"Severus?"
Der Meister der Zaubertränke, der zuvor gedankenverloren in die trüben Nebelschwaden dieses kühlen Novembernachmittags hinausgestarrt hatte, fuhr mit einem Ruck herum. Seine Augen glitzerten gefährlich, als er seine Kollegin fixierte.
"Was gibt es?"
"Peeves! Er hat den Korridor vor dem Slytherin-Gemeinschaftsraum verwüstet. Ich denke, Sie sollten sich das ansehen", meinte Minerva McGonagall knapp.
Snape nickte kaum merklich und glitt einem Schatten gleich an der Hauslehrerin Gryffindors vorbei, die ihm kopfschüttelnd nachblickte, bis er um die nächste Ecke verschwunden war. Dann begab sie sich wieder zurück in ihr Büro.
In besagtem Korridor angekommen, musste Snape feststellen, dass der Poltergeist ganze Arbeit geleistet hatte: Auf dem Boden stand knöchelhoch das Wasser, den Eingang zu den Räumen des Hauses Slytherin hatte er mit allem verbarrikadiert, was nicht niet- und nagelfest war und sich in Reichweite des Geistes befunden hatte: Bilder, Rüstungen, Teppiche, Vitrinen, Vorhänge - ja sogar einige Feuerbecken waren zu einem schier undurchdringlichen Bollwerk ineinander verkeilt worden.
Vor der Barrikade saßen einige Erstklässler schluchzend im Wasser und duckten sich ängstlich unter ihre Schultaschen um Peeves' Kreidegeschossen zu entgehen, die einem heftigen Sommerregen gleich auf sie einprasselten. Der Übeltäter selbst schwebte bösartig kichernd über seinem Werk.
Doch als er einen ziemlich gereizten Snape mit gezücktem Zauberstab heraneilen sah, gefror ihm sein hinterhältiges Grinsen auf dem Gesicht.
"Peeves!", donnerte Snape.
"Aaah, der Herr Professor!", spöttelte der Poltergeist. "Welche Laus ist Ihnen denn über die Leber gelaufen? Sie sehen heute nicht besonders gut aus."
Jeder, der den Geist schon einmal "kennengelernt" hatte, wusste, dass diese Äußerung keineswegs auf Sorge begründet war. Eher eine versteckte Herausforderung.
Snape überging die Provokation und bedachte den unheilvoll gackernden Peeves mit einem ärgerlichen Blick, ehe er kühl entgegnete: "Frag das doch den Blutigen Baron, wenn er gleich hier ankommt. Er weiß bestimmt eine Antwort darauf."
Nun entgleißten die Gesichtszüge des Geistes endgültig und er glotzte Snape schockiert aus seinen kleinen Glubschaugen an. "Was? Der Baron?" Hektisch sah er sich um, ließ versehentlich seine Kreidenstummel fallen und murmelte einige unverständliche Worte, bevor er sich unter wütendem Gezische durch die Wand davonmachte.
Mit einem raschen Wink seines Zauberstabs beseitigte Snape das Wasser und ließ die vom Poltergeist zweckentfremdeten Gegenstände wieder an ihre angestammten Plätze schweben. Es war in den 14 Jahren, in denen er schon hier unterrichtete, und auch davor, in seiner gemeinsamen Schulzeit mit Lucius Malfoy, immer wieder dasselbe gewesen: Peeves machte irgendwelchen Unsinn, doch sobald er spitzkriegte, dass ihm der Blutige Baron auf die Schliche gekommen war, trat er den Rückzug an. Wenn er Geist wirklich auch nur halb so gerissen wäre, wie er zu sein schien, hätte er diesen kindisch einfachen Trick schon längst durchschaut.
Doch Snape war es nur recht so. Er genehmigte sich ein siegessicheres Grinsen, das allerdings sofort wieder von seinem Gesicht verschwand, als er das aufgeregte Getuschel einiger festlich gekleideter Damen in einem der Gemälde bemerkte, das immer lauter wurde.
Das zentrale Thema der Diskussionsrunde waren wohl die Anmaßungen des Poltergeistes, was sich aus den Worten einer in dunkles Blau gekleideten Dame schließen ließ, die gerade zu Snape herüberdrangen: "... Oh, was für ein unverschämter Flegel! Auf der Stelle würde ich ihm seinen Hals umdrehen, wären er und ich lebendig..."
Der Rest des Satzes ging im zustimmenden Gemurmel der restlichen Damen sowie einiger anderer Figuren in verschiedenen Gemälden unter.
Der Meister der Zaubertränke rollte genervt die Augen zur Decke und murmelte im eisigsten Tonfall: "Silencio!" Sofort herrschte Ruhe im Korridor.
Die Erstklässler, die inzwischen wieder aufgestanden waren, schauten ihn auch großen Augen erwartungsvoll an. Leider dachten sie nicht daran, ihre Füße in Richtung des Gemeinschaftsraums zu bewegen, wie er gehofft hatte.
"Nun, worauf warten Sie noch? Brauchen sie eine schriftliche Einladung, um sich in ihre Räume zu begeben?"
Snapes Stimme war so kalt wie dieser Nachmittag und jagte den Kindern unwillkürlich einen Schauer über den Rücken. Hastig drehten sie sich um und verschwanden im Gemeinschaftsraum.
Der Professor, wartete, bis sich der Eingang der Slytherin-Wohnräume wieder geschlossen hatte, dann wandte er sich um und ging ziellos durch die düsteren Gänge davon.
***
Irgendwie war er aus dem Schloss nach draußen geraten, ohne es zu merken. Er hatte nicht auf seine Füße geachtet, ganz von seinen Gedanken gefangen genommen. Den Gedanken, die ihn zurückführten in seine Vergangenheit. Zu jenem schicksalhaften Tag - heute, vor knapp 20 Jahren. Es war neblig gewesen, wie heute auch, doch noch eine Spur kälter.
Er hatte draußen am Ufer des Sees gesessen, den zerknitterten Brief seiner Eltern in der leicht zitternden Faust, ganz in Gedanken versunken. Er hatte nichts mehr wahrgenommen, blicklos in das wabernde Grau des dichten Nebels gestarrt...
Die kleine Hand öffnete sich und der Bogen Papier fiel leise raschelnd heraus. Undeutlich, von vielen Tränen verwischt, war dort die saubere, schnörkellose Handschrift seines Vater zu erkennen. Die Erniedrigungen und Gemeinheiten die auf dem Blatt gestanden hatten, waren mit der Tinte verlaufen, ausgelöscht worden, doch im Gedächtnis des jungen Mannes lebten sie fort.
Seit dem Duell mit Potter und seiner Bande von Bastarden letzte Woche hatte sich alles verändert. Seine Welt war zusammengebrochen. Es war alles nur eine Dummheit gewesen, ein böses Missverständnis. Er bereute zwar nicht, Black ordentlich eins ausgewischt zu haben, doch im Grunde wünschte er sich, dies alles wäre nie geschehen. Wo noch heute Morgen sein Herz gewesen war, befand sich nun ein eisiger Klumpen aus Glassplittern, der ihn von innen heraus zu zermalmen schien.
Was hatte er nur getan, dass ihn sein Vater so verabscheute? Warum nur? Die Worte seines Vaters hatten sich tief in seine Seele eingebrannt und ließen ihm keine Ruhe mehr: "Was habe ich getan, um mit einem solchen missratenen Balg wie dir bestraft zu werden..."
Plötzlich hörte er Schritte auf sich zukommen. Zwei Gestalten lösten sich aus dem Nebel, blieben gute zehn Meter von ihm entfernt stehen. Er erkannte sie sofort: James Potter und Sirius Black. Er drückte sich instinktiv fester an den Stamm der Tanne, unter der er saß. Sie unterhielten sich leise, schienen ihn nicht bemerkt zu haben.
Doch auf einmal blickte Black ihn direkt an, er glaubte die Augen seines Feindes hinterhältig funkeln zu sehen. Seine Stimme schien auf einmal lauter, als er sagte: "Also gut, dann treffen wir uns heute Abend um halb Elf in der Eingangshalle."
Potter nickte und murmelte etwas, das Snape nicht verstand. Die beiden jungen Männer wandten sich um und gingen zum Schloss zurück.
Mit einem Schlag schien die Melancholie von ihm abgefallen zu sein. Er ballte die Hände zu Fäusten und grinste siegesgewiss. Heute Nacht würde er Black auffliegen lassen. Langsam erhob er sich, strich sich Tannennadeln und Erdkrumen von seinem Umhang und ging ebenfalls zurück ins Schloss.
Unbewusst war Severus am Seeufer angelangt. An der selben Stelle, an der er vor 20 Jahren gesessen hatte. Wieder kehrten seine Gedanken zu den Ereignissen der Vergangenheit zurück...
Inzwischen hatte sich die Nacht über das Gelände von Hogwarts gesenkt. Der Nebel hatte sich etwas gelichtet, man sah den Vollmond nur verschwommen durch die Nebelschwaden schimmern. Severus eilte durch die dunklen Gänge zur Eingangshalle. Keine Minute zu früh kam er dort an.
Potter und Black schlichen sich bereits auf das große Portal zu. Unter Potters Arm klemmte ein Bündel gräulich schimmernden Stoffes. Lautlos wie ein Schatten folgte er den beiden hinaus in das trübe Zwielicht.
Plötzlich verlor er seine Feinde aus den Augen, doch ihre Fußspuren waren in dem von Reif überzogenen Gras deutlich zu erkennen.
***
Der Fußmarsch schien sich ewig hinzuziehen, doch in Wirklichkeit waren keine zehn Minuten vergangen, als er vor sich die Peitschende Weide ausmachte. Davor entdeckte er die Silhouetten Blacks und Potters sowie eine deutlich kleinere, die wohl Peter Pettigrew gehörte.
Schnell belegte er sich mit einem Desillusionierungszauber, der ihn im vorherrschenden Dämmerlicht so gut wie unsichtbar machte und huschte näher an die Gruppe heran.
Die Peitschende Weide schlug wütend mit ihren langen, dünnen Zweigen nach den Störenfrieden, ohne sie jedoch zu treffen, da sie sich außerhalb des Aktionsradius des verärgerten Baumes befanden.
Nun war Severus nahe genug herangekommen, um das leise Gespräch mitverfolgen zu können.
"So, Wurmschwanz. Jetzt bist du dran", sagte Sirius. Der kleinere Junge nickte hastig und zückte seinen Zauberstab. Er murmelte einige leise Worte und wurde plötzlich in einen sanften rötlichen Schimmer gehüllt. Langsam krümmte sich sein Rücken, er fiel auf die Hände und begann zu schrumpfen. Sein Körper wurde von dünnem, grauen Haar überwuchert, seine Nase wölbte sich unnatürlich nach vorne, während aus seinem Hinterteil ein langer unbehaarter Rattenschwanz spross.
Mit einem Mal wurde Severus bewusst, mit wem er es hier zu tun hatte: Animagi. Und er bezweifelte, dass sie als solche registriert waren. Schon allein diese Tatsache konnte Potters Bande vors Gericht bringen, doch Severus wartete ab, was als nächstes geschehen würde.
Pettigrew hatte inzwischen seine Verwandlung abgeschlossen und wieselte nun auf seinen winzigen Rattenbeinchen auf den Stamm der Peitschenden Weide zu. Geschickt tauchte er unter den zornigen Hieben des Baumes hinweg und erreichte schließlich sein Ziel: Eine besonders große, knorrige Luftwurzel der Weide. Er legte seine kleinen Pfoten auf eine Wucherung der Wurzel und augenblicklich erstarrte der Baum mitten in der Bewegung. Neben der Luftwurzel öffnet sich langsam eine Art Falltür.
Black und Potter rannten nun in geduckter Haltung zu ihrem Kumpanen hinüber und verschwanden in der Öffnung. Pettigrew folgte ihnen, nachdem er sich noch einmal gründlich vergewissert hatte, ob ihnen auch wirklich niemand gefolgt war.
Severus wartete kurz ab und lauschte, aber er vernahm keine Geräusch mehr von seinen Widersachern, dann schlich er ebenfalls unter den erstarrten Zweigen hindurch und stieg durch die Öffnung hinab in die Dunkelheit. Plötzlich setzte über ihm ein dumpfes Trommeln und Klatschen ein, was nur bedeuten konnte, dass die Starre von der Weide abgefallen war.
Neugierig sah er sich um, doch außer einem blassen Lichtschimmer, der sich immer weiter von ihm entfernte, war nichts zu erkennen. Kurz entschlossen folgte er dem Licht, in der Hoffnung, dass das einer der Zauberstäbe seiner Feinde war, der da so leuchtete und nicht irgendein Irrlicht, das ziellos durch ein Labyrinth huschte, aus dem es keinen Ausweg mehr gab.
Er beeilte sich, zu ihnen aufzuschließen und hatte sie beinahe eingeholt, als er ein dunkles Knurren hörte, das ihn erschauern ließ. Unwillkürlich blieb er stehen und vergaß für einen Moment sogar, seinen Desillusionierungszauber aufrechtzuerhalten. Er beschloss, den Zauber ganz wegzulassen, da es hier - abgesehen von Potters Zauberstab, soviel hatte er inzwischen herausgefunden - sowieso keine einzige Lichtquelle gab.
Potter und seine Freunde waren inzwischen weiter dem Tunnel gefolgt.
Nach einiger Zeit kamen sie an einer Gabelung des Schachtes an. Black flüsterte Potter und Wurmschwanz einige Worte zu, die diese mit einem hastigen Nicken quittierten, ehe sie in den rechten Gang einbogen und sich mit dem Licht entfernten. Black entfachte nun ebenfalls ein schwaches Glimmen an der Spitze seines Zauberstabs und hastete nun so schnell er konnte davon.
Severus hatte alle Mühe ihm in der beinahe vollkommenen Finsternis zu folgen, ohne sich zu verraten oder über einen Stein zu stürzen.
Plötzlich war Black aus seinem Blickfeld verschwunden. Doch nun konnte er auch ohne das künstliche Licht aus dem Zauberstab etwas erkennen. Der Gang mündete unmittelbar vor ihm in einen hohen düsteren Raum, der nur vom bleichen Mondlicht erhellt wurde, das durch ein paar Löcher in der Decke und den Wänden des Raums hereinfiel. Neugierig trat er ein.
Sein Blick wanderte durch das Zimmer, bis er auf etwas großem in der Mitte des Raums hängen blieb. Etwas sehr großem, struppigem mit rotglühenden Augen, die ihn bösartig fixierten und mörderischen Kiefern, von denen der Geifer triefte. Etwas, von dem ein intensiver Geruch ausging. Der Geruch von Blut und Tod.
Das Wesen stieß ein tiefes, donnerndes Brüllen aus, das den Boden unter Severus Füßen erzittern ließ. Starr vor Angst wagte er es nicht, auch nur mit der Wimper zu zucken. Nun erhob sich die Kreatur und machte einig Schritte auf ihn zu. Ihre dolchartigen Krallen scharrten auf dem steinernen Boden. Kaltes, bleiches Licht überflutete den hundeähnlichen, riesigen Körper der Bestie, als sie aus den Schatten heraustrat. Sie schien pure Mordlust auszustrahlen.
Severus spürte die Panik in sich aufsteigen, spürte wie sie Besitz von ihm ergriff. Wie sie seine Atmung beschleunigte, ihm den Angstschweiß aus allen Poren trieb und gleichzeitig seine Beine lähmte.
Die Kreatur kam immer näher. Er konnte ihren beißenden Gestank riechen, ihren heißen, fauligen Atem schon auf seinem Gesicht spüren. Er wollte sich umdrehen, davonlaufen. Doch seine Beine schienen wie festgenagelt. Die Bestie stieß ein weiteres kehliges Brüllen aus, dass den Boden erneut zum Vibrieren brachte.
Severus konnte jeden einzelnen der gewaltigen Reißzähne im Mondlicht glitzern sehen. Er sah schon, wie sie sich tief in sein Fleisch senken, ihn zerrissen und zerfetzten, seine Knochen zermalmten, als er von hinten gepackt und aus dem Zimmer herausgezerrt wurde.
Völlige Dunkelheit umhüllte ihn, doch er fühlte den stinkenden Atem der Bestie noch immer im Gesicht. Ohne überhaupt zu wissen, was eigentlich mit ihm geschah, wurde er durch die Finsternis geschleppt. Er stolperte wie eine Marionette hinter seinem Retter her, hatte jegliches Gefühl über seinen Körper verloren, der sämtliche Bewegungen automatisch auszuführen schien. Die schleifenden Schritte der Kreatur schienen ihn zu verfolgen, in seinem Geist wie ein endloses Echo hin und her geworfen zu werden.
Irgendwann brach er panisch um Luft ringend in die Knie. Und erst dann schien sein Bewusstsein zu ihm zurückzukehren. Er hörte, wie jemand seinen Namen rief, doch er konnte die Stimme nicht zuordnen. Sie erschien ihm so unendlich weit weg. Schluchzend brach er zusammen, fühlte noch, wie ihn jemand in die Arme nahm, dann sank er in tiefe Ohnmacht.
***
Als er wieder erwachte, lag er auf dem hartgefrorenen Boden zu Füßen der Peitschenden Weide. Neben ihm kniete Potter, die Hände in seine Robe verkrampft und schüttelte ihn. "Verdammt, Snape! Wach auf! Verdammt, wach auf!", rief er. Seine Stimme klang eindeutig panisch und leicht schrill.
Severus spürte, dass er immer noch zitterte, aber ob es von der Kälte oder vom Schock kam, konnte er unmöglich sagen. Potter drückte ihn fest auf den Boden, so fest, dass er beinahe keine Luft mehr bekam. Einige Sekunden lang herrschte Stille zwischen ihnen, dann schrie Severus. Es war ein schriller, panikerfüllter Schrei. Er riss sich aus Potters Klammergriff los und begann zu rennen. Er kam nicht besonders weit.
Potter warf sich auf ihn und riss ihn um. Nach einem kurzen Kampf saß er mit seinem vollen Gewicht auf Severus' Oberkörper und nagelte ihn somit am Boden fest. Seine Hände umschlossen die Handgelenke seines Feindes mit festem Griff und pressten sie in das gefrorene Gras. "Snape! Hey! Bleib ruhig! Ich will dir nichts tun! Hör verdammt noch mal auf, dich zu wehren!" Er war nun eindeutig sauer. Severus zitterte zwar weiterhin, doch sein Blick klärte sich jetzt zumindest etwas. "Bitte, Snape! Hör mir zu!", sagte er nun etwas leiser.
Severus nickte knapp, um ihm zu zeigen, dass er verstanden hatte und hörte auf, gegen Potter anzukämpfen. "Hör zu. Das, was du gerade gesehen hast, darfst du niemandem erzählen! Unter gar keinen Umständen. Versprich es! Versprich mir, dass du es niemals weitererzählen wirst!", flüsterte Potter eindringlich. "Wenn du redest, werden wir dich ausschalten müssen." In seinen Augen war deutlich zu sehen, wie ernst es ihm damit war. Er sagte das nicht mit dem Unterton der Verzweiflung, sondern im vollen Bewusstsein, dass von nun an seine Zukunft und die seiner Freunde auf dem Spiel stand. Alles hing nur von ihm, Severus Snape ab. Er konnte schweigen. Oder Potters Gang verraten und sie damit allesamt zu Grunde richten, ob sie es nun verdient hatten oder nicht.
Doch wer würde ihm glauben wenn er redete? Er stand allein da, der einzige Sohn eines Mannes, der unter dem Verdacht stand, Todesser zu sein, gegen eine Gruppe junger Männer aus reichen, angesehenen Familien. Nun gut, abgesehen von Potter und Black gehörten der Bande keine Reinblüter an, doch selbst das reichte aus, um seine Anschuldigungen abzuwiegeln und ihn lächerlich zu machen.
Widerwillig stieß er zwischen den Zähnen hervor: "Ich verspreche es."
Potter nickte grimmig und gab ihn wieder frei. Langsam stand er wieder auf.
"Gut. Und denk verdammt noch mal an dein Versprechen, Schlange!"
Damit wandte er sich um und ging mit schnellen Schritten auf das Schloss zu.
Severus blieb noch einige Zeit wie betäubt im Gras liegen und starrte auf den milchig-weißen Vollmond hoch über ihm....
***
Der Meister der Zaubertränke seufzte. Langsam aber sicher wurde es dunkel. Und mit der Dunkelheit kam die Kälte, die unter seine Kleider kroch und sich in seiner hellen Haut verbiss. Er schauderte, als er seinen Blick über den verhangenen Himmel gleiten ließ und den bleichen Vollmond entdeckte, der wie damals höhnisch auf ihn herunterzugrinsen schien.
Mit langsamen Schritten ging er zurück ins Schloss. Es war Zeit für das Abendessen geworden...
--- End ---
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