. Was hast du eigentlich zu ihr gesagt?"
"Ob sie denn nicht wüsste, wem sie wirklich Achtung zu erweisen hätte", antworteten Georgia und Harry wie aus einem Mund und lächelten sich an.
"Jedenfalls hat sich Nagini dann ganz lang und flach auf den Boden gelegt, anstatt sich ihr um Hals zu wickeln. Im Verlauf des folgenden Wutanfalls hat er die Schlange selbst getötet. Nebenbei hat Severus seinen schwarzen Umhang abgelegt und damit den Kreis geschlossen, gleichzeitig Draco in Schutz genommen. Ich konnte mir nicht verkneifen, meine Verwunderung darüber zu äußern, wie großzügig er mit seinen Seelenteilen umgeht."
Remus schmunzelte: "Ja, er hat Sirius ganz schön geschockt angestarrt. Erst recht, als der einen weiteren zerstörten Teil aus dem Umhang zog und auf den Boden fallen ließ. Seine komischen roten Augen wurden immer größer, als wir ihm alle gefundenen Artefakte vor die Füße warfen."
"Schließlich versuchte er, sich auf mich zu stürzen", führte Harry fort, "aber da ist Wurmschwanz dazwischen gesprungen und hat "Keine Chance!" gerufen.
Unter Wimmern und Klagen hat er seinem Meister gestanden, dass er mir doch noch etwas schuldig gewesen war und als er damals meinen Arm aufgeritzt hat, habe er neben meinem Blut auch den Seelenteil bei der Wiederherstellung mit in den Kessel geworfen."

"Das waren dann auch Peters letzte Worte." In Sirius' Stimme lag jede Menge Verachtung, aber auch ein klitzekleiner Unterton von Wehmut.

"Tja, Voldemort hat den Fehler begangen, seinen Zauberstab gegen uns zu richten. Diona begann mit dem Gesang, erstrahlte dabei in gleißendem Licht, dass er sich abwenden musste. Der Lichtbogen sprang zum nächsten über, machte die Runde und kehrte schließlich zu Georgia zurück, wobei jeder seinen ureigensten Ton zu einem perfekten Akkord beitrug.
Das war dann wohl etwas zuviel des Guten für Voldemort. Er hat sich mit allen Mitteln dagegen gewehrt und fürchterlich geschrieen, die dabei entstandene Interferenz hat ihn schlicht und ergreifend in Stücke gerissen."
Severus zuckte mit den Schultern und setzte den Er-hat-es-ja-nicht-anders-gewollt-Gesichtsausdruck auf.

Diejenigen, die nicht beteiligt gewesen waren, wirkten ungläubig und verstört, die anderen nickten lebhaft.
"Es wäre nicht angemessen, diesen Vorgang zu wiederholen, aber wir könnten Ihnen eine Vorstellung von dieser Kraft vermitteln", schlug Georgia vor.
Sie ließ alle aufstehen, auch den Premierminister, und bat darum, nur Dionas Ton mitzusummen. Als die Luft um sie herum von diesem Ton erfüllt war und von dem Kreis ein gewisses Leuchten ausging, wechselte sie allein zu IHREM Ton, woraufhin der Boden unter ihren Füßen zu vibrieren begann.
Nach dem Verklingen des Gesangs zweifelte niemand mehr an der Kraft der Klänge und der Wirksamkeit weißer Magie.

Als die eingetretene Stille peinlich zu werden drohte, verkündete Molly, dies sei nun wahrhaftig ein Grund zum Feiern und eröffnete das Buffet.

Remus, Sirius und Severus setzten sich noch einmal kurz mit den Presseleuten zusammen, bevor diese das Fest verlassen und ihre Berichte in den Druck geben wollten.

Der Staatschef kam auf Georgia zu mit der Frage, was er denn jetzt mit den Akten der ungeklärten Fälle unternehmen solle. Arthur wurde zu dem Gespräch geholt, er gab den Namen Tom Riddle und alle offiziell bekannten Daten heraus. Es wurde der Vorschlag unterbreitet, die Fälle nach und nach als abgeschlossen zu stempeln, alsbald die Sonderkommission aufzulösen bzw. mit anderen Aufgaben zu betrauen und alles schnellstmöglich irgendwo in den Tiefen der Archive verschwinden zu lassen. Es wäre wohl etwas zu auffällig, wenn er das ganze Material zusammenpacken und versiegeln würde, was ja durchaus in seiner Macht stünde. Aber selbstverständlich überließ man ihm die Entscheidung über sein Vorgehen.

Nach der kurzen Unterredung brachte Kingsley den Premier zurück in die Downing Street. Für den Rest des Tages setzte er sich mit einem guten Scotch in seinen Lieblingssessel, sann über das (Mit-)Erlebte nach und fand es nach einer Weile recht schade, nicht mehr mit der magischen Gesellschaft zu tun zu haben, sehr interessante Leute, diese Zauberer.

Kaum war die Presse und der "hohe" Gast verschwunden, löste sich die Spannung endgültig in Wohlgefallen auf. Bei gutem Essen und viel Wein wurden noch etliche Fragen geklärt, die die Öffentlichkeit nichts angingen. Die ganze Familie war erleichtert, auch diese Aufgabe erfolgreich hinter sich gebracht zu haben, und sich seit vielen, vielen Jahren dem Feiern und Tanzen und der Ausgelassenheit hingeben zu können.

***


Draco stand ein bisschen verloren am Buffet. Obwohl er nun zur Gruppe derer gehörte, die gefeiert wurden, zu den Siegern dieses unseligen Krieges, fühlte er sich nicht ganz wohl in seiner Haut. Er war einer von denen, die die Seiten gewechselt hatten, und obwohl er sich sicher war, dass er nun auf der richtigen Seite stand, meinte er doch ein Misstrauen gegen sich zu spüren, eine Distanziertheit, die viele der anderen ihm gegenüber an den Tag zu legen schienen.
Auch war die Rolle, die er gespielt hatte, nämlich den Dunklen Lord an den Ort seines Verderbens zu locken, eine in seinen Augen eher unrühmliche, so wichtig sie auch gewesen sein mochte.
Er hatte in dem Krieg nahezu alles verloren. Er selbst war zum Verräter in den Reihen der Todesser geworden. Seine Selbstachtung befand sich irgendwo auf dem Tiefpunkt. Er hatte nicht einmal mehr genug davon, um Harry weiter verabscheuen zu können oder die Weasleys wie gewohnt zu verachten.
Sie alle waren eine glückliche Gemeinschaft und strahlten um die Wette, nur er fühlte sich ausgeschlossen. Irritiert betrachtete er Snape, der sich unter all diesen Menschen so souverän bewegte, als habe er immer schon dazu gehört. Irgendwie hatte er gehofft, wenigstens ihn als eine Art Vater-Ersatz an seiner Seite zu haben. Aber Severus schien zu beschäftigt zu sein, um sich mit Dracos Empfindsamkeiten zu befassen oder sie auch nur zu bemerken.

Gerade als er beschlossen hatte, sich an der Erdbeerbowle sinnlos zu betrinken, tauchte Luna Lovegood neben ihm auf.
"Hallo Draco", sagte sie, und ihre Stimme klang, als käme sie von sehr weit her. "Es geht dir nicht so gut, nicht wahr? Du siehst traurig aus."
Sie sagte das in einer Art, die eigentlich keine Frage, sondern eine Feststellung war. Er schaute sie ein bisschen pikiert an. Er hatte keine Erfahrung mit Luna, er konnte sich nicht daran erinnern, je mit ihr gesprochen zu haben. Er hatte sie immer für verrückt gehalten.
Immerhin trug sie heute weder gemüseförmigen Schmuck noch irgendwelche verrückten Pappbrillen aus dem Klitterer auf der Nase, sondern war dem Anlass entsprechend in ein hübsches weißes Festgewand gehüllt, dass sie ein bisschen wie eine Fee aussehen ließ. Es war nicht direkt peinlich, mit ihr gesehen zu werden, und so ließ er sich zu einer Antwort herab. Sie schien immerhin ein menschliches Wesen zu sein, das sich für seine Befindlichkeit interessierte, und das tat überraschend gut.

"Ich hatte schon bessere Tage", gestand er. "Schlimmere allerdings auch", fügte er noch sehr leise hinzu, als er an seine Todesser-Zeit zurück dachte.

"Möchtest du darüber reden?", fragte sie. Zu seiner Verblüffung stellte er fest, dass die Frage ernst gemeint war und dass er sie tatsächlich in Erwägung zog.

"Ehrlich gesagt, nicht wirklich", antwortete er. "Ich weiß nicht, ob es hilft. Es ist wohl etwas, das ich mit mir selbst ausmachen muss."

"Das verstehe ich. Du hast das Gefühl, nicht dazu zu gehören, das ist nicht schön. Du fühlst dich sicher sehr einsam im Moment."

Sprachlos sah er ihr dabei zu, wie sie sich ein Glas Bowle abfüllte, während sie seelenruhig sein Gefühlsleben analysierte. Woher wusste sie so genau darüber Bescheid, wie er sich gerade fühlte? War sie ein Legilimens?
Sie richtete ihre großen, graublauen Augen auf ihn und sagte: "So fühle ich mich schon fast mein ganzes Leben lang, weißt du? Man gewöhnt sich dran, aber hin und wieder macht es einen doch traurig."
Sie reichte ihm das Glas und füllte sich ein neues, dann hakte sie sich ohne Vorwarnung bei ihm unter und sagte: "Weißt du, was hilft? Tanzen."

"Tanzen?", fragte er ungläubig.

"Ja", sagte sie überzeugt und führte ihn zu dem Tanzboden, den die Weasleys zwischen den alten Obstbäumen errichtet hatten. Lichterfeen in den Zweigen sorgten für romantische Beleuchtung und eine Truppe irischer Kobolde spielte fröhliche Kreistänze. Eine Weile sahen die beiden dem Treiben des Jungvolks zu, das vergnügt über die Holzdielen wirbelte. Die Musik ging ins Ohr und in die Beine, ob man das wollte oder nicht. Die Schritte waren einfach und Draco war nicht untalentiert im Imitieren von Bewegungen. So dauerte es nur eine Bowlenglasfüllung, bis die beiden sich einreihten und mit den anderen einen lebhaften Reigen aufs Parkett legten. Gerade bei dieser Form des Tanzes war es geradezu unmöglich, sich ausgeschlossen zu fühlen. Der Kreis öffnete sich und nahm jeden Neuankömmling bereitwillig in sich auf, die Gleichzeitigkeit der Sprünge und Schritte war ein stark verbindendes Element. Ein paar Augenblicke später war der eben noch Außenstehende ein integriertes Mitglied der tanzenden Gruppe.

Ein paar Tänze später war Draco erhitzt, verschwitzt, durch und durch gut gelaunt und wiegte sich in Lunas Armen zum Takt einer langsamen Melodie.
"Du hast wirklich Recht", sagte er glücklich, "Tanzen hilft."



3. Coming home



"Und? Wie ist es gelaufen?"

"Bestens. Er hat es geschafft!"

"Ehrlich? Sie sind …"

"Ja, sie sind geheilt. Alle beide. Und er hat es ganz allein geschafft. Alles, was ich dazu beigetragen habe, war, die richtige Dosis Alkohol zu berechnen und die Drinks zu mixen."

Sirius' Gesicht begann zu strahlen bei diesen Worten und die Augen schimmerten verdächtig, als er sich räusperte und mit heiserer Stimme ein anerkennendes "Wer hätte das gedacht?" stammelte.

"Nun ja - ich. Nachdem ich die ersten paar Sitzungen mit ihm hatte, war ich mir ziemlich sicher, dass er es schaffen würde. Ich habe noch nie zuvor so eine ausgeprägte Form von natürlicher Begabung für Legilimentik gesehen wie bei ihm. Weißt du, als er damals so mir nichts, dir nichts meine schlimmsten und bestgehütetsten Erinnerungen einfach so aufgeknackt und ans Licht geholt hat, wusste ich, welches Potential in ihm steckt."

Sirius nickte leise. Er konnte sich noch gut daran erinnern, wie Severus abends völlig aufgelöst nach Hause gekommen war. Er hatte höchst unwillig zugestimmt, Longbottom in Legilimentik zu unterrichten, nachdem Minerva McGonagall ihn darum gebeten hatte. Und nach der ersten Stunde schon war Severus sich darüber klar gewesen, dass mehr in dem jungen Mann steckte, als man von außen vermuten würde.

Nach ein paar weiteren Sitzungen war er dann in desolatem Zustand zu Sirius heimgekommen und hatte sich trösten lassen müssen. Er hatte von der entsetzlichen Nacht erzählt, in der er Zeuge geworden war, wie Voldemort Lily und James getötet und dann noch versucht hatte, das unschuldige Kind - Harry - ebenfalls mit dem Todesfluch zu belegen. Er hatte von Lilys leeren, toten Augen gesprochen, die ihn anklagend angestarrt hatten aus dem Rauch und den Trümmern heraus, in die sich das Haus durch die Einwirkung der Todesser verwandelt hatte.

Sirius hatte sich alles anhören müssen, die lange Beichte, die Snape so lange aufgespart, verdrängt, verheimlicht hatte. Es war schrecklich gewesen. Er hätte fast mitgeheult, als Severus unter strömenden Tränen all das ausgespuckt hatte, was ihm so lange schon auf der Seele gelegen hatte. Aber danach, als er es endlich hatte erzählen dürfen, als sie mit Hilfe von ziemlich viel Alkohol all das durchgekaut hatten, Sirius ihm versichert hatte, dass er ihn auch weiterhin lieben würde, trotz allem, was er getan hatte, da war es, als wäre aus Severus ein ganz anderer Mensch geworden. Die schreckliche Wahrheit war ausgesprochen und derjenige, der ihn am meisten dafür hätte hassen können, hatte ihm vergeben.

Er hatte Harry endlich um Verzeihung bitten können. Es war, als wäre eine zentnerschwere Last von seiner Seele genommen, die ihn all die Jahre erdrückt hatte. Danach war er förmlich aufgeblüht, seine verstockte Art war einer heiteren Gelassenheit gewichen, die den Leuten, die ihn lange und gut kannten, ein wenig unheimlich vorkam. Sein wahres, humorvolles Wesen hatte einen Weg nach draußen gefunden. Er hörte auf, die Schüler mit zynischen Bemerkungen und persönlichen Beleidigungen zu drangsalieren, sein Unterricht wurde … richtiggehend angenehm. Nachdem sich die Schüler von dem Schock erholt hatten, wurden die Leistungen schlagartig besser, in den Klassen wurde oft gelacht - etwas, das früher höchstens mal aus Schadenfreude vorgefallen war, wenn Slytherin und Gryffindor gemeinsam Unterricht gehabt hatten.

"Die Idee, seine Eltern mit Legilimentik zu heilen, die stammt freilich von mir. Nachdem ich mir darüber klar geworden war, wie heilsam es ist, solche alten, verkapselten Strukturen aufzubrechen, kam mir der Gedanke. Ihr Geist hat sich damals von den unerträglichen Schmerzen genauso eingekapselt wie meine Erinnerungen. Sie aufzubrechen war die letzte denkbare Therapie, und sie hat angeschlagen."

Sirius sah ihn glücklich lächelnd an, dann schloss er ihn fest in seine Arme. Freudentränen rannen ihm aus den Augenwinkeln. Frank und Alice würden endlich wieder nach Hause kommen, geheilt von der geistigen Umnachtung, die sie jetzt fast zwanzig Jahre umgeben hatte. Er würde wieder mit ihnen reden können, ihre alte Freundschaft erneuern. Und Neville würde endlich, endlich seine Eltern kennenlernen, so, wie sie gewesen waren, bevor die Todesser sie in den Wahnsinn gefoltert hatten.

"Ich bin so stolz auf dich", flüsterte er Severus ins Ohr, bevor er ihn zärtlich küsste. Severus lächelte bescheiden und wehrte ab.

"Ich hab' nicht viel …"

"Doch, das hast du", fiel Sirius ihm ins Wort. "Neville hat vielleicht das Talent, aber du hast ihm gezeigt, wie er es anwenden kann. Du bist mein Held." Erneut bedeckte er Severus' Lippen zärtlich mit seinen und erstickte so die gemurmelten Abwiegelungsversuche.

"Hmmm, du schmeckst gut", war alles, was er nach ein paar Sekunden herausbekam.

"Es gibt Erdbeerkuchen mit Schlagsahne", nuschelte Sirius, ohne sich richtig von Severus' Lippen lösen zu wollen. Bei dem Wort Schlagsahne durchzuckte beide derselbe unanständige Gedanke. In ihrer allerersten Nacht hatten sie welche vom Nachtisch übrig gehabt und sie in ihr zärtliches Spiel mit eingebaut. Seitdem hatten sie beide nie mehr ohne Hintergedanken eine Schüssel Sahne betrachten oder auch nur das Wort unschuldig anhören können.

"Wow", flüsterte Severus, doch bevor sie sich von den Gedanken in eine zu erregte Stimmung tragen lassen konnten, ertönte eine helle Stimme aus der Küche: "Daddy, Daddy, es gibt Kuchen! Und ICH hab' die Sahne gemacht. Hat Paddy mir beigebracht. Toll, nicht?"

Diona kam mit ihrem Zauberstab angerannt und ließ sich von Severus auffangen.

"Na so was! Mein Prinzesschen kann schon alleine Sahne schlagen. Du wirst ja bald eine perfekte Hausfrau sein. Verdammt, ich beneide den Mann, der dich mal abbekommt, jetzt schon."

Sie schlang ihre Ärmchen um seinen Hals und drückte ihm einen stürmischen Kuss ins Gesicht.

"Ich will aber gar keinen Mann. Ich hab doch dich und Paddy und Moony. Ich kann euch doch nicht alleine lassen."

"Wie du meinst, mein Schatz. Das hat ja auch noch viel Zeit. Bis dahin hast du uns vielleicht doch über."

"Niemals!", widersprach sie mit empört gerunzelten Augenbrauen und erinnerte Sirius in diesem Moment ganz schrecklich an ihren Vater, wenn einer seiner ehemaligen Klassenkameraden in Hogwarts etwas Unanständiges oder Peinliches von ihm zu tun verlangte - Abschreiben lassen, zum Beispiel. Sirius grinste unwillkürlich ob dieser Erinnerungen.

"Nein, mein Kätzchen, bestimmt nicht. Dein Daddy kommt immer an erster Stelle, so gehört sich das auch, und dein Paddy an zweiter. Und jetzt wollen wir schnell Kaffee machen, oder? Dann kannst du Daddy zeigen, dass du das auch schon richtig gut kannst", sagte er liebevoll und drückte der Kleinen einen Kuss auf die Wange.

Sie sah einen Moment lang unsicher aus.

"Wie denn, hast du Bammel?", fragte Sirius ungläubig.

"Nein, doch nicht vor dem Kaffee", widersprach sie und sah nicht minder empört aus als vorher. "Nur ich ... ich weiß nicht, wen ich am liebsten habe. Muss ich das entscheiden? Es ist manchmal so und manchmal so …"

"Und manchmal hasst du uns beide, ich weiß." Severus warf Sirius einen verschwörerischen Blick zu. Dieser grinste breit zurück. Ihr letzter Wutanfall war noch nicht so lange her, dass sie es hätten vergessen können, wie sie getobt und geflucht hatte, weil sie das Drachenei nicht bekommen hatte. "Ist doch schnuppe. Du musst kein Ranking aufstellen, Süße. In meinem Herzen wirst du immer die Nummer Eins sein, egal was du selbst gerade fühlst oder denkst. Sogar wenn du böse warst, wirst du immer meine Prinzessin sein, vergiss das nie", sagte Severus. Sie legte die Stirn an seine, so wie sie es oft bei den Erwachsenen gesehen hatte, wenn sie große Zuneigung ausdrückten, und schloss dabei die Augen. Severus drückte sie fest, aber vorsichtig an sich und strich ihr übers Haar. Es war fast so schwarz wie seines, aber viel feiner und fliegender und wirkte dadurch heller. Im Sonnenschein hatte es einen rötlichen Schimmer.

Sirius ließ die beiden den Moment inniger Zweisamkeit auskosten und verschwand in der Küche, wo er den Wasserkessel rasch zum Pfeifen brachte. Schon kam die Kleine angerannt und bereitete den Kaffeefilter auf der Kanne vor, bevor sie langsam und gewissenhaft das Wasser auf das braune Pulver goss. Severus kam hinterher geschlendert und beobachtete die beiden. Diona mit dem kochenden Wasser in der Hand zu sehen, behagte ihm nicht, aber Sirius stand daneben und passte gut auf, dass sie sich nicht verbrühte. Severus musste schmunzeln, mit welchem Feuereifer die Kleine bei der Sache war.

‚Wie ich selbst, wenn ich Tränke brauen durfte', durchschoss es seine Gedanken. Natürlich, sie war seine Tochter, durch und durch. Wenn sie ihre Braukünste auch momentan nur am Kaffeepulver anwandte, so würde es sicher nicht mehr lange dauern, bis sie ihren ersten Kessel und einen eigenen Arbeitsplatz im Labor verlangen würde, das konnte er jetzt schon ahnen.

"Und, Daddy? Macht sie das nicht ganz famos?", fragte Sirius schmunzelnd. Er hatte Severus' Gesicht beobachtet, dieser tauchte aus seinen Gedanken wieder auf und nickte.

"Ja, ganz großartig. Bald kann sie die Küche komplett übernehmen, was meinst du?"

"Hm, hätte nichts dagegen", meinte Sirius mit gespieltem Ernst und sah wieder auf Diona, die sich von dem Geschwätz in keiner Weise aus der Ruhe bringen ließ. Sie goss weiter Wasser auf die braune Pampe und wartete, bis es versickert war, bevor sie den nächsten Schluck darauf goss. Erst als der Kessel ganz leer war, reichte sie ihn Sirius zum Wegstellen und sah auf.

"Georgia hat mir auch schon beigebracht, wie man Käsetoast macht", verkündete sie mit stolzer Ernsthaftigkeit. "Wenn ihr beide also mal krank seid, oder gerade nicht kommen könnt, braucht ihr zumindest keine Angst um mich zu haben. Ich kann schon für mich sorgen."

Beide Männer waren eine Sekunde lang sprachlos. Dann fingen sie unisono an zu grinsen. Typisch Georgia. Sie erzog die Kinder allesamt zu Selbständigkeit und machte auch bei Diona keine Ausnahme, obwohl diese erst vier war.

"Apropos Georgia. Kommt sie rechtzeitig zum Kaffee?", fragte Severus.

"Jupp! Und wenn ich das recht verstanden habe, bringt sie noch jemanden mit, hat sie gesagt. Mach dir also nicht zu viel Hoffnung auf das dritte Stück Erdbeerkuchen", sagte Sirius. "Du könntest schon mal das Geschirr auf die Terrasse bringen."

"Okay. Kaum kommt man nach einem arbeitsreichen und anstrengenden Tag nach Hause …"

"… schon wird man wieder zur Arbeit eingespannt", ergänzten sie zu dritt den Satz und begannen zu kichern. Severus hatte ihn schon des Öfteren gestöhnt, aber natürlich meinte er es selten ernst, auch heute nicht.

Sirius füllte Milch in ein Kännchen und stellte es zusammen mit der Kaffeekanne, dem Zucker und dem Kuchen auf ein großes Tablett. Diona trug stolz die Sahneschüssel hinter ihm her.

Draußen hörten sie ein Auto näher kommen und kurze Zeit später kam Georgia durch die magische Hecke geschlüpft, in Begleitung von niemand anderem als Minerva McGonagall.

"Hallo, Familie!", begrüßte Georgia sie fröhlich und umarmte einen nach dem anderen. Minerva reichte ihnen auf ihre etwas distanzierte, aber doch herzliche Art die Hand.

"Severus. Sirius. Wie schön, dass ich euch zu Hause besuchen darf. Guten Tag, Diona! Na, du bist aber gewachsen, seit ich dich das letzte Mal gesehen habe."

Diona strahlte sie an und war kein bisschen verlegen, wie Kinder es in dem Alter oft sind. Frech und ein bisschen altklug begrüßte sie McGonagall auf ihre eigene Art.

"Hallo, Miss Minerva. Ich finde es auch schön, dass du uns besuchen kommst. Magst du Schlagsahne? Hab' ICH gemacht!"

"Klar, sehr gerne. Was du schon alles kannst!", antwortete Minerva lächelnd und ließ sich von den Hausherren zu Tisch führen.

Rasch waren alle mit Kaffee und Kuchen (und Sahne!) versorgt, man unterhielt sich über Neville und seine herausragenden Fähigkeiten, die gelungene Heilung der Longbottoms und den Schulalltag in Hogwarts.

Schließlich kam Minerva auf den Punkt.

"Eigentlich fehlt hier noch jemand, den ich auch gerne dabei haben wollte, aber Remus wird hoffentlich später noch dazu stoßen. Er hat noch ein Gespräch mit dem Minister und das ließ sich leider nicht verschieben. Warum ich hier bei euch bin, ist Folgendes: Ich möchte dich, Severus, bitten, den Verteidigungsunterricht wieder voll zu übernehmen. Lupin hat vor, den Posten im Verbindungsbüro für Magische Teilwesen anzunehmen und ist dann zu beschäftigt, um die unteren Klassen auch noch zu unterrichten. Er hat mir vorgestern mitgeteilt, dass er seine Stellung in Hogwarts aufgeben wird."

Severus sah nachdenklich aus. Das kam nicht unerwartet, aber er hatte sich immer noch keine abschließende Meinung zu dem Thema gebildet.

"Wie du weißt, Minerva, habe ich den Job an der Schule nur unter der Voraussetzung wieder aufgenommen, dass ich die Stelle mit jemandem teilen kann. Ich will nicht wieder Vollzeit arbeiten gehen. Ich brauche Zeit für mich und meine Familie. Vor allem für Diona. Ich habe nicht vor, mich nur noch am Wochenende hier bei ihnen sehen zu lassen."
Er ließ seine Blicke liebevoll zwischen Sirius, Diona und Georgia hin und her wandern. Sirius lächelte ihn warm an, er wusste, wie sehr Severus seine Freizeit und ihr Familienleben genoss. Jetzt, wo Nevilles Ausbildung in Legilimentik abgeschlossen war, hatte er sich schon darauf gefreut, wieder mehr davon zu haben. Georgias Gesichtsausdruck war durch die dunkle Sonnenbrille, die sie immer trug, schwer zu entschlüsseln, aber sie schien sehr gespannt zu sein, wie er wohl entscheiden würde - jedenfalls glaubte er etwas derartiges an ihren Lippen erkennen zu können. Diona blickte ihn mit großen, blauen Augen an.

"Aber ich brauche dich!" Minerva wirkte etwas im Stress. "Wir haben dieses Jahr so viele Stellen neu zu besetzen, ich finde einfach nicht genügend fähiges Personal! Flitwick geht in Rente, Slughorn tritt auch endlich seinen wohlverdienten Ruhestand wieder an, Hagrid hat beschlossen, zu Olympe nach Frankreich zu ziehen und dort die Stelle des Tierpflegers zu übernehmen. Trelawney musste ich feuern, sie war im letzten Jahr nur noch sporadisch nüchtern. Binns hat Gott sei Dank bei der letzten Séance den Weg ins Jenseits gefunden und sich in Luft aufgelöst … ich selbst kann die Doppelbelastung auch nicht länger ertragen, schließlich bin ich auch nicht mehr die Jüngste", und damit blickte sie von Severus hoffnungsvoll zu Sirius hinüber.
"Dich wollte ich bitten, meine Stunden in Verwandlung mit zu übernehmen, Sirius."

"Aber … das hieße ja, dass wir beide … nein, wie soll das denn gehen?", protestierte nun auch Sirius. "Willst du Diona gleich beide Eltern nehmen? Wie stellst du dir das vor?"

Sowohl Sirius als auch Severus sahen sich schockiert an. So rücksichtslos hatten sie Minerva noch nie erlebt - in ihrem ganzen Leben nicht. Sie hatten beide Teilzeitstellen in Hogwarts angetreten, nachdem der Dunkle Lord mit nicht unerheblicher Hilfe ihrerseits besiegt und sie rehabilitiert worden waren. Aber unter der Voraussetzung, dass der Stundenplan so gestaltet wurde, dass immer einer der beiden bei ihrer Tochter bleiben konnte. Im Notfall sprangen Remus oder Georgia ein, wenn es zu Überschneidungen kam. Aber auch Georgia hatte inzwischen nicht nur den Job als Nachhilfelehrerin. Seit Daniel die Schule verlassen hatte, hatte sie das neu eingerichtete Fach "Alte Rituale" für die ganze Schülerschaft unterrichtet - ein kleines, aber nicht zu verachtendes Teilgebiet der Magie. So wie es aussah, würde auch ihr Stundenplan in Zukunft immer weiter angefüllt werden. Nein, so hatten sie sich ihr Familienleben nicht vorgestellt!

"Eure Tochter ist doch nun schon vier, sie kann in Hogsmeade in den Kindergarten gehen. Nach dem Sommer ist sie sogar schon fünf und bereit für die magische Vorschule …"

Minerva flehte fast.
"Ihr könntet euch ein Kindermädchen leisten und abends nach Hause gehen. Das ist natürlich eine zusätzliche Belastung für die anderen Kollegen, die dann euren Dienst in den Abendstunden mit übernehmen müssten, aber … ich weiß wirklich nicht, wie ich es anders hinbekommen soll! Die Stellen sind zum Teil schon seit Monaten ausgeschrieben, aber gerade für Verteidigung will sich einfach niemand melden. Dieser bescheuerte Ruf, dass der Job verflucht sei, hat sich so in den Köpfen der Leute festgesetzt, dass es keine einzige Bewerbung gibt. Was soll ich denn machen? Soll ich das Fach vielleicht streichen? Oder die Stunden kürzen? Nach den Erfahrungen der letzten Jahre wohl eher nicht!"

"Und für Verwandlung?", fragte Sirius nun nervös. "Hat sich da denn niemand gemeldet?"

Minerva machte ein säuerliches Gesicht. "Doch, es gab eine Bewerbung. Aber die Frau ist derart indiskutabel … außerdem bin ich nicht davon überzeugt, dass sie wirklich des Unterrichtens wegen nach Hogwarts kommen möchte …"
"Hast du sie schon gesprochen?", fragte Sirius.
"Das brauche ich gar nicht. Oder legt einer von euch gesteigerten Wert darauf, mit Rita Skeeter zusammenzuarbeiten?"
"Oh gütiger Merlin!" Ein Aufschrei ging durch die ganze Gruppe. Keiner von ihnen hatte das Bedürfnis, mit dieser intriganten Giftspritze auch nur im selben Zimmer zu sein.
"Das ausgesprochen detaillierte und fantasievolle Bewerbungsschreiben hat sie garantiert ihrer Flotte-Schreibe-Feder diktiert!" Minervas Gesicht hatte durch die zusammengezogenen Brauen wieder erschreckende Ähnlichkeit mit einem Falken. "Ich nehme mal an, sie versucht auf diese plumpe Art, ihre Recherchen über Georgias Vergangenheit voranzutreiben. Oder aber ein paar intime Details über euer Privatleben herauszufinden." Sie blickte streng von einem zum anderen und fuhr fort: "Wie ich euren Gesichtern entnehme, seid ihr einverstanden mit meiner Entscheidung, sie nicht zum Vorstellungsgespräch einzuladen." Damit stieß sie allerseits auf erleichtertes Nicken.

"Für Geschichte habe ich jemanden, für Zauberkunst auch - Gott sei Dank. Aber … ach ja, ich vergaß zu erwähnen, dass Filch uns ebenfalls verlässt."
Bei diesen Worten blickten nun alle Anwesenden (angenehm!) überrascht auf.
"Ja, er hat es mir vor einer halben Stunde gesagt. Er fühlt sich inzwischen auch zu alt, um sich mit weiteren Generationen von hochnäsigen Rotzlöffeln herumzuärgern, die nichts besseres mit ihrer Freizeit anzufangen wissen, als Stinkbomben in seine frisch geputzten Gänge zu werfen und glühendheiße Drachenpopel an die Kerkerwände zu schmieren, das waren seine Worte. Und als wenn das noch nicht reichte, hat er mir mitgeteilt, dass er und seine Katze zusammen mit Madame Pince nach Mallorca auswandern wollen."

"Ui, das ist allerdings ein Ding. Nicht, dass ich dem alten Zausel eine Träne nachweinen würde - oder seiner Katze, oder der alten Krähe, die die Bibliothek bewacht - aber allmählich lichten sich die Reihen doch", meinte Sirius stirnrunzelnd.

"Allerdings", bekräftigte Minerva ungehalten. Der Schulleiterposten, der irgendwie an ihr hängen geblieben war, obwohl sie sich gar nicht darum bemüht hatte, zehrte ganz gewaltig an ihren Nerven.
"Man könnte meinen, die Ratten verließen das sinkende Schiff. Aber ich sehe mich als Kapitän dieses Schiffes und ich denke gar nicht daran, es aufzugeben. Voldemort mag uns ein paar böse Lecks geschlagen haben, aber wir sind nicht gesunken. Nur - ohne Crew kann ich es nicht navigieren. Das seht ihr doch ein, oder?"

Sirius und Severus sahen sich einen Moment lang unschlüssig an und dann zu Georgia und Diona hinüber. Natürlich lag ihnen die Zukunft der Schule am Herzen und sie wollten Minerva auch gerne aus der Patsche helfen, aber wie sollten sie das unter einen Hut bringen mit ihren privaten Zielen und Wünschen?

Georgia runzelte die Stirn: "Filch ist kein wirklicher Verlust. Hogwarts verfügt doch über eine kleine Armee von Hauselfen. Ich hätte kein Problem damit, wenn man sie innerhalb der Schule auch bei ihrer Arbeit zu sehen bekäme.
Außerdem: Was spricht dagegen, einen Teil der Verantwortung für die Sauberhaltung der Schule an die Schüler zu übergeben? Dann hört der Blödsinn mit mutwilliger Verunreinigung ganz von selbst auf.
Überhaupt halte ich es angebracht, einige Regeln zu lockern. Dies hätte den Effekt was nicht verboten ist, verliert seinen Reiz und die abendlichen beziehungsweise nächtlichen Rundgänge könnten reduziert werden, vielleicht nach einer Weile sogar ganz wegfallen.
Wenn die älteren Schüler die Aufgabe übertragen bekommen, die jüngeren unter ihre Fittiche zu nehmen, werden sie früher lernen, was es heißt, Verantwortung für andere zu tragen.
Madame Pince stellt ein ganz anderes Problem dar. Ihre Kündigung kann erst wirksam werden, wenn sie einen Nachfolger eingearbeitet hat."

Minerva schaute immer nachdenklicher während dieser Ausführungen. Sie hatte die Zügel in die Hand gelegt bekommen, ohne richtig darauf vorbereitet gewesen zu sein. Je gestresster sie war, umso fester klammerte sie sich daran. Dass es besser laufen konnte, wenn man die Riemen lockerer hielt und nur leicht korrigierend eingriff, war ihr überhaupt nicht in den Sinn gekommen.
"Das scheint mir doch einen Versuch wert zu sein", murmelte sie vor sich hin.

"Dann hätte ich noch eine Idee", fuhr Georgia fort. "Ein uns allen bekannter junger Mann hat doch schon während seiner eigenen Schulzeit sehr erfolgreich Verteidigung gegen die Dunklen Künste unterrichtet, aus eigenem Antrieb."

Ihre Mundwinkel deuteten einen gewissen Stolz an und Sirius' Brust begann anzuschwellen.

"Wenn man mit den Ausbildern im Ministerium verhandelt, könnte man vielleicht erreichen, dass er wenigstens einen Teil der Stelle übernehmen kann. Potter hat ja schon bewiesen, dass er ein Händchen fürs Unterrichten hat."

Severus schnaubte: "Bei allem, was recht ist, soweit geht die Liebe nun doch wieder nicht, dass ich mir mit Potter eine Stelle teile."
"Warum denn nicht?", fragte Georgia überrascht. "Du unterrichtest vormittags die höheren Klassen und er nachmittags die Anfänger, sagen wir mal an zwei bis drei Tagen die Woche. So kommt ihr euch weder zeitlich noch von der Planung her ins Gehege, jeder kann sein eigenes Konzept und seinen eigenen Stil durchziehen.
Sirius' Unterricht muss dann meist auf die Nachmittage gelegt werden und so ist immer einer von euch bei unserem Prinzesschen zu Hause."

An Minerva gewandt musste sie noch etwas loswerden: "Mit einem Kindermädchen leisten können, da magst du recht haben. Aber das kommt überhaupt nicht in die Tüte. Es kann doch nicht angehen, dass in einer Familie mit vier Erziehungsberechtigten die Fürsorge für unser Goldstückchen in fremde Hände gelegt wird."
Severus und Sirius nickten.
"Vielleicht mal für ein paar Stunden ein Babysitter, das ist das äußerste, was ich akzeptieren werde", warf der Vater ein, "aber keinesfalls als Dauerlösung!"

"Nun ja, ich bin nicht hundertprozentig im Bilde darüber, wie eure Familie genau strukturiert ist", warf Minerva zu ihrer Verteidigung ein.

Sie hatte, ganz ehrlich gesagt, noch eine etwas altmodischere Vorstellung von einer Familie. Dass diese hier anders war, wusste sie schon, aber wie man sich das vorzustellen hatte, das war ihr nicht ganz klar und wenn sie ehrlich war, wollte sie es auch gar nicht zu genau wissen, wer da jetzt eigentlich mit wem in welcher Beziehung stand. Bei der Vorstellung, diese vier - also Severus, Georgia, Remus und Sirius - würden sich am Ende manchmal ein Bett teilen, schubberte sie sich innerlich. Sie hatte keine Vorurteile gegen homosexuelle Beziehungen, aber einen gemischten Vierer mit Kind mochte sie sich nicht wirklich ausmalen.

Nichtsdestotrotz war sie tolerant genug, sie für die Lehrtätigkeit in Hogwarts zu engagieren, so lange sie ihr Privatleben nicht an die große Glocke hängten. Und bisher hatte es einwandfrei funktioniert.

Was sie immer noch nicht genau wusste und anscheinend auch niemand für aufklärungsbedürftig hielt, war, wessen Kind Diona eigentlich war. Sie nannte Severus Daddy und Sirius Paddy, zu Georgia sagte sie Ama und Remus nannte sie Moony, wie Sirius es tat. Aber sie war sich ziemlich sicher, dass Georgia nicht die Mutter des Kindes war. Am ehesten hätte sie Sirius zugetraut, dieses Kind irgendwo gezeugt zu haben, aber so, wie Severus von seiner Tochter sprach, klang es irgendwie überzeugender. Sirius sagte unser Kind viel öfter als mein Kind. Bei Severus war es umgekehrt. Warum sie sich so sehr darüber den Kopf zerbrach, wusste sie eigentlich selbst nicht genau. Und sie war zu sehr Dame, um tatsächlich nachzufragen.

"Ich hatte nur gedacht, dass es vielleicht gut für die Kleine wäre, eine feste Bezugsperson zu haben. Ich wollte euch keineswegs das Recht absprechen, euer Kind selbst großzuziehen", fügte sie schnell hinzu, als sie merkte, dass sie da einen etwas empfindlichen Nerv bei allen vieren getroffen hatte - ja, vieren, denn selbst Diona machte Anstalten, sich zu beschweren - "aber es wäre mir wirklich wichtig, dass ich auf euch drei", und nun schaute sie die Erwachsenen durchdringend an, "zählen kann. Und Remus wird mit seinem neuen Job auch gut ausgelastet sein. Ich fürchte, er weiß gar nicht, worauf er sich da einlässt."

"Oh doch", antworteten die drei anderen im Chor.
Sirius sprach ruhig weiter: "Wir haben lange und ausführlich darüber beratschlagt. Wir alle sind uns bewusst, welch ein Riesenberg Arbeit vor ihm liegt und dass er oft unterwegs sein wird, auch im Ausland. Aber er fühlt sich zu dieser Aufgabe berufen und wir alle wissen doch, wie notwendig es ist, endlich Frieden in die Gemeinschaft magischer Geschöpfe zu bringen."

"Sprecht ihr gerade von mir?", fragte es von hinten freundlich und alle Köpfe schnellten herum. Remus stand lächelnd in der Terrassentür, keiner von ihnen hatte ihn kommen hören. In letzter Zeit hatte er das nahezu geräuschlose Apparieren ziemlich vervollkommnet. Diona war wie der Blitz von ihrem Stuhl heruntergeklettert und hatte sich mit einem lauten "Moooony" in seine Arme geworfen. Er hatte es gerade noch geschafft, seine Tasche fallen zu lassen, bevor er sie auffangen musste. Sie schmiegte sich an seinen Hals und er schloss freudestrahlend einen kurzen Moment die Augen, sein Gesicht nahm einen verklärt genießerischen Ausdruck an und McGonagall hätte in dieser Sekunde Stein und Bein geschworen, dass er der Vater des Kindes sei. Er flüsterte etwas in ihr Ohr, das sie zum Kichern brachte und setzte sie dann wieder ab.

"Einen schönen Nachmittag allerseits", begrüßte er die Runde und wurde von den anderen ebenfalls begrüßt.

"Komm, setz dich schnell zu uns, es gibt Wichtiges zu besprechen und nur noch einen ganz kleinen Rest von Dionas hervorragender Sahne", forderte Sirius ihn auf, dabei zwinkerte er der Kleinen zu, die gleich ein paar Zentimeter größer wurde.

"Oh, na dann … mach ich ganz schnell, kleinen Moment noch", verkündete Remus fröhlich und begann, seinen nagelneuen Business-Umhang aufzuknöpfen, während er seine Tasche wieder aufnahm und im Flur verschwand. Eine Minute später saß er wieder bei ihnen. Sirius betrachtete ihn mit einem seltsam fremden Gefühl im Bauch. Er hatte ein feines neues Hemd an, die schmale, eckige Brille, die er seit kurzem tragen musste, stand ihm hervorragend. Er sah aus wie aus dem Ei gepellt und das war das eigentlich Befremdliche daran. Er hatte sich so daran gewöhnt, dass Remus leger gekleidet war (wie er es nannte - Sirius sagte schlampig dazu), und die Hoffnung, dass sich daran je etwas ändern würde, hatte er fast aufgegeben. Er liebte ihn trotzdem und es war ihm egal, ob die Kleidung, aus der er ihn abends schälte, neu oder alt war, aber im Augenblick sah er fast abschreckend elegant aus.

Remus bemerkte seine Blicke.
"Ist was?", fragte er irritiert. Dann bemerkte er, dass auch die anderen ihn anstarrten. "Hab ich irgendwas nicht mitgekriegt?"
Ein nervöses Zucken des Mundwinkels ließ seine Unsicherheit erahnen.

"Du siehst toll aus", sagte Georgia schnell. "Wie war's beim Minister?"

"Oh, danke", murmelte er und wurde ein bisschen rot. "Ähm, ganz gut. Ich denke, wir sind uns in vielen Dingen einig geworden heute. Keine Überstunden an den Wochenenden, höchstens zu ganz besonderen Anlässen, und dann wird mit Freizeit ausgeglichen. Ich erhalte entscheidende Kompetenzen im Bereich Gesetzesänderungen und ein Mitarbeiterteam, dass ich mir selbst zusammenstellen kann. Ich wollte Firenze fragen, ob er mir in Zentaur-Angelegenheiten zur Seite stehen möchte."

"Um Himmels Willen, Remus! Bitte nicht noch einen Lehrer von meiner Schule abziehen. Ich kann den Laden bald dichtmachen, wenn das so weitergeht", stöhnte McGonagall leicht entsetzt auf.
Remus sah sie mit gerunzelter Stirn an und sie erklärte die Sache mit ihrem Personalnotstand.

Er hörte ihr ruhig und aufmerksam zu, doch als sie geendet hatte, lächelte er milde.
"Minerva. Ich habe mich auf die Stelle damals auch nicht beworben. Erinnerst du dich? Dumbledore ist zu mir gekommen und hat mich regelrecht bedrängt, dass ich den Verteidigungsunterricht übernehme. Ich wollte nicht. Aber er hat mir keine Ruhe gelassen, bis er mich hatte."
Mit funkelnden Augen sah er zu Sirius hinüber. Seinetwegen war er nach Hogwarts geholt worden. Um Harry vor dem vermeintlichen übergeschnappten Massenmörder zu schützen. Dieser lächelte warm zurück. Wer weiß, was passiert wäre, wenn es anders gekommen wäre?

"Ich schlage vor, du überlegst dir, wen du haben möchtest und gehst auf die Leute zu."

"Ich bin ja gerade dabei. Aber die Herren zieren sich noch etwas!", sagte Minerva mit einem provokanten Blick auf Sirius und Severus. Diese schauten von ihr zu Remus und der schmunzelte.

"Na ja, das kann ich verstehen. Sie sind glücklich mit dem Arrangement, das sie jetzt haben. Keiner von uns möchte auf sein Privatleben verzichten und Diona braucht uns. So, wie es im Moment geregelt ist, ist es für alle Beteiligten optimal. Das war auch mein Hauptstreitpunkt mit dem Minister. Er wollte unbedingt, dass ich die volle Stelle übernehme und bereit bin, auch am Wochenende Dienst zu schieben. Aber ich habe ihm klargemacht, dass ich Familie habe und nicht bereit bin, mein Kind aus Karrieregründen zu vernachlässigen."
Daraufhin erhielt er zustimmendes Nicken und gehobene Daumen von vier Seiten. Diona strahlte und Minerva musste zugeben, dass sie sich vielleicht doch geirrt hatte, als sie behauptet hatte, er wisse nicht, was auf ihn zukäme.

"Aber vielleicht solltest du mal an Charly denken", fuhr Remus fort. "Ich glaube, er wäre nicht abgeneigt, nach England zurückzukehren. Er kann ausgezeichnet mit magischen Geschöpfen umgehen, nicht nur mit Drachen, das wissen wir alle. Ich meine, er hat schon mal angedeutet, dass er sich in Rumänien ziemlich einsam fühlt … er möchte wieder näher bei seiner Familie leben und arbeiten - und auch bei Hermine."

"Charly ....?", fragte Minerva leicht in Gedanken.
"Warum nicht?", meinte Snape grinsend, "Wenn die Liebe Hagrid nach Frankreich zieht, drehen wir den Spieß um und lassen die Liebe Charly nach England zurückholen."
"... und Hermine wieder an die Schule!", rief Sirius begeistert. Er blühte immer auf, wenn Hermines Name fiel, war sie doch die erste gewesen, die ihm nach der ganzen üblen Geschichte und seinem Ausbruch aus Askaban ihr Vertrauen bekundet hatte.

"Granger? Sie studiert noch … Arithmantik, Alte Runen, Philosophie und Ethik, Didaktik und noch ein paar andere Fächer, glaube ich", schmunzelte Minerva. Es hatte sich nicht viel geändert an Hermines Verhalten, abgesehen davon, dass sie die Semesterferien in Rumänien verbrachte. Seit Bills Hochzeit hatten sie und Charly eine Menge Gemeinsamkeiten entdeckt, die noch niemandem vorher aufgefallen waren - ihre Vorliebe für scharfes Essen und Oscar Wilde, zum Beispiel. Es machte nichts, dass sie so verschieden waren. Sie ergänzten sich sehr gut.

"Du solltest sie auf alle Fälle auf deine Liste nehmen", sagte Remus ernst. "Sie wird eine ausgezeichnete Lehrerin werden, und so wie sie es angeht, dauert es höchstens noch zwei Jahre, bis sie ihren Abschluss mit Summa cum laude macht."

"Ja, so was Ähnliches habe ich auch schon gedacht", stimmte Minerva nickend zu. "Ich spreche sie mal darauf an. Wenn Charly wirklich kommt, können sie sich hier an der Schule häuslich einrichten. Im Westflügel gibt es ein paar nette Zimmer, die zurzeit leer stehen und die sich ohne weiteres zu einer Wohnung verbinden lassen."

"Also irgendwie verstehe ich gar nicht, worüber du dir so den Kopf zerbrichst", mischte Georgia sich ein. "Im Prinzip ist für jedes Fach außer Zaubertränke ein Lehrer vorhanden. Die Zahl der Schüler pro Jahrgang ist ja derzeit eher gering. Wenn wir für Verwandlung und Verteidigung alle Häuser zusammenlegen, reichen zwei halbe Stellen fürs Erste.
Du kannst also deine Kräfte auf die Suche nach einem neuen Tränkelehrer konzentrieren, alles andere drängt doch gar nicht so sehr.
Selbst wenn sich dabei Probleme ergäben... dann kaufen wir uns Gastdozenten ein und die Schüler bekommen zwei oder drei Wochen Blockunterricht. Für die Auffrischung des Stoffes werde ich schon sorgen. Entspann dich mal ein bisschen, dann kommt die Lösung der Probleme ganz von allein."
Georgia hob die Kanne und als Minerva ihre Tasse anhob, schenkte sie wortlos Kaffee nach.

Nachdenklich rührte die Direktorin ihren Zucker unter und nickte sachte vor sich hin.
"Ja, das bekommst du hin, zur Not sogar in deiner Küche."
Sie blinzelte Severus an, der grinste verschwörerisch zurück, in der Erinnerung daran, wie er fast aus allen Wolken gefallen war, als er zum ersten Mal beobachtet hatte, auf welche Weise Georgia "ihren" Schülern beibrachte, wie sich die Qualität der Zutaten auf einen Trank auswirkt, lange bevor ihre magischen Fähigkeiten zu erkennen gegeben hatte.

"Minerva, ich halte es auch für eine gute Idee, wenn du dich öfters bei mir im Unterricht blicken ließest", hob Georgia freundlich aber mit einer gewissen Bestimmtheit an, "manche der Übungen helfen ungemein, Klarheit in die Gedanken zu bringen und neue Wege aus alten Teufelskreisen zu finden."
McGonagall blickte ihr Gegenüber kritisch an. Es war doch immer wieder ein seltsames Gefühl, dass sie als Direktorin der Schule Anweisungen erhielt von einer Frau, die so viel jünger wirkte und doch ein großes Maß an Autorität und die Aura alter Weisheit versprühte, wann immer sie wollte.

Sie nahm einen Schluck frischen Kaffee.
"Kann ich daraus schließen, dass du, Georgia, weiterhin die Alten Rituale unterrichten wirst? Ich kann mich da auf dich verlassen?"
Georgia nickte lächelnd: "Natürlich. Oder hast du Angst, dass ich nach all der Zeit noch zum Hausmütterchen mutiere? Allerdings .... muss mir genug Zeit für meine Familie bleiben …"
Minerva nickte resigniert, inzwischen konnte sie den Satz fast nicht mehr hören. Diese Bande war sich ekelhaft einig, soviel war klar.

"Das versteht sich. Ich danke dir. Ich weiß es sehr wohl zu schätzen, dass wir außerordentlich privilegiert sind, dich bei uns zu haben. Deine Mitarbeit ....", sie unterbrach sich selbst und mit einem gewissen Stolz in ihrem Ausdruck blickte sie von einem zum anderen. "...euer ALLER Mitarbeit trägt sehr viel dazu bei, den angeknacksten Ruf unserer Schule wieder herzustellen. Wir haben weiß Gott einiges an Wiederaufbauarbeit noch vor uns … Nun gut, ich denke, ich schreibe gleich mal einen Brief nach Rumänien. Bliebe also noch das Problem mit dem Tränkelehrer und jemandem, der die Bibliothek betreut. Das geht wirklich nicht in Eigenregie. Die Bücher brauchen eine fähige Fachkraft, die auch energisch genug ist, den Bücherschwund auf ein erträgliches Maß zu begrenzen."

Sirius musste unwillkürlich an seine Mutter denken, die ihre eigene Methode gehabt hatte, die Blackschen Bücher vor unbefugtem Zugriff Außenstehender zu schützen. Es hatte Monate gedauert, die Bibliothek am Grimmauldplatz zu dekontaminieren. Da war ihm Madame Pinces Methoden doch lieber - so wenig er den alten Drachen hatte leiden mögen.
"Hermine wäre in ihrem Element …", grinste er.

"Sicher, aber als Bibliothekarin denkbar ungeeignet!" Die Bemerkung kam gleichzeitig von Severus und Georgia und Sirius reagierte mit einem verblüfft-enttäuschten "Wieso?"

"Weil Granger die Nase gar nicht mehr aus den Büchern heraus bekäme und darüber vollkommen vergessen würde, dass der Job hauptsächlich im Organisieren liegt", erklärte Snape nachsichtig lächelnd. Es folgte allgemein zustimmendes Nicken.

"Na ja, genau genommen wäre ihr Talent auch verschwendet, wenn man es zuließe, dass sie sich in der Bibliothek verschanzt", gab Sirius unumwunden zu. "Sie wird eine wunderbare Lehrerin sein. Weißt du, Minerva, ein bisschen hat sie mich immer schon an dich erinnert."
Bei diesen Worten überflog ein leichter Rosaton McGonagalls Wangen.
"Mr. Black, sollte mir irgendetwas entgangen sein?"
Sirius strahlte sie fröhlich an: "Du warst immer meine Lieblingslehrerin, wusstest du das nicht?"
Minerva schüttelte verständnislos den Kopf.
"Ich kann mich an kaum einen Schüler erinnern, der mir mehr Scherereien gemacht hat. Hättest du mir deine Zuneigung nicht auf andere Weise zeigen können?"

Bei diesen Worten blickte Severus mit gespitzten Lippen gen Himmel und legte die Fingerspitzen beider Hände aneinander, Remus verkniff sich mühsam einen Heiterkeitsausbruch. Georgias Mundwinkel zuckten und Sirius senkte schuldbewusst den Blick, aber nur, um gleich darauf mit seinem unwiderstehlichen Augenaufschlag zu kontern, mit dem er damals schon Strafarbeiten verhindert hatte wie sonst kein anderer.
Minerva schmunzelte und sagte: "Wenn du glaubst, dass das noch bei mir zieht, hast du dich gründlich geirrt, mein Lieber. Dafür bin ich inzwischen wirklich zu alt."
Er beugte sich zu ihr hinüber und gab der überraschten Direktorin einen völlig unerwarteten Kuss auf die Wange.
"Dafür ist man nie zu alt", flüsterte er und brachte sie damit richtig zum Erröten.

Nach einer kleinen Pause, in der sich die Direktorin von der Überraschung erholte, erklärte Snape ganz gelassen: "Minerva, wir sind übereingekommen, dass unser Wissen nicht wieder verloren gehen darf. Jeder von uns arbeitet hier im Privaten an einem weiteren Projekt. Remus schreibt Erfahrungsberichte und Artikel, die zu gegenseitiger Toleranz und Akzeptanz seiner unterschiedlichen Ansprechpartner in der Öffentlichkeit beitragen sollen."
"Severus überarbeitet die Lehrbücher für Zaubertränke", ergänzte Sirius.
"Georgia muss ihr gesammeltes Wissen über Rituale niederschreiben, damit es nicht wieder in Vergessenheit gerät, es könnte sonst für immer sein", erläuterte Remus.
Georgia setzte hinzu: "Und Sirius hat sich vorgenommen, die Literatur zur Animagie zu revolutionieren."
Sie sah sich nach dem Kind um.
"Und Diona hilft uns dabei. Sie zeigt uns immer wieder, dass es neben der Schule und dem Wissen und den Büchern etwas sehr viel Wichtigeres gibt, nämlich Leben.
Dass es manchmal wichtiger ist, die kleinen Wunder der Natur zu bestaunen, einer Raupe beim Fressen zuzusehen oder einem Schmetterling beim Schlüpfen aus seiner Puppe oder einer Spinne beim Weben ihres Netzes, als die ganze Zeit hinter Bergen von Papier oder Pergamenten zu verbringen und der eigenen Schlauheit zu frönen, bis einem der Kopf zu platzen droht."
Das Mädchen hatte sehr wohl bemerkt, dass über sie gesprochen wurde und kam schnell angelaufen, schnurstracks auf Minerva zu, und überreichte ihr freudestrahlend den kleinen Gänseblümchenstrauß. Anschließend lief sie um den Tisch, kletterte auf Georgias Schoß und schmiegte sich an deren Brust.
"Das ist aber lieb von dir", wisperte Georgia der Kleinen ins Ohr und sie schien noch ein wenig glücklicher zu lächeln.

McGonagall blickte versonnen auf das Sträußchen in ihrer Hand. Nach einer kurzen Pause des Überlegens, begann sie übers ganze Gesicht zu strahlen.
"Das sind ausgezeichnete Pläne. Wirklich! Das wird uns allen weiterhelfen. Der Schule ganz besonders, aber auch den Schülern und nicht zuletzt mir. So, wie ich euch kenne, macht ihr keine halben Sachen."
Sie schaute mit leuchtenden Augen von einem zum anderen.
"Dann werde ich mich jetzt verabschieden und wieder an die Arbeit machen, es gibt noch so viel zu tun. Ich danke euch für dieses Gespräch, ihr habt mir sehr geholfen, wenn auch auf andere Weise als ich gehofft hatte. Wir sehen uns in vier Wochen in Hogwarts zur Besprechung des neuen Stundenplans. Vielleicht habe ich dann schon ein paar neue Kollegen für euch", fügte sie lächelnd hinzu und erhob sich.

Severus begleitete sie hinaus bis vor die magische Hecke, die jetzt, wo der Feind vernichtet und auch die Verfolgung durch das Ministerium aufgehoben war, eigentlich nicht mehr gebraucht wurde. Aber sie bot immer noch einen gewissen Schutz vor neugierigen Blicken oder aufdringlichen Reportern, und so blieb sie, wo sie war.



4. Berühmtheit



Nevilles bahnbrechender Erfolg bei der Heilung seiner Eltern war am nächsten Morgen im Tagespropheten nachzulesen. Auf der Titelseite. Mit einem Foto von den dreien direkt unter der fetten Schlagzeile: Junger Legilimens hilft seinen Eltern aus Jahrzehnte währender geistiger Umnachtung. Der ganze Fall wurde noch einmal aufgerollt und Neville bekam auf einmal eine Menge Fan-Post von ihm völlig unbekannten Menschen.
Aber es war auch ein Brief vom Zaubereiminister dabei, der ihm zum einen gratulieren wollte, auf der anderen Seite um ein Gespräch unter vier Augen bat. Neville war überrascht und geschmeichelt.

Als er im Büro des Ministers vorstellig wurde, bekam er von Scrimgeour erst einmal einen kernigen Händedruck und einen anerkennenden Klaps auf die Schulter, der ihn fast in die Knie gehen ließ. Ein Merlinsorden zweiter Klasse wurde ihm in die Hand versprochen. Danach bekam er einen ausgezeichneten Cognac vom Minister persönlich eingeschenkt und durfte erzählen. Das heißt, erst einmal durfte er sich die Lobeshymne auf seine außerordentlichen Leistungen anhören. Auch über seine Eltern, die unter Scrimgeour ihren Aurorendienst begonnen hatten, wusste der Minister nur Gutes zu berichten. Nach und nach hatte Neville das untrügliche Gefühl, dass er aus einem ganz bestimmten Grund hierher bestellt worden war. Jedenfalls hatte er noch nie zuvor so viel Positives über sich oder seine Eltern aus dem Munde eines anderen als seiner Großmutter gehört und allmählich fühlte er sich unwohl - er wurde den Verdacht nicht los, dass man ihn gerade einseifte.

"Nun, Longbottom", ergriff der Minister wieder das Wort, nachdem Neville mit wenigen Sätzen geschildert hatte, was er zur Heilung seiner Eltern beigetragen hatte, "natürlich wünscht sich die Magische Gemeinschaft, dass Sie Ihr außergewöhnliches Talent nun auch anderen schwierigen Fällen zuteil werden lassen."
Aha. Allmählich wurde der Sack geöffnet und ein paar Haare der Katze lugten schon heraus.

"Nun ja, ich habe schon dutzende Briefe von verzweifelten Menschen erhalten, die Angehörige in ähnlicher Lage haben …", antwortete Neville vorsichtig, "und natürlich möchte ich diesen Menschen gerne helfen, wenn es in meiner Macht steht …"

"Ausgezeichnet, ausgezeichnet!", unterbrach ihn der Minister überschwänglich und schenkte ihm noch etwas Cognac nach. "Natürlich, genau das erwarten wir auch von Ihnen. Sie sind gewissermaßen über Nacht zum Helden geworden." Er strich sich mit der linken die Mähne zurück und kratzte sich eine Sekunde lang am Hinterkopf.
"Mir persönlich würde da allerdings ein ganz spezieller Fall am Herzen liegen … Wie Sie sicher wissen, ist das Ministerium sehr um Aufklärung dieser ganzen unangenehmen Geschichte um Lord Sie-wissen-schon-wen bemüht … es wird Zeit, die Sache endlich zu den Akten legen zu können, wenn Sie verstehen, was ich meine."
Neville betrachtete den Minister mit unbewegter Miene.
"Diese Leute haben Ihrer Familie und Ihnen persönlich so viel Kummer bereitet, und es gibt immer noch einen Fall, bei dem wir nicht weiterkommen. Mr. Malfoy, Todesser in der vordersten Front, befindet sich immer noch in St. Mungos, angeblich mit komplettem Gedächtnisverlust. Uns wäre dringend daran gelegen, ihn zur Verantwortung zu ziehen, was aber im Moment nicht möglich ist. Die Krankenhausverwaltung erklärt nach wie vor, er sei nicht in der Verfassung, um vor Gericht gestellt zu werden … Ich für meinen Teil würde diesen … Verbrecher lieber in sicherer Verwahrung in Askaban sehen, als auf der psychiatrischen Abteilung eines öffentlichen Krankenhauses."
Ja, dachte Neville, und außerdem würden Sie schrecklich gerne sein gesamtes Vermögen beschlagnahmen, so wie Sie es mit den anderen überlebenden Todessern gemacht haben. Das Verfahren war ihm bekannt und er dachte an Draco, der damit um sein komplettes Erbe gebracht werden würde. Nicht, dass er Draco so furchtbar gerne hatte - dazu hatte Draco ihm während seiner Schulzeit einfach zu oft übel mitgespielt. Aber nachdem Draco die Seiten gewechselt und sich ihrer Sache angeschlossen hatte, hatten sie sich zusammengerauft, und es erschien ihm nicht gerecht, dass Draco nun mit einem Schlag mittellos dastehen sollte, nachdem er sein Leben riskiert hatte in der letzten Schlacht. Draco hatte jedenfalls mehr zum Fall des Dunklen Lords beigetragen als Scrimgeour.

"Und Sie erwarten jetzt von mir, dass ich versuche, Mr. Malfoy mit Hilfe von Legilimentik zu heilen, damit er vor Gericht gestellt werden kann?", hakte Neville nach.

"Genau, mein Junge. Das haben Sie korrekt erfasst!", beglückwünschte der Minister ihn zu seiner scharfen Auffassungsgabe. "Das wäre mir wirklich wichtig und ist sicher auch in Ihrem Interesse. Dieser Abschaum muss hinter Gitter, und zwar so schnell wie möglich. Ich würde sagen, wenn Sie uns da behilflich sind, sollte es sich durchaus positiv auf Ihre Karriere auswirken …und natürlich auch auf Ihren Gehaltszettel", fuhr er mit vertraulich gesenktem Ton fort. "Ein junger Mann wie Sie hätte doch sicher nichts dagegen, demnächst einen Abteilungsleiter-Posten einzunehmen? Doppeltes Gehalt und mehr Freizeit …"
Neville sah dem Minister in die Augen und konnte beobachten, wie dieser sich in Malfoy Manor einen Sessel am Kamin zurecht rückte. Er wusste nicht recht, ob ihm diese Aussicht gefallen wollte.

"Ich werde mein Möglichstes versuchen", versprach er, "aber ich muss Ihnen schon im Voraus mitteilen, dass dieser Fall medizinisch anders gelagert ist und ich vielleicht gar nichts für ihn, oder besser gesagt Sie, tun kann. Soweit mir bekannt, leidet Lucius Malfoy unter einer Totalamnesie, die infolge eines zurückgeprallten Fluches eingetreten ist. Das ist etwas völlig anderes als bei meinen Eltern ..."

"Aaach, nur keine falsche Bescheidenheit. Ich verlasse mich da ganz auf Ihr besonderes Geschick. Sie finden bestimmt einen Weg. Kann ich nächste Woche mit Ihrem Bericht rechnen?"

Neville schluckte. Der Mann hatte es aber wirklich eilig. Er holte seinen Terminkalender hervor und überprüfte die nächsten Tage. "Am Donnerstagabend habe ich frei, da könnte ich mir den Patienten mal ansehen. Wenn es sich als Erfolg versprechend herausstellen sollte, werde ich versuchen, in seinen Geist einzudringen. Ich werde Sie wissen lassen, wie meine Diagnose lautet."

"Bravo, mein Junge. Das ist genau die Antwort, die ich von Ihnen erwartet hatte", strahlte der Minister ihn an und Neville sah ihn eine Party in Malfoys Garten schmeißen.

***


Der Donnerstagabend kam und Neville näherte sich in Dracos Begleitung dem Zimmer, in dem Lucius Malfoy nun untergebracht war. Er kannte den Weg sehr gut, er war ihn zwanzig Jahre lang gegangen.

Malfoy war, nachdem die Longbottoms entlassen worden waren, in eben jenem Zimmer untergebracht worden. Als die beiden jungen Männer eintraten, wandten sich ihnen zwei Köpfe zu, die zuvor in inniger Zweisamkeit über einen kleinen Tisch gebeugt gewesen waren. Ein paar himmelblaue und ein paar stahlgraue Augen richteten sich strahlend auf sie.

"Kommen Sie nur herein", rief Gilderoy Lockhart ihnen mit seinem unvergleichlichen Zahnpastawerbung-Lächeln zu. Lucius schien sich darin geübt zu haben, denn er schaffte es schon fast genauso wie Lockhart, sämtliche strahlend weißen Zähne zu zeigen, die er hatte.

"Freunde von dir?", fragte er Gilderoy sanft.

"Ich glaube schon, sonst wären sie wohl nicht hier, oder?", entgegnete dieser selbstgefällig.

"Das ist schön. Gilderoys Freunde sind auch meine Freunde", sagte er und lächelte sie freundlich an. Dann warf er Lockhart wieder einen bewundernden Blick zu, der eben mit einem graziösen Schwung ein großes G auf ein Stück Pergament setzte.

Draco schluckte hart. Es war wirklich nicht leicht, seinen Vater so zu sehen.

"Dieser hier ist der schönste von allen, findest du nicht?", sagte Gilderoy und lächelte auf sein Werk hinunter. "Es ist das G. G wie Gilderoy. Du fängst mit der kleinen Schlaufe da an und ziehst die Feder dann wie beim C in einem großen Bogen nach unten, und dann hängst du noch eine kleine Schlaufe unten dran. Schau, so!" Und er schrieb noch ein großes geschwungenes G in fliederfarbener Tinte aufs Pergament. Lucius klemmte die Zunge zwischen die Lippen und machte mit seinem Bleistift die Bewegung auf dem vor ihm liegenden Stück Papier nach. Es sah noch ein wenig krakelig und unbeholfen aus, aber Gilderoy lobte ihn überschwänglich und Lucius strahlte.

Neville und Draco zogen sich ein paar Stühle heran und beobachteten die beiden, wie sie mit Feuereifer das Schreiben übten. Sie schienen völlig in dieser Tätigkeit aufzugehen und gänzlich zu vergessen, dass sie Besuch hatten. Hin und wieder warfen sie sich Blicke zu, bei denen Draco ganz mulmig wurde. Die Augen seines Vaters schienen förmlich aufzuleuchten, wenn Gilderoy ihn anlächelte.

"Bitte, entschuldige mich, das …", begann Draco einen Satz und rannte aus dem Zimmer. Die beiden Patienten blickten verwundert auf, Neville nickte ihnen freundlich zu und ging Draco nach. Er fand ihn bleich und keuchend im Flur an die Wand gelehnt.

"Ich kann verstehen, wie du dich fühlst", sagte Neville mitleidig.

"Pah, das ist … nein, das glaube ich einfach nicht", stöhnte Draco. Er sah aus, als müsse er sich gleich übergeben. "Das ist mein Vater!"

"Ich hab zwanzig Jahre lang meine Eltern hier besucht", sagte Neville leise.

"Ja, aber … die … waren wenigstens immer noch zusammen und verheiratet, oder? Ich meine, die haben nicht plötzlich angefangen, andere Patienten anzuschwulen, oder?"

Neville wusste nicht recht, was er darauf antworten sollte. Seine Eltern waren in einem Zustand gewesen, den man nicht mit diesem hier vergleichen konnte. Ab und zu hatte er das Gefühl gehabt, dass sie ihn erkannten. Aber meistens hatten sie vor sich hingestarrt oder unverständliches Zeug gebrabbelt. Dagegen wirkte Malfoy vergleichsweise normal.

"Draco, hör mir mal zu. Was du da siehst, ist … sozusagen das wahre Ich deines Vaters. Das ist Er, ohne all das, was er von seinen Eltern und Lehrern beigebracht bekommen hat. Sein Kern, sozusagen, von der Hülle der Erziehung und Konvention befreit."

Draco sah Neville bestürzt an. "Du meinst, er ist in Wirklichkeit schon immer so gewesen? Das ist nicht wahr!", schrie er wütend und Tränen sammelten sich in seinen Augen.

"Hey, das ist doch nicht so schlimm. Schau ihn dir doch mal ganz in Ruhe an und stell dir vor, er wäre nicht dein Vater, sondern ein ganz Fremder. Das da drinnen ist einer, den du nie kennen gelernt hast. Ein ganz Neuer. Im Grunde ist er unschuldig wie ein Baby, von seiner Erziehung und all dem, was ihn früher ausgemacht hat, ist nichts mehr übrig."

Draco sah aus, als sei ihm schlecht. "Ich fass' es nicht!", stieß er ungläubig hervor.

"Worüber regst du dich eigentlich so auf? Hast du nicht lange genug bei Snape gewohnt? Sieh dir die vier an, wie sie da beisammen leben. Ist es nicht schön, wie gut sie sich verstehen, mit wie viel Liebe sie sich umgeben? Ist dir nie aufgefallen, dass sie alles um sich herum mit Wärme und positiver Energie füllen, weil sie sich lieben? Ist es nicht egal, dass drei von ihnen Männer sind?"

"Das sind schließlich nicht meine Eltern", presste Draco hervor. "Was die machen, wer mit wem und wie oft, ist nicht meine Angelegenheit."

Neville lächelte versonnen. "Es geht hier nicht um Sex, Draco. Es geht hier um das, was in ihren Herzen vorgeht. Sex mag dazugehören, oder auch nicht. Ob sie es miteinander treiben ist mir egal, das geht nur sie was an. Aber schau doch genau hin. Hast du nicht auch das Gefühl, dass es in ihrer Nähe irgendwie heller ist, und dass man etwas geschenkt bekommt, wenn man bei ihnen sein darf?"

Draco wusste darauf nichts zu sagen. Oder vielleicht schon, aber es kostete ihn noch zu viel Überwindung, um zuzugeben, dass Neville Recht hatte. Er fühlte sich wohl in dieser komischen Familie. Wenn er das Haus betrat, hatte er ein Gefühl von Behaglichkeit und Geborgenheit wie sonst nirgends auf der Welt. Er mochte die Art, mit der diese Leute miteinander umgingen.

"Möchtest du vielleicht deinen Vater so wiederhaben, wie er vor dem Kampf war?", fragte Neville, als Draco beharrlich schwieg. "Schau ihn dir doch an. Er … zeigt Sympathie für einen Mitmenschen. Hat er das vorher schon mal gemacht? Ich glaube, das was hier gerade abgeht, ist vielleicht das Beste, was ihm in seinem Leben passieren konnte. Vielleicht hat er Glück und in Gilderoy die Liebe seines Lebens gefunden, wer weiß? Du hast gesehen, was für eine Macht die Liebe sein kann. Sei doch glücklich und freue dich mit ihm, dass er sie endlich gefunden hat."

Er nahm Draco am Arm und zog ihn zurück zu der Tür, in der ein kleines Fenster eingelassen war, durch das die beiden jetzt die Männer im Raum beobachten konnten. Lucius warf seine platinblonde Mähne auf den Rücken wie ein Backfisch, der versucht, den coolsten Typen der Klasse damit zu beeindrucken … und Gilderoy war beeindruckt. Sie konnten nicht hören, was er sagte, aber er hob die Hand und strich Lucius mit leuchtenden Augen übers Haar.

Draco wandte sich ab. "Es ist so …."

"Abartig? Ist es nicht. Sie sind füreinander geschaffen, wie es aussieht. Lassen wir sie so, wie sie sind."

"Kann man da gar nichts machen?", fragte Draco kleinlaut.

"Lass es mich mal so sagen: Ich glaube, das ist das Beste für alle Beteiligten. Ich kann versuchen, deinen Vater zu heilen, aber wenn ich damit Erfolg habe, dann wird er den Rest seines Lebens in Askaban verbringen. Du wirst alles verlieren, denn wenn er gezwungen wird, vor Gericht auszusagen, dann werden sie Veritaserum einsetzen und er wird alles auspacken. Dann kassieren sie seinen gesamten Besitz ein und dir bleibt nichts. Überleg es dir."

Und ohne eine Antwort abzuwarten, öffnete er die Tür und schob Draco wieder hinein zu seinem Vater. Lockhart blickte auf und rief fröhlich: "Hallo, da sind Sie ja wieder, meine Freunde. Sagen Sie, ist dieses Gesicht nicht wie geschaffen für ein Plakat?", und damit strich er Lucius zärtlich über die Wange. "Ich werde meine Haarpflegeserie nach ihm benennen. Und meine Pläne gehen noch weiter. Ich werde eine ganze Produktreihe für den Mann von Welt auf den Markt bringen. Hautcreme, Körperlotion, Rasierschaum, Parfüm. Und Lucius wird mein Werbegesicht werden, was meinen Sie?"
"Das ist eine hervorragende Idee, Gilderoy", sagte Neville fröhlich und Lucius strahlte ebenso glücklich wie Lockhart.

Eine Pflegerin kam mit einem Tablett herein und sagte: "Ach, meine beiden Hübschen haben Besuch! Wie schön. Aber jetzt wird es Zeit für ihre Medizin. Hier, bitte sehr, mein Herz!" Damit reichte sie Lucius ein Becherchen mit einer blauen Kapsel und zwei kleinen rosa Pillen. Lockhart stülpte ein bisschen beleidigt die Unterlippe vor, doch sie beeilte sich, auch ihm seine Pillen mit einem "Und auch du, mein Engelchen" in die Hand zu drücken, wobei sie ihm mütterlich übers Haar strich. Damit war er zufrieden und beide schluckten ihre Pillen brav mit dem mitgebrachten Kamillentee hinunter.

"Wir werden dann mal gehen. Viel Erfolg für Ihr Projekt", sagte Neville und Draco murmelte: "Auf Wiedersehen, Vater."
Lucius drehte sich verwundert zu Gilderoy um und sagte: "Du hast mir nie gesagt, dass du einen Sohn hast!"
"Hab ich das?", fragte Lockhart überrascht.



Noch ein paar Bemerkungen zum Abschluss


Draco und Luna haben vor zwei Jahren geheiratet und zur allgemeinen Überraschung hat er den Namen seiner Frau angenommen. Im Januar kam ihre Tochter Aurora zur Welt.
Lovegood Enterprises beschäftigt sich mit der Herstellung und Vermarktung von Gilderoy Lockharts Pflegeserie für den Magier von Welt und der exquisiten Mode-Kollektion nach den Ideen von Lucius Malfoy für einen kleinen, aber feinen Kundenkreis.

Weasley und Weasley haben mit ihren Scherzartikeln Weltruf erlangt und alle bisherigen Verkaufsrekorde gebrochen. Ron hat alle Hände voll zu tun, die Nachfrage zu befriedigen. Die Zwillinge und Tonks beschäftigen sich ausschließlich mit Neu-Entwicklungen, wofür ein speziell gesicherter Laborkomplex eingerichtet wurde. Nymphadora ist und bleibt nun mal ein Schussel.
Arthur und Molly sind gar nicht mehr so unglücklich, dass Fred und George keine Laufbahn im Ministerium eingeschlagen haben.
Apropos, der Fuchsbau wird ständig vergrößert, unter anderem weil Fleur und Bill fleißig Nachwuchs produzieren.

Harry fühlt sich immer noch wohl in dieser Großfamilie. Endlich kann er mit Ginny ein normales Leben führen. Gleich nach seiner Abschlussprüfung übernahm er die Stelle als Lehrer für die Verteidigung gegen die dunklen Künste vollständig (auch dieser Fluch ist gebrochen).

Hermine machte in Windeseile ihren Abschluss, allerdings nicht als Jahrgangsbeste. Daniel erklärte in seiner Abschlussrede, es sei nicht immer von Vorteil, "nur" mit den Augen zu lesen, das Ertasten der Zeichen verriet ihm auch Vieles über den Verfasser und dessen Intentionen.
Minerva ist jedenfalls überglücklich, eine so kompetente Lehrerin für Hogwarts gewonnen zu haben, und arbeitet darauf hin, sie eines Tages als ihre Nachfolgerin zu berufen.

Neville hat im Laufe der Zeit seine Heilmethoden noch verfeinert und gilt über die Landesgrenzen hinaus als letzte Rettung für fast hoffnungslos geglaubte Fälle.

Er pflegt seine alte Freundschaft zu Daniel, der seit 2005 den neuen Posten des Hüters der Rituale bei der internationale Zauberergesellschaft innehat.
Asteria hat als Aurorin nicht wirklich viel zu tun und begleitet ihren Mann gerne bei seinen Auslandsreisen.

Georgia hat ihr Versprechen wahr gemacht und alle ihre Original-Manuskripte in Hogwarts hinterlegt. Je eine Kopie mitsamt Übersetzung gingen an das Zaubereiministerium und die IZG.
Sie hat es geschafft, McGonagall zu überreden auch eine Abteilung Erwachsenenbildung einzurichten, damit auch Lehrer für "Alte Rituale" für Zaubererschulen in aller Herren Länder ausgebildet werden können.
Kein Schwein interessiert sich mehr dafür, welch schlechten Ruf Medusa einst genossen hatte.

Und Severus? Kaum hatte er im Jahr 2002 sein erstes, verbessertes Manuskript beim Magischen Schulbuchverlag eingereicht, da wurde ihm auch schon eine Dozentenstelle an der High Magic University für hochbegabte Zauberer angeboten, für das Fach "Experimentelles Tränkebrauen".
Seitdem hat er den Spaß am Unterrichten für sich wieder entdeckt und er überlegt allen Ernstes, ob er nächstes Jahr wieder nach Hogwarts zurückkehrt, wenn Diona dort aufgenommen wird.
Denn der Zusammenhalt der Familie ist ihm außerordentlich wichtig und auch Remus bietet hin und wieder Vorträge und Workshops für Schüler und Lehrer an. Zum anderen genießt Hogwarts mittlerweile einen sehr guten Ruf und kann sich vor Zulauf kaum noch retten.


*** ENDE ***



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