Disclaimer: Alle bekannten Charaktere gehören (wem wohl...) und ich verdiene zu meinem Leidwesen kein Geld mit dieser Story.
Die Geschichte soll keine Erklärung sein, warum Snape so ist wie er ist. Und ich gebe offen zu, dass, als ich sie geschrieben habe, die Geschichte immer weniger mit dem Thema der Challenge zu tun bekam...(Am Anfang hatte sie es noch, aber wie das so ist beim Schreiben, irgendwann bestimmt der Charakter wo es langgeht...)
Ähm...trotzdem viel Spaß
Die Flüssigkeiten blubberten leise vor sich hin während Snapes Federkiel umso lauter kratzend über das Pergament vor ihm flog. Arbeiten zu korrigieren hatte nicht gerade eine beruhigende Wirkung auf ihn, wie konnte es Menschen geben, die Arbeiten dieser Art abgaben und das auch noch ernst meinen konnten? Er schüttelte leicht den Kopf, tauchte seine Feder in das neue Tintenfass mit purpurner Tinte und strich ein falsches Wort nach dem anderen an. Es stimmte, beruhigend war es nicht gerade, dafür aber einschläfernd. Und Schlaf war etwas, wofür Snape mehr gegeben hätte als nur das Ärgernis über Schülerarbeiten. Es war seine erste Woche als Lehrer in Hogwarts. Und er hatte die Schüler eine Hausarbeit über einen Trank ihrer Wahl schreiben lassen, um zu sehen, was sie bereits konnten. Das Ende des Pergaments war erreicht und er setzte schwungvoll die Note darunter. Schade, dass es nur bis sechs ging. Bei manchen müssten weitere zwei Ziffern existieren um die Arbeit zu bewerten. Er griff nach dem nächsten Stapel Pergament, tauchte die Feder neu ein und begann zu lesen. Er zog ohne es zu merken die Augenbrauen hoch und lehnte sich in seinem Sessel zurück. Ein Wahrheitsserum? Schön Miss Wilkes, dann erklären Sie mal... Während er konzentriert las, trocknete die Tinte an dem Federkiel in seiner Hand. Der Text enthielt die Beschreibung der Zutaten des Trankes und Anweisungen, wie er korrekt gebraut wurde. Fast alle Schüler hatten sich leichtere Tränke ausgewählt um ihre Arbeit nicht unnötig zu erschweren. Mit ein paar interessanten Ausnahmen. Und dieser Trank war eine davon. Wahrheitsseren gehörten zu seinen eindeutigen Stärken, was Tränke anging. Man muss nur den Dunklen Lord fragen.. . dachte er finster.
Der Aufsatz war mit Aylen Mira Wilkes unterzeichnet. Mira, die Wunderbare - der Name passt ja... seine Mundwinkel kräuselten sich, wenn dieser Trank nicht wunderbar wird weiß ich auch nicht.
Er las den Text, der über mehrere Seiten Pergament ging, noch einmal durch. Wenn es funktionierte, wäre das grandios. Die verwendeten Zutaten waren um einiges leichter zu beschaffen, als die, die man sonst für die kostbaren Seren benötigte. Die Frage war, ob sie den Trank auch wirklich selbst brauen konnte. Er legte die Feder beiseite und nahm sich die Arbeit von Aylen Wilkes mit hinüber zum Kamin. Er goss sich einen kräftigen Rotwein aus der Karaffe auf der Anrichte ein und setzte sich in den tiefen Sessel am Feuer. Die Grundideen waren gut. Wenn Aylen sie denn durchführen konnte, und daran hatte er seinen Zweifel. Man müsste vielleicht noch das ein oder andere überarbeiten, aber letztendlich... Er würde Dumbledore bitten, das Mädchen für ein paar Tage vom Nachmittagsunterricht zu befreien, um den Trank zu brauen. Schließlich würde es auch Dumbledores Sache zugute kommen, wenn das Serum wirksam wäre.
Mit dem Glas in der Hand ging er die verschiedenen Handlungsabläufe noch einmal im Kopf durch. Vielleicht sind die Siebtklässler doch noch zu etwas nütze.. .
~S.S~
Aylen Wilkes lief vor ihm aus der Großen Halle. Snape sah sich kurz um. Es standen kaum Schüler um ihn.
"Miss Wilkes?"
Sie fuhr herum.
"Professor..."
"Ich habe mir ihre Arbeit durchgelesen. Sehr gut recherchiert. Ich frage mich nur, ob der Trank nicht etwas zu hoch gegriffen ist, selbst für eine Siebtklässlerin."
Aylen sah ihn mit gehobener Augenbraue an.
"Ein Lob aus ihrem Munde?"
Snapes Lippen zuckten verräterisch.
"Ich lobe nur, wo ich Grund dafür sehe."
Sie sah ihn ernst an. "Dann bedanke ich mich."
Snape ging etwas von der Tür der Großen Halle weg und Aylen folgte ihm als er fortfuhr.
"Ich möchte Ihnen etwas vorschlagen, dass heißt, Sie um etwas bitten. Können Sie heute Abend nach dem Essen in mein Büro kommen?"
Aylen sah ihn perplex an, dann nickte sie. "Ja."
"Sehr gut. Ich sehe Sie dann später."
Damit verschwand er hinter einer Gruppe von Schülern. Er lief direkt in sein Büro. Interessantes Mädchen - nein, wies er sich zurecht - junge Frau. Sie war gerade mal fünf Jahre jünger als er. Fünf Jahre, in denen er studiert hatte. Er schwang seinen Zauberstab als er eintrat und im Kamin begann ein Feuer zu prasseln. Plötzlich sah er in seinem Augenwinkel etwas weißes leuchten. Ruckartig fuhr er herum und richtete den Zauberstab darauf. Er sog scharf Luft ein. Na wunderbar...
Auf seinem Schreibtisch saß eine weiße Schneeeule und klickt ungeduldig mit ihrem Schnabel. Snape durchquerte mit zwei großen Schritten den Raum und nahm der Eule den Brief von ihrem Bein ab.
Er brauchte ihn eigentlich gar nicht lesen. Es war klar was darin stehen würde. Trotzdem warf er einen Blick darauf und sein Mund verzog sich zu einem bitteren Lächeln. Er warf den Brief in die Flammen des Kamins, wo das Feuer das Stück Pergament zerfraß und schrieb etwas auf einen frischen Bogen, knotete ihn der Eule ans Bein und verließ sein Büro auf direktem Wege. Die Eule breitete hinter ihm die Flügel aus und flatterte aus dem Lichtschacht ins Freie. Auf den Weg nach Malfoy Manor.
~S.S~
Snape eilte derweil die Treppe hinauf zu Dumbledores Büro. Vor dem Wasserspeier blieb er einen Moment stehen. Wie war das Passwort? Himmel warum muss er sich auch immer diese absurden Süßigkeiten heraus picken?
"Zitronenbrause."
Der Wasserspeier bewegte sich und schraubte sich in die Höhe. Snape machte einen Satz auf die Treppe und die steinernen Stufen glitten nach oben.
Vor der Tür des Direktors wartete er kurz und klopfte an.
Dumbledores Stimme drang gedämpft durch die Tür zu ihm.
"Kommen Sie herein Severus."
Snape fühlte sich für eine Sekunde seltsam ertappt und öffnete dann nach kurzem Kopfschütteln den Raum. Dumbledores Sessel war leer, der Schulleiter stand neben der Stange seines Phönix und steckte dem prächtigen Tier ein Stück Apfel zu. Fawkes senkte majestätisch den Kopf und fraß Dumbledore leise gurrend aus der Hand. Snape betrachtete das Schauspiel und vergaß über die leisen Töne des Phönix für einen Augenblick den Grund seines Kommens. Dumbledore wischte sich Hände an seiner weiten Robe ab und lächelte ihm zu.
"Schön diese Phönixe, nicht?" Fawkes zwitscherte kurz.
Snape nickte. Dumbledore setzte sich an seinen Schreibtisch, schob einige seltsame Dinge aus Gold, die viele Zeiger besaßen, zur Seite und bedeutet Snape sich ebenfalls zu setzen. Snape ließ sich auf einem Stuhl vor dem Schreibtisch nieder.
"Gibt es Neuigkeiten, Severus?" Fragte Dumbledore interessiert.
"Malfoy hat geschrieben. Sie werden heute den Mord an einer weiteren Zaubererfamilie planen." Den Rest, der in dem Brief gestanden hatte, erwähnte er nicht. Das brauchte er auch nicht. Dumbledore wusste selbst, was an privaten Todesserorgien passierte.
"Dann muss ich Sie wohl bitten, an dem Treffen teilzunehmen." Sagte Dumbledore ruhig.
Snape nickte wieder.
"Ich werde danach zu ihnen kommen und Bericht erstatten." Er wandte sich schon zum gehen, als ihm noch etwas einfiel.
"Die kleine Miss Wilkes hat sich bereit erklärt den Trank zu versuchen. Wir werden morgen früh mit der Zubereitung beginnen."
"Sehr gut. Beeilen Sie sich. Es würde uns interessieren, was der Trank - wenn er denn funktioniert - aus den derzeitigen Gefangenen alles heraus bekommt."
Snape nickte gedankenversunken.
"Haben Sie sie schon gefragt?"
Snape sah ihn kurz an. "Nein."
Dumbledore lächelte in seinen Bart. "So weit ich weiß, ist die Kleine recht eigensinnig. Ich hoffe, dass Sie sich da nicht verschätzen Severus."
Snape winkte ab. "Ich denke sie wird sich glücklich schätzen, etwas zu tun, was für das Ministerium von Nutzem sein könnte. So wie jedes andere Mädchen ihres Alters auch."
Dumbledore klang amüsiert. "Erwähnen Sie ihr gegenüber besser nichts in dieser Richtung. Sie ist nicht bei ihrer Mutter aufgewachsen, angeblich weiß niemand wer sie ist. Sie lebt bei ihrer Tante, die eine Aurorin ist. Es würde mich nicht wundern, wenn die Kleine ihnen einen gehörigen Schockzauber verpassen würde..."
Snape verabschiedete sich schnell und verließ das Büro. Wie reizend...
Er wusste, dass Wilkes Aurorin war. Er hatte schon mehrfach mit ihr zusammen gearbeitet. Er war bei vielen Mordversuchen oder anderen "Späßen" der Todesser anwesend und wenn dann wie abgesprochen die Auroren des Ministeriums auftauchten, ließen sie ihn meistens entkommen. Er hatte aber auch schon in einem Verhör gesessen. Ein paar der Todesser hatten Lunte gerochen, und ihn gefragt, wieso immer er so reibungslos entkam. Also ließ er sich fangen und verhören und das Ministerium ließ ihn nach einer wohlgewählten Zeit wieder gehen. Nach außen hin sah es vielleicht einfach aus, aber nach innen verknoteten sich die Fäden seiner Lügen immer mehr zu einem undurchdringlichen Netz. Er bewegte sich noch relativ sicher darauf - die Frage war, wie lange noch?
Snape beschloss, direkt zum Abendessen zu gehen und lief zur Großen Halle. Er war einer der Ersten und er sorgte dafür, dass er auch einer der Ersten sein würde, die wieder gingen.
Er war gerade wieder in seinem Büro angekommen, als es an der Tür klopfte. Snape sah auf die Uhr. Aylen hatte sich also auch beeilt. Positives Plus. Er ging zur Tür und öffnete sie.
"Guten Abend, Professor."
"Guten Abend Miss Wilkes." Sagte er förmlich und fragte sich, wie dieses Mädchen jemals in der Lage sein sollte ihm auch nur ein Haar zu krümmen, geschweige denn, ihm einen wirksamen Schockzauber auf den Hals zu hetzen. Er verschob seine Gedanken vorübergehend in einen hinteren Teil seines Kopfes und trat vom Eingang zurück.
"Kommen Sie herein." Er schloss die Tür hinter ihr und setzte sich auf seinen Stuhl hinter dem Schreibtisch.
Er warf ihr einen Blick zu.
"Setzen Sie sich. Ich will es kurz halten, ich habe heute Abend noch einen Termin" Termin, ha! "Ich sagte ja bereits, das es um das Rezept ihres Trankes geht. Ich will weitgehend offen zu Ihnen sein. Ich weiß, dass Ihre Tante eine Aurorin ist. Deshalb wundert mich die Wahl ihres Trankes auch nicht weiter. Der Trank weist allerdings etwas sehr entscheidendes auf. Die Zutaten sind erheblich leichter zu beschaffen, als die von anderen Wahrheitsseren. Der Trank wäre also ein erheblicher Fortschritt für uns. Sie haben ein sehr durchdachtes Rezept und ein Reaktionsschema angegeben. Ich gehe davon aus, dass alle Daten nur theoretisch sind und Sie sie noch nicht überprüft haben?"
"Ich bin noch nicht dazu gekommen." Sie lächelte schwach.
Snape nickte ebenfalls langsam und fuhr fort. "Wie auch schon erwähnt schätze ich Ihre Arbeit. Dieser Trank ist harter Stoff für ihr Alter." Fünf Jahre Severus, Fünf Jahre! "Nun würde mich interessieren, ob Sie ihr Lob auch wirklich verdienen, Miss Wilkes. Sie sind vermutlich mit der Arbeit ihrer Tante vertraut, deshalb dürfte es Ihnen klar sein, worauf ich hinaus will. Wahrheitsseren sind besser als jeder Zauber, weil sich ein Mensch gegen den Zauber wehren kann. Gegen das Gift nicht. Ich möchte deshalb, um die Sache kurz zu machen, probieren, ob ihr Rezept wirksam ist. Professor Dumbledore ist auch der Meinung, das es den Versuch wert wäre. Er ist, genauso wie das Ministerium, sehr daran interessiert, ein solches Serum herzustellen. Es liegt an ihnen. Ich möchte es mit selbstverständlich mit Ihnen gemeinsam versuchen, weil es ihr Rezept ist."
Er beobachtete Aylens Gesicht und verkniff sich ein Lächeln als er merkte wie sie sichtlich versuchte, ihre Augen nicht allzu freudig leuchten zu lassen.
"Natürlich. Ich meine, ich wüsste auch zu gerne ob ich meinen Enkeln später einmal erzählen darf, dass ich ein verdientes Lob von Severus Snape erhalten habe..."
Snape zog eine Augenbraue hoch. "Immer ehrlich sein..." meinte er spöttisch.
Aylen lächelte jetzt. "Immer. Wann wollen Sie anfangen?"
"Nun," Snape überlegte kurz, "wie wäre es immer um diese Zeit? Dann haben Sie keinen Unterricht mehr und wir wären an keine zeitlichen Grenzen gebunden. Sie sind sich doch im Klaren darüber, dass Tränke sich bei ihrer Zubereitung nicht an die freie Zeit ihrer Brauer halten?"
Aylen nickte. "Gut. Dann morgen Abend?"
"Morgen Abend. Ich habe die Zutaten bereits zurechtgelegt, das Ministerium spendet sie uns. Sie brauchen sich also um nichts zu kümmern. Gute Nacht Miss Wilkes."
Er brachte sie noch zur Tür und sah, wie sie auf der Treppe zur Eingangshalle verschwand.
Er warf einen Blick auf die Uhr auf seinem Schreibtisch. Verdammt. Er beeilte sich in sein Schlafzimmer zu kommen, zog sich noch schwärzere Gewänder an (von besserer Qualität) und steckte die weiße Todessermaske in die Innentasche seines Umhangs. Wer weiß... Bei diesem Gedanken schüttelte er sich. Er trug für gewöhnlich sowieso schwarz, oder ganz selten andere sehr dunkle Farben, aber für eine Todesserorgie, wäre das dunkelste Schwarz nicht schwarz genug, um die Schuld zu bedecken, die an seinem Körper haften blieb, wie Staub auf einer trockenen Straße. Nur, das sich dieser Staub nicht so einfach wieder wegspülen ließ, beim nächsten Regenfall. Dieser Schmutz blieb lange und es brauchte eine Menge Regen und Stürme, um ihn unsichtbar zu machen - unsichtbar, aber immer noch spürbar.
Er überlegte kurz, ob er eine Kutsche nehmen, oder apparieren sollte. Er wollte nicht plötzlich aus der Luft auftauchen. Das wäre nicht sehr klug, wenn Todesser in der Nähe waren. Sie fragten nicht erst, ob ein Mitglied da aus dem Nichts entstand, oder Auroren des Ministeriums, sie töteten lieber einmal zu viel als einmal zu wenig. Diese Überlegungen entstammten nicht etwa Snapes Phantasie, sondern seinem Gedächtnis. Ein paar Treffen vorher, hatte sich ein relativ neues Mitglied - Brown war sein Name gewesen - einen Scherz erlaubt und war urplötzlich neben Lucius Malfoy erschienen. Fergus war tot gewesen, noch bevor seine Gestalt wirklich sichtbar geworden war.
Snape beschloss abseits von Malfoy Manor zu apparieren und die Allee zum Herrenhaus hoch zu laufen.
~S.S ~
"Snape!" Lucius Malfoy verkörperte drei Formen von Liebe, er war selbstverliebt, machtverliebt und geldverliebt.
Snape setzte einen Gesichtsausdruck auf, den er speziell für solche Abende entworfen hatte. Er entwarf Gesichtsausdrücke wie Modedesigner Kleider. Für verschiedene Gespräche mit verschiedenen Menschentypen, immer andere Blicke. Es war eine der wichtigsten Übungen in seiner Rolle als Spion. Er musste glaubwürdig aussehen. Deshalb war es früher oft vorgekommen, dass er stundenlang vor einem großen Spiegel gestanden und Gesten und Gesichtsausdrücke geübt hatte.
"Malfoy." Snape lächelte kühl.
Lucius Malfoy verzog ebenfalls seine Mundwinkel ein Stück. "Willkommen in Malfoy Manor." Er deutete mit dem Arm auf die großen Türflügel, die in den Salon führten. "Wir sind schon fast komplett."
Snape folgte den wallenden, dunkelgrünen Roben Malfoys in den Salon.
Alles im Herrenhaus war mit teuren, alten aber sichtlich wertvollen Möbeln und Teppichen eingerichtet. Malfoys Salon war etwa dreimal so groß wie Snapes Labor in Hogwarts - und sein Labor war groß. Es brannte ein Feuer in dem riesigen Kamin und mehrere Kerzen brannten in vergoldeten Ständern. Leise Musik kam von irgendwo her und etwa zwanzig Männer und Frauen, alle in offensichtlich sehr teuren, eleganten Abendkleidern, standen oder saßen bereits im Salon. Als Snape eintrat wandten sich einige Köpfe gespannt um.
Eine Frau mit weiß blonden Haaren kam auf ihn zu, in der Hand zwei Gläser.
"Champagner? Hoffentlich fangen wir bald an, diese Begrüßungen ziehen sich immer so lang. Obwohl," fügte sie mit einem aufreizenden Lächeln and Lucius hinzu, "der gute Lucius es doch recht gut versteht die Zeit zu überbrücken."
Snape wechselte den Gesichtsausdruck. "Zweifellos." Er nahm ihr mit einem kühlen Lächeln das Glas aus der Hand. Lucius entschuldigte sich galant und verschwand in der Menge seiner Gäste.
"Er ist so elegant, nicht wahr? Ein Bild von einem Mann." Eliza Hewit starrte hinter Lucius Malfoy her.
Snape schwieg, er hatte nicht vor, mit einer Frau, irgendwelche vermeintlichen Vorzüge von Lucius Malfoy zu besprechen. Eliza ließ sich nicht stören und fuhr fort: "Es heißt, er sei ein vollendeter Liebhaber." Ihre Augen waren fest auf Lucius Malfoys Rücken gerichtet.
"Nun, es ist nicht so, als ob ich das beurteilen könnte, Miss Hewit."
"Natürlich nicht!" Sie lachte ein, wie Snape fand, verruchtes Lachen und schlug dann die Augen zu ihm auf. "Aber Ihr kennt doch sicher die Geschichten, die über ihn erzählt werden?" Eliza sah ihn vieldeutig an.
"Nun, was Klatsch angeht, fürchte ich, kann ich Euch auch nicht weiterhelfen. Aber vielleicht sollten Ihr die Damen McLivit oder Conner fragen." Schlug er beflissen vor. Eliza Hewit kniff die Augen zusammen und trat ein Stück näher.
"Ihr meint doch nicht etwa-?"
Snape zog die Augenbrauen hoch und zuckte mit den Schultern.
"Wollt Ihr sagen, Miss Conner-"
"Mrs. Conner."
"Natürlich, Ihr meint sie weiß, ob an diesem Gerücht..."
Eliza kam noch ein Stück näher. Snape trat ein Stück zurück.
"Miss Hewit, seht Ihr die kleine blonde Frau bei der er jetzt steht? Wartet bis nach - den Feierlichkeiten, ich denke, dann wird auch sie eine von denen sein, die Euch darüber etwas verraten können."
Er verließ Eliza Hewit, die mit berechnendem Gesicht, die blonde Frau betrachtete, und verschwand unbemerkt an das andere Ende des Raumes.
In einer ruhigen Ecke, ließ er sich mit seinem Glas in einem Sessel nieder.
Eliza Hewit war eine Hure. Sie war eine der Frauen, die nur auf diesen Feiern waren, weil sie willig waren. Die meisten Todesser waren reich und entstammten einflussreichen Familien, man lebte gut, wenn man dem Dunklen Lord zur Seite stand. Eliza hatte das durchschaut. Sie war noch nicht allzu lange dabei, hatte seit dem aber bereits eine paar höhergestellte Todesser in ihr Bett geholt. Nun schien Lucius auf ihrer Liste zu stehen. Und wenn Snape sich nicht sehr täuschte, würde Lucius ihr Angebot auch nicht ausschlagen. Warum auch nicht? Frauen wie sie, waren auf solchen Feiern gern gesehen. Von den Männer als nette Abwechslung betrachtet und von den Frauen geduldet, weil sie dann nicht die Zärtlichkeiten ihrer Männer ertragen mussten, wenn diese in ihrem Gewaltrausch waren. Und das war voraussehbar an Todesserfeiern. Alkohol und der Wunsch zu verletzen, vertrugen sich leider viel zu gut.
Snape sah sich um, die meisten der Männer waren bereits zum Dinner da gewesen. Das hieß, sie tranken bereits seit einiger Zeit. Er horchte aufmerksam, noch wurden die Gespräche kultiviert geführt, noch wurden alle mit größter Förmlichkeit angesprochen und die Gesprächsthemen kreisten um simple Dinge wie die Politik des Ministeriums, Geld, oder eben, bei den Frauen, um die Fähigkeiten oder das Aussehen der anwesenden Männer.
Snape wusste aus Erfahrung, das dieses Schauspiel in weniger als zwei Stunden zu ende sein würde. Der Moment, in dem der Mord geplant war und Lucius alle mit selbstgefälligem Lächeln in die Kellergewölbe bitten würde, war wie der Auslöser für eine Verwandlung. In diesem Moment würden sich alle in Tiere verwandeln. Kein Stück von dem gepflegten Getue würde übrigbleiben, die prachtvollen Gewänder gegen schwarze Umhänge getauscht, nur noch Vornamen gebraucht und die Gespräche - dass hieß: Satzfetzen, würden sich nur noch um Folter und Gewalt drehen. Wofür dieses Theater? Damit sie vorher alle noch einmal sehen können, wie wohlerzogen und manierlich sie in Wirklichkeit sind? Um sich zu beweisen, wie perfekt sie doch alle in ihr Gesellschaftsbild von den reichen, kultivierten Zaubererfamilien passen?
Snape schüttelte bitter lächelnd den Kopf.
Jemand klatschte und Snape drehte sich in seinem Sessel um.
Jonathan Parker stand neben Lucius Malfoy am Kamin und holte tief Luft.
"Meine sehr verehrten Ladys, verehrte Herren, ich will nun mit dem eigentlichen Hauptpunkt unseres heutigen Zusammenkommens beginnen.
Es gibt da mehrere Störfaktoren in der Zaubererwelt und unsere Aufgabe ist es, diese zu beseitigen."
Zustimmender Applaus. Lucius Malfoy lächelte knapp. Parker sprach zwar, jedoch waren sämtliche Augen auf Malfoy gerichtet. Als er sich der Aufmerksamkeit aller gewiss war, fuhr er fort. Snape stand auf und drehte sich zu Malfoy um. Stell dich doch noch ein Stück näher ans Feuer und dein Umhang beginnt zu brennen.
"Es wäre im Interesse unseres Meisters, ein Paar namens Brown davon abzuhalten, weiter als Auroren tätig zu sein. Des weiteren, wäre es in seinem Sinne, wenn noch diesen Monat zehn Muggel ebenfalls mit uns Bekanntschaft schließen würden." Malfoy machte eine elegante Handbewegung in die Runde und lächelte. "Letzteres wird wohl kaum ein wirkliches Problem darstellen."
Wieder Applaus und Lachen.
Snape spannte unter seinem Umhang die Muskeln an.
Du redest, als ob es darum geht, das Unkraut aus deinem Garten zu zupfen, Malfoy. Hier wurde über Menschenleben entschieden, als seien es wertlose Gegenstände.
"Nun, wie gesagt, die Browns. Der Dunkle Lord wünscht, das es bald geschieht, noch diese Woche. Wir brauchen sieben Leute. Drei Vollstrecker, drei Wachposten und einen Berichterstatter."
Es war nun vollkommen still. Malfoy sah sich um, das Feuer im Kamin ließ sein Haar silbern schimmern, was ihn noch majestätischer erscheinen ließ.
"Der Dunkle Lord wünscht sich als Vollstrecker in seinem Dienste -" er legte eine kleine Kunstpause ein. "Meine Wenigkeit und zwei weitere frei wählbare Männer, ich entscheide mich für Mr. Goyle und Mr. Crabbe. Als Wächter hat seine Lordschaft sich Mr. McNair, Mr. Garder und Sir Randolf gewählt. Als Berichterstatter wird uns Robinson begleiten."
Snape sah aus dem Augenwinkel, wie die Frauen, deren Männer nicht dabei waren leise ausatmeten und die, deren Männer es getroffen hatte, stolz den Kopf hoben, um sich nichts anmerken zu lassen. Ihm tat nur Robinson leid. Berichterstatter zu sein, bedeutete, nach Ausführung des Plans zum Dunklen Lord zu apparieren und ihm zu berichten, ob alles glatt gegangen war. Glatt gegangen, da war dann auch schon das Problem. Falls ein Auftrag misslang, die Opfer entkommen konnten, oder noch schlimmer, das Ministerium Todesser festnahm, war es nicht gesagt, dass der Berichterstatter die Nacht überlebte.
Im Raum wurde es wieder lauter, die Musik spielte wieder und Snape wunderte sich, wie leicht es doch war, das Todesurteil für zwei Menschen zu fällen. Drei Sätze und das Ehepaar Brown war bereits so gut wie tot. Falls er nicht eingreifen würde. Er würde Dumbledore berichten und dieser würde dann sehen, was zu tun war...
"Snape," er fuhr herum und stand Malfoy gegenüber. "Was hältst du von meinem kleinen Fest?" Snape lächelte sein kühles Lächeln. "Wie immer perfekt, Lucius."
"Ah, nein nicht wie immer, ich habe für heute Abend fünf Muggel organisiert. Fünf! Wenn ich daran denke, was es für Umstände machen wird, ihre Leichen zu entsorgen..." Malfoy lächelte und zuckte mit den Schultern.
"Aber wir wollen natürlich alle den Wünschen des Dunklen Lords gerecht werden, nicht wahr?"
"Natürlich, und den Anderen zeigen, was man alles für seine Lordschaft tut, nicht wahr, Lucius?"
Malfoy sah ihn berechnend an. "Was sonst? Wozu wäre es sonst gut? Glaub mir Snape, ich werde gut bezahlt für meine Dienste. Ich sporne den Rest zu immer aufwendigeren und - sagen wir mal todbringenderen Festen, im Namen von IHM an. Und du musst zugeben, es macht mehr Spaß, wenn auf vier von uns ein Schlammblut kommt, als auf sieben. So hat jeder von uns länger etwas davon. Ich denke das bald die Zeiten anbrechen werden, an denen es uns freisteht, so viele Schlammblütler umzubringen, wie wir wollen. Dann nämlich, wenn das Ministerium geschlagen ist. Und es wird nicht mehr lange stehen, Severus. Die Zaubererwelt, so wie sie das Ministerium und seine Anhänger kennen, liegt im Sterben. Der einzige der ihnen noch hilft und der den schlaffen Körper zum Kämpfen bringt, ist Dumbledore. Und ich schwöre dir, Severus, auch dieser Narr ist nicht unbesiegbar. Er ist nicht unsterblich!"
"Macht und Sieg dem Dunklen Lord." Snape sagte es zwar leise und trotzdem vielen alle Umstehenden ein: "Macht und Sieg dem Dunklen Lord! Macht und Sieg dem dunklen Lord! Macht und Sieg dem Dunklen Lord! Morsmorde!" Die Stimmen stiegen auf in einem tiefen, vollen Klang, wurden immer lauter und der Raum schien sich mit Kraft zu füllen. Snape biss die Zähne zusammen.
Lucius Malfoy schritt der Gruppe voran in die Eingangshalle und dort die Treppen hinunter in die Gewölbe von Malfoy Manor. Die Todesser schienen ihr Gewissen, und ihre Moral, falls sie denn welche hatten, an der Treppe abzulegen, wie einen alten Mantel. Gesellschaftliche Regeln wurden eingetauscht gegen die weißen, gesichtslosen Masken.
Snape folgte der erhitzten Menge in die Kerker. Man hatte sie sicherlich dort unten gehört. Die Angst musste furchtbar sein.
Er schüttelte den Gedanken ab. An alles konnte er denken, nur Mitleid durfte er nicht an sich heran lassen, sonst würde er verrückt werden.
Vor ihm richteten alle ihre Zauberstäbe auf sich und verwandelten ihre Abendgarderobe in schwarz Gewänder.
In den Kerkern war es seltsam warm. Er folgte Malfoy mit den restlichen Gästen durch ein Labyrinth von unterirdischen Gängen, bis sich der Kellergang in einem großen, von Fackeln hell erleuchteten Gewölbesaal verlor. Auf einem Podest am anderen Ende der Halle standen die fünf Opfer. Man hatte sie ihn weiße Leinenkleider gesteckt und ihnen weiße Kapuzen übergezogen. Eine Ganzkörperklammer, zwang sie, still zu stehen. Snape versteifte sich. Um ihn herum schien sich der Saal zu laden, die Menge war begierig anzufangen. Sie wollten Blut sehen. Oder schlimmeres.
Eine Frau trat neben ihn, während Lucius nach vorne schritt und die Menge zu toben begann.
Ihr hellblondes Haar schimmerte im Licht der Fackeln. Eliza Hewit.
"Ich musste nicht einmal bis jetzt warten."
"Was?"
"Miss Stansfield, die Kleine blonde."
"Quot erat demonstrandum..." murmelte Snape
"Ja. Es ist jetzt eindeutig bewiesen, dass er gut ist..."
"Wie schön."
Snape hielt nach Malfoy Ausschau. Er entdeckte ihn an einer Seitentür, durch die fünf Hauselfen gerade riesige, goldene Schalen trugen, aus denen ein schwerer, süßer Rauch aufstieg. Snape atmete tief ein. Der Rauch veränderte die Wahrnehmung. Es war ein Mittel, dass bei Todessertreffen regelmäßig benutzt wurde, um den "Spaß" Faktor zu steigern. Die Anderen wurden verrückter in ihrem Einfallsreichtum, absolut unberechenbar und willig zu Gewalttaten - oder mehr. Für Snape war es ein Weg, um nicht erleben zu müssen, was er die nächsten Stunden tun musste. Der einzige Weg.
"Mich würde interessieren, wie es mit der Wahrheit um die Gerüchte über dich so steht..."
Eliza zog mit ihrem Fingernagel eine scharfe Linie über seine Brust.
"Nimm deine Hand weg." Befahl er ruhig.
Eliza lachte leise und ließ ihre Finger weiter nach unten wandern.
"Es wird viel über dich erzählt..."
Snape packte ruckartig ihre Arme und verdrehte sie nach hinten.
Eliza seufzte. "Mach ruhig, Severus. Ich mag das." Sie lachte leise.
Er kniff die Augen zusammen und ließ sie los. "Geh! Geh und treib es mit Lucius."
"Ich will es aber nicht mit Lucius treiben. Die Geschichten die über dich erzählt werden sind viel interessanter..."
Er warf ihr einen eisigen Blick zu.
"Ich habe nicht vor, diese Geschichten um ein Kapitel mit dir zu erweitern."
Sie lachte und legte ihm die Fingerspitze auf die Lippen.
"Sag niemals nie... wir werden das Kapitel schon noch schreiben, mein Guter. Später."
Damit verschwand sie in der aufgewühlten Menge.
Snape hatte sich stark zusammen gerissen. Aber er spürte bereits, wie die Rufe der Menge und die Dämpfe ihre Wirkung taten. Er ließ sich tragen, auf dieser Welle. Er konnte nichts anderes tun. Wenn er absprang, würde er in ihren Wogen ertrinken.
Vorne stand Lucius und sein Mund öffnete sich. Die Rufe wurden lauter.
"Macht und Sieg dem Dunklen Lord!" sein Mund sprach es automatisch. Er hörte eine Stimme laut rufen. Seine? Lucius riss den fünf Gestalten vorne die Ärmel ihrer Gewänder ab. Die weiße Haut sah verstörend rein und unverletzt aus. Snape schloss die Augen unter der Maske. Es half nichts, er sah alles. Lucius, wie er das Zeichen Voldemorts in die Arme der Opfer ritzte, die Schreie und die Rufe nach mehr, aus der Menge der Todesser. Er konnte sehen, wie einer nach dem anderen nach vorne trat und mit dem Blut der fünf Menschen das rot glühende Zeichen Voldemorts nachfuhr. Er selbst tat es. Lächelnd. Er musste. Verdammt soll ich sein!
Er lief an einer der Schalen vorbei und atmete tief ein. Einmal, zweimal, beim dritten Mal wurde ihm kurz schwarz vor Augen. Die Geräusche um ihn wurden unnatürlich laut und schwächten dann wieder ab. Er sah nur noch kleine Details. Er blinzelte, die Szenerie verschwamm und wackelte kurz. Er lief weiter. Vor sich sah er die hungrige Menge. Er hörte Malfoys Stimme.
"Lasst uns beginnen, aber davor sollten wir noch für geeignete Stimmung sorgen!"
Snape wusste was jetzt kam. Er holte seinen Zauberstab hervor. Die ganze Menge richtete ihre Zauberstäbe auf Parker, der neben Malfoy stand und die Arme noch oben ausgestreckt hatte.
"Morsmorde!" Der Befehl donnerte durch den Saal. Eine Schlange aus grünen Blitzen schoss auf Parker zu, der jetzt den Mund öffnete und etwas schrie. Die Schlange aus Licht verschwand in seinem Mund, für den Bruchteil einer Sekunde war es völlig dunkel im Kerker. In dem Moment in dem Parker die Arme noch weiter anhob, schien er selbst eine Lichtgestalt zu werden. Er schien für eine Sekunde in Licht zu explodieren. Es sah aus, als ob sein Körper zeriss. Ein greller Strahl aus grünem Licht schoss von ihm aus zur Decke und formte dort das Dunkle Mal. Ehrfürchtige Stille. Parker war ohnmächtig. Malfoy trat wieder auf das Podest und blickt in die Menge.
"Auf das ihr in SEINEM Namen handelt, nehmt euch diese Schlammblütler an! Lasst sie die Macht unseres Dunklen Lords spüren. Und tötet sie!"
Er hörte kurze Zeit nichts mehr, sah nur noch schreiende Münder und grelle Blitze, gezückte Zauberstäbe, wilde Augen und hungrige Blicke. Schmerz. Gottverdammt... er krümmte sich kurz zusammen, schüttelte den Fluch ab. "Crucio!" Das eine Wort flog durch den steinernen Saal, hallte von den Wänden wider. Kein Satz mehr ohne dieses Wort. Schmerzen. Unendlicher Schmerz. Wieder aufrichten, umdrehen und wieder dieses Wort rufen. Zu irgendjemanden.
Der es dann weitergibt. Himmel! Atmen, atmen! Hol Luft verdammt! Das Atmen viel so schwer. Und weit weg irgendwo im Kopf ein kleines Teufelchen, dass im Kreis tanzt und "Ja!" ruft. Angespornt von diesem widerlichen Rauch. "Ja, ja, ja! Zeig es ihnen allen!"
"Nein!" Er stellte sich gerade hin. Hörte wieder etwas. Es war, als ob man während einem Konzert neben den Boxen steht und diese sich ganz plötzlich einschalten, er zuckte zusammen. Schreie. Überall Schreie. Er sah kurz nach vorne zu dem Podest. Nur noch eine weiß gekleideter Mensch lag da. Zusammengesunken. Tot, oder ohnmächtig? In der Ecke des Raumes stand eine Frauengestalt. Woher kannte er das Gesicht? Wieder eine Rauchwolke. Lucius, der ganz vorne stand und der kleinen Stansfield die Lippen blutig biss. Snape drehte sich um und stolperte durch die grünen Nebel. Hinter einem Stützpfeiler lehnte eine weitere weiße Gestalt, das grobe Leinenkleid hing in Fetzen herunter. Drei Todesser über sie gebeugt. Schlagend und die Zauberstäbe in die Haut ihres Opfers bohrend. Sie war nicht mehr rein und weiß. Sie war blutig und dreckig. Hass. Grenzenloser Hass, auf diese Leute, die einem Menschen so etwas antun konnten.
Irgendwo leuchtete blondes Haar. Snape sah Malfoy in einer Ecke des Raumes stehen. Er hatte die Stirn gerunzelt und lauschte mit kaltem Blick der kleinen blonden Frau. Snape versuchte in ihrem Gesicht zu lesen. Er bemerkte ihren kalten Ausdruck, ihre Augen blitzten Malfoy wütend an. Malfoys Gesicht erstarrte zur Maske. Er fragte etwas, und die Frau antwortete mit abfälligem Gesicht und einem Nicken. Malfoy drehte sich um und wollte gehen. Die Frau schrie ihm etwas hinterher. Malfoy fuhr herum, mit gezücktem Zauberstab. Snape sah einen grünen Blitz und der Körper der Frau fiel zu Boden. Sie war tot. Die Frauengestalt, die er eben gesehen hatte löste sich aus dem Schatten und rannte auf den leblosen Körper zu. Wer ist sie? Er versuchte genauer hinzusehen, doch eine Rauchwolke verschleierte seinen Blick. Als er wieder klar sehen konnte, war die Leiche verschwunden.
Eliza kam auf ihn zu. Torkelnd. Wieder eine Rauchwolke. Dann ein blauer Blitz. Ein neuer Fluch? Schreie. Eliza stand vor ihm, zerzaust und mit gehetztem Blick.
"Ich will nicht morden!" Sie schrie es, aber er konnte sie kaum hören.
Es war auch nicht wichtig. Sie wollten dasselbe. Lieber ein weiteres Kapitel, als Mord. Wieder Schmerz. Lachen. Leises Lachen. Schmerz. Eliza schrie. Auf dem Boden wälzten sich Gestalten in schwarzen Umhängen. Die, die noch standen brüllten die Flüche durch das Gewölbe. Es traf jeden, Muggel oder Todesser. Es spielte keine Rolle. Es ging darum Schmerz zu erleben und ihn anderen spüren zu lassen. Die Macht zu besitzen, anderen weh tun zu können. Er stand wieder neben einer Schale. Eliza neben ihm. Einatmen. Ausatmen. Und die Welt zerfloss vor seinen Augen in ein dunkles Wirrwarr aus Farben, Schreien und Gewalt. Und irgendwo das kleine Teufelchen, dass die Chance nutzte und die Macht über ihn ergriff.
~ S.S ~
Er wachte in seinem Bett wieder auf. Sein ganzer Körper schmerzte. Vorsichtig bewegte er seine Glieder. Er hatte das Gefühl seine Knochen zersplitterten, bei dem Versuch sie zu bewegen. "Schmor in der Hölle Lucius!"
"Das würde ich nicht wünschen. Dem Teufel muss es schließlich auch dort gefallen und Lucius weist gewisse Ähnlichkeiten mit ihm auf."
Snape öffnete abrupt die Augen. Und schloss sie sofort wieder. Das Licht hämmerte in seinen Schläfen.
"Professor Dumbledore."
"Guten Morgen Severus. Ich habe gestern Abend nichts mehr von Ihnen gehört. Also dachte ich, es wäre gut, wenn ich mal nach Ihnen sehe."
Snape versuchte noch einmal die Augen zu öffnen. Diesmal mit mehr Erfolg.
"Ja, es war sehr - anstrengend gestern."
"Ich weiß. Auf ihrem Schreibtisch saß eine Eule von Lucius Malfoy. Er wird Sie heute Abend besuchen kommen."
Snape gab einen unartikulierten Laut von sich.
"Ich sehe natürlich, dass - es Ihnen nicht gut geht, Severus, aber ich muss wissen, was mit den Morden ist."
"Mit welchen? Denen an den fünf Muggeln gestern, oder den an den Browns?" Seine Stimme klang bitter.
Dumbledore sog scharf die Luft ein. "Fünf?"
Snape schwieg. Er hielt die Hand hoch. Hoffentlich besaß er noch alle fünf Finger. Er hatte das Gefühl, seine Hand wäre ein einziger Knochenhaufen.
"Die Browns sollen noch diese Woche umgebracht werden. Von Malfoy selbst, Crabbe, McNair, Randolf, Goyle, Garder und Robinson. Wann, hat er nicht gesagt. Ich werde ihn dann heute Abend fragen."
Dumbledore nickte. Und sah ihn dann ernst an.
"Es tut mir leid. Ich würde Ihnen das sehr gern ersparen. Aber Severus, auch Lord Voldemort ist nicht unsterblich."
Irgendwo hatte er das schon mal gehört.
Er hoffte, dass Malfoy unrecht, und Dumbledore recht behalten würde. Aber im Moment wollte er schlafen. Und die Schmerzen vergessen.
Er schloss die Augen und sah gerade noch, wie Dumbledore aufstand.
"Professor McGonagall wird sie heute vertreten. Ich will, dass Sie sich ausschlafen. Sie sehen furchtbar aus."
Als er zum zweiten Mal aufwachte, fühlte er sich besser. Gut genug um aufzustehen. Er warf einen Blick auf die Uhr an der Wand. Zwanzig nach fünf. Entgeistert stellte er fest, dass er den ganzen Tag verschlafen hatte. Er schlug die Decken seines Bettes zurück um aufzustehen und zuckte unwillkürlich zusammen. Er trug noch die Kleider von gestern. Sie waren an vielen Stellen zerrissen und über und über mit getrocknetem Blut verschmiert. Gott, was habe ich getan? Er ging vorsichtig in sein Bad. Jeder Muskel schmerzte. Dort angekommen sah er in den Spiegel.
Snape erbleichte. Sein Gesicht war zerkratzt und getrocknetes Blut klebte auf seiner Wange. Er wusste nicht ob es sein eigenes, oder das eines anderen war. Vorsichtig betastete er sein Gesicht. Außer den Kratzern keine Verletzungen. Verdammt! Er wollte sich nicht vorstellen wessen Blut es war. Denk' an etwas anderes. Er ließ seine Badewanne voll Wasser laufen. Heißem, sauberem Wasser. In Gedanken bei dem Wasser, suchte er sich saubere Roben heraus. Die Vorstellung, in diesen Blutdurchtränkten Sachen geschlafen zu haben, ließ seinen Hass aufkochen.
Er schälte sich aus den steifen Gewändern. Stellenweise klebten sie an seiner Haut fest und er riss hart daran um sich davon zu befreien. Es war wie eine Erlösung. Er knäulte den schwarzen Haufen zusammen und warf ihn in den Kamin, wo sich die Flammen begierig daran machten, den Stoff und die mit ihm verbunden Geschichte zu verbrennen.
~S.S~
Snape hatte das Abendessen ausfallen lassen. Die Vorstellung etwas zu essen, drehte ihm den Magen um.
Er saß seit einer Stunde vor seinem Schreibtisch im Büro. Nichts lag darauf, nur sein Zauberstab. Er hatte ihn, nachdem er gebadet hatte, ebenfalls einer Reinigung unterzogen. Nun starrte er darauf, als sei er mit einem Fluch belastet. Er wollte wissen, was sein letzter Zauber gewesen war. Aber bei der Vorstellung es könnte Avada Kedavra gewesen sein, überlief es ihn kalt. Sein Blick wurde hart. Herrgott, benimm dich nicht wie ein kleines Kind. Du hast schon öfter Menschen umgebracht und früher hat es dich auch nicht besonders gestört! Er starrte finster auf den Zauberstab. Nun gut, vorerst musste das sowieso noch warten. Er besaß keinen zweiten Zauberstab. Aber es würde sich schon einer auftreiben lassen. Im Notfall würde er sich morgen einen von Dumbledore leihen und es dann überprüfen. Wie seltsam. Früher war er fest davon überzeugt gewesen, dass man Menschen nicht ändern konnte und das war er eigentlich auch heute noch. Aber es ließ sich nicht von der Hand weisen, dass man sie beeinflussen konnte. Und bei dem Gedanken daran, dass Dumbledore ihn, Severus Snape auf solche Art beeinflusst hatte, musste er unwillkürlich den Kopf schütteln. Damals hatte er Dumbledore für einen Narren ohne Einfluss gehalten. Jetzt wusste er es besser. Dumbledore hatte mehr Einfluss als der Zaubereiminister, wenn man es so wollte, denn schließlich beriet Dumbledore diesen. Er war also ein verdammt kluger Narr, mit verdammt viel Einfluss. Snape lächelte schwach. Dumbledore hatte ihn gezwungen Gefühle an sich heran zu lassen. Snape hatte das Zeit seines Lebens - man könnte sagen beiseite geschoben. Und zwar, weil er der Meinung war, dass der Mensch schlichtweg nicht fähig war logisch zu denken, wenn er von Gefühlen beeinflusst wurde. Er liebte Logik. Alles, was festen Regeln folgte, bestimmbar war, nachweisbar, erklärbar. Erforschbar. Dumbledore allerdings, hatte von ihm gefordert, Emotionen frei zu lassen. Das hatte nun zur Folge, das er Mitleid empfand. Und dieses Gefühl quälte ihn. Es war der Grund, warum er dann zu Dumbledore wechseln musste. Er hätte es nicht ausgehalten. Früher hatte er einfach nicht darauf gehört und es als Verwirrung des Geistes betrachtet.
Der Zauberstab lag unschuldig auf dem Tisch vor ihm.
Es klopfte an der Tür. Seine Hand schoss über den Tisch und er stoppte sich, als sie bereits über dem Zauberstab schwebte. Narr! Er zog seine Hand zurück, ging zur Tür und öffnete sie schwungvoll.
"Guten Abend Professor."
Verdammt! An Aylen Wilkes hatte er nicht mehr gedacht.
"Guten Abend."
Er tat einen Schritt zur Seite und sie kam herein. Im Vorbeigehen kniff sie die Augen zusammen. Snape warf ihr einen säuerlichen Blick zu. Na wunderbar, sie hat die Kratzer gesehen.
"Sind Sie krank?"
"Nein."
Sie sagte nichts mehr. Snape öffnete die Verbindungstür zu seinem Labor. Er ließ sie vorangehen und schloss hinter ihnen die Tür.
"Nehmen Sie sich einen Kessel. Am besten erst mal einen kleinen. Das kommt nicht so teuer, wenn Sie ihn in die Luft jagen."
"Ich habe nicht vor einen Kessel in die Luft zu jagen." Sie sagte es, als ob sie zwar keinen Kessel, aber gerne etwas anderes in die Luft gejagt hätte."
Snape verzog den Mund. Er ging zu einer Anrichte und holte mehrere Brettchen, Messer und zwei Mörser heraus. Derweil hatte Aylen sich aus einem Regal in der Wand einen Kessel ausgesucht. Er hatte bereits drei Beulen. Snape musste trotz der Erinnerung an letzte Nacht schwach lächeln. Er drehte sich um - wieder mit undurchdringlichem Gesicht- und sah sie fragend an.
"Haben Sie das Rezept da?"
"Natürlich." Sie zog eine dicke Rolle Pergament aus ihrem Umhang.
Snape nahm sie ihr aus der Hand, rollte sie auf und klemmte das Pergament in einen Rahmen. Dadurch konnte man immer direkt darauf sehen, und es würde nicht von den Zutaten befleckt werden.
Snape überflog die ersten Angaben.
"Fangen wir an..." Er ging zu einem Apothekenschrank hinter der Arbeitsfläche und suchte drei Büschel Lorbeer heraus. Außerdem Wurzeln, Blüten und Blätter von Salbei, Rosmarin, Weidenrinde und Veilchenwurz. Zuletzt etwas geriebene Haselnuss - für Kommunikation. Schließlich sollte die Person, die den Trank nahm irgendwann auch die Wahrheit sagen. Dann suchte er noch zwei weitere Kräuter und diverse Grundsubstanzen eines Trankes zusammen. Das wäre die heutige Etappe.
Aylen hatte den Kessel mit Wasser gefüllt und ihn über das Feuer gestellt. Sie nahm sich ein Brett und ein Messer und begann den Salbei klein zu schneiden. Snape sah ihr eine Weile zu, stellte fest, dass sie es richtig machte und griff nach einem Stück Weidenrinde und dem schweren Mörser. Er merkte, wie er sich entspannte. Die Gedanken an Gestern fielen von ihm ab und er konzentrierte sich voll auf seine Aufgabe. Das Wasser begann zu kochen und Aylen warf zwei kleine Gegenstände in das kochende Wasser.
"Was tun Sie da?"
Sie sah auf. "Das sind zwei Steine. Bergkristall und Sodalith. Sie stehen für Vorstellungskraft und Gedächtnis."
Snape schwieg und bewegte den Mörser kräftiger. Aberglaube! Was hat das mit Zaubertrankbrauerei zu tun? Nach einer Weile hörte er auf und begutachtete sein Pulver. Fein und kein einziges grobes Stück mehr. Er gab es in den Kessel und griff nach einer Phiole aus der Vitrine hinter ihm. Sie beinhaltete den Extrakt von mehreren Pflanzen. Mit einem langen Schritt stand er vor dem Wandschrank und holte aus einem Schubfach eine kleine Pipette hervor. Vier bis fünf Tropfen dürften genügen... Vorsichtig füllte er die Pipette mit etwas von dem Extrakt. Dann lief er damit zum Kessel und zählte bedächtig vier Tropfen ab. Das Gebräu schäumte auf und nahm eine grün gelbliche Färbung an. Ein würziger Geruch stieg ihm in die Nase. Aylen stand neben ihm und schabte ihren Salbei in den Kessel. Die Flüssigkeit blubberte leise und im Labor verbreitete sich ein erfrischender Geruch nach Kräutern. Im Gegensatz zum Geruch von Kröteneingeweiden doch recht angenehm. Überlegte Snape leicht sarkastisch.
Die Tür flog auf. Snape fuhr herum. Aylen schabte erst den Rest von ihrem Brett und drehte sich dann um. Ihre Augen weiteten sich für einen Moment, dann kniff sie sie zusammen.
Snape rauschte an ihr vorbei. Seine Umhänge bauschten sich auf. Für eine Sekunde genoss er seinen dramatischen Abgang. Dann fiel ihm wieder ein wer dort in der Tür stand.
"Ich störe doch hoffentlich nicht?" Es war deutlich herauszuhören, das es Malfoy auch egal gewesen wäre, wenn er gestört hätte.
"Nicht doch." Sagte er deshalb kühl.
"Immer noch an der Arbeit?" Malfoy warf einen Blick auf Aylen. Und blieb nichtssagend an ihr hängen. Snape drehte sich um und sah zu ihr. In diesem Moment durchzuckte ihn eine Erinnerung. Aylen stand so wie eben neben dem Kessel, doch jetzt sah er sie aus einem anderen Blickwinkel. Die Frauengestalt auf Malfoys Fest. Himmel, das kann gar nicht sein! Er warf Malfoy einen Blick zu. Und ertappte ihn dabei, wie sich auf seinem Gesicht ein ähnliches Wiedererkennen abspielte.
"Sie hat eine Strafarbeit bekommen." Warf Snape schnell ein.
"Es kann mir ja egal sein, aber hilfst du immer bei Strafarbeiten?" Malfoy löste seinen Blick von Aylen und sah auf Snapes Hände, die fleckig von Pflanzensaft waren. Er hatte sie nicht zuordnen können. Innerlich atmete Snape aus. Er hatte zwar keine Ahnung, was sie dort gemacht hatte, aber er war sich sicher, dass sie keiner Todesserin war. Sie war nicht der Typ Mensch dafür, denn letztendlich sprangen doch immer dieselben darauf an. Und wenn sie kein Gast gewesen war, würde Malfoy absolut nicht erfreut sein. "Gehen wir in mein Büro?" Snape machte eine knappe Handbewegung und schloss die Tür überdeutlich. Nicht ohne vorher einen drohenden Blick zu dem Mädchen im Labor zu werfen.
Malfoy stand erst mit dem Rücken zu Snape, der sich in seinem Sessel niedergelassen hatte. Für eine Sekunde wunderte er sich über diese vertrauensselige Geste. Dann sah er seinen Zauberstab auf dem Schreibtisch liegen und verstand. Malfoy hatte den Stab dort liegen sehen. Jetzt drehte er sich um.
"Was willst du Lucius?"
"Ich wollte mit eigenen Augen sehen, ob du noch lebst."
"Wieso sollte ich nicht?" Snape zog die Augenbrauen hoch.
"Du warst sehr eifrig bei der Sache, Severus."
Snape versteifte unter der Tischplatte die Hände. "Selbstverständlich", er lächelte eisig. "Wo du gerade damit anfängst, wann werdet ihr die Browns besuchen?"
"Morgen Nacht. Willst du mitkommen?"
"Ich überlege es mir noch einmal, eigentlich platze ich nicht in bereits festgelegte Teams."
Malfoy schwieg einen Moment und fragte dann plötzlich etwas.
"Wofür brauchst du ein Wahrheitsserum?"
Snape gab ein Geräusch von sich, das man als Lachen deuten konnte.
"Ich dachte, ich lasse die Kleine mal etwas Schwieriges machen."
Malfoy verzog den Mund und legte den Kopf schief.
"Mag sein, aber warum hilfst du ihr dann dabei?"
"Ich möchte meinen, ich verstehe von dieser Arbeit mehr als du, Lucius, aber dass Kessel und Zutaten teuer sind, wirst auch du wissen. Und ich lege keinen Wert darauf, dass das Mädchen mir mein Labor in die Luft jagt." Snapes Ton war mehr als kühl.
"Ich an deiner Stelle wäre vorsichtiger. Du bist unbewaffnet." Er sagte es leicht dahin, in einem arroganten Malfoy Ton. Aber Snape wusste um die Ernsthaftigkeit des Satzes.
"Ich wollte dich nicht persönlich angreifen, Lucius mein Freund."
Lucius schnaubte und verzog leise lächelnd den Mund. Dann fuhr er langsam und mit gewählten Worten fort.
"Ich würde mich in Acht nehmen Severus. Der Dunkle Lord wird dich beobachten. Und es wirkt nicht besonders - gut, wenn du deine Freizeit mit einem Aurorenkind verbringst. Du solltest dir im Klaren sein, wem du verpflichtet bist."
Snape schwieg und setzte, wider seinem ersten Gedanken, ein gelangweiltes Gesicht auf. Die Spannung im Raum blieb aber bestehen. "Willst du meine Loyalität anzweifeln?"
Lucius lächelte und seine Zähne blitzten. "Ich zweifle gar nichts an, Severus. Ich gebe dir nur einen Rat. Unter Freunden." Aber ja, was sonst?
"Nur unter Freunden, was empfiehlst du mir?"
"Bring ihm ein Opfer." Malfoy ging zur Tür, die auf den Gang nach draußen führte. Snape erhob sich und trat zu ihm. Malfoy wandte sich noch einmal um. "Ich habe gehört Eliza Hewit und du, ihr habt euch gut amüsiert."
"Ich bitte dich. Gut amüsiert ist das falsche Wort. Ich denke, sie war gerade da, trifft es besser." So kann man es auch nennen... Er hob die Mundwinkel.
Malfoy lächelte kühl und wissend. "Man könnte sagen, sie ist schon ein wenig abgenutzt, nicht?"
Als Snape zurück in sein Labor kam, stand Aylen wieder an ihrem Brett und hackte eifrig Lorbeer. Zu eifrig.
"Miss Wilkes, lauschen ist nicht gerade höflich. Hat man bei Ihnen keinen Wert auf gute Erziehung gelegt?"
Aylen zuckte mit den Schultern. "Meine Tante hat mir beigebracht auf der Hut zu sein, wenn Todesser in der Nähe sind."
"Passen Sie auf wen Sie beschuldigen Miss Wilkes."
Sie lachte spöttisch. "Professor, Sie wissen genauso gut wie ich, dass Lucius Malfoy ein Todesser ist." Viel besser als du.
"Miss Wilkes, was ist mit der Frau passiert auf Malfoys Feier?"
Aylen zuckte zusammen. Dann drehte sie sich langsam um.
"Sie haben mich gesehen? Dann wissen ja jetzt, warum ich mir bei Malfoy so sicher bin."
Snape verzog den Mund. "Wer war die Frau?"
Aylen schwieg. Dann sah sie ihn an. Undurchdringliche, grüne Augen.
"Eine Verwandte."
Snape schnippte mit den Fingern und das Feuer unter dem Kessel erlosch.
"Miss Wilkes, ich glaube wir müssen uns dringend unterhalten."
"Ich glaube nicht. Und wenn es ihnen nur um meine Verschwiegenheit geht, ich werde niemandem von ihrem Todesserleben erzählen."
"Das ist der Punkt. Glauben Sie immer alles was sie sehen?"
Aylen schwieg und sah ihn an. "Glauben Sie es?"
"Ich mag keine Gegenfragen. Hören Sie, ich würde behaupten, Malfoy hat Sie erkannt und das ist nicht gut, verstehen Sie das?"
Aylen presste die Lippen zusammen. "Er weiß wer ich bin. Deswegen ist meine - die Frau tot."
"Warum treiben Sie sich auf diesen - Feiern herum und verschwinden dann mit einer Leiche?"
"Herrgott, was geht Sie das an!"
"Mich geht es in sofern etwas an, als das Sie eine meiner Schülerinnen sind und sich in Lebensgefahr befinden."
"Sagen Sie mir nichts über Lebensgefährliche Aufgaben! Wenn das Ministerium herausfindet, das ein Lehrer für Voldemort arbeitet, werden Sie vermutlich gar nicht erst bis nach Askaban kommen. Sie leben gefährlich, Professor."
"Oh, das Ministerium weiß bescheid."
Aylen blinzelte ihn an.
"Sie werden morgen zu mir kommen und mir erzählen was sie letzte Nacht bei Lucius Malfoy gemacht haben. Und wer diese Frau ist."
"Nein."
"Es gibt kein "Nein", Miss Wilkes. Sie werden da sein, oder das nächste Gespräch, ist eines im Büro des Schulleiters. Sie sollten kommen. Nur weil ihre Tante so erfolgreich ist, heißt das nicht, dass Sie genauso lange überleben werden."
Aylen zuckte mit den Schultern. "Ich denke meine Chancen sind nicht allzu schlecht."
Snape verzog den Mund.
"So viel dreistes Selbstbewusstsein, wird Ihnen teuer zu stehen kommen."
"Sie sind nicht Professor Trewlaney und die hat mir eine glücklich Zukunft und hundert Kinder vorausgesagt."
Snape hätte beinahe gelacht.
Aylen packte ihre Sachen und klemmte sich ihre Tasche unter den Arm.
"Ich muss gehen."
Snape nickte. Sie verschwand durch die Tür. Er räumte kurz auf und nahm einen Schluck aus einer großen, bauchigen Flache, in der ein Heiltrank war. Eine halbe Stunde später lag er in seinem Bett. Aber Malfoys Andeutungen und die Erkenntnis, das Aylen Wilkes, in Malfoys Kerkern war, raubten ihm den Schlaf.
~S.S~
Am nächsten Morgen unterrichtete er wieder. Aber der Tag zog sich. Und mit seinen endlosen Stunden auch die Zeit, in der er über Malfoy nachdenken konnte. Und Aylen Wilkes, deren Leben eindeutig nicht mehr allzu lange sein würde, wenn sie noch einmal für Malfoy verdächtig werden würde. Er würde noch vorsichtiger als sonst sein müssen. Und das Mädchen zur Vernunft bringen.
Nach dem Mittagessen machte er sich auf zu Dumbledores Büro. Innerlich sträubte sich etwas dagegen, dem Schulleiter die Information zu dem Mord zu geben. So viele Leute wussten schließlich nicht davon. Wenn es fehlschlug, würde die Suche nach einem Schuldigen nicht allzu schwer fallen. Und Voldemort war eher der Typ der einmal zu viel, als einmal zu wenig mordete. Snape fröstelte unter seinem Umhang. Dann schüttelte er den Gedanken vehement ab und trat vor den Wasserspeier.
"Zitronenbrause."
Die Treppe schraubte sich zu Dumbledores Bürotür. Und Snape wollte gerade klopfen, als die Tür aufging.
Aylen Wilkes kam heraus und sah ihn überrascht und ein klein wenig berechnend an.
"Ich lausche nicht, Miss Wilkes." zischte er im Vorbeigehen.
Aylen schüttelte den Kopf und verschwand auf der Treppe.
Snape trat durch die offene Bürotür und schloss sie hinter sich.
Dumbledore saß hinter seinem Schreibtisch und starrte konzentriert auf ein kleines goldenes Instrument vor sich. Es hatte mehrere Zeiger und eine kleine Aushöhlung in seiner Mitte. Allerdings besaß es keinerlei Schrauben, an denen man die Zeiger hätte drehen können. Dumbledore besah sich die Konstellation. Dann schüttelte er den Kopf, und legte das Instrument bei Seite, wie um die Gedanken von sich abzuschütteln und lächelte Snape zu.
"Severus, schön Sie zu sehen."
"Der Mord ist für morgen Nacht geplant."
"Ich weiß."
Snape zog beide Augenbrauen hoch und warf Dumbledore einen fragenden Blick zu.
"Aylen Wilkes."
Snape holte tief Luft und setzte sich.
"Ja, setzen Sie sich Severus, ich habe mich auch gerade gesetzt. Es ist äußerst interessant, was ich gerade gehört habe. Und ich gebe zu, ich fühle mich leicht übergangen. Wussten Sie, dass Aylen Wilkes alle drei Unverzeihlichen-Flüche beherrscht?"
"Nein, das kann ich nicht behaupten." Snape legte seine Hände ruhig auf die Stuhllehne. " Hat sie Ihnen das gerade gesagt?"
"Nein. Aber-" Dumbledore deutete auf das Instrument, "ich habe sie ihren Zauberstab mal darauf halten lassen, um zu sehen wie viele Flüche sie damit schon gesprochen hat."
Snape erinnerte sich an etwas. "Meine Chancen sind nicht allzu schlecht." Der Gedanke war vollkommen wahnwitzig.
"Weswegen kam sie denn?"
"Oh, sie hat mir etwas über Lucius Malfoy erzählt, Dinge, die sie bei Privaten Treffen ihrer Tante mit höherrangigen Ministern belauscht hat."
Snape verzog den Mund. "Ich möchte natürlich nicht die Erziehung von Mrs. Wilkes angreifen, also übergehe ich diesen Punkt. Was weiß sie über Malfoy?"
"Zwei Dinge von nicht unbedeutender Wichtigkeit. Lucius Malfoy pflegt enge Kontakte zu einigen Ministern im Ministerium. Das erklärt auch, warum man ihn sich dort noch nicht vorgenommen hat. Zweitens - und diese Nachricht ist mir neu - Malfoy hat ein paar dieser Minister, von denen er denkt sie seien ihm nicht treu und noch drei weitere Minister zu sich eingeladen. Und das spannende an der Angelegenheit ist nicht etwa die Einladung, sondern das Datum. Morgen Abend."
Snape sah Dumbledore undurchdringlich an. "Das mit diversen Ministern wussten Sie bereits."
"Natürlich. Aber hier wurden erstmals Namen genannt. Und was für Namen. Was denken Sie, wird Malfoy tun?"
Snape schwieg und sah zu Fawkes Stange. Der Phönix hatte den Kopf unter die Flügel geschoben und schlief. So viele Möglichkeiten gab es schließlich nicht, entweder - und das war die unwahrscheinlichere von beiden, Malfoy lud sie alle ein um den Schein zu waren oder-
"Er wird sich die Gelegenheit nicht entgehen lassen und sie umbringen. Ein Mordteam ist schließlich schon da."
Dumbledore nickte langsam.
"Das hat Miss Wilkes auch vermutet."
"Hat sie Ihnen auch gesagt, dass sie an Todessertreffen teilnimmt?"
Dumbledore rutschte auf seinem Sessel nach vorne. "Wie bitte?"
Snape lachte bitter. "Ich habe sie vor zwei Tagen gesehen. Aber ich habe sie nicht erkannt. Hyosciamus niger, Malfoy verbrennt schwarzes Bilsenkraut auf seinen Feiern. Der Rauch ruft Halluzinationen hervor und verwirrt den Geist. Ich habe sie dort nicht erkannt. Gestern haben wir die Arbeit an dem Trank begonnen. In dem Moment als Malfoy hereinkam, habe ich mich erinnert."
Dumbledore legte die Hände auf die Schreibtischplatte.
"Aber Malfoy hat sie nicht erkannt?
"Ich weiß es nicht. Aber sie sagte, er wüsste wer sie ist, und deshalb - Malfoy hat eine Frau getötet. Keine von den fünfen. Sie war ein Gast. Miss Wilkes meinte, er hätte die Frau auf Grund diesen Wissens umgebracht."
Dumbledore dachte nach. " Weshalb tötet Malfoy einen Gast, vor allem, wenn es sich um eine Frau handelt?"
"Er hat auch vorher schon Frauen getötet." Stellte Snape fest.
"Wissen Sie, wer die Tote ist?"
"Nein. Aber Miss Wilkes weiß es."
Dumbledore nickte. "Versuchen Sie es herauszufinden. Vielleicht habe ich auch schon eine Gelegenheit für Sie. Ich fürchte Miss Wilkes wird auf diese Versammlung morgen gehen. Ich habe ihr natürlich befohlen auf keinen Fall nach Malfoy Manor zu apparieren, aber ich denke, sie wird sich nicht davon abbringen lassen. Ich bitte sie deshalb darum ebenfalls dort hinzugehen. Ich kann sonst nicht für ihre Sicherheit bürgen - ich denke, dass würde auch Malfoys Vorbehalte gegenüber Ihrer Loyalität zu Voldemort aus dem Weg räumen.
"Oh ja, es wird ihn vermutlich sehr beeindrucken, wenn ich versuchen werde ihn davon abzuhalten die Kleine zu töten."
Dumbledore sah ihn ernst an. "Ich habe nicht behauptet, es würde einfach werden, Severus. Aber ich weiß, dass wir niemand besseren haben. - Bevor Sie gehen, der Zaubereiminister hat mich zu sich gerufen. Der Ministerrat wird einberufen. Ich werde noch heute abreisen müssen. Ich verlasse mich also auf Sie, Severus."
Snape rauschte aus dem Büro. Wie reizend, jetzt durfte er Babysitter für eine Siebzehnjährige spielen, die größenwahnsinnig geworden war. Und er hatte nicht einmal Dumbledore zu seiner Unterstützung. Zumindest nicht in direkter Nähe.
Am Abend klopfte Aylen und Snape ließ sie hinein. Er hatte nach dem Gespräch mit Dumbledore den Trank weitergebraut, damit sie ungestört reden konnten.
"Setzen Sie sich, Miss Wilkes."
Sie sah ihn an, verzog den Mund und setzte sich in einen tiefen Ohrensessel am Kamin, ihm gegenüber.
"Erzählen Sie."
Aylen schüttelte den Kopf. "Nein. Es gibt nichts zu erzählen."
"Werden Sie morgen auf das Treffen gehen?"
"Ja."
"Dann gibt es sehr wohl etwas zu erzählen. Ich habe nämlich dann die Verpflichtung, ihnen hinterher zukommen und aufzupassen, das Sie übermorgen auch noch leben."
"Ich habe Sie nicht gebeten, auf mich aufzupassen."
"Dann werde ich wohl Ihre Tante informieren müssen, damit sie das tun."
Aylen kniff die Augen zusammen. "Das werden Sie nicht."
Snape lächelte kühl. "Lassen Sie's drauf ankommen?"
"Was wollen Sie eigentlich von mir?" Aylen stand auf und warf sich die blonden Haare über die Schulter. Snape stand ebenfalls auf "Sie werden nicht gehen."
Aylen verzog den Mund. "Würden Sie sich daran halten, wenn ich Ihnen verbieten würde hinzugehen?"
"Es geht hier nicht um mich, sondern um Sie. Aber gut, reden wir über etwas anderes. Was ist mit Ihren Eltern, wieso passen sie nicht darauf auf, was ihre Tochter so treibt? Wieso leben Sie bei Ihrer Tante?"
Aylen lehnte sich noch weiter in den Sessel zurück. Für eine Sekunde fürchtete er, sie würde ganz darin verschwinden.
"Meine Mutter ist tot und mein Vater -interessiert niemanden."
Snape lehnte sich zurück. Er sah sie scharf an. Und versuchte die Informationen zu verwerten. Er schaffte es nicht. Nicht jetzt.
Aylen starrte gedankenversunken vor sich hin.
Plötzlich richtete sie sich auf. "Ich muss jetzt gehen."
Bevor er sie daran hindern konnte, war sie aufgesprungen und durch die Tür verschwunden. Snape sah es nicht ein ihr hinterher zu rennen. Wenn das dumme Gör einfach wegrannte, hatte sie es nicht besser verdient.
Eine Weile saß er in seinem Sessel und blickte in die Flammen des Kamins. Woher kennt Malfoy Aylen Wilkes? Bei dem Gedanken an Malfoy fiel ihm noch etwas anderes ein. Er sollte Malfoy darüber informieren, dass er Morgenabend anwesend sein wollte. Mit grimmigem Gesicht stand er auf. Ein persönlicher Besuch wäre taktvoller. Malfoy könnte ihm nicht vorwerfen unvorsichtig zu sein, wenn er einen Eule sandte, die schließlich abgefangen werden konnte. Er warf sich einen etwas edleren Umhang über und apparierte an den Rand von Malfoy Manor. Die Alle zum Herrenhaus wand sich ein paar mal durch den weiten, gepflegten Park und öffnete sich schließlich in einem runden Platz, vor dem Eingangsportal. Allee und Platz waren mit weißem Kies aufgeschüttet und exakt in der Mitte des Kreises befand sich ein steinerner Springbrunnen. Der weiße Kies unterstrich noch mehr die Bedeutung die Malfoy auf all seinen Reichtum legte und natürlich gaukelte es einem Unwissenden eine reine, weiße Welt vor, in der alles so perfekt war, wie die geraden Ränder der Allee. An den mächtigen Türflügel warne zwei ebenso so imposante Türklopfer aus Messing angebracht, die die Form von Löwenköpfen hatten. Snape ließ den Ring, den der eine Löwe im Maul hatte, schwungvoll gegen die Tür schlagen. Er musste nicht lange warten. Die breiten Türflügel öffneten sich und ein Hauself begrüßte ihn mit angstvoller Verbeugung. Snape nickt ihm zu. "Kann ich deinen Meister sprechen?"
Der Hauself nickte und quietschte dann: "Warten Sie Sir, Dobby wird den Meister rufen, Sir." Damit eilte er beflissen davon.
Die Eingangshalle wies als einzige Möbelstücke zwei seidenbezogene Stühle und einen kleinen Ablagetisch auf. Allerdings bot sie zwei andere eindrucksvolle Dinge. Ihr Boden bestand aus einem kunstvollen Mosaik und ihre Decke war verschwenderisch bemalt und verziert. Zwei riesige Treppen mit aufwendigen Schnitzerein wanden sich in einem Bogen in den zweiten Stock, wo sie oben zusammentrafen. Unter den Treppen befanden sich drei Türen. Die eine führte in den Salon und die beiden anderen in den großen Festsaal. Dort wo die Treppen zusammentrafen, erschien nun Lucius Malfoy und blickte wie ein König zu seinem Volk, auf Snape hinunter. Snape hasste es, zu Malfoy aufsehen zu müssen. Er hatte grundsätzlich eine Abneigung dagegen, zu einem anderen Menschen aufsehen zu müssen. Und Malfoy provozierte es ganz bewusst, das war sicher. Snape trat schnell ein paar Meter zurück, so dass er den Kopf nicht in den Nacken legen musste.
"Severus."
"Guten Abend, Lucius."
Malfoy winkte ihm zu und Snape stieg die Treppe nach oben. Malfoy hatte eine dunkelblaue Robe an und sein Haar schimmerte silbern. Man könnte beinahe denken, der Gute hat einen Heiligenschein! Schoss es Snape durch den Kopf.
"Ich habe mir dein Angebot überlegt."
"Zu welchem Entschluss bist du gekommen?"
"Ich denke ein kleiner Dienst für den Dunklen Lord, wird nicht schaden."
"Nein, vermutlich nicht. Aber wenn du mitkommst, solltest du vielleicht noch über ein paar Kleinigkeiten informiert werden."
Snape nickte und sah interessiert aus, obwohl er ahnte was jetzt kam.
"Lass uns in mein Arbeitszimmer gehen." Meinte Malfoy vor. Snape folgte ihm in einen breiten Raum, der elegant und kostspielig eingerichtet war. Fast alle Möbelstücke bestanden aus Leder, Mahagoni oder anderen teuren Materialien. Wahrscheinlich ist hier selbst die Abstellkammer größer als mein Büro! Snape nahm auf einem schwarzen Ledersessel platz, Malfoy ließ sich ihm gegenüber nieder, nicht ohne zuvor ein Feuer im Kamin zu entfachen.
"Gibt es Änderungen?"
"Eine kleine Änderung. Ich dachte wir laden ein paar Minister ein, lassen sie noch einmal gepflegt mit uns essen und geleiten sie später zu ihren Gräbern."
"Das klingt sehr einfach, wie sehen die Details aus?"
"Details, Details! Beeindruckt dich dieser Plan denn nicht? Jeder hätte gefragt, wie wir auf eine solche, fast wahnwitzige Idee gekommen sind, aber du bist sofort an ihrer Durchführung interessiert."
"Ich bin ein logisch veranlagter Mensch, Lucius, es liegt in meiner Natur, Dinge erst zu glauben, wenn sie bewiesen durchführbar sind."
Lucius lächelte kühl. "Hast du kein Vertrauen mehr in die genialen Pläne der Todesser?"
"Natürlich, aber dieser ist, wie du bereits sagtest, so wahnwitzig, dass ich an seiner Durchführbarkeit zweifle. Allerdings lasse ich mich gerne etwas Besseren belehren."
"Schön für dich, das es dir angenehm ist, Severus, denn ich werde dich nun eines Besseren belehren. Unsere Gäste werden hier ankommen. Crabbe, Garder, Robinson und ich, werden hier mit ihnen essen - ganz normal, die anderen beiden werden die Gräber ausheben. Danach werden wir die Minister in ihre Kutschen setzen, die sie nach Hause bringen sollen. Wir apparieren zu unserem Sammelplatz, dann dürften wir noch eine knappe halbe Stunde haben um die letzten Vorbereitungen zu treffen. Die Minister sollen gegen halb zwölf landen. Es werden fünf sein. Wir werden sie sich vor ihre Gräber stellen lassen und sie töten. Du siehst, es ist nicht allzu kompliziert."
Snape hatte Malfoys selbstgefälligen Worten gelauscht. "Ihr geht davon aus, dass sich die Minister nicht wehren werden?"
"Ja allerdings. Der dunkle Lord persönlich beabsichtigt zu kommen. Ich glaube kam, das einer von ihnen es wagen wird, auch nur laut zu atmen. Und wenn doch, wird er sterben. Wir sind acht, dazu kommt die Leibgarde seiner Lordschaft und der Dunkle Lord selbst. Wir sind unschlagbar." Sein Ton war arrogant und bestimmt. Und es ärgerte Snape noch mehr, weil er wusste, das Malfoy recht hatte.
"Du siehst, alles ist perfekt."
Snape nickte und lächelte kühl. Perfekt wie die weißen Kiesel vor deiner Tür, Malfoy.
Malfoy lehnte sich zurück. "Wie läuft es mit den Schülern?"
Snape überlegte kurz und ergriff die Gelegenheit. "Ganz nett. Allerdings sind die meisten restlos unbrauchbar. Es gibt natürlich ein paar Ausnahmen. Die Kleine die du gestern gesehen hast, ist möglicherweise gar nicht dumm. Ach ja, mir schien es, als würdet ihr euch kennen?"
"So kann man es sagen." Meinte Malfoy und sah Snape scharf an. "Ihre Mutter sagte ich wäre ihr Vater."
Snape holte unmerklich tief Luft. Himmel... "Nun gut was die Frauen sagen muss nicht immer stimmen. Was denkst du?"
"Ich werde es wohl sein. Ihre Mutter mag alles mögliche sein, aber keine Hure. Willst du einen Whiskey bevor du gehst?"
Sie tranken mehr als einen Whiskey und sprachen in knappem Ton von Belanglosigkeiten. Irgendwann war Snape aufgestanden und hatte sich verabschiedet.
In seinem Bett lag er noch eine ganze Weile wach, bis er schließlich einschlief.
~S.S~
Am nächsten Morgen dankte er sämtlichen Heiligen die ihm einfielen dafür, das Sonntag war.
Er stand auf und war nach kurzer Zeit oben in der Halle zum Frühstück. Es war zwar für ihn bereits recht spät, für die Schüler aber immer noch früh. Snape war also fast allein in der Großen Halle. Er ärgerte sich ein bisschen, denn er hatte gehofft Aylen Wilkes möglichst früh zu treffen, um ihr noch einmal zu befehlen, sich heute Nacht nicht sehen zu lassen.
Tatsächlich traf er sie allerdings erst nach dem Mittagessen. Er sah Aylen Wilkes und lief auf sie zu. Er musste dringend mit ihr reden.
"Guten morgen Miss Wilkes. Ich hoffe Sie haben Zeit? Ich möchte Sie unbedingt in meinem Büro sprechen."
Sie sagte nichts, folgte ihm aber. Er ließ sie vorangehen und schloss hinter sich seine Bürotür.
"Also Miss Wilkes, oder ist Ihnen Malfoy lieber?"
Aylen zuckte zusammen. "Woher wissen Sie das?"
"Ihr Vater hat es mir gestern verraten."
"Er ist nicht mein Vater! Er hat siebzehn Jahre meines Lebens verpasst! Also nennen Sie mich nicht so!"
Snape lächelte kühl. "Wenn es Ihnen lieber ist. Also ist das der Grund, warum Sie auf seiner Feier waren?"
"Meine Mutter hat es ihm gesagt. Er hat sie daraufhin ermordet." Sagte sei tonlos.
Snape schwieg. Er hatte die Bilder deutlich vor Augen.
"Er hat sie ermordet." Wiederholte sie leise. In ihren Augen sammelten sich Tränen.
"Wieso sind Sie nicht bei ihr aufgewachsen, sondern bei ihrer Tante?"
"Weil meine Mutter im Ausland arbeitete. Sie war das Jahr über nicht in England. Sie kam immer in den Ferien zu mir." Trotzig wischte sie sich mit der Hand die Tränen aus den Augen.
"Miss Wilkes, wieso wollte Ihre Mutter es ausgerechnet an diesem Tag erzählen, warum während einem Treffen? Man muss damit rechnen umgebracht zu werden, wenn man kein Todesser ist und sich trotzdem dort aufhält."
Aylen schüttelte den Kopf und schwieg. "Finden Sie es schlimm? Es zu wissen meine ich."
"Das Sie seine Tochter sind? Nein, schließlich gibt es andere die freiwillig in seine Familie eintreten."
Aylen sah auf. "Aber ich habe diese Gene in mir, ich bin ein Teil von ihm. Ich bin... ich könnte jeden Tag dasselbe tun"
"Nein." Bemerkte er trocken. "Bei aller Liebe zur Eitelkeit Miss Wilkes. So begabt wie er, sind Sie nicht. Und er ist genial, schrecklich, aber genial."
Aylen starrte ihn an. "Ich finde nichts an ihm genial."
Snape zuckte mit den Schultern und schwieg.
"Wissen Sie, das der Dunkle Lord sich für morgen angekündigt hat?"
Aylen sah auf. "Was?"
"Malfoy hat es mir gestern erzählt. Wollen Sie immer noch mitkommen?"
"Ja."
"Er ist noch viel schlimmer als Ihr Vater. Schrecklicher, gerissener, genialer."
Aylen starrte ihn an. "Professor Snape, ich denke Sie gehen zu weit. Genial... das ist Makaber!!!"
Snape lächelte schwach. "Nein, Miss Wilkes, natürlich ist es genial, woher wollen Sie wissen ob ihre beschränkten Ansichten über gut und böse richtig sind? Wer weiß? Vielleicht ist es genau umgekehrt? Jemand sagte mal: Humor ist, wenn man trotzdem lacht."
Aylen stand auf. "Was? Ich kenne den Spruch, aber er ist mit Sicherheit nicht für solche Situationen gedacht."
Snape lächelte jetzt wirklich, kühl, aber er lächelte. "Wer sagt das? Sie? Nun ich gebrauche es so."
Aylen versteifte sich. "Das ist widerlich."
Snape spottete "Nun ja Sie wollten meine Meinung hören..."
Aylen nickte. "Natürlich."
Snape fuhr fort: "Er bedarf Helfer. Was ich meine ist: Auch er war nicht von Anfang an groß. Auch er brauchte Helfer um so werden zu können. Alleine, merken sie sich das, alleine wäre auch er nichts. Genauso ist Malfoy, er hat nur Macht, weil er sie ihm gewährt. Ihr Vater wäre nur einer von vielen ohne den Dunklen Lord." Er verstummte und musterte sie. Aylen klammerte sich am Sessel fest.
"Ich denke ich gehe jetzt lieber." Sie stand auf.
"Miss Wilkes, laufen Sie nicht immer vor allem weg."
Aylen drehte sich um, öffnete den Mund und schloss ihn wieder. "Ich laufe nicht weg!" presste sie hervor und kam zurück.
"Nein, Sie laufen vor nichts weg. Nur vor sich selbst." Spöttelte er.
Aylen kniff die Augen zusammen. "Fast so wie Sie, nicht wahr, Professor Snape!"
Snapes Mundwinkel kräuselten sich. "Gut beobachtet. Aber es stimmt nicht ganz, Miss Wilkes. Doch ich werde ihnen mein komplexes Innenleben heute nicht offenbaren" Damit lehnte er sich wieder zurück und sah sie an. Aylen fühlte sich mehr als Unwohl.
"Ich bitte Sie, kommen Sie nicht mit. Ich habe dem Dunklen Lord schon öfter gegenübergestanden und es ist nicht schön."
Aylen schnappte nach Luft. "Sie waren ihm wirklich so nah? Ich will ihn sehen." hauchte sie.
"Tatsächlich? Denken Sie? Ich meine es ist gut, dass Sie so etwas noch nicht erleben mussten. Und ich hoffe für Sie, dass Sie es auch nie erleben müssen." Snapes Ausdruck wurde hart. "Vermutlich haben Sie keinen blassen Schimmer davon, wie er ist."
"Ich muss es aber wissen. Ich muss, verstehen Sie. Also sagen Sie mir mit was ich es zu tun habe!" Aylen sah ihn kalt an.
"Sie, meine liebe Miss Wilkes, würden es nicht mal verstehen, wenn die Wahrheit nackt vor ihnen tanzen würde."
Aylen wurde wütend. "Glauben Sie! Schön, dann erklären Sie doch dem kleinen, dummen Kind, dass Sie meinen vor sich zu haben, was die Wahrheit ist!"
Snape lachte kalt auf. "Die Wahrheit, die Wahrheit ist schwer zu erkennen. Manche sind sogar blind für die Wahrheit. Er ist ein seltsames Wesen. Er war vielleicht schon immer so, oder er wurde von irgendetwas zu dem gemacht was er ist. Aber sagen wir einfach, noch würden Sie es nicht ertragen hinsehen zu müssen."
Aylen schnaubte verächtlich. "Ich bin stärker als Sie glauben Mr. Snape!" "Nein", bemerkte er langsam, "Sie sind nicht stärker als ich denke, denn ich stufe Sie bereits als sehr stark ein. Aber die Wahrheit, Miss Wilkes, diese Wahrheit, würden Sie nicht verkraften. Noch nicht."
"Warum nicht? Warum denken Sie das?" fragte sie wütend.
"Sie sind zu naiv." sagte er, nicht ohne einen höhnischen Unterton über ihr wütendes Gesicht. Aylen presste die Lippen zusammen um ihn nicht anzuschreien. Er sah es und sein Blick wurde kalt. "Er ist der kälteste, grausamste Hass den Sie sich vorstellen können. Er ist ausgestattet mit einer Menschen verachtenden Phantasie, mit der Er immer neue Foltermöglichkeiten ersinnt. Er ist die böseste Dunkelheit, Er ist Stärke, Er ist Reichtum und unendliche Macht. Mehr als Sie sich vorstellen können. Ihm ist es nicht egal, wie viele Menschen sterben, Er will das so viele wie möglich sterben. Er will das Schmerz die Welt regiert und Er schafft es, Ihnen beizubringen was Schmerz ist. Dazu benötigt Er nur seinen Zauberstab und selbst ohne dieses Hilfsmittel ist Er zu schrecklichem fähig. Für Ihn sind andere nicht mehr als das hier." Durch seine geballte Faust rieselte Holzspäne zur Erde. Aylen keuchte. Fassungslos starrte sie Snape an, der seine verbitterte dunkle Miene austauschte, gegen das übliche distanzierte Kühl. Er hatte einen uralten Sprachzauber benutzt, um sie seine Worte sehen zu lassen. Während seiner Beschreibung hatte sie das Gefühl gehabt Voldemort sehen zu können. Und sie hatte Schreie gehört, von dem Menschen der zuckend vor Voldemort lag. Sie saß auf ihrem Stuhl, nicht fähig sich zur rühren, nur ihre Finger krallten sich an der Lehne des alten Sessels fest. Snape stand auf. Sein Gesicht war eine kalte Maske. "Sie wollten alles wissen und ich ließ sie nur einen Teil sehen. Miss Wilkes, Sie zittern vor Angst. Vielleicht stimmen Sie mir nun zu, dass Sie besser zu Hause bleiben und dass selbst Sie noch lange nicht stark genug sind um das totale Böse oder Gute zu begreifen."
Sie war aufgestanden und leise gegangen. Snape war sich sicher, Tränen in ihren Augen gesehen zu haben. Er hatte sich alle Mühe gegeben ihr Angst einzujagen. Und er hatte trotzdem keinen blassen Schimmer, ob er Erfolg gehabt hatte. Er saß einen kurzen Moment still auf seinem Sessel, dann ging er in sein Büro um seinen Vorrat an Heiltränken und Kräutern zu überprüfen. Er war sich sicher, dass er sie brauchen würde. Für sich selber und auch für Aylen Wilkes. Falls sie es überhaupt überleben würde. Es schüttelte ihn, wieso war das Mädchen nur so stur? Und er fragte sich warum Dumbledore nicht eingriff. Aber den Direktor zu verstehen war sowieso ein unmögliches Unterfangen.
Snape stand vor seiner Vitrine und warf einen Blick auf die feinsäuberlich beschrifteten Tiegel und Gläser. Alles war trocken gelagert und es roch frisch und scharf nach den Pflanzen, Pilzen und Wurzeln. Er überprüfte die Fläschchen mit den besonders starken Heilelixieren. Wie erwartet war alles zu seiner Zufriedenheit. Allerdings nahm er zwei kleine Dosen und eine Phiole heraus und verstaute sie in einem kleinen Kästchen, welches er in seinen Umhang steckte. Es beinhaltete starke Gegengifte und einen Wiederbelebungstrank. Er warf einen Blick auf die Uhr. In zwei Stunden würde er bei Malfoy sein. Er zog seinen Zauberstab aus dem Umhang und betrachtete ihn gedankenversunken. Das Holz fühlte sich warm an und er hatte das Gefühl, das Energie darin pulsierte und den Stab in Schwingung versetzte. Er hoffte, dass es zu keinen Morden kommen würde, die er begehen musste. Entschlossen steckte er den dünnen Holzstab wieder in seinen Umhang. Kümmere dich um Aylen Wilkes und nicht um dich, wenn du jetzt schon über das nachdenkst, was geschehen könnte, wirst du verrückt, du Narr! Snape ballte die Faust. Er überlegte, ob er Dumbledore benachrichtigen sollte, damit dieser sich der Sache annahm. Allerdings würde die Eule nie schnell genug bei ihm sein. Snape gab es auf. Er schrieb eine knappe Nachricht, in der er alle wichtigen Informationen zusammenfasste und schickte sie mit seiner Eule weg. Immerhin würde sei Gewissen entlastet sein, ob Dumbledore die Nachricht nun rechtzeitig erhielt oder nicht.
Ein Blick auf die Uhr und er beschloss sich fertig zumachen. Er trank sämtliche Gegenmittel, die er fand und suchte nach schwarzen Gewändern, der weißen Maske und dünnen, schwarzen Lederhandschuhen, die er allesamt in seinen Umhangtaschen verschwinden ließ. Als er fertig war lief er durch einen Gang hinaus. Es war noch viel zu früh, aber er beschloss nach Malfoy Manor zu apparieren und zu sehen, wie die Vorbereitungen liefen. Hier in Hogwarts konnte er sowieso nichts sinnvolles mehr tun. Schließlich konnte er Miss Wilkes nicht irgendwo fest ketten, Außerdem war er sich sicher, dass seine Rede Eindruck gemacht hatte.
Er lief zum dritten Mal in so kurzer Zeit die Allee hinauf in Richtung Haus und hing seinen Gedanken nach. Er hoffte sehr, dass er Recht behalten würde, was den gesunden Menschenverstand von Aylen Wilkes betraf. Er hatte ihr Angst gemacht. Gut, vielleicht mit nicht ganz fairen Mitteln, er hatte eine Art Beschwörungsmagie angewandt, die bei Verhören der Todesser benutzt wurde und seit neustem auch im Ministerium. Dieses Verfahren lässt das "Opfer" Dinge sehen oder spüren, die der Sprecher berichtet, oder mit denen er droht. Der Besprochene hat dann das Gefühl, dass er eine Art Vision hat. Und er war sich sicher, dass Aylen Wilkes den Dunklen Lord gesehen hatte bei seinen Erzählungen. Er erinnerte sich an eine Nacht, in der er einen Auroren vor dem Dunklen Lord mit dieser Methode verhören sollte. Man konnte vor allem Angst machen, mit dieser Methode. Angst zum Beispiel davor, dass die Todesser die Familie des Verhörten töten oder ähnliches. Es war also eine Waffe, die einen unglaublichen Druck auf die Psyche des Opfers ausüben konnte.
Snape lief noch zwei Meter weiter, als er plötzlich zusammenfuhr. Verdammt, er war unaufmerksam gewesen!
"Guten Abend." Sagte eine weiche Stimme neben ihm. Er entspannte sich. So klang niemand, der ihm gleich mit Avada Kedavra verfluchen würde.
"Guten Abend." Er drehte sich um, ohne sicher zu wissen wer hinter ihm war, aber er hatte eine Vorahnung.
Eliza Hewit stand vor ihm und setzte ihm ihren Zauberstab auf die Brust.
"So unaufmerksam, Professor?" Sie lächelte ihm zu. "Jemand könnte aus dem Gebüsch kommen, Ihnen den Zauberstab auf die Brust setzen und Sie umbringen."
"Nein." Sagte er und drehte ihre Hand mit dem Zauberstab in einer schnellen Bewegung um, so dass die Spitze des Stabes jetzt auf sie gerichtet war. Sie warf ihm einen überraschten Blick zu.
Snape lächelte ein bisschen, obwohl ihm nicht wirklich danach war. Sie hatte nur zu Recht gehabt.
"Was tun Sie hier Miss Hewit?"
"Warum so förmlich, Severus?" fragte sie leise. Snape atmete langsam aus. Und ließ den Zauberstab los. Himmel, er konnte sich an absolut nichts erinnern, sie konnte ihm jetzt erzählen was sie wollte.
Irgendwo ein verlockender Gedanke.
"Ich wusste nicht wie du jetzt dazu stehst." Versuchte er den Mittelweg. Er ahnte zwar sehr wohl, wie weit er gegangen war, aber vielleicht war es doch nicht so und er hatte ihre ohnehin schon kaum noch existierende Ehre gerettet und sie in Ruhe gelassen. Andererseits hatte sie es gewollt, nicht er. Am Anfang jedenfalls...
Eliza lächelte nicht mehr. Sondern sah ihn ernst an. "Ich stehe zu meinen Taten. Du etwa nicht?" Kurzes Aufflackern von Angst. Snape seufzte innerlich. Keine Frage sie war attraktiv, sehr sogar. Doch er hatte sich geschworen mit einer Frau (oder irgendeinem anderen Lebewesen) nie lange genug zutun zu haben, um sie zu einer Zielscheibe der Todesser zu machen, um ihn zu quälen oder über ihn bestimmen zu können. Es war einfach, Menschen zu bestimmten Handlungen zu zwingen, wenn man jemanden in seiner Gewalt hatte, den sie liebten. Es war fast unmöglich ein Druckmittel zu haben, wenn Menschen nichts in dieser Richtung besaßen. Und trotz aller Anziehungskraft die sie besaß, er würde Voldemort dieses Mittel nicht geben. Vor allem nicht, wenn es Eliza Hewit war.
"Ich stehe immer zu dem was ich tue. Und ich bedaure es auch nicht." Er streckte eine Hand zu ihr aus und berührte sie am Arm. "Aber es ist nicht gut, die Freundin eines Todessers zu sein, wenn dieser gerade unter Verdacht steht ein Spion zu sein."
"Aber jeder steht dauernd unter Verdacht."
Er schüttelte den Kopf. "Es ist nicht gut."
"Warum interessierst du dich dafür, was gut und was schlecht ist? Wieso bist du Todesser, wenn dich das so sehr interessiert?"
Snape schwieg kurz. Sie sah ihm in die Augen und ebenso sicher wie er wusste, dass sie versuchte etwas darin zu lesen, wusste er auch, dass sie nie etwas finden würde.
Ein Geräusch von dem riesigen, schmiedeeisernen Tor in der Einfahrt ließ sie beide von dem Kiesweg springen und in den Schatten der Bäume. Die beiden schwarzen Kutschen für die Minister schwebten herein.
"Heute Abend werden wieder fünf Menschen sterben. Ich werde dabei sein, Malfoy hat mich eingeladen." Sagte er sarkastisch und wunderte sich ein bisschen bestürzt, wie er ihr so etwas erzählen konnte. Aber sie nickte nur betroffen. "Ich weiß."
"Wieso bist du gekommen?" Für eine Sekunde stieg das Bild von Eliza und Malfoy in ihm auf, wie sie eng ineinander verschlungen über den Teppich im Salon rollten, aber er verdrängte es energisch wieder.
"Ich wollte dich wieder sehen und Malfoy hat mir erzählt, dass heute Abend eine große Nacht ist. Ich war mir sicher, dass du kommen würdest."
Sie versuchte ein Lächeln. "Kannst du nicht deine Regeln brechen und - auch wenn es schlecht ist - "
"Was bleibt mir denn noch, wenn ich selbst persönliche Grundsätze über Bord werfe?"
"Vielleicht nichts mehr von den alten Grundsätzen, aber du hättest mich."
Snape schwieg wieder. Er beugte sich nach vorne, zog kurz an sich und küsste sie leicht auf die Stirn. "Ich bin froh, das wir uns hatten in der letzten Nacht, aber zu mehr bin ich nicht bereit um unser beider Willen." Er drehte sich langsam um. Bei Merlin er hasste diese Rolle. Die Götter wissen, dass jeder normale Mann bei ihrem Anblick heute Nacht zu allem bereit gewesen wäre, nur ich spiele meine Märtyrer Rolle weiter!
Eine Hand hielt ihn zurück. Eliza stellte sich vor ihn.
"Du willst also gehen?"
Sie trat einen Schritt näher und küsste ihn auf den Mund, nur leicht. Es war ein kurzer Kuss und eigentlich war nichts dabei, aber er verfehlte seine Wirkung nicht. Es war eine dieser Situationen, die Menschen mit einer Vorliebe für Logik fürchteten. Etwas anderes übernahm zeitweise die Kontrolle. Snape zog sie zu sich heran und erwiderte den Kuss. Als ihre Hände begannen die Öffnung seines Umhanges zu ertasten, löste er sich plötzlich von ihr und trat zurück.
Eliza senkte den Kopf. "Es tut mir Leid."
"Es braucht dir nicht leid tun." Erwiderte er aufgebracht.
Sie schwiegen. Schließlich überwand er sich zu gehen.
"Gute Nacht, Eliza."
Sie sagte nichts mehr.
Snape verstand seine eigene Logik in dieser Sache gerade auch nicht mehr. Aber wusste, in ein oder zwei Nächten, würde er sie wieder verstehen und froh sein, einen Schlussstrich gezogen zu haben.
Als er weit genug von ihr entfernt war, warf er einen Blick auf die Uhr in seinem Umhang. Die Maske leuchtete ihm entgegen. Er steckte sie etwas tiefer in seine Tasche. Es war mittlerweile so spät, dass er bereits zum Treffpunkt apparieren konnte. Seine Gedanken rotierten in seinem Kopf und er hoffte, während er den Spruch sagte, dass er in dieser Verfassung auch an der Richtigen Stelle landen würde.
Voldemort war bereits anwesend. Und mit ihm, in zwei Reihen stehend, zwölf Männer in scharlachroten Umhängen. In der Hand hielt jeder einen schwarzen Stab. Voldemorts Wächter. Und seine besten Vollstrecker. Sie bewegten sich wie ein einziges Lebewesen. Genau zur selben Zeit. Dieses Aufeinander - abgestimmt - sein, machte sie so grauenvoll. Sie strömten eine unglaubliche Macht aus. Jedoch nicht annähernd so viel, wie der Dunkle Lord selbst. Er war nicht sonderlich groß, doch ein Feld aus Kälte umgab ihn, das sämtliche Gedanken und Empfindungen in den Hintergrund drängte und bei seinem Gegenüber nichts als Angst und Furcht zurückließ. Und den Wunsch alles zu tun für diese Macht, um nicht an ihr zu erfrieren.
Selbst Snape wurde es kalt und er kannte das Schauspiel nun schon lange. Für einen Moment fragte er sich, ob Aylen Wilkes hinter einer dieser weißen Masken steckte, doch dann verdrängt er diesen Gedanken. Sie war bestimmt sicher in ihrem Schlafsaal und er brauchte sich nicht um ihr verdammtes Leben zu scheren. Snape trat langsam zu Voldemort, kniete auf dem Boden nieder und wartete.
"Der Giftmischer... wie schön, dass auch du den Weg zu uns gefunden hast, Severus. Wie steht es mit den Tränken die ich in Auftrag gegeben habe?" Voldemort sprach leise. Auf eine absurde Weise gab er seinem Ton etwas sarkastisch vertrautes.
"Sehr gut, Mylord. Ich werde sie Euch zukommen lassen, sobald sie in Gänze ausgereift sind." Seine Stimme tönte dumpf hinter der Maske.
"Das hoffe ich für dich, Snape."
Snape senkte den Kopf noch weiter.
"Du kannst gehen."
Voldemort machte eine Handbewegung und Snape küsste den Saum seines Umhanges und erhob sich langsam. Er hasste es so sehr untergeben zu sein und Voldemort wusste es. Er genoss es ihn vor seinen Füßen kriechen zu lassen. Snape zog sich zurück in den Kreis der Todesser und schwieg.
Voldemort ging ein paar Schritte über die Lichtung. Dann erhob er seine Stimme. Es war eher ein lautes Zischen.
"Wo bleiben sie?"
Die Menge der Todesser wurde unruhig. Wenn Voldemort schlecht gelaunt war, konnte es jeden von ihnen treffen.
"Ich warte nicht gerne, überhaupt nicht gerne." Fügte er hinzu und winkte seine Wächter zu sich. Sie bewegten sich wie eine Wand auf ihn zu. Die Menge der Todesser wich ein Stück zurück.
In diesem Moment erschienen zwei Kutschen am Himmel. Die Todesser atmeten leise hinter ihren Masken aus. Voldemort verzog den Mund.
"Ah, unsere Gäste kommen..."
Die Kutschen landeten unsanft am Rand der Lichtung. Mit einem lauten Knall flogen die Türen auf und die Minister wurden hinausgeworfen. Als sie ihre Aufgaben erfüllt hatten, erhoben sich die schwarzen Kutschen wieder und verschwanden in der Nacht. Snape warf einen Blick auf die fünf Männer, die geschockt versuchten wieder aufzustehen. Voldemort zischte zwei Todessern etwas zu und diese lösten sich aus dem Kreis und hielten auf die Minister zu.
"Aufstehen und mitkommen." Lautete der dumpfe Befehl.
Snape erkannte auf die Entfernung nicht, um welche Männer es sich handelte und er war auch froh darum, dann würde ihm ihr Tod nicht so sehr nachgehen.
Die fünf Gestalten in den smaragdgrünen Umhängen des Ministeriums wirkten unentschlossen. Snape wusste was in ihren Köpfen vorging. Auf der einen Seite hatten sie Angst. Schlimmere Angst, als sie jemals hatten, denn sie wussten, dass sie sterben würden. Auf der anderen Seite, wollten sie versuchen gegen die Lähmung der Angst anzukämpfen, in gewissem Sinne doch nicht hilflos sterben, sondern mit dem Wissen, versucht zu haben sich zu wehren.
Bei vieren unterlag dieser Wunsch der Angst. Beim fünften nicht.
"Was wollen Sie von uns?"
Armer Mann. Er will nichts von dir und auch nichts von deiner Stellung im Ministerium. Er will doch nur, dass jemand stirbt. Und je mehr Einfluss diese Person hat, wenn sie vielleicht sogar für die Sicherheit stand oder die Bekämpfung des Dunklen Lords, um so besser. Dann trifft es Zaubererwelt umso mehr, denn dann fällt wieder ein Schutzwall. Die Hoffnung, dass sich der Lord aus Respekt - denken sie wirklich er hat Respekt vor etwas?! - davor scheut, hochrangige Zauberer anzugreifen.
Lord Voldemort nahm den Menschen in der Welt langsam aber sicher jede Stütze, die sie noch hatten. Alles worauf sie sich berufen konnten, worauf sie hofften und von dem sie glaubten es sei unerschütterlich, nahm er ihnen.
Voldemort lachte leise. In Snapes Nacken stellten sich die feinen Härchen auf.
"Ein kleines Opfer." Meinte Voldemort.
Der Minister zuckte zusammen. Voldemort richtete den Zauberstab auf ihn und rief "Crucio." Der kleine, rundliche Mann krümmte sich zusammen und schrie vor Schmerz. Snape sah hinter seiner Maske woanders hin. Bei Merlin, wann nimmt er endlich den Fluch von diesem Menschen! In diesem Moment rief Voldemort den Fluch zurück.
"Siehst du Mann, dass wollen wir von dir. Ein wenig Spaß, in dieser düsteren Welt." Voldemort lachte und die Todesser fielen mit ein. Die zwei die noch immer neben den Ministern standen, wiederholten ihren Befehl und die fünf Männer taten wie ihnen geheißen wurde. Sie wurden zu den fünf Löchern im Boden geführt. Snape sah die endlose Panik auf ihren Gesichtern. Und die gierigen, lechzenden Augen der Todesser. Ich war einmal ein Teil davon... die Männer zitterten. Einer hatte die Augen geschlossen und murmelte etwas gen Himmel. Ja, wo bleibt ihr Gott in diesen Minuten? Wo? Snape presste die Lippen aufeinander. Er glaubte an nichts. Auch nicht an sich selbst. Er wusste, dass er nicht unfehlbar war und er glaubte an nichts minderes. Und wenn es diese ganzen Götter gab, diese barmherzigen Überwesen, wo waren sie dann jetzt? Was half es den fünf Männern da vorne, dass sie vielleicht ihr ganzes Leben geglaubt hatten? Nichts. Ihr Gott war nicht da. Und welcher barmherzige Gott verlangt von seinen Dienern, auf so eine Art zu sterben?
Snape wäre sofort bereit gewesen, seine Weltordnung umzusortieren, wenn sich ein solcher Gott auch nur einmal während der vielen Todessertreffen gezeigt hätte. Aber das taten sie nicht. Die vielen Götter.
Die fünf Minister standen zitternd vor den Gräben, die Gräber sein würden. Und alle, die Todesser und Voldemort traten zurück. Vom anderen Ende der Lichtung rannten die Wächter Voldemorts in einer einzigen Bewegung auf die fünf Männer zu, die erstarrten. In einer einzigen, gleichen Bewegung hoben die roten Wächter ihre Stäbe und riefen im selben Moment: "Avada Kedavra!" Die Minister fielen mit steifen Gliedern in die Gräben hinter ihnen. Snape würgte hinter seiner Maske. Die Todesser um ihn herum brachen in laute Rufe aus. "Macht und Sieg dem Dunklen Lord!"
Voldemort selbst stand in der Mitte der Lichtung und sah auf makabere Weise aus, wie ein Kind, dessen Lieblingsspielzeug unwiderruflich kaputt gemacht worden war. Allerdings auf seinen Befehl hin. Dann zuckte er mit den Schultern und setzte ein dünnes Lächeln auf, während er die Reihe seiner Todesser abschritt. Malfoy und seine Auserwählten Anderen verließen jetzt das Treffen um sich um die Browns zu kümmern. Snape überlief es kalt.
Er sagte zu jedem etwas. Manchmal leise Drohungen und manchmal laute Befehle. Der Cruciatus war sein ständiger Begleiter. Neben Snape brachen die schwarzen Gestalten zusammen. Je näher Voldemort kam, desto mehr begann seine Haut zu prickeln. Als würde sie wissen, dass ihr gleich weh getan werden würde.
"Du warst in dieser Woche sehr engagiert. Zwei Muggel bei Malfoy gehen auf deine Rechnung." Voldemort verzog sein hässliches Gesicht. "Wie zu deinen besten Zeiten, was?"
Snape ballte die Fäuste unter den weiten Ärmeln.
"Ich bin - ausnahmsweise zufrieden mit dir."
"Danke mein Lord." Snape kniete sich vor ihn und küsste ihm wieder den Umhang.
Für dieses Mal war Voldemort wie eine schwarze Wolke an ihm vorbeigezogen und Snape war wirklich Dankbar. Wenn auch ungern, aber gegen den Cruciatus von Lord Voldemort konnte man nichts ausrichten. Er war zu stark.
Plötzlich blieb der Dunkle Lord neben einem Todesser stehen und zischte ihm etwas ins Ohr. Snape versuchte zu hören worum es ging, verstand aber nichts. Der Todesser antwortete nichts. Voldemort sagte es etwas lauter. Snape verstand immer noch nichts.
Dann plötzlich laut und schneidend: "Crucio!"
Die schwarze Gestalt krümmte sich zusammen. Snape zuckte auch zusammen. Es war eindeutig eine Frauenstimme, die da schrie. Frauen kamen nicht zu Voldemorts Versammlungen. Sie bekamen auch nur ein kleines Dunkles Mal gestochen. Voldemort rief sie nicht zu diesen Treffen, weil die meisten Frauen schwächer waren als die Männer hier und Voldemort hatte nichts übrig für Schwäche. Allerdings respektierte und lobte er sie durchaus, wenn sie seine Dienste gut erfüllten.
Snape krampfte die Finger zusammen. Wenn Aylen Wilkes jetzt gefunden worden war dann-. Die Frau fiel auf die Knie und versuchte verzweifelt Luft zu holen zwischen alle dem Schmerz. Snape sah fassungslos, wie sich eine Wolke blonden Haares löste. Gottverdammt! Diese verfluchte Weib! Er konnte nichts tun. Wenn er jetzt dazwischenging wären sie beide tot. Aylen und er. Voldemort drehte sich um.
"Beschwört das Dunkle Mal, Todesser!" Die schwarzen Gestalten um Snape herum zogen ihre Zauberstäbe. Snape tat es mechanisch auch, wand aber den Blick nicht von der Gestalt. Voldemort hatte den Fluch nicht von ihr genommen. "Morsmordre!" Automatisch murmelte er es mit den anderen und am Himmel erschien gigantisch und grün das Dunkle Mal. Die Gestalt am Boden bewegte sich nicht mehr. Snape schloss die Augen. Vielleicht war sie nur ohnmächtig. Diese Hoffnung bestand. Aber wenn sie aufwachte, konnte sie erhebliche Folgeschäden davon tragen. Er stand bewegungslos da und wartete, bis Voldemort den Befehl zum disapparieren gab. Es dauerte eine Unendlichkeit von Minuten, in denen das Leben von Aylen Wilkes vielleicht an einem seidenen faden hing. Es war ihm nicht erlaubt zu einem von Voldemorts Opfern zu gehen, solange dieser noch anwesend war. Er apparierte in den Wald um die Lichtung und wartete eine endlose Zeit bis sich die Lichtung leerte. Voldemort verschwand mit seinen Wächtern. Als er weg war hastete Snape aus seinem Versteck. Er hatte die Finger zusammengekrampft. Als ob Daumendrücken jetzt noch etwas bringen würde. Als er die Gestalt erreichte zog eine Wolke vor den Mond und verdunkelte die Lichtung. Allerdings leuchtete immer noch gespenstisch und grün das Dunkle Mal am Himmel. Snape war in die Hocke gegangen und hatte das Gewicht auf die Fersen verlagert. Er drehte vorsichtig den bewegungslosen Körper auf die Seite und biss die Zähne zusammen. Die Kapuze war zurückgefallen und die blonden Haare fielen seltsam lebendig um das maskierte Gesicht. Snape suchte in seinem Umhang nach dem Überlebenspaket aus seinem Labor. Er holte die kleine Phiole aus der Schachtel und nahm dem Mädchen die Maske vom Gesicht.
"Gott..."
Er erstarrte in seiner Bewegung. Für eine kleine Ewigkeit schien sein Herzschlag auszusetzen und seine Gedanken stehen zubleiben. Er starrte einfach nur auf das vom Schmerz verzerrte Gesicht vor ihm. Dann schaltete sich sein Kreislauf wieder ein. Er tastete an ihrem Hals nach dem Puls und spürte keinen mehr. Eliza Hewit war tot.
Snape fiel rückwärts nach hinten und starrte in den Nachthimmel. Er hatte zulange gewartet. Zulange, um das letzte bisschen Leben in ihr zu finden und wiederzuerwecken. Über ihm schien das Dunkle Mal und tauchte die Szenerie makaberer Weise in Krankenhaus ähnliches Licht. Es schien ihm als hätte er bereits stunden auf dem feuchten Waldboden gelegen und zu den Sternen gestarrt, in der Hoffnung, dass ihm schwarz vor Augen werden würde und er schließlich in seinem Bett aufwachen würde und alles nur ein Traum war. Plötzlich hörte er leise Schritte neben sich.
"Professor?" Snape zuckte zusammen.
Er fuhr kerzengerade nach oben. Und was er jetzt sah, hätte ihn beinahe wieder umkippen lassen. Aylen Wilkes stand mit leerem Blick neben ihm.
Snape schwieg. Er wusste nicht was er sagen sollte.
"Ich wollte nur sagen - ich gehe jetzt... und ich wollte Ihnen sagen, dass sie recht hatten. Ich hätte in Hogwarts bleiben sollen."
Sie schwieg. Dann fragte sie leise: "Kannten Sie sie? Es tut mir leid."
Snape nickte knapp. "Miss Wilkes gehen Sie." Aylen nickte und legte dann etwas neben ihn ins Gras. Dann verschwand sie in der Nacht. Snape saß still da und sah auf Elizas ebenmäßiges Gesicht, was durch den fluch unter sie gestanden hatte, völlig verzerrt war. Er strich mit der Hand darüber und murmelte etwas. Die Züge glätteten sich und wirkten ruhig und friedlich.
Er schloss die Augen und sehnte sich nach etwas worauf er einschlagen konnte. Dann erinnerte er sich daran, dass Aylen etwas neben ihn gelegt hatte. Er griff danach. Es war ein kleiner Lederbeutel, der mit Schnüren zugebunden war. Snape zog sie auf und schüttelte den Inhalt in seine Handfläche. Ein Stein fiel heraus. Seine Farbe konnte er nicht richtig erkennen in der Dunkelheit, aber er fühlte sich kühl und glatt an, angenehm auf seiner erhitzten Haut. Das wenige Licht glitzerte auf seiner Oberfläche. Ein kleines Stück Pergament lag daneben. Snape faltete es auseinander. Etwas stand darauf geschrieben, in geschwungener Schrift und in einer Tinte, die er selbst in dieser Dunkelheit lesen konnte. Snape las es und verzog schmerzlich den Mund. Der Sugilit = Logik.
Er ließ den Zettel ins Gras fallen und legte sich wieder hin, um in der Nacht eine Antwort zu finden. Das war nicht logisch, aber zum ersten Mal in seinem Leben war es ihm egal.
~S.S~
© März 03 by Leannan ruaidh
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