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Kapitel 2: Magische Suppe
Die 5. Klasse Gryffindor und Slytherin versammelten sich vor dem Kerker2, wie das neue Klassenzimmer hieß. Aufgeregt redeten die Schüler durcheinander. Mit einem lauten Knarzen tat sich die Tür auf und ein lauer Wind fegte die Schüler nach innen. Erstaunt starrten die Kids auf die diversen Ausstattungsstücke im Raum und blieben bewundernd vor der Wolpertingerkollektion stehen.
"Das ist nett, dass ihr zur Begrüßung stehen bleibt, ihr könnt euch aber ruhig setzen, guten Morgen," tönte eine ruhige Stimme aus dem Hintergrund des Raumes. "So, schaun ma mal, wer da so da ist", sagte Haberfeldt als sie nach vorne ans Pult schritt und zog eine Schülerliste heraus, die sie eifrig abhakte als sich die Schüler auf ihre Stühle gesetzt hatten. Dann blickte sie ruhig in den Raum. "Wie ihr sicher schon gemerkt habt, gibt es hier keine Pulte hinter denen ihr euch verstecken könnt, wir arbeiten flexibel und brauchen zuweilen viel Platz. Die Schreiblehne tuts auch, wir nehmen einfach ein kleineres Heftformat. Ihr sollt eh mit euren Augen bei mir sein und nicht soviel rumschreiben, sonst verpasst ihr nur die Hälfte.
Harry begann mit Ron zu flüstern: "Hast du schon.."
"Gelt, dass wir das gleich klären", sagte die Lehrerin betont langsam, "hier rede ich und dann zuweilen der Schüler, den ich aufgerufen habe, ich empfehle nicht sich mit mir anzulegen, Harry, Ron und alle sonst! Damit ihr gleich beschäftigt seid, holt mal meinen Kessel von hinten und stellt ihn in die Mitte, wir wollen heute ein nettes magisches Süppchen kochen..."
Die beiden Jungs erhoben sich mit leicht geröteten Gesichtern und schleppten den Kessel heran. Haberfeldt beobachtete Malfoys hämisches Grinsen und sagte zuckersüß: "Das ist nett, Draco, dass du helfen möchtest, du kannst gleich mal anständig Feuer machen." Malfoy zuckte zusammen. Sie bemerkte wohl alles. Das würden harte Stunden werden. Auch Harry und Ron waren ganz still. Wie konnte man nur so schnell alle Namen auswendig wissen.
Haberfeldt brachte einen großen Reisigkorb mit diversen Zutaten mit. "So, Leute, aufgemerkt, gut zuschauen, wer zuerst errät, was ich heute koche, darf eine Minute früher gehen." Gemurmel der Schüler. -"Außer ihr trödelt mit eurem Gerede so lange rum, dass ich euch länger dabehalten muss..." Stille breitete sich im Raum aus und gespannt beobachteten 20 Schüler, wie die Hexe Schritt für Schritt Zutaten verarbeitete und nacheinander in den Kessel gab. Genießerisch schleckte sie sich über den Mund und grinste: "Das ist wirklich geile schwarze Magie..." Ein dichter Rauch erfüllte den Raum und konkurrierte mit dem beißenden Geruch, der sich in Windeseile überall verteilte. Die Schüler begannen zu husten und selbst Hermione musste sich gewaltsam gegen den Brechreiz wehren, den dies Gemisch hervorrief.
"Dass ihr mir fei nicht in Zimmer speit!" rief Haberfeldt, "gleich hammas geschafft.
"Gibt's schon wen, der weiß, was das ist?"
Hermione schnippte mit ihren Fingern.
"Ah da kommt der Crack, ja Hermione?"
"Das ist wohl die Basis für Lebensmittelgifte..."
"Hervorragend! Gleich ein paar Punkte für Gryffindor... wie war das?... sagen wir mal fünf..."
Alle Augen wandten sich zur Tür, die sich knarzend öffnete. Severus Snape stand im Türrahmen. "Ich wollte nur mal schauen, ob alles in Ordnung ist, das stinkt ja entsetzlich...", murmelte er und hielt sich die Hand vor Mund und Nase.
Haberfeldt schenkte ihm ein breites Lächeln. "Alles paletti, wenn Sie Zeit haben, kommen Sie doch rein und beteiligen sich an diesem Vergnügen, beim Kochen überschneiden sich doch unsere Fächer..."
Der Geruch war nun verflogen, der Dampf fein und weiß, die Flüssigkeit schimmerte durchsichtig. Snape war neugierig. Was hatte die Hexe wohl drauf? Er hatte Zeit und so setzte er sich auf einen freien Platz.
"So, nichts verraten, Leute, das Fräulein Granger hat uns ja schon in die richtige Richtung gebracht, jetzt kümmern wir uns mal um die Anwendung... Schwarze Magie wird selten offensichtlich betrieben. Meist haben wir sie aus dem Hinterhalt zu erwarten, mein einziger, aber wichtiger Tipp: man kann nie wachsam genug sein! Professor Snape, darf ich Sie mal bitten meinen Trank zu begutachten..."
Snape trat an den Kessel und bewunderte die gleichmäßig schimmernde Flüssigkeit. Hinter seinem Rücken steckten die Schüler ihre Köpfe zusammen.
"Ja zum Donnerwetter noch mal, ist jetzt endlich Ruhe!" polterte die Lehrerin in einer Lautstärke, die einen die Ohren anlegen ließ. Dann fuhr sie leise und drohend fort "ich dachte wir hätten das schon geklärt..."
Totenstille. Snape zog eine Augenbraue hoch. Sie wusste sich Autorität zu verschaffen. Dann widmete er sich wieder dem Trank. Es war absolut nichts zu sehen und zu riechen. "Da ich die Zutaten nicht gesehen habe fällt es mir schwer..."
"So solls sein! Ihr seht, selbst der Profi kann leicht überrascht werden. Neville, sei so gut und zähl dem Professor die Zutaten auf!"
Ohne sich einmal zu irren listete Neville die Sachen auf.
"Danke, das war eine lange Liste, noch mal 5 Punkte für Gryffindor! Nun Professor Snape, darf ich Ihnen von meiner Suppe anbieten? Ganz traditionell könnte ich sie z.B. in Zwiebelsuppe anrichten oder auch damit Gerstenbrei anreichern..."
"Sie scherzen", gab Snape zurück.
"Nein, ich wollte den Kids eigentlich etwas über Wirkungen und Nebenwirkungen demonstrieren... wären Sie so freundlich?"
Er schaute sie wie irr an. "Wollen Sie mich umbringen?"
"Mitnichten, das wäre mir zu plump." Sie grinste und zog ein Fläschchen aus dem Ärmel, entkorkte es und hielt es Snape vor die Nase. Wenn ich Ihnen das dazustelle, wieviele Minuten schenken Sie mir für meinen Unterricht?", fragte sie unschuldig und schaute ihm direkt in die Augen.
Sie hatte ihn in der Ecke, würde er sich weigern, hätten die Schüler Grund genug sich einmal wieder über ihn lustig zu machen. Er musste ganz ruhig bleiben. "7 Minuten", sagte er ruhig, "ich hätte gerne Kartoffelsuppe dazu."
"So ists recht" sagte Haberfeldt, schaffte einen kleinen Kessel heran, zündete Feuer an, jagte Kräuter, Kartoffel, Karotten und einige andere Gemüse durch einen Häcksler und warf alles in den Kessel. Die Flammen loderten auf einen leisen Spruch hin hoch und die Hexe steckte ihren Arm in die Suppe. Sie wusch sich das Püree ab und servierte Snape einen Teller Gemisch aus beiden Kesseln.
"Guten Appetit!", rief sie und lachte.
Die Schüler hatten das Gefecht der Lehrer mit Vergnügen betrachtet und wandten sich jetzt gespannt Snape zu, der sich die Suppe schmecken ließ. Haberfeldt wandte sich ihrem Spiegel zu und schien ihn zu befragen. Dann nahm sie ein schwarzes Tuch, hielt es über Snapes Kopf und murmelte "de-tutor! Wir wollen doch nicht mit falschen Karten spielen, Kollege. Vertrauen Sie mir, Sie haben wirklich keinen Schutzspruch nötig..."
Snape erbleichte. Das war ein Fauxpas. Sie hatte ihn wirklich in der Hand.
Er verspürte leichte Magenkrämpfe, seine Pupillen weiteten sich. Sein Blick verschwamm, sein Atem wurde hektisch. Angstschweiß bedeckte seine Stirn. Er brachte kein Wort heraus, seine Kehle war wie ausgetrocknet. Er begann sich in Schmerzen zu winden.
Die Schüler schienen ihren Atem anzuhalten. Das war voll krass.
Snape hatte sich zusammengerollt, seine Arme waren verkrampft, seine Augen zuckten nervös und er begann zu würgen. Sein Gesicht hatte eine hochrote Farbe angenommen, er schien fast zu explodieren. Die Schüler rutschten auf ihren Stühlen herum. Das ging zu weit. Nicht, dass sie es Snape nicht gönnten, doch dabei zuzuschauen, wie jemand ganz langsam dem Ende entgegenging verstörte die Jugendlichen sehr.
"So, sieben Minuten sind um", konstatierte die Hexe, nahm Snape sanft in den Arm, richtete ihn auf und flößte vorsichtig das Gegenmittel ein. Sie stützte dabei seinen Rücken von hinten mit ihrem Knie und schaute ihm tief in die Augen um zu kontrollieren, ob das Mittel seinen Ort erreichte. Snape sackte schlaff in sich zusammen, sodass sie Mühe hatte ihn zu halten. Sie wischte ihm vorsichtig die Stirn ab und blies ihn sanft an. Unendlich langsam erhob sich Snape wie aus dem Koma. Jeder einzelne Körperteil tat ihm unsäglich weh. Er hatte einen grauenhaften Geschmack auf der Zunge. Er zwang sich aufzustehen. Nur keine Blöße geben.
Haberfeldt wandte sich der Klasse zu. "So, jetzt könnt ihr wieder tief durchschnaufen! Herzlichen Dank, Herr Kollege Snape, ich glaube das war eine unvergessliche Lektion zum Thema Gift, mit sieben Minuten halten Sie den Rekord! Das sollte einen frenetischen Applaus wert sein! 20 Punkte für Slytherin"
Gelöst lachend ging die Klasse der Aufforderung nach und spendete Snape langen Beifall. Dieser blickte irritiert auf die Schüler. So etwas hatte er in seiner Laufbahn noch nicht erlebt.
"So," begann die Lehrerin, "nehmen Sie ruhig noch Platz, Kollege, und erholen Sie sich... wir wollen das Gesehene noch ein wenig verarbeiten. Versetzt euch in die Lage, ich hätte mein Gift in einem Gelage so angewandt..."
Die Schüler diskutierten heftig über Verbesserungsmöglichkeiten, damit das Gift nicht so offensichtlich auffallen würde. Sie gingen verschiedene Varianten durch und assistierten bei der Zubereitung eines Basis-Gegengiftes. Alle waren hoch konzentriert.
Rautgundis Haberfeldt warf dieweil einen Blick auf Snape, der wie ein Häufchen Elend am Rand saß. Er tat ihr leid. Ihr war aufgefallen, wie verwirrt er auf den Applaus reagiert hatte. War sie zu weit gegangen? Sie ließ die Schüler ihr Experiment zuende bringen und das Mittel in Fläschchen abfüllen. Dann schickte sie Hermione heraus. Eine Minute später die restlichen Schüler mit einem "Guten Appetit beim Mittagessen!" Die Schüler zogen eilig ab, wobei sie sich aufgeregt miteinander über diese seltsame Stunde austauschten...
Die Lehrerin stoppte von Snapes Platz und reichte ihm die Hand um ihn hoch zu ziehen. Er schaute sie müde an. "Sie verstehen es die Schüler fesselnd zu unterrichten...", zwang er hervor und ließ sich ziehen. Sie hielt ihn fest als er wankte. Für ein paar Sekunden standen die beiden still beieinander. "Alles in Ordnung?", fragte sie sanft und schaute ihn an. Er atmete tief durch und schloss kurz die Augen. "Es geht schon... das mit dem Schutzspruch..."
"... hätte ich auch versucht... Sie haben sich sehr mutig gezeigt, da Sie von den Proportionen der Zusammensetzung nichts gewusst haben,... auch wenn Sie vielleicht einen anderen Eindruck haben sollten, ich schätze Sie, Sie können mir getrost vertrauen, - darf ich Ihnen noch etwas aus der Aufbaukiste anbieten, einen Schnaps vielleicht?"
"Nein, danke!", antwortete Snape. "Wenn Sie mich losließen, würde ich mich jetzt gerne zurückziehen!"
"Oh, Entschuldigung, - nochmal danke", sagte sie ruhig und fast zärtlich und schaute ihm offen ins Gesicht "nix für ungut..."
Snape ging betont langsam und aufrecht aus dem Raum. Er hatte seine Lektion gelernt. Diese Hexe mochte wohl ein Trampel sein, ihre Unterrichtsstunde würde ihm dennoch ewig im Gedächtnis bleiben. Sie hatte eine offene Art mit der sie auf ihn zuging, dass er ihr schwer einen Wunsch abschlagen konnte und sie wusste ihn so herauszufordern, dass er nicht ablehnen konnte ohne sein Gesicht zu verlieren. Das würde ein anstrengendes Jahr werden.
Haberfeldt räumte pfeifend ihren Kerker auf und begab sich bester Laune zum Mittagessen. Das war ein phantastischer Einstand. Wie gut, dass sie sich noch einigermaßen aufs Locken verstand, selbst durch die dicken Kerkerwände hindurch hatte sie Snape herbeiwünschen können. Und dieser Neville hatte trotz genauester Beobachtung nicht mitgekriegt, wie sie ihr Mittel so einmischen konnte, dass der Lockstoff frei wurde... Sie atmete tief durch und blickte in einen Spiegel am Gang. Naja, ihr Outfit würde sie doch irgendwann ändern müssen... aber sonst...
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